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Blick vom Nautilusberg
Blick vom Nautilusberg

Auf Kupfersuche in Lüderitzland

Die Angra Pequena-Expedition
20. FolgeAuch über seine Eindrücke von den hier lebenden Eingeborenen berichtet er seinen Eltern:Die Eingeborenen hier, wenigstens die hier in der Nähe sind verträgliche, wenn auch widerwärtige Menschen. In elendsten Hütten, Kraals wohnend, dessen Formen Euch wohl zur Genüge aus Abbildungen bekannt, führen sie ein trauriges Dasein. Kinder, auch Erwachsene beiderlei Geschlechts gehen oft ganz nackt, ihnen scheint an Kleidern nicht viel zu liegen, denn selbst die hier bei Lüderitz in Arbeit stehenden Hottentotten und Buschmänner, die solche als Lohn mitbekommen, benutzen dieselben nur ungern. Modejournale gibt es deshalb hier gar nicht. Stumpfsinnig und phlegmatisch gehen sie zur Arbeit und werden sie mit der Knute nicht stets angehalten, sind sie zum Erschrecken faul. Anständig behandeln und gut zu essen geben darf man den Eingeborenen nicht, sonst verdirbt man sie. Die Sprache der Hottentotten ist eine an Schnalzlauten sehr reiche. Selbst den Weißen, die schon viele Jahre hier im Lande sind, ist es noch nicht geglückt, diese Sprache zu erlernen. und ich bin überzeugt, Ihr lauft davon. Ich kann mich entsinnen, früher einmal gelesen zu haben, dass die Haut der Farbigen mehr transpiriert als die der Weißen. Dass dies nun aber so bedeutend sei, habe ich nicht geglaubt. Ich habe das Menage verteilen über, bin ich im Lagerraum und unsere 14 Hottentotten stehen um mich herum, so muss ich mir stets erst eine Pfeife stopfen, sonst ist es nicht auszuhalten.

Ein Elend ist es mit der Wäsche. Selbst waschen, dazu fehlt weiches Wasser und Lust. Ich habe hier bisher stets waschen lassen. Doch werde ich in Zukunft wohl selbst meine Waschfrau abgeben müssen, da eines Teils das waschen lassen mir zu teuer, anderenteils sie trotz alledem nicht rein genug ist. Hottentottenfrauen waschen nämlich auf folgende Art: Sie machen die Wäsche nass und schlagen sie dann so lange auf Steine bis sie nach ihren Begriffen rein (!!) ist.

Man ist natürlich entsetzt und schockiert, wenn ein Vorfahre aus der eigenen Familie solche abwertenden und aus heutiger Sicht rassistischen Beurteilungen zu Papier bringt. In allen seinen Briefen und Aufzeichnungen ist es die einzige Äußerung dieser Art. An anderen Stellen kann man beobachten, dass er die Eingeborenen durchweg zwar distanziert, aber fair behandelt hat, hin und wieder findet sich sogar Kritik an der beginnenden Ausbeutung und Benachteiligung der Nama, freilich ohne dass er sich offen dagegen ausgesprochen hätte. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass Robert wie alle seine Kameraden und wie bis auf wenige Ausnahmen seine Landsleute zu Hause von jener zeitgenössischen Überzeugung durchdrungen war, dass die auf einer deutlich höheren Kulturstufe stehenden Europäer selbstverständlich das naturgemäße Recht hatten, als Herren aufzutreten, sich die rückständigen Völker dienstbar zu machen und ihnen die Zivilisation zu bringen.

Zu Beginn der zweiten Novemberhälfte führt die Suche nach Erzen zu ersten erfolgversprechenderen Ergebnissen.

16.11.84

Heute hat Direktor Pohle einen ein Meter mächtigen Erzgang aufgefunden. Erz ist es, darüber sind wir Gelehrten einig, was es ist, darüber sind wir noch nicht einig. Herr Direktor, Prescher und ich haben um 50 Zigarren gewettet. Jeder hält es für etwas anderes. Ich stimmte für Zinkblende. Ohne Chemikalien lässt es sich nicht bestimmen und Herr Dr. Schenck, unser Chemiker, ist in Bethanien, doch wird es sich bald entscheiden.Wie die Wette ausging, werden wir später erst erfahren. Dr. Schenck und Dr. Schinz hatten sich zuvor abgemeldet und waren nach Bethanien gereist, da sie ihre wissenschaftliche Arbeit in Angra Pequena als erfüllt ansahen. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass die Beurteilung und sofortige Untersuchung des Fundes durch den erfahrenen Geologen Schenck von besonderer Bedeutung gewesen wäre.

18.11.1884

Auf der Insel „Pinguin“, wo wir heute waren, um einige Aufnahmen mit dem Theodolith vorzunehmen, haben wir einen ca. 1 m mächtigen Spatgang gefunden, der sehr viel Bleiglanz enthält. Ob sehr silberhaltig, ist noch nicht festgesetzt. Doch ist der Bleiglanz besser vom Ansehen wie der Freiberger Stahlfeine, der schon über 2% Silber hält. Proben will der Herr Direktor nach Freiberg senden. Da die Inseln noch nicht unsere, bleibt dieser Fund Geheimnis. Der auf der Insel wohnende Wächter, der uns begleitete, hat selbstredend nichts von uns erfahren. Streifen des Ganges habe ich unbemerkt gemessen, ebenso einige Streifen davon in die Tasche praktiziert. Morgen schürfen wir nördlich von hier am sogenannten „Nordkap“, wo der Gang nach unserer Berechnung auf dem Festlande aufsetzt.

Diese ersten erfolgversprechenden Funde werden auch von Dr. Nachtigal in seinem Tätigkeitsbericht vom Dezember 1884 erwähnt, wobei er allerdings vor zu verfrühtem Optimismus warnt. Er „wäre mit mehr Vertrauen in die Hoffnungsfreudigkeit des Direktor Pohle abgereist sein, wenn Dr. Schenck anwesend und sein Urteil gleichfalls ein ermutigendes gewesen wäre“.Robert wird mit seinem ersten selbstständigen Einsatz beauftragt von dem er Ende November seinen nächsten Bericht abgibt:Am „Nordkap“, der, wie der Name schon andeutet, sich im Norden den Hafen begrenzend und schützend übers Meer erstreckenden Landzunge, haben wir einige sehr gut scheinende Silber- und Kupfergänge entdeckt. Um dieselben nun weiter auf ihre Abbauwürdigkeit zu untersuchen, bin ich mit vier unserer Leute, dem Koch und 10 Hottentotten am Dienstag, den 25.11. 84 von Herrn Direktor mittels Bootes dahin geschickt worden, um mit Hilfe der Leute Untersuchungen vorzunehmen. In Zelten, die Eingeborenen in ihren Kraals wohnend, haben wir uns am Nordkap angesiedelt. Diese Niederlassung, allerdings nur aus zwei Zelten und drei Kraals bestehend und mit einer Burg nur insofern Ähnlichkeit habend, dass sie auf schroff aus dem Meer aufragenden Felsen steht, hat nun den Namen „Robertsburg“ erhalten. Die Taufe auf meinen Namen sowie die feierliche Aufhissung der Flagge ist während meiner Abwesenheit (war in Angra) erfolgt. Erst bei meiner Rückkehr abends fand ich vor der Ansiedlung eine Tafel mit folgender Aufschrift: „Ort Robertsburg, Territorium Lüderitz, gegründet am 25. November 1884.“ Mit Wasser, Lebensmittel, Waffen etc. gut versehen, führen wir jetzt in „Robertsburg“ ein ganz angenehmes Leben.

Die Untersuchungsarbeiten sind im Gange und ab und zu, alle 4–5 Tage, gehe oder fahre ich nach Angra, um dem Direktor Rapport zu erstatten und Instruktionen und Deckung unserer Bedürfnisse zu holen. Die Entfernung zu Lande von Angra bis Robertsburg ist zur Ebbe 2½, zur Flutzeit 3½ Stunden. Die Resultate, die wir bis dato hier erzielt, sind über Erwarten gut, wenngleich die Fracht der Erze von hier bis Hamburg (Tonne 20 Mark) nicht gering ist. So dürfte, wenn die Gänge in der Teufe zu sich nicht verschlechtern, ein Abbau derselben schon lohnen. Ob von Freiberg Arbeiter nach hier geholt, ob die Gänge einstweilen liegen bleiben, ist noch unbestimmt. Soviel steht fest, dass wir Ende Januar 85 unsere Reise nach dem Oranje River antreten. Mein Entschluss, lieber das Land zu bereisen, anstatt hier die Abbauarbeiten zu leiten, glaube ich mit Eurer Zustimmung gefasst zu haben. Für die Zukunft ist nur letzteres sicher, da die günstige Gelegenheit, unter sicherer Bedeckung und mit allem gut versehen Lüderitzland von Nord nach Süd und von West nach Ost durchreisen zu können, sich in Zukunft nicht wieder bieten dürfte. Sind auch auf der Reise Entbehrungen und Gefahren etwas größer als bisher, so bietet sich doch dafür Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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