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Das grüne Wasserstoff-Fest

Deutschland hofft auf namibische Ressourcen
Vom dritten bis fünften September fand im Safari Centre in Windhoek ein internationales Gipfeltreffen der grünen Wasserstoffbranche statt. Neben führenden Vertretern der Wirtschaft schlenderten auch politische Entscheidungsträger über das Messegelände. Die Abgesandten der Bundesregierung kamen jedoch zu mehr als zum Kaffee schlürfen. Die deutsche Delegation demonstrierte klare Absichten im erhofften Jahrhundertprojekt „green hydrogen".
Jannic Hofmuth
Der Begriff „Freunde“ geht den deutschen Regierungsmitgliedern mühelos und oft über die Lippen, wenn sie über den namibischen Staat als Energiepartner sprechen. Und da man beim Besuch guter Freunde immer ein Geschenk mitbringt, kam es am Mittwoch zur Unterschrift mehrerer Verträge zwischen den beiden Staaten.

Investitionshilfen in Höhe von 8,8 Millionen Euro übergab Michael Kellner, der parlamentarische Staatssekretär des deutschen Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, gemeinsam mit der EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson, und den Delegierten der niederländischen Botschaft in Südafrika an Tom Alweendo, dem namibischen Minister für Bergbau und Energie. Außerdem signierte der Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Jochen Flasbarth mit der EU-Kommissarin den „EU-GET.transform“-Vertrag und überreichte Alweendo somit weitere 2,7 Millionen Euro. Dieser bedankte sich für die Kooperation und betonte, dass diese Gelder direkten Nutzen für „die notwendige Infrastruktur“ haben werden. Außerdem rief er alle Beteiligten dazu auf, gewissenhaft an dem Projekt zu arbeiten, das Namibia mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen „weit nach vorn“ bringen soll. Wie viele Arbeitsplätze exakt entstehen werden, könne noch keiner vorhersagen, doch die Hauptsache ist für Alweendo: „Es wird neue Jobs geben.“

Diesen Vorteil sieht auch Michael Kellner auf namibischer Seite. Deshalb sei es wichtig, Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Für Deutschland sei das Projekt vor allem die Chance, nachhaltige Energiequellen zu sichern. Diese hat die Bundesrepublik nötig, denn bis 2045 möchte Deutschland voll klimaneutral sein. Neben Australien und einigen westafrikanischen Staaten könnte Namibia durch die Wasserstoffversorgung zum wichtigsten Partner in dieser Mission werden.

Unterschiede in politischen Fragen beispielsweise im Bezug auf den Gaza-Konflikt stünden dieser Partnerschaft nicht im Wege. „Namibia und Deutschland sind zwei funktionierende Demokratien, die vieles gemeinsam haben und unter Freunden ist es nicht ungewöhnlich auch abweichende Ansichten zu haben“, sagte Michael Kellner in einem Interview am Rande des Events.

Hersteller für technische Komponenten des Mammutprojekts möchte die Siemens AG werden. Sabine Dall’Omo, Geschäftsführerin für den Sub-Sahara-Raum, unterstrich das Potenzial der Technologie in der Wasserstoffherstellung und den Ressourcenvorteil den Namibia mit seiner Sonneneinstrahlung und Windverfügbarkeit hat. Gleichzeitig sagte Dall’Omo, dass die Ausbildung von lokalen Fachkräften bereits jetzt von Siemens in Form von Partnerschaften mit ortsansässigen Unternehmen vorangetrieben werde. „Dadurch, dass Namibia ein sehr großes Land ist und die Projekte großteils weit vom Landesinneren entfernt sind, ist es wichtig, dass Arbeitskräfte rechtzeitig vor Ort sein werden.“

Die soziale Bedeutung des grünen Wasserstoffprojekts unterstrich auch die ehemalige First Lady Namibias, Monica Geingos. Sie sprach in einer Bühnendiskussion von einer 90- vs 10-Prozent-Verteilung in der namibischen Wirtschaft und wies damit auf die massiven Ungleichheiten im Land hin. Es sei essentiell diese Probleme bei der Ansiedlung der neuen Industrie zu berücksichtigen.

Rund 3 000 Jobs soll allein das Großprojekt des Unternehmens „Hyphen“ generieren. 90 Prozent davon sollen nach Schätzung des Unternehmens mit Namibiern besetzt werden. Der Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth besuchte am vergangenen Wochenende das 4 000 Quadratkilometer große Gelände im Tsau//Khaeb (Sperrgebiet) Nationalpark, auf dem Hyphen, das zur Hälfte von der deutschen GmbH „Enertrag“ finanziert wird, mit Wind- und Sonnenenergie grünen Wasserstoff produzieren möchte. Beim Besuch der Haifischinsel legte Flasbarth auch einen Kranz zum Gedenken an die im von 1904 bis 1907 existierenden Konzentrationslager verstorbenen Nama nieder, wie aus einer Mitteilung des Entwicklungsministeriums hervorgeht. Kritische Stimmen sehen das Projekt in und nahe Lüderitzbucht skeptisch, da sie durch eine mögliche Hafenerweiterung die Gedenkstätte in Gefahr sehen.

Begleitet wurde Jochen Flasbarth auf seiner Reise von Rainer Baake, dem Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation, der sich beim Gipfeltreffen überzeugt von dem möglichen Megaprojekt zeigte. Probleme wie die des Transports müssten zwar teils noch gelöst werden. Hyphen plant, den Wasserstoff durch Elektrolyse in flüssiges Ammoniak umzuwandeln, das dann auf Schiffen nach Europa transportiert werden kann. Die Bedeutung von grünem Wasserstoff auf dem europäischen Energiemarkt sieht Baake jedoch außer Frage. „Es geht hier nicht nur um Deutschland sondern um Länder aus ganz Europa und, wenn wir es alle ernst mit dieser Klimatransformation meinen, dann wird die Nachfrage [nach grünem Wasserstoff] überwältigend sein.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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