Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
85. Folge
Dressurmeisterschaften
Alarich war das beste Pferd, das ich je besessen habe. Er war ein großer, schlaksiger Hannoveraner aus der Voigtland Zucht. Ich habe ihn von dem durch einen tödlichen Autounfall leider viel zu früh verstorbenen Henner Voigts kaufen können. Erst wollte Henner ihn nicht verkaufen, aber da wir gute Freunde waren, hat er dann letzten Endes nachgegeben. Als ich Alarich das erste Mal sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Er wurde nicht nur mein bestes Dressurpferd; ich konnte ihn zu allem gebrauchen, ob Elefantentreiben, Wilddiebe fangen oder zu langen Patrouillen. In der ganzen Zeit hat er mich nie im Stich gelassen und außer zwei Turnieren, wo er Zweiter wurde, hat er alles gewonnen. Damals waren wir Südwester in der Dressur an führender Stelle in Südafrika und ich konnte mit Alarich zweimal die südafrikanischen Meisterschaften gewinnen.
Dazu war ich mit meinem Freund, Fritz Rexrodt und den Pferden nach Südafrika gereist. Dort war Alarich bekannt als „the floating horse“ (das schwebende Pferd). Dabei drückte die Schönheit ihn nicht. Im Stall wirkte er direkt hässlich und wer ihn nicht kannte, wollte nicht glauben, dass es das beste Dressurpferd in Südafrika war. Nur, nicht jeder konnte ihn reiten. Bei Dressurderbys brachte er jedes Mal meine Gegner zur Verzweiflung, jeder bekreuzigte sich, wenn er ihn reiten musste!
Fritz Rexrodt und ich wollten wieder einmal mit unseren Pferden an den Meisterschaften in Südafrika teilnehmen, alles war vorbereitet. Meine Pferde waren bereits auf den Zug verladen und reisten unter Sams Obhut gen Süden. Unsere Pferde mussten eine ganze Woche lang auf dem Zug durchstehen, etwas was sie sehr schlauchte. Während meine Pferde reisten, wollte ich noch schnell eine Patrouille die Südgrenze entlang fahren. Ich nahm jedes Mal meine beiden Revolver mit. Kurz vorher hatte Burger Baard mir seinen .22 Burgo Revolver geschenkt. Ich hatte tags zuvor mit diesem Revolver geschossen und ihn danach achtlos in die Scheide meines eigenen .22 Smith & Wesson gesteckt, ohne die Sicherheitsschnalle zu schließen, da ich die Revolver wieder umtauschen wollte. Aber das hatte ich ganz vergessen.
Draußen stand das Auto und die Buschleute warteten auf mich. Ich ging ins Zimmer und zog wie gewohnt schnell den Revolvergürtel aus der obersten Schublade meines Gewehrschrankes. Dabei fiel der Burgo Revolver aus der offenen Scheide. Der Revolver fiel mit dem Kolben nach unten, Lauf nach oben, zwischen meine Beine. Durch den Aufprall löste sich der Schuss. Es fühlte sich an, als ob mir jemand einen gewaltigen Tritt in den Hintern versetzt hätte. Ich fühlte es warm die Beine herunterlaufen. Ich fasste an den Podex und als ich die Hand emporhob war sie voll Blut. Jetzt erst begriff ich, dass ich mich selbst angeschossen hatte.
Ich habe schon mehrere Tiere geöffnet, die waidwund getroffen waren und jedes Mal war innen ein Matsch. Ich dachte, dasselbe Los hätte auch mich getroffen und dies sei mein Ende. Nun setzten auch die Schmerzen im Unterleib ein, mir wurde schwindelig. Ich legte mich auf den Bauch auf mein Bett und verlor die Besinnung.
Ich erwachte im Flugzeug auf einer Bahre, eine Krankenschwester saß neben mir. Auf ihrem Gesicht spielte ein tröstendes Lächeln. Sie redete mir beruhigend zu. Stoffel Rochér hatte einen Notflug geregelt und man brachte mich nach Windhoek ins Staatskrankenhaus. Dann schwanden mir wieder die Sinne. Als ich im Krankenhaus wieder erwachte, stand mein Freund Helmut zur Strassen neben mir. Er war von Rochér benachrichtigt worden. „Noch mal Glück gehabt, du alter Haudegen!“ schmunzelte er. „Drinnen ist nichts kaputt, nur die Kugel sitzt wie ein Pilz im Beckenknochen. Die Ärzte wollen sie nicht rausholen, zu gefährlich!“ erklärte er weiter. „Jetzt hast du zwei Löcher direkt nebeneinander, du kannst jetzt wählen, welches! Man hat dir ein ganzes Ende Darm herausgezogen und wieder 'reingestopft, wie durch ein Wunder ist der Darm noch intakt!“ erklärte Helmut weiter. Dann lachte er schallend und erzählte: „In der Tür zum Operationssaal stand eine junge Schwester und fragte: „Was ist mit dem Mann los?“ Die assistierende Schwester erklärte: „Er hat sich selbst geschossen“. Die junge Schwester meinte: „Aber Leute, die Selbstmord begehen, schießen sich doch in den Kopf, warum schießt der sich in den Hintern?“ Helmut, der direkt hinter ihr stand und das Gespräch mit angehört hatte, erklärte ihr: „Das war ein Unglücksfall, kein Selbstmordversuch!“ Da erst wurde ihr bewusst, dass Helmut direkt hinter ihr gestanden hatte. Die Schwester sei knallrot angelaufen und wäre sofort weggerannt, lachte Helmut.
Die Wunde war bös. Ein großes blaurotes Loch klaffte neben dem anderen. Zu allem Übel war das Geschoss eine Dum Dum Kugel gewesen (Hohlgeschoss) und hatte eine große Wunde verursacht. Ich musste eine Menge Medikamente schlucken und still liegen. Für Alarich regelte ich telefonisch einen Dressurreiter, der ihn an meiner Stelle reiten sollte. Das Pferd war für verschiedene Turniere genannt und bereits in der Republik. Alles war bezahlt und hatte eine Menge Geld gekostet. Da sollte er dann doch wenigstens teilnehmen. Bei den ersten beiden Turnieren, an denen Alarich unter dem ihm fremden Reiter teilnahm, war er unplaciert. Innerlich geriet ich in Aufruhr. Das konnte man meinem Pferd doch nicht antun. Ich besprach das mit Elke und bestand darauf, Alarich selbst zu reiten. Sie erklärte mich wieder einmal für verrückt. Wegen der noch offenen Wunde und wegen der Schwäche durch Blutverlust würde ich das nie können, war ihre Meinung. In einem untergeschobenen Spiegel begutachtete ich das Schussloch. Es war hässlich anzusehen; dick, blaurot geschwollen klaffte die noch offene Schusswunde, aber mit genügend Antibiotika und einem gutsitzenden Pflaster sollte alles gut verlaufen. In der Dressurreiterei muss man für die Gewichtshilfen sein Hinterteil am intensivsten gebrauchen. Das hatte ich ja bei von Neindorff gelernt. Die Schmerzen, ja, das musste Nebensache werden. Abschalten, dann geht’s schon!
Der behandelnde Arzt war einmal unbemerkt in mein Krankenzimmer gekommen als ich am Fenster stand und sehnsüchtig nach Norden schaute. „Was guckst du so nach Norden? Du willst wohl abhauen; krieg bloß keine dummen Gedanken, mein Freund, rein ins Bett!“ hatte seine Stimme gedröhnt. Ich fühlte mich ertappt und war schnell unter meinen Decken verschwunden. Ich musste einen Plan machen. Wie ein Gefangener aus dem Gefängnis, so musste ich dem Hospital und seinen Ärzten entfliehen. Elke sagte ich, sie solle einen Flug buchen, die nötigen Reitsachen packen und mich zu einer abgemachten Zeit abholen. Wenn sie käme, solle sie den Springbockpfiff nachahmen und die Tür offen halten. Den Rest würde ich selbst organisieren. Als der rote Volkswagen unter meinem Fenster hielt und der abgemachte Pfiff ertönte, begann meine Flucht. Ich war im zweiten Stock und musste eine lange Treppe runter. Auf dem Wege nach unten begegnete mir eine Schwester: „Nanu, wo willst du denn hin?“ fragte sie erstaunt. „Ich habe ein dringendes Bedürfnis. Oben sind alle Toiletten besetzt, ich muss schnell eine Toilette da unten suchen“ antwortete ich. Demonstrativ hielt ich den Hosenboden am Hinterteil fest und ohne ihre Antwort abzuwarten, hastete ich weiter. Wie der Blitz war ich im Volkswagen und Elke stob davon, Richtung Flugplatz. Im Volkswagen zog ich mich um.
Vor meinem ersten Ritt bat ich den Chefrichter, Oberst Handler von der Lipizzaner Reitschule in Wien, um Erlaubnis, mit einer Unterlage auf dem Sattel reiten zu dürfen. Nachdem ich ihm erklärt hatte, was vorgefallen war, erhielt ich die Erlaubnis. Alarich musste ich gut auf Vordermann bringen wegen der langen Zugreise und wegen der Reiterei in meiner Abwesenheit. Ich selbst war mit der ersten Aufgabe nicht zufrieden gewesen, aber Oberst Handler meinte nach der Prüfung, es hätte zum Siege gereicht. Danach war er dann wieder der alte Alarich. Bis auf eine Aufgabe gewann er alles, inklusive die Meisterschaft und das Dressurderby. Alarich wurde Pferd des Jahres, ein Titel, den sonst die Springpferde abonniert hatten. In der Aufgabe, in der ich geschlagen wurde, war es durch meine Schülerin, Ute Baas, die mein anderes Pferd „Max“ ritt. Max war mir zu spinnig und ein richtiger Geistergucker. Ich arbeitete und ritt ihn nicht gern. Die Siege blieben also „in der Familie“.
Was die Wunde anbelangte, sie heilte trotz Reiterei gut. Heute noch sitzt die pilzartige Kugel im Beckenknochen. Jeder Arzt, der eine Röntgenaufnahme vom Rücken und Unterleib machen lässt, wundert sich, wo dieses Stück Metall herkommt.
Dressurmeisterschaften
Alarich war das beste Pferd, das ich je besessen habe. Er war ein großer, schlaksiger Hannoveraner aus der Voigtland Zucht. Ich habe ihn von dem durch einen tödlichen Autounfall leider viel zu früh verstorbenen Henner Voigts kaufen können. Erst wollte Henner ihn nicht verkaufen, aber da wir gute Freunde waren, hat er dann letzten Endes nachgegeben. Als ich Alarich das erste Mal sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Er wurde nicht nur mein bestes Dressurpferd; ich konnte ihn zu allem gebrauchen, ob Elefantentreiben, Wilddiebe fangen oder zu langen Patrouillen. In der ganzen Zeit hat er mich nie im Stich gelassen und außer zwei Turnieren, wo er Zweiter wurde, hat er alles gewonnen. Damals waren wir Südwester in der Dressur an führender Stelle in Südafrika und ich konnte mit Alarich zweimal die südafrikanischen Meisterschaften gewinnen.
Dazu war ich mit meinem Freund, Fritz Rexrodt und den Pferden nach Südafrika gereist. Dort war Alarich bekannt als „the floating horse“ (das schwebende Pferd). Dabei drückte die Schönheit ihn nicht. Im Stall wirkte er direkt hässlich und wer ihn nicht kannte, wollte nicht glauben, dass es das beste Dressurpferd in Südafrika war. Nur, nicht jeder konnte ihn reiten. Bei Dressurderbys brachte er jedes Mal meine Gegner zur Verzweiflung, jeder bekreuzigte sich, wenn er ihn reiten musste!
Fritz Rexrodt und ich wollten wieder einmal mit unseren Pferden an den Meisterschaften in Südafrika teilnehmen, alles war vorbereitet. Meine Pferde waren bereits auf den Zug verladen und reisten unter Sams Obhut gen Süden. Unsere Pferde mussten eine ganze Woche lang auf dem Zug durchstehen, etwas was sie sehr schlauchte. Während meine Pferde reisten, wollte ich noch schnell eine Patrouille die Südgrenze entlang fahren. Ich nahm jedes Mal meine beiden Revolver mit. Kurz vorher hatte Burger Baard mir seinen .22 Burgo Revolver geschenkt. Ich hatte tags zuvor mit diesem Revolver geschossen und ihn danach achtlos in die Scheide meines eigenen .22 Smith & Wesson gesteckt, ohne die Sicherheitsschnalle zu schließen, da ich die Revolver wieder umtauschen wollte. Aber das hatte ich ganz vergessen.
Draußen stand das Auto und die Buschleute warteten auf mich. Ich ging ins Zimmer und zog wie gewohnt schnell den Revolvergürtel aus der obersten Schublade meines Gewehrschrankes. Dabei fiel der Burgo Revolver aus der offenen Scheide. Der Revolver fiel mit dem Kolben nach unten, Lauf nach oben, zwischen meine Beine. Durch den Aufprall löste sich der Schuss. Es fühlte sich an, als ob mir jemand einen gewaltigen Tritt in den Hintern versetzt hätte. Ich fühlte es warm die Beine herunterlaufen. Ich fasste an den Podex und als ich die Hand emporhob war sie voll Blut. Jetzt erst begriff ich, dass ich mich selbst angeschossen hatte.
Ich habe schon mehrere Tiere geöffnet, die waidwund getroffen waren und jedes Mal war innen ein Matsch. Ich dachte, dasselbe Los hätte auch mich getroffen und dies sei mein Ende. Nun setzten auch die Schmerzen im Unterleib ein, mir wurde schwindelig. Ich legte mich auf den Bauch auf mein Bett und verlor die Besinnung.
Ich erwachte im Flugzeug auf einer Bahre, eine Krankenschwester saß neben mir. Auf ihrem Gesicht spielte ein tröstendes Lächeln. Sie redete mir beruhigend zu. Stoffel Rochér hatte einen Notflug geregelt und man brachte mich nach Windhoek ins Staatskrankenhaus. Dann schwanden mir wieder die Sinne. Als ich im Krankenhaus wieder erwachte, stand mein Freund Helmut zur Strassen neben mir. Er war von Rochér benachrichtigt worden. „Noch mal Glück gehabt, du alter Haudegen!“ schmunzelte er. „Drinnen ist nichts kaputt, nur die Kugel sitzt wie ein Pilz im Beckenknochen. Die Ärzte wollen sie nicht rausholen, zu gefährlich!“ erklärte er weiter. „Jetzt hast du zwei Löcher direkt nebeneinander, du kannst jetzt wählen, welches! Man hat dir ein ganzes Ende Darm herausgezogen und wieder 'reingestopft, wie durch ein Wunder ist der Darm noch intakt!“ erklärte Helmut weiter. Dann lachte er schallend und erzählte: „In der Tür zum Operationssaal stand eine junge Schwester und fragte: „Was ist mit dem Mann los?“ Die assistierende Schwester erklärte: „Er hat sich selbst geschossen“. Die junge Schwester meinte: „Aber Leute, die Selbstmord begehen, schießen sich doch in den Kopf, warum schießt der sich in den Hintern?“ Helmut, der direkt hinter ihr stand und das Gespräch mit angehört hatte, erklärte ihr: „Das war ein Unglücksfall, kein Selbstmordversuch!“ Da erst wurde ihr bewusst, dass Helmut direkt hinter ihr gestanden hatte. Die Schwester sei knallrot angelaufen und wäre sofort weggerannt, lachte Helmut.
Die Wunde war bös. Ein großes blaurotes Loch klaffte neben dem anderen. Zu allem Übel war das Geschoss eine Dum Dum Kugel gewesen (Hohlgeschoss) und hatte eine große Wunde verursacht. Ich musste eine Menge Medikamente schlucken und still liegen. Für Alarich regelte ich telefonisch einen Dressurreiter, der ihn an meiner Stelle reiten sollte. Das Pferd war für verschiedene Turniere genannt und bereits in der Republik. Alles war bezahlt und hatte eine Menge Geld gekostet. Da sollte er dann doch wenigstens teilnehmen. Bei den ersten beiden Turnieren, an denen Alarich unter dem ihm fremden Reiter teilnahm, war er unplaciert. Innerlich geriet ich in Aufruhr. Das konnte man meinem Pferd doch nicht antun. Ich besprach das mit Elke und bestand darauf, Alarich selbst zu reiten. Sie erklärte mich wieder einmal für verrückt. Wegen der noch offenen Wunde und wegen der Schwäche durch Blutverlust würde ich das nie können, war ihre Meinung. In einem untergeschobenen Spiegel begutachtete ich das Schussloch. Es war hässlich anzusehen; dick, blaurot geschwollen klaffte die noch offene Schusswunde, aber mit genügend Antibiotika und einem gutsitzenden Pflaster sollte alles gut verlaufen. In der Dressurreiterei muss man für die Gewichtshilfen sein Hinterteil am intensivsten gebrauchen. Das hatte ich ja bei von Neindorff gelernt. Die Schmerzen, ja, das musste Nebensache werden. Abschalten, dann geht’s schon!
Der behandelnde Arzt war einmal unbemerkt in mein Krankenzimmer gekommen als ich am Fenster stand und sehnsüchtig nach Norden schaute. „Was guckst du so nach Norden? Du willst wohl abhauen; krieg bloß keine dummen Gedanken, mein Freund, rein ins Bett!“ hatte seine Stimme gedröhnt. Ich fühlte mich ertappt und war schnell unter meinen Decken verschwunden. Ich musste einen Plan machen. Wie ein Gefangener aus dem Gefängnis, so musste ich dem Hospital und seinen Ärzten entfliehen. Elke sagte ich, sie solle einen Flug buchen, die nötigen Reitsachen packen und mich zu einer abgemachten Zeit abholen. Wenn sie käme, solle sie den Springbockpfiff nachahmen und die Tür offen halten. Den Rest würde ich selbst organisieren. Als der rote Volkswagen unter meinem Fenster hielt und der abgemachte Pfiff ertönte, begann meine Flucht. Ich war im zweiten Stock und musste eine lange Treppe runter. Auf dem Wege nach unten begegnete mir eine Schwester: „Nanu, wo willst du denn hin?“ fragte sie erstaunt. „Ich habe ein dringendes Bedürfnis. Oben sind alle Toiletten besetzt, ich muss schnell eine Toilette da unten suchen“ antwortete ich. Demonstrativ hielt ich den Hosenboden am Hinterteil fest und ohne ihre Antwort abzuwarten, hastete ich weiter. Wie der Blitz war ich im Volkswagen und Elke stob davon, Richtung Flugplatz. Im Volkswagen zog ich mich um.
Vor meinem ersten Ritt bat ich den Chefrichter, Oberst Handler von der Lipizzaner Reitschule in Wien, um Erlaubnis, mit einer Unterlage auf dem Sattel reiten zu dürfen. Nachdem ich ihm erklärt hatte, was vorgefallen war, erhielt ich die Erlaubnis. Alarich musste ich gut auf Vordermann bringen wegen der langen Zugreise und wegen der Reiterei in meiner Abwesenheit. Ich selbst war mit der ersten Aufgabe nicht zufrieden gewesen, aber Oberst Handler meinte nach der Prüfung, es hätte zum Siege gereicht. Danach war er dann wieder der alte Alarich. Bis auf eine Aufgabe gewann er alles, inklusive die Meisterschaft und das Dressurderby. Alarich wurde Pferd des Jahres, ein Titel, den sonst die Springpferde abonniert hatten. In der Aufgabe, in der ich geschlagen wurde, war es durch meine Schülerin, Ute Baas, die mein anderes Pferd „Max“ ritt. Max war mir zu spinnig und ein richtiger Geistergucker. Ich arbeitete und ritt ihn nicht gern. Die Siege blieben also „in der Familie“.
Was die Wunde anbelangte, sie heilte trotz Reiterei gut. Heute noch sitzt die pilzartige Kugel im Beckenknochen. Jeder Arzt, der eine Röntgenaufnahme vom Rücken und Unterleib machen lässt, wundert sich, wo dieses Stück Metall herkommt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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