„Hochgradig störender Tourismus“
Unkontrollierte Motoradtouren durch Kommunal-Hegegebiete
Eine Recherche ergibt, dass das Schweizer Reiseunternehmen „Hannibal Tours" allein für vermeintliche Regelverstöße verantwortlich gehalten wird, derweil es nur eines von zwei Unternehmen ist, die ungefähr zur gleichen Zeit Motorradtouren im Nordwesten Namibias angeboten haben. Insbesondere das zweite, amerikanische Unternehmen „Freshline Moto Adventures Club" (FMAC) soll indessen unangenehm aufgefallen sein.
Von Frank Steffen, Windhoek
Viele inoffizielle Verhaltensregeln, die von Naturliebhabern generell als selbstverständlich geachtet werden, scheinen unter Motorradtour-Teilnehmern zumindest teilweise weniger Beachtung zu finden. Ein schweizer und ein amerikanisches Reiseunternehmen sind dadurch ins Visier geraten.
„Hannibal Tours“ (HT) spezialisiert sich auf Abenteuerreisen im südlichen Afrika, aber auch in Zentralasien und der Mongolei. Als Teil ihres Tourismusangebots bieten sie Enduro-Abenteuerreisen an: „Erleben Sie mit einer Motorradtour eine faszinierende Mischung aus unberührter Natur und Motorradfahren.“ Es ist eine solche Reise, die in der vorigen Woche zu einem öffentlichen Aufschrei in den elektronischen Medien, vor allem einem Medienportal des Ministeriums für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT), führte (AZ berichtete).
Pannen verhindern Weiterreise
Eine Videoaufnahme eines schleunigst angereisten Fremdenführers aus der Gegend (den lokalen Hegegebieten und Ultimate Safaris angehörend) zeigte, dass sich die Gäste von HT unweit des Wasserloches „Probleem“ (nach der ehemaligen Farm benannt) niedergelassen hatten. Während eines Gesprächs mit der AZ erklärten die Betreiber von HT, Diana Imholz und Carlo Rausa, dass die Gruppe zwei Motorradpannen und eine weitere an einem der Begleitwagen habe reparieren müssen. „Das war so schnell nicht zu schaffen und somit ließen wir uns für die Nacht auf der Zementfläche des ehemaligen Farmhauses nieder“, erklärte Rausa.
Rausa beteuerte, dass, entgegen der erhobenen Vorwürfe, seine Gäste grundsätzlich auf den vorgegebenen Wegen blieben, „mit einem Fahrzeug, das voranfährt und einem Wagen hinten dran“. Wer sich nicht benehme, werde verwarnt und beim zweiten Vorfall werde das Motorrad auf einen der Anhänger verladen. Imholz betonte, dass ihre Gäste in diesem spezifischen Fall dem älteren Semester angehörten und alles Leute gewesen seien, die „an erster Stelle die Natur genießen wollen“.
Motorradtour der Extreme
Wer extreme Adrenalintrips bevorzugt, scheint indessen besser bei FMAC aufgehoben zu sein. Dies wird unumwunden auf der Internetseite klargestellt und Anwärter müssen einen langen Fragebogen ausfüllen, damit sie als angemessen qualifiziert erkannt werden können: „Wir sind auf einer Mission, jeden Kontinent dieser Welt mit dem Motorrad zu erkunden.“ Ziel sei es, einmalige Abenteuer in der unberührten Natur zu erleben.
Laut einem Ranger des „Save the Rhino Trusts“ (SRT), der ferner mit der gemeinsamen Initiative der Uibasen & Twyfelfontein-, Sorris Sorris- und Doro !nawas-Hegegebiete südwestlich von Khorixas im Damaraland zusammenarbeitet, war es eine Gruppe von FMAC-Motorradfahrern, die vor knapp zwei Wochen mitten durch den Busch preschten: „Sie sind vom ‚Freshline Motorad-Club‘ in Nashville in den USA und benutzen Karten und stellen ihre eigenen Routen zusammen. Sie sind vom Brandberg aus losgefahren und wollen heute nach Twyfelfontein...“ Die Leute würden willkürlich drauflosfahren, ohne derselben Spur zu folgen und die Natur generell stören, heißt es auf einer Sprachnachricht dieses Rhino-Trackers.
Hegegebiet wird Privatbesitz
„Die Hegegebiete verdienen ihr Geld, indem sie zahlende Gäste auf Pirschfahrten und selbst Ausflüge zu Fuß nehmen. Dabei achten sie darauf, die Tiere nicht zu stören, schon gar nicht an einer Wasserstelle“, sagte Tristan Cowley von Ultimate Safaris der AZ. Cowley ist treibende Kraft hinter den Kommunalvertretern der obengenannten drei Hegegebiete, die das Umweltministerium ersucht haben, ihre Gebiete als zusammengefasstes Areal mieten zu dürfen, um dadurch ein 19 000 Hektar umfassendes Schutzgebiet entstehen zu lassen.
„Dann ist natürlich Schluss mit den Motorradtouren, denn Motorräder wirken sich nun mal störend auf diese Umwelt und vor allem unsere Nashörner aus. Wenn dies erst einmal Privatbesitz ist, können wir die Leute dazu verpflichten, den bestehenden Wegen zu folgen und wichtiger noch, es kann sich dann kein Mensch mehr an irgendeiner Wasserstelle niederlassen, egal, ob es ein junger Draufgänger ist oder ein älterer, besonnener Mensch“, sagte Cowley. Es störe ihn, dass gerade Motorradgruppen grundsätzlich wild campen würden, anstatt die Kommunal-Rastplätze zu unterstützen.
Beide störten Rhinos
Erst durch die Klärung der nächsten Anfahrtsziele und den Austausch aller Video-Clips wurde klar, dass es sich um zwei verschiedene Motorradgruppen handelte, die als eine Gruppe – nämlich Hannibal – auf der MEFT-Seite scharf kritisiert und über einen Kamm geschoren wurden. HT war indessen nie von Beamten getadelt worden und fuhr weiter nach Omaruru, während sich FMAC nicht hatte ansprechen lassen wollen und sich obendrein auf dem Weg nach Twyfelfontein befand. Die beiden Gruppen hatten nachweislich eines gemein: Ihre Nachtlager, die laut allen Naturschützern zu nahe am Wasserloch gelegen waren.
Laut Andrew Malherbe, dem Betriebsleiter des SRTs, haben diese Fälle dazu geführt, dass sich „Interessenträger zusammengefunden haben und nun wird man diese Motorradtouren neu betrachten“. Die bestehende Gesetzgebung mache es den Hegegebieten unmöglich, konsequent durchzugreifen: „Wir können die Leute ansprechen und wir können Schilder für Camping-Verbote aufstellen, aber wir haben letztendlich keine gesetzliche Handhabe! Wir sind also machtlos den Leuten ausgesetzt, die sich über alle Regeln hinwegsetzen.“
So sei beispielsweise das „Probleem“-Wasserloch eine isolierte Wasserstelle, die für die Tiere wichtig sei und darum nie gestört werden sollte: „Wir hatten dort immer acht bis neun Nashörner sowie Elefanten und Löwen, doch durch diesen hochgradig störenden Tourismus bleiben die Tiere der Wasserstelle fern – die Rhinos werden gestört und wandern ab!“
Bis Redaktionsschluss lag von FMAC noch keine Reaktion auf Nachfragen vor.
Viele inoffizielle Verhaltensregeln, die von Naturliebhabern generell als selbstverständlich geachtet werden, scheinen unter Motorradtour-Teilnehmern zumindest teilweise weniger Beachtung zu finden. Ein schweizer und ein amerikanisches Reiseunternehmen sind dadurch ins Visier geraten.
„Hannibal Tours“ (HT) spezialisiert sich auf Abenteuerreisen im südlichen Afrika, aber auch in Zentralasien und der Mongolei. Als Teil ihres Tourismusangebots bieten sie Enduro-Abenteuerreisen an: „Erleben Sie mit einer Motorradtour eine faszinierende Mischung aus unberührter Natur und Motorradfahren.“ Es ist eine solche Reise, die in der vorigen Woche zu einem öffentlichen Aufschrei in den elektronischen Medien, vor allem einem Medienportal des Ministeriums für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT), führte (AZ berichtete).
Pannen verhindern Weiterreise
Eine Videoaufnahme eines schleunigst angereisten Fremdenführers aus der Gegend (den lokalen Hegegebieten und Ultimate Safaris angehörend) zeigte, dass sich die Gäste von HT unweit des Wasserloches „Probleem“ (nach der ehemaligen Farm benannt) niedergelassen hatten. Während eines Gesprächs mit der AZ erklärten die Betreiber von HT, Diana Imholz und Carlo Rausa, dass die Gruppe zwei Motorradpannen und eine weitere an einem der Begleitwagen habe reparieren müssen. „Das war so schnell nicht zu schaffen und somit ließen wir uns für die Nacht auf der Zementfläche des ehemaligen Farmhauses nieder“, erklärte Rausa.
Rausa beteuerte, dass, entgegen der erhobenen Vorwürfe, seine Gäste grundsätzlich auf den vorgegebenen Wegen blieben, „mit einem Fahrzeug, das voranfährt und einem Wagen hinten dran“. Wer sich nicht benehme, werde verwarnt und beim zweiten Vorfall werde das Motorrad auf einen der Anhänger verladen. Imholz betonte, dass ihre Gäste in diesem spezifischen Fall dem älteren Semester angehörten und alles Leute gewesen seien, die „an erster Stelle die Natur genießen wollen“.
Motorradtour der Extreme
Wer extreme Adrenalintrips bevorzugt, scheint indessen besser bei FMAC aufgehoben zu sein. Dies wird unumwunden auf der Internetseite klargestellt und Anwärter müssen einen langen Fragebogen ausfüllen, damit sie als angemessen qualifiziert erkannt werden können: „Wir sind auf einer Mission, jeden Kontinent dieser Welt mit dem Motorrad zu erkunden.“ Ziel sei es, einmalige Abenteuer in der unberührten Natur zu erleben.
Laut einem Ranger des „Save the Rhino Trusts“ (SRT), der ferner mit der gemeinsamen Initiative der Uibasen & Twyfelfontein-, Sorris Sorris- und Doro !nawas-Hegegebiete südwestlich von Khorixas im Damaraland zusammenarbeitet, war es eine Gruppe von FMAC-Motorradfahrern, die vor knapp zwei Wochen mitten durch den Busch preschten: „Sie sind vom ‚Freshline Motorad-Club‘ in Nashville in den USA und benutzen Karten und stellen ihre eigenen Routen zusammen. Sie sind vom Brandberg aus losgefahren und wollen heute nach Twyfelfontein...“ Die Leute würden willkürlich drauflosfahren, ohne derselben Spur zu folgen und die Natur generell stören, heißt es auf einer Sprachnachricht dieses Rhino-Trackers.
Hegegebiet wird Privatbesitz
„Die Hegegebiete verdienen ihr Geld, indem sie zahlende Gäste auf Pirschfahrten und selbst Ausflüge zu Fuß nehmen. Dabei achten sie darauf, die Tiere nicht zu stören, schon gar nicht an einer Wasserstelle“, sagte Tristan Cowley von Ultimate Safaris der AZ. Cowley ist treibende Kraft hinter den Kommunalvertretern der obengenannten drei Hegegebiete, die das Umweltministerium ersucht haben, ihre Gebiete als zusammengefasstes Areal mieten zu dürfen, um dadurch ein 19 000 Hektar umfassendes Schutzgebiet entstehen zu lassen.
„Dann ist natürlich Schluss mit den Motorradtouren, denn Motorräder wirken sich nun mal störend auf diese Umwelt und vor allem unsere Nashörner aus. Wenn dies erst einmal Privatbesitz ist, können wir die Leute dazu verpflichten, den bestehenden Wegen zu folgen und wichtiger noch, es kann sich dann kein Mensch mehr an irgendeiner Wasserstelle niederlassen, egal, ob es ein junger Draufgänger ist oder ein älterer, besonnener Mensch“, sagte Cowley. Es störe ihn, dass gerade Motorradgruppen grundsätzlich wild campen würden, anstatt die Kommunal-Rastplätze zu unterstützen.
Beide störten Rhinos
Erst durch die Klärung der nächsten Anfahrtsziele und den Austausch aller Video-Clips wurde klar, dass es sich um zwei verschiedene Motorradgruppen handelte, die als eine Gruppe – nämlich Hannibal – auf der MEFT-Seite scharf kritisiert und über einen Kamm geschoren wurden. HT war indessen nie von Beamten getadelt worden und fuhr weiter nach Omaruru, während sich FMAC nicht hatte ansprechen lassen wollen und sich obendrein auf dem Weg nach Twyfelfontein befand. Die beiden Gruppen hatten nachweislich eines gemein: Ihre Nachtlager, die laut allen Naturschützern zu nahe am Wasserloch gelegen waren.
Laut Andrew Malherbe, dem Betriebsleiter des SRTs, haben diese Fälle dazu geführt, dass sich „Interessenträger zusammengefunden haben und nun wird man diese Motorradtouren neu betrachten“. Die bestehende Gesetzgebung mache es den Hegegebieten unmöglich, konsequent durchzugreifen: „Wir können die Leute ansprechen und wir können Schilder für Camping-Verbote aufstellen, aber wir haben letztendlich keine gesetzliche Handhabe! Wir sind also machtlos den Leuten ausgesetzt, die sich über alle Regeln hinwegsetzen.“
So sei beispielsweise das „Probleem“-Wasserloch eine isolierte Wasserstelle, die für die Tiere wichtig sei und darum nie gestört werden sollte: „Wir hatten dort immer acht bis neun Nashörner sowie Elefanten und Löwen, doch durch diesen hochgradig störenden Tourismus bleiben die Tiere der Wasserstelle fern – die Rhinos werden gestört und wandern ab!“
Bis Redaktionsschluss lag von FMAC noch keine Reaktion auf Nachfragen vor.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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