Weihnachten weltweit
Herbergssuche, Surfende Santas, Gnome und Lottofieber
An manchen Orten dieser Welt dauert Weihnachten 130 Tage. Anderswo reiten Santas die Wellen. Auch Lotto und kulinarische Traditionen spielen mancherorts eine Rolle – oder es wird gefastet. Ein weihnachtlicher Streifzug durch die Kontinente.
Von Carola Frentzen, dpa
Manila/Mexiko City
Auf den streng katholischen Philippinen dauert Weihnachten über 130 Tage – länger als in jedem anderen Land. „Pasko“, wie das Fest in der Sprache Tagalog heißt, beginnt am 1. September. Ab dann werden sind Einkaufszentren mit Weihnachtsbäumen und Schaufenster mit glitzernder Deko geschmückt. Die Zeit bis Weihnachten wird auf Leuchttafeln heruntergezählt. Offiziell endet die Festzeit erst am Dreikönigstag am 6. Januar. In den letzten neun Tagen vor Weihnachten strömen viele Menschen täglich in die Kirchen. Viele Gläubige hoffen, dass ihre Wünsche erfüllt werden, wenn sie bis Heiligabend alle neun Messen besuchen.
HerbergssucheDie Mexikaner erinnern in der Vorweihnachtszeit die Herbergssuche von Maria und Josef. Singend und mit Kerzen in den Händen ziehen sie von Haus zu Haus. Nach einem festen Ritual weisen die Bewohner die Heilige Familie zunächst ab; schließlich öffnen sie die Tür und bitten sie hinein. Dann wird mit Tamales – in Blättern gedämpfte Maismasse mit Fleisch und Mole-Soße aus Chili, Gewürzen und Schokolade – sowie Punsch gefeiert. Für die Kinder gibt es eine Piñata: Mit einem Stock schlagen sie so lange darauf ein, bis sie aufplatzt und die Süßigkeiten herausfallen.
Fasten statt SchlemmenIn Äthiopien wird Weihnachten nach dem orthodoxen Kalender am 7. Januar gefeiert. Dort ist die Adventszeit nicht die Zeit freudiger Schlemmereien, sondern eine 43-tägige Fastenzeit namens „Tsome Nebiyat“. Wer sich streng daran hält, darf nur eine Mahlzeit am Tag essen, die nach den Fastenregeln kein Fleisch, keine Milchprodukte oder Eier enthalten darf. Alkohol ist ebenfalls tabu.
Surfende Santas„White Christmas“: In Australien sind damit wohl eher die überfüllten weißen Sandstrände gemeint. In Down Under ist zur Weihnachtszeit Sommer. Die Menschen strömen ans Meer oder feiern in bester Aussie-Manier mit Barbecues und eiskaltem Bier. Auch Familienpicknicks am Strand sind beliebt, wo surfende Santas mit Weihnachtsmütze die Wellen reiten.
KFC-Hype in JapanWeihnachten ist in Japan – einem Land, das vom Shinto und Buddhismus geprägt ist und wo nur die wenigsten den christlichen Hintergrund von Weihnachten kennen – vor allem eine Zeit des Konsums und Genusses. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gönnen sich dabei Millionen japanische Familien knusprige Hähnchen der amerikanischen Fast-Food-Kette KFC (Kentucky Fried Chicken), was längst zu einer landesweiten Tradition geworden ist. Um die speziellen KFC-Weihnachtsgerichte zu bekommen, muss man sie oft lange im Voraus bestellen.
Lottofieber in SpanienAlljährlich fiebern die Spanier der großen Weihnachtslotterie „El Gordo“ (deutsch: der Dicke) entgegen: Am 22. Dezember ist es wieder so weit, dann verfolgen viele Menschen die live aus Madrids prächtigem Opernhaus Teatro Real übertragene Ziehung der Glückszahlen gebannt im Fernsehen und hoffen auf ein Stückchen von dem diesmal 2,7 Milliarden Euro schweren Lottokuchen. Die meisten Lose werden in Spanien verkauft, aber online beteiligen sich auch immer mehr Ausländer. Die 1812 in Cádiz ins Leben gerufene Lotterie gilt als die älteste der Welt und aufgrund der ausgespielten Gesamtsumme auch als die größte.
Ein Gnom namens NisseFamilien mit kleinen Kindern stellen in Norwegen an Heiligabend gerne einen Teller mit Haferbrei („grøt“) vor die Tür. Der ist für den Gnom, der dem Volksglauben zufolge im Stall lebt und über die Tiere wacht. Sein norwegischer Name ist Nisse, und von ihm gibt es verschiedene Ausführungen. Bekommt er keinen „grøt“, kann der Wichtel den Menschen üble Streiche spielen. Über die Jahrhunderte hinweg ist die Figur des Nisse mit dem aus Deutschland über Dänemark nach Norwegen gekommenen Weihnachtsmann verschmolzen. Heute ist es der Weihnachtsnisse mit der roten Mütze, der die Geschenke bringt.
Süßes BrotIn Italiens Supermärkten stapeln sich alle Jahre wieder die Kartons mit Panettone: Das süße Brot, das eigentlich eher einem Kuchen gleicht, gehört in vielen italienischen Familien unbedingt zur Weihnachtszeit dazu und ist eine eingetragene Marke. Eigentlich kommt der aus Weizensauerteig hergestellte Panettone aus Mailand. Gebacken wird er mit Rosinen und kandierten Früchten in besonderen Papiermanschetten – das lässt die süße Delikatesse 20 Zentimeter in die Höhe steigen.
Noch mehr SüßesIn Südfrankreich in der Provence gibt es zu Weihnachten den süßen Brauch, 13 Desserts aufzutischen – in Erinnerung an Jesus und seine zwölf Jünger. Während das Weihnachtsessen selbst aufwendig und üppig ist, verlangen die traditionellen Nachtische weniger Aufwand. Sie bestehen unter anderem aus Nüssen, Feigen, Mandeln und Rosinen sowie Trockenfrüchten, aber genau ist dies nicht festgelegt. Die Tradition besagt, dass jeder ein bisschen von jeder Nachspeise nascht, um im neuen Jahr Glück zu bekommen.
Manila/Mexiko City
Auf den streng katholischen Philippinen dauert Weihnachten über 130 Tage – länger als in jedem anderen Land. „Pasko“, wie das Fest in der Sprache Tagalog heißt, beginnt am 1. September. Ab dann werden sind Einkaufszentren mit Weihnachtsbäumen und Schaufenster mit glitzernder Deko geschmückt. Die Zeit bis Weihnachten wird auf Leuchttafeln heruntergezählt. Offiziell endet die Festzeit erst am Dreikönigstag am 6. Januar. In den letzten neun Tagen vor Weihnachten strömen viele Menschen täglich in die Kirchen. Viele Gläubige hoffen, dass ihre Wünsche erfüllt werden, wenn sie bis Heiligabend alle neun Messen besuchen.
HerbergssucheDie Mexikaner erinnern in der Vorweihnachtszeit die Herbergssuche von Maria und Josef. Singend und mit Kerzen in den Händen ziehen sie von Haus zu Haus. Nach einem festen Ritual weisen die Bewohner die Heilige Familie zunächst ab; schließlich öffnen sie die Tür und bitten sie hinein. Dann wird mit Tamales – in Blättern gedämpfte Maismasse mit Fleisch und Mole-Soße aus Chili, Gewürzen und Schokolade – sowie Punsch gefeiert. Für die Kinder gibt es eine Piñata: Mit einem Stock schlagen sie so lange darauf ein, bis sie aufplatzt und die Süßigkeiten herausfallen.
Fasten statt SchlemmenIn Äthiopien wird Weihnachten nach dem orthodoxen Kalender am 7. Januar gefeiert. Dort ist die Adventszeit nicht die Zeit freudiger Schlemmereien, sondern eine 43-tägige Fastenzeit namens „Tsome Nebiyat“. Wer sich streng daran hält, darf nur eine Mahlzeit am Tag essen, die nach den Fastenregeln kein Fleisch, keine Milchprodukte oder Eier enthalten darf. Alkohol ist ebenfalls tabu.
Surfende Santas„White Christmas“: In Australien sind damit wohl eher die überfüllten weißen Sandstrände gemeint. In Down Under ist zur Weihnachtszeit Sommer. Die Menschen strömen ans Meer oder feiern in bester Aussie-Manier mit Barbecues und eiskaltem Bier. Auch Familienpicknicks am Strand sind beliebt, wo surfende Santas mit Weihnachtsmütze die Wellen reiten.
KFC-Hype in JapanWeihnachten ist in Japan – einem Land, das vom Shinto und Buddhismus geprägt ist und wo nur die wenigsten den christlichen Hintergrund von Weihnachten kennen – vor allem eine Zeit des Konsums und Genusses. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gönnen sich dabei Millionen japanische Familien knusprige Hähnchen der amerikanischen Fast-Food-Kette KFC (Kentucky Fried Chicken), was längst zu einer landesweiten Tradition geworden ist. Um die speziellen KFC-Weihnachtsgerichte zu bekommen, muss man sie oft lange im Voraus bestellen.
Lottofieber in SpanienAlljährlich fiebern die Spanier der großen Weihnachtslotterie „El Gordo“ (deutsch: der Dicke) entgegen: Am 22. Dezember ist es wieder so weit, dann verfolgen viele Menschen die live aus Madrids prächtigem Opernhaus Teatro Real übertragene Ziehung der Glückszahlen gebannt im Fernsehen und hoffen auf ein Stückchen von dem diesmal 2,7 Milliarden Euro schweren Lottokuchen. Die meisten Lose werden in Spanien verkauft, aber online beteiligen sich auch immer mehr Ausländer. Die 1812 in Cádiz ins Leben gerufene Lotterie gilt als die älteste der Welt und aufgrund der ausgespielten Gesamtsumme auch als die größte.
Ein Gnom namens NisseFamilien mit kleinen Kindern stellen in Norwegen an Heiligabend gerne einen Teller mit Haferbrei („grøt“) vor die Tür. Der ist für den Gnom, der dem Volksglauben zufolge im Stall lebt und über die Tiere wacht. Sein norwegischer Name ist Nisse, und von ihm gibt es verschiedene Ausführungen. Bekommt er keinen „grøt“, kann der Wichtel den Menschen üble Streiche spielen. Über die Jahrhunderte hinweg ist die Figur des Nisse mit dem aus Deutschland über Dänemark nach Norwegen gekommenen Weihnachtsmann verschmolzen. Heute ist es der Weihnachtsnisse mit der roten Mütze, der die Geschenke bringt.
Süßes BrotIn Italiens Supermärkten stapeln sich alle Jahre wieder die Kartons mit Panettone: Das süße Brot, das eigentlich eher einem Kuchen gleicht, gehört in vielen italienischen Familien unbedingt zur Weihnachtszeit dazu und ist eine eingetragene Marke. Eigentlich kommt der aus Weizensauerteig hergestellte Panettone aus Mailand. Gebacken wird er mit Rosinen und kandierten Früchten in besonderen Papiermanschetten – das lässt die süße Delikatesse 20 Zentimeter in die Höhe steigen.
Noch mehr SüßesIn Südfrankreich in der Provence gibt es zu Weihnachten den süßen Brauch, 13 Desserts aufzutischen – in Erinnerung an Jesus und seine zwölf Jünger. Während das Weihnachtsessen selbst aufwendig und üppig ist, verlangen die traditionellen Nachtische weniger Aufwand. Sie bestehen unter anderem aus Nüssen, Feigen, Mandeln und Rosinen sowie Trockenfrüchten, aber genau ist dies nicht festgelegt. Die Tradition besagt, dass jeder ein bisschen von jeder Nachspeise nascht, um im neuen Jahr Glück zu bekommen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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