Wüstenlöwenschutz wird zur Farce
DeLHRA: „Trophäe wird ausgesucht und gezielt zum Problemtier gemacht“
Der in der AZ abgedruckte offene Brief des Leiters der Löwenschutz-Organisation DeLHRA, bleibt weiterhin unbeantwortet – die AZ erhielt erst in letzter Minute eine Stellungnahme seitens des Umweltministeriums. DeLHRA verurteilt die Art, wie ein Kommunalchef eine Trophäe beantragt hatte und die Behörden gezielt dieser Bitte nachkamen.
Von Frank Steffen
Windhoek
Am 8. April 2022 hatte die Mensch-Tier-Konfliktorganisation für wüstenangepasste Löwen, DeLHRA (Desert Lion Human Relations Aid), einen offenen Brief an das Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) gerichtet. Diesen Brief hatte die AZ am 12. Mai auf Bitte von Izak Smit, dem Leiter von DeLHRA, als offenen Brief abgedruckt, nachdem das MEFT die Angelegenheit scheinbar versucht hatte, auszusitzen. In der DeLHRA-Nachfrage ging es darum, weshalb der wüstenangepasste Löwe XPL131 als „Problemtier“ vom MEFT zur Jagd freigegeben worden war.
„Trotz seiner klaren Zusage, uns auf unser Anliegen antworten zu wollen, blieb die Antwort bisher aus“, hatte Smit vor mehr als einer Woche moniert. MEFT-Pressesprecher Romeo Muyunda blieb indessen nicht nur DeLHRA eine Antwort schuldig, sondern bis knapp vor Redaktionsschluss auch der AZ. Das MEFT hatte in einer Presseerklärung des 5. April das Erlegen eines „zwischen acht und zehn Jahre alten Löwen“ damit begründet, dass das Tier die Kommunalbevölkerung bei Sesfontein und Purros terrorisiert habe; seit 2019 solle er 12 Rinder, 13 Esel und neun Ziegen gerissen haben.
MEFT erahnte WiderstandDas MEFT schien bereits zu jener Zeit zu ahnen, dass sein Vorgehen auf Widerstand stoßen würde. Denn es beendete die Presseerklärung mit der Bemerkung: „Wir rufen Namibier auf, sich vor Einzelpersonen und Organisationen in Acht zu nehmen, deren einziges Interesse darin besteht, das Ministerium zu diskreditieren. Sie haben sehr wenig getan, um der Gemeinschaft oder den Behörden zu helfen, damit diese Entscheidung (den mit Peilsender versehenen Löwen zu töten) nicht getroffen werden brauchte.“
Die gestrige Reaktion Muyundas fiel entsprechend aus: „Das Umweltministerium hatte sich umfassend über die Jagd auf diesen Löwen, einschließlich seiner wiederholten Übergriffe, geäußert. Das MEFT weist alle Behauptungen zurück, dass der Löwe für die Trophäenjagd auserwählt worden war. Das schließt auch die Unterstellung ein, dass man dadurch lediglich versucht habe, die durch den Löwen herbeigeführten Verluste der Gemeinschaft finanziell auszugleichen.“ Die NGOs (Löwenschutzorganisationen) würden nur auf die Löwen, nicht aber auf die Kommunalbevölkerung Acht geben.
Im Falle von DeLHRA dürfte das Urteil Muyundas kaum zutreffen, denn DeLHRA setzt sich als gemeinnützige Gesellschaft, die von Freiwilligen-Beiträgen abhängig ist, maßgeblich für den Erhalt der wüstenangepassten Löwen und ihrer Umgebung ein. Geführt von Smit und der renommierten Naturfotografin Inki Mandt, arbeitet DeLHRA eng mit der Kommunalbevölkerung der Kunene-Region zusammen und das wahrscheinlich – von Finanzhilfe abgesehen – enger, als das MEFT. Auf der Internetseite http://www.delhra.org/ ist akribisch festgehalten, wie sehr sich DeLHRA für das Wohl der Gemeinschaft und dadurch für den Erhalt der sogenannten Wüstenlöwen einsetzt. Die Facebook-Seite von DeLHRA gibt regelmäßige Updates zum Tagesgeschehen in dieser Region.
Jagd schon länger geplantLaut Smit war er im November 2021 bei einer Versammlung in Palmwag mit dabei, als sich der Vorsitzende des Sesfontein-Hegegebiets mit der Bitte, eine Trophäe freigeben zu dürfen an ein Mitglied des Regionalrates sowie Vertreter des MEFTs und weiteren lokalen Organisationen, gewandt hatte. „Ich kann durch Instagram-Einträge der Lion Rangers sowie Aussagen von einigen Fremdenführern mir gegenüber bestätigen, dass dieser Löwe unnötig und gezielt als Trophäe auserkoren und danach als solche verfolgt wurde. Man achtete genau auf alles, was er tat“, sagte Smit gegenüber der AZ.
Die in der MEFT-Presseerklärung angegebenen Gründe für die Jagd auf den Löwen könnten größtenteils widerlegt und ferner als bewusste Übertreibung entlarvt werden, urteilt Smit. Man habe die Jagd, beziehungsweise den Verkauf des Löwen als Trophäe rechtfertigen wollen. Die Purros- und Sesfontein-Hegegebiete hatten laut MEFT jeweils 65000 N$ mit der Jagd verdient und weitere 20000 N$ gingen an den „Game Product Trust Fund“, der sich für den Naturschutz einsetzt.
Es sei nicht in Ordnung, wenn die Organisation Lion Rangers, die mithilfe von Spendengeldern die Löwen schützen soll, am Ende von einer solchen Jagd profitiert, doch sei auch das geschehen, so Smit. Der betroffene Jagdveranstalter habe beide, den Vorsitzenden des Hegegebiets sowie Lion Rangers, „großzügig“ bedacht. Fotos der Jagd seien wegen der „Ästhetik“ erst nach der Entfernung des Halsbandes mit dem Peilsender aufgenommen worden, empört sich Smit ferner.
Lion Rangers nicht zu erreichenDer wiederholte Versuch der AZ, sich mit der NGO Lion Rangers in Verbindung zu setzen, schlug fehl. Die auf der Internetseite angegebenen Email-Adressen scheinen nicht in Betrieb zu sein: unter der amerikanischen Adresse wird „unbekannt“ als Antwort zurückgesandt und Emails an die namibische Adresse bleiben unbeantwortet. Eine „Messenger“-Botschaft an die Facebook-Seite der Organisation blieb ebenfalls unbeantwortet und auf diesen elektronischen Plattformen sind keine Telefonnummern angegeben. Damit bleibt eine Stellungnahme der Lion Rangers aus. Das MEFT hatte auch erst reagiert, als es gestern eine letzte Frist seitens der Zeitung gesetzt bekam.
Das Ausbleiben einer Lion-Rangers-Antwort scheint sich mit der weiteren Aussage Smits zu decken, dass das Rangers-Programm mittlerweile eine Farce sei, denn 40 Wildhüter müssten sich drei Autos teilen, um ein riesiges Gebiet zu patrouillieren. Deshalb würde man diese gutbezahlten Leute meist in der lokalen Shebeen antreffen.
Smit vermutet hinter der Freigabe der Trophäe einen immensen Druck seitens internationaler Jagdverbände und –unternehmen. Dadurch offenbare sich allerdings die mangelnde Wirksamkeit des aktuellen MEFT-Programms „Human/Lion Conflict-Management and Conservation“. DeLHRA habe nun vor, sich an den namibischen Ombudsmann zu wenden, damit „der gesamte Vorfall und die damit zusammenhängende schlechte Erfüllung der Pflicht seitens des MEFT-Ministers“ beleuchtet werde. „Wir haben im Laufe der Jahre beträchtliche Beweise gesammelt, sodass wir den Rechtsweg einschlagen können.“
Windhoek
Am 8. April 2022 hatte die Mensch-Tier-Konfliktorganisation für wüstenangepasste Löwen, DeLHRA (Desert Lion Human Relations Aid), einen offenen Brief an das Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) gerichtet. Diesen Brief hatte die AZ am 12. Mai auf Bitte von Izak Smit, dem Leiter von DeLHRA, als offenen Brief abgedruckt, nachdem das MEFT die Angelegenheit scheinbar versucht hatte, auszusitzen. In der DeLHRA-Nachfrage ging es darum, weshalb der wüstenangepasste Löwe XPL131 als „Problemtier“ vom MEFT zur Jagd freigegeben worden war.
„Trotz seiner klaren Zusage, uns auf unser Anliegen antworten zu wollen, blieb die Antwort bisher aus“, hatte Smit vor mehr als einer Woche moniert. MEFT-Pressesprecher Romeo Muyunda blieb indessen nicht nur DeLHRA eine Antwort schuldig, sondern bis knapp vor Redaktionsschluss auch der AZ. Das MEFT hatte in einer Presseerklärung des 5. April das Erlegen eines „zwischen acht und zehn Jahre alten Löwen“ damit begründet, dass das Tier die Kommunalbevölkerung bei Sesfontein und Purros terrorisiert habe; seit 2019 solle er 12 Rinder, 13 Esel und neun Ziegen gerissen haben.
MEFT erahnte WiderstandDas MEFT schien bereits zu jener Zeit zu ahnen, dass sein Vorgehen auf Widerstand stoßen würde. Denn es beendete die Presseerklärung mit der Bemerkung: „Wir rufen Namibier auf, sich vor Einzelpersonen und Organisationen in Acht zu nehmen, deren einziges Interesse darin besteht, das Ministerium zu diskreditieren. Sie haben sehr wenig getan, um der Gemeinschaft oder den Behörden zu helfen, damit diese Entscheidung (den mit Peilsender versehenen Löwen zu töten) nicht getroffen werden brauchte.“
Die gestrige Reaktion Muyundas fiel entsprechend aus: „Das Umweltministerium hatte sich umfassend über die Jagd auf diesen Löwen, einschließlich seiner wiederholten Übergriffe, geäußert. Das MEFT weist alle Behauptungen zurück, dass der Löwe für die Trophäenjagd auserwählt worden war. Das schließt auch die Unterstellung ein, dass man dadurch lediglich versucht habe, die durch den Löwen herbeigeführten Verluste der Gemeinschaft finanziell auszugleichen.“ Die NGOs (Löwenschutzorganisationen) würden nur auf die Löwen, nicht aber auf die Kommunalbevölkerung Acht geben.
Im Falle von DeLHRA dürfte das Urteil Muyundas kaum zutreffen, denn DeLHRA setzt sich als gemeinnützige Gesellschaft, die von Freiwilligen-Beiträgen abhängig ist, maßgeblich für den Erhalt der wüstenangepassten Löwen und ihrer Umgebung ein. Geführt von Smit und der renommierten Naturfotografin Inki Mandt, arbeitet DeLHRA eng mit der Kommunalbevölkerung der Kunene-Region zusammen und das wahrscheinlich – von Finanzhilfe abgesehen – enger, als das MEFT. Auf der Internetseite http://www.delhra.org/ ist akribisch festgehalten, wie sehr sich DeLHRA für das Wohl der Gemeinschaft und dadurch für den Erhalt der sogenannten Wüstenlöwen einsetzt. Die Facebook-Seite von DeLHRA gibt regelmäßige Updates zum Tagesgeschehen in dieser Region.
Jagd schon länger geplantLaut Smit war er im November 2021 bei einer Versammlung in Palmwag mit dabei, als sich der Vorsitzende des Sesfontein-Hegegebiets mit der Bitte, eine Trophäe freigeben zu dürfen an ein Mitglied des Regionalrates sowie Vertreter des MEFTs und weiteren lokalen Organisationen, gewandt hatte. „Ich kann durch Instagram-Einträge der Lion Rangers sowie Aussagen von einigen Fremdenführern mir gegenüber bestätigen, dass dieser Löwe unnötig und gezielt als Trophäe auserkoren und danach als solche verfolgt wurde. Man achtete genau auf alles, was er tat“, sagte Smit gegenüber der AZ.
Die in der MEFT-Presseerklärung angegebenen Gründe für die Jagd auf den Löwen könnten größtenteils widerlegt und ferner als bewusste Übertreibung entlarvt werden, urteilt Smit. Man habe die Jagd, beziehungsweise den Verkauf des Löwen als Trophäe rechtfertigen wollen. Die Purros- und Sesfontein-Hegegebiete hatten laut MEFT jeweils 65000 N$ mit der Jagd verdient und weitere 20000 N$ gingen an den „Game Product Trust Fund“, der sich für den Naturschutz einsetzt.
Es sei nicht in Ordnung, wenn die Organisation Lion Rangers, die mithilfe von Spendengeldern die Löwen schützen soll, am Ende von einer solchen Jagd profitiert, doch sei auch das geschehen, so Smit. Der betroffene Jagdveranstalter habe beide, den Vorsitzenden des Hegegebiets sowie Lion Rangers, „großzügig“ bedacht. Fotos der Jagd seien wegen der „Ästhetik“ erst nach der Entfernung des Halsbandes mit dem Peilsender aufgenommen worden, empört sich Smit ferner.
Lion Rangers nicht zu erreichenDer wiederholte Versuch der AZ, sich mit der NGO Lion Rangers in Verbindung zu setzen, schlug fehl. Die auf der Internetseite angegebenen Email-Adressen scheinen nicht in Betrieb zu sein: unter der amerikanischen Adresse wird „unbekannt“ als Antwort zurückgesandt und Emails an die namibische Adresse bleiben unbeantwortet. Eine „Messenger“-Botschaft an die Facebook-Seite der Organisation blieb ebenfalls unbeantwortet und auf diesen elektronischen Plattformen sind keine Telefonnummern angegeben. Damit bleibt eine Stellungnahme der Lion Rangers aus. Das MEFT hatte auch erst reagiert, als es gestern eine letzte Frist seitens der Zeitung gesetzt bekam.
Das Ausbleiben einer Lion-Rangers-Antwort scheint sich mit der weiteren Aussage Smits zu decken, dass das Rangers-Programm mittlerweile eine Farce sei, denn 40 Wildhüter müssten sich drei Autos teilen, um ein riesiges Gebiet zu patrouillieren. Deshalb würde man diese gutbezahlten Leute meist in der lokalen Shebeen antreffen.
Smit vermutet hinter der Freigabe der Trophäe einen immensen Druck seitens internationaler Jagdverbände und –unternehmen. Dadurch offenbare sich allerdings die mangelnde Wirksamkeit des aktuellen MEFT-Programms „Human/Lion Conflict-Management and Conservation“. DeLHRA habe nun vor, sich an den namibischen Ombudsmann zu wenden, damit „der gesamte Vorfall und die damit zusammenhängende schlechte Erfüllung der Pflicht seitens des MEFT-Ministers“ beleuchtet werde. „Wir haben im Laufe der Jahre beträchtliche Beweise gesammelt, sodass wir den Rechtsweg einschlagen können.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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