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Der Bitcoin auf Rekordkurs: Das bietet Chancen, birgt aber auch Risiken. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa
Der Bitcoin auf Rekordkurs: Das bietet Chancen, birgt aber auch Risiken. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Der Bitcoin boomt

Kryptowährung knackt eine historische Marke
Wer im Oktober des Jahres 2009 nur einen einzigen Dollar in Bitcoin investiert hätte, würde inzwischen auf einem Schatz von 130 Millionen sitzen. Die Rally scheint kein Ende zu nehmen. Verbraucherschützer warnen zur Vorsicht: Risiken und extreme Schwankungen bleiben.
dpa
Von Christoph Dernbach, dpa

Berlin (dpa)



Gut 16 Jahre nach Gründung des Bitcoins hat er erstmals die Schwelle von 100.000 US-Dollar überwunden. Die älteste und bekannteste Kryptowährung kletterte stark nach oben und knackte ein Allzeithoch nach dem anderen. Zwischenzeitlich stand der Kurs bei 103.253 US-Dollar. Vor allem seit den US-Präsidentschaftswahlen legte der Bitcoin enorm zu.



Investoren versprechen sich, dass Donald Trump eine kryptofreundliche Regulierung umsetzen wird. Die Party-Stimmung der Krypto-Szene wurde durch die Ankündigung Trumps angeheizt, den Krypto-Befürworter Paul Atkins zu seinem Wunschkandidaten als Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu machen. Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler war für seinen harten Kurs gegenüber Digital-Währungen bekannt. Er hatte angekündigt, mit Trumps Einzug ins Weiße Haus von seinem Posten zurücktreten. Unter Genslers Führung setzte die SEC generell strikte Regeln für Geschäfte mit Digital-Währungen durch und ging hart gegen Betrugsfälle mit Krypto-Werten vor.



Sollte Atkins tatsächlich SEC-Chef werden, rechnen Experten damit, dass weitere Krypto-ETFs zugelassen werden. Bislang gibt es nur Bitcoin und Ether als ETFs in den USA. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds, übersetzt also börsengehandelter Indexfonds. Von den Spekulationen profitierten auch kleinere Kryptowährungen, sogenannte Altcoins. Nach Genslers Abtritt hoffen viele Anleger nicht nur auf eine laxere Aufsicht, sondern wetten darauf, dass die neue US-Regierung unter Trump ein Gegengewicht zur staatlichen Gold-Reserve in Bitcoin anlegen wird, auch das treibt den Kurs zusätzlich in die Höhe. Die republikanische Politikerin Cynthia Lumis, eine Vertraute Trumps, hatte den Erwerb von bis zu einer Million Bitcoin durch die US-Regierung vorgeschlagen, was rund 4,8 Prozent der Gesamtbestände ausmachen würde.



Ein weiterer Grund für den Kursanstieg ist die Anlagestrategie des US-Unternehmens MicroStrategy, das unter Firmenchef Michael Saylor bereits Bitcoin im Wert von 32 Milliarden US-Dollar angeschafft hat. Kürzlich kündigte das Unternehmen die Ausgabe von Wandelanleihen im Wert von 2,6 Milliarden Dollar an, um weitere Investitionen in Bitcoin zu tätigen. Saylor gilt als einer der prominentesten Befürworter der Kryptowährung.



Neue Möglichkeiten für institutionelle Anleger treiben den Markt ebenfalls an. Nach der Einführung von Bitcoin-ETFs Anfang des Jahres können nun auch Bitcoin-Optionen gehandelt werden. Diese ermöglichen es, sich gegen fallende Kurse abzusichern oder auf Kursgewinne zu spekulieren. Am ersten Handelstag wurden allein auf den Bitcoin-ETF von BlackRock Transaktionen im Wert von knapp zwei Milliarden Dollar durchgeführt. Dabei wetteten 82 Prozent der Anleger auf steigende Kurse. Viele private Anleger, die bisher den Bitcoin mieden, stellen sich jetzt die Frage, ob sie nicht einen lukrativen Trend verpasst haben. Krypto-Influencer wie Roman Reher, der auf YouTube den Bitcoin-Kanal „Blocktrainer“ betreibt, sagt immer wieder, dass es für einen Einstieg nie zu spät sei. Der Bitcoin-Kurs kenne trotz großer Schwankungen langfristig nur eine Richtung, nämlich nach oben.



Der Kursanstieg hat allerdings nicht nur Begeisterung ausgelöst. Verbraucherschützer warnen dennoch davor, sich vom Kryptofieber anstecken zu lassen. Ob sich der Bitcoin, Varianten davon oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, könne niemand seriös vorhersagen. Verbraucherschützer sehen mehrere Risiken. „Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen.“ Deshalb sei der Bitcoin als Geldanlage nicht zu empfehlen.



Auch das Verbraucherportal „Finanztip“ sieht mehr Risiken als Chancen. „Der Handel mit Bitcoins ist hochspekulativ. Der Kurs hat sich innerhalb von Wochen schon mal verdoppelt, aber auch wieder halbiert. Es gibt keine Garantie, dass Du Deine Bitcoins in Zukunft mit Gewinn verkaufen kannst.“ Sie könnten auch komplett wertlos werden. Wer trotzdem Bitcoin kaufen wolle, sollte dafür nur Geld verwenden, auf das man verzichten könne.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-22

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