Bildung abhängig vom Privatsektor
Präsident Geingob erkennt eine gemeinsame Verantwortung
Die namibische Regierung hat vor Jahren ein funktionierendes Schulfinanzierungssystem ausgehebelt und die „kostenlose Bildung" eingeführt. Jetzt wendet sich das Blatt und fordert die Regierung private Finanzierung, um die Bildung der Nation zu gewährleisten. Dies darf jedoch nicht auf Kosten der Gleichberechtigung geschehen.
Von Henriette Lamprecht
(Bearbeitet von Frank Steffen)
Windhoek
„Wir können keine Situation zulassen, in der sich die Bildung eines Kindes in der Sambesi-Region völlig von der eines Schülers in der Erongo-Region unterscheidet. Wir können keine Privatschulen haben, die ärmere Schüler oder Schülerinnen, die sie nicht fördern wollen, ausschließen. Es ist die gemeinsame Verantwortung aller, die gesamte Bevölkerung zu unterrichten“, forderte Präsident Hage Geingob in einer Rede, die anlässlich des Beginns einer Bildungskonferenz von Vize-Präsident Nangolo Mbumba verlesen wurde.
Geingob wies auf die COVID-19-bezogenen Herausforderungen und bestand darauf, dass Systeme und Mechanismen geschaffen würden, damit einem weiteren katastrophalen Ereignis besser entgegengewirkt werden kann. Landesweite Betrachtungen hätten ergeben, dass sichere und gesunde Schulen sowie die Finanzierung der Bildung Voraussetzungen für eine Veränderung in diesem Sektor seien.
Einer aus zehn kann lesen
Der regionale UNICEF-Ratgeber im Bildungsbereich, Abhiyan Jung Rana, warnte vor einem weltweiten schlimmen Schock was die Bildung anbetrifft. Der Bildungsmangel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen habe um ein Drittel zugenommen, wobei etwa 70 Prozent aller Zehnjährigen nicht in der Lage seien, einen einfachen Text zu verstehen. Diese Rate habe vor der Pandemie bei 57% und in Afrika südlich der Sahara sogar bei 87% gelegen. „Das bedeutet, dass bereits vor COVID-19 neun von zehn Kindern unter zehn Jahren keinen einfachen Text lesen konnten“, sagte Rana.
Die Regierungen in Subsahara-Afrika hätten relativ gute Arbeit geleistet, wodurch die Schulen während der Pandemie sicher und geöffnet geblieben seien. So habe Namibia eine gute Grundlage für die Koordinierung von Planung und Reaktion geschaffen (Dies ist Ansichtssache gemessen an der Tatsache, dass ein maßgeblicher Anteil der Schüler während der Pandemie lediglich Zugang zu Unterrichtsmaterial hatte, den der NMH-Verlag mit Unterstützung von UNESCO und dem Bildungsmaterial in Form von Beilagen der Tageszeitungen in die Regionen geschafft hatte. Anm. der Red.)
Rana monierte den begrenzten Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie und den fehlenden Zugang zum Internet. Trotz Bemühungen seien nicht alle Schüler nach der Wiedereröffnung der Schulen zurück zur Schule gekehrt – mehr als 30 000 seien der Schule ferngeblieben und mehr als 4 000 Mädchen seien geschwängert worden.
Er betonte, dass das Land zwar auf einer soliden Basis aufbauen könne, die Krise des Bildungssektors aber noch lange nicht überwunden sei: „Jetzt müssen alle Anstrengungen verdoppelt werden, damit die entstandene Lücke geschlossen und die Lernarmut für immer verringert werden kann. Es ist sicherlich die wichtigste Aufgabe, um das Wohlergehen einer ganzen Generation zu gewährleisten.“
Demoralisierender Feedback
Die Ministerin für Bildung, Kunst und Kultur (MEAC), Anna Nghipondoka, berichtete, dass ihr Ministerium täglich mit „demoralisierendem negativem Feedback“ konfrontiert werde: „Die regelmäßige Kritik zeigt uns die Bedeutung und Sichtbarkeit sowie die hohen Erwartungen, welche die Nation an uns stellt.“
HIV/Aids und COVID-19 seien Gründe für Waisen sowie den Schulabbruch von Kindern. Ferner würden Teenager-Schwangerschaften zu hohen Durchfallquoten führen, während der fehlende Zugang zu fließendem Wasser sowie die Armut und sozioökonomische Ungleichheit enorme Belastungen für das Bildungssystem darstellten. Eltern würden zu Scharen in die Städte strömen, welches zu überfüllten Klassenzimmern und somit unzureichender Unterrichtsqualität führe.
Laut Nghipondoka zielen die aktuellen Reformen darauf ab, den Entwicklungsbedarf in Bezug auf Fähigkeiten zu decken, die von Schülern verschiedener Altersgruppen und Klassenstufen erworben werden müssen.
(Bearbeitet von Frank Steffen)
Windhoek
„Wir können keine Situation zulassen, in der sich die Bildung eines Kindes in der Sambesi-Region völlig von der eines Schülers in der Erongo-Region unterscheidet. Wir können keine Privatschulen haben, die ärmere Schüler oder Schülerinnen, die sie nicht fördern wollen, ausschließen. Es ist die gemeinsame Verantwortung aller, die gesamte Bevölkerung zu unterrichten“, forderte Präsident Hage Geingob in einer Rede, die anlässlich des Beginns einer Bildungskonferenz von Vize-Präsident Nangolo Mbumba verlesen wurde.
Geingob wies auf die COVID-19-bezogenen Herausforderungen und bestand darauf, dass Systeme und Mechanismen geschaffen würden, damit einem weiteren katastrophalen Ereignis besser entgegengewirkt werden kann. Landesweite Betrachtungen hätten ergeben, dass sichere und gesunde Schulen sowie die Finanzierung der Bildung Voraussetzungen für eine Veränderung in diesem Sektor seien.
Einer aus zehn kann lesen
Der regionale UNICEF-Ratgeber im Bildungsbereich, Abhiyan Jung Rana, warnte vor einem weltweiten schlimmen Schock was die Bildung anbetrifft. Der Bildungsmangel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen habe um ein Drittel zugenommen, wobei etwa 70 Prozent aller Zehnjährigen nicht in der Lage seien, einen einfachen Text zu verstehen. Diese Rate habe vor der Pandemie bei 57% und in Afrika südlich der Sahara sogar bei 87% gelegen. „Das bedeutet, dass bereits vor COVID-19 neun von zehn Kindern unter zehn Jahren keinen einfachen Text lesen konnten“, sagte Rana.
Die Regierungen in Subsahara-Afrika hätten relativ gute Arbeit geleistet, wodurch die Schulen während der Pandemie sicher und geöffnet geblieben seien. So habe Namibia eine gute Grundlage für die Koordinierung von Planung und Reaktion geschaffen (Dies ist Ansichtssache gemessen an der Tatsache, dass ein maßgeblicher Anteil der Schüler während der Pandemie lediglich Zugang zu Unterrichtsmaterial hatte, den der NMH-Verlag mit Unterstützung von UNESCO und dem Bildungsmaterial in Form von Beilagen der Tageszeitungen in die Regionen geschafft hatte. Anm. der Red.)
Rana monierte den begrenzten Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie und den fehlenden Zugang zum Internet. Trotz Bemühungen seien nicht alle Schüler nach der Wiedereröffnung der Schulen zurück zur Schule gekehrt – mehr als 30 000 seien der Schule ferngeblieben und mehr als 4 000 Mädchen seien geschwängert worden.
Er betonte, dass das Land zwar auf einer soliden Basis aufbauen könne, die Krise des Bildungssektors aber noch lange nicht überwunden sei: „Jetzt müssen alle Anstrengungen verdoppelt werden, damit die entstandene Lücke geschlossen und die Lernarmut für immer verringert werden kann. Es ist sicherlich die wichtigste Aufgabe, um das Wohlergehen einer ganzen Generation zu gewährleisten.“
Demoralisierender Feedback
Die Ministerin für Bildung, Kunst und Kultur (MEAC), Anna Nghipondoka, berichtete, dass ihr Ministerium täglich mit „demoralisierendem negativem Feedback“ konfrontiert werde: „Die regelmäßige Kritik zeigt uns die Bedeutung und Sichtbarkeit sowie die hohen Erwartungen, welche die Nation an uns stellt.“
HIV/Aids und COVID-19 seien Gründe für Waisen sowie den Schulabbruch von Kindern. Ferner würden Teenager-Schwangerschaften zu hohen Durchfallquoten führen, während der fehlende Zugang zu fließendem Wasser sowie die Armut und sozioökonomische Ungleichheit enorme Belastungen für das Bildungssystem darstellten. Eltern würden zu Scharen in die Städte strömen, welches zu überfüllten Klassenzimmern und somit unzureichender Unterrichtsqualität führe.
Laut Nghipondoka zielen die aktuellen Reformen darauf ab, den Entwicklungsbedarf in Bezug auf Fähigkeiten zu decken, die von Schülern verschiedener Altersgruppen und Klassenstufen erworben werden müssen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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