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Fragwürdige Imagepflege

Ölindustrie zahlt scheinbar für irreleitende Information
Laut einem aufsehenerregenden Bericht des englischen Blatts The Guardian, schaltet die Ölindustrie massiv Werbung auf Google, die darauf abzielt, im Klimaschutzstreit die Meinung der Öffentlichkeit zu ihren Gunsten zu beeinflussen. ReconAfrica war ursprünglich gerade wegen solch teurer Werbeaufträge ins Visier des Leerverkäufers Viceroy Research geraten.
Frank Steffen
„Unternehmen für fossile Brennstoffe und Firmen, die an dieser Industrie beteiligt sind, gehören zu den größten Geldgebern für Anzeigen, die wie ganz normale Google-Suchergebnisse aussehen“, behauptet das Blatt The Guardian in einem Artikel, der sich mit den Ausgaben für den Versuch der Ölindustrie befasst, die breite Masse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Laut Aktivisten ist dies ein typisches Beispiel für „endemisches Greenwashing". Gemäß Duden ist Greenwashing „der Versuch von Firmen und Institutionen, sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen oder Ähnliches als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen“.

The Guardian hat gemeinsam mit der Ideenschmiede InfluenceMap 78 klima-bezogene Begriffe eingegeben und dabei festgestellt, dass 1 600 Ergebnisse – ein Fünftel der gesamten Suchergebnisse – von Firmen als Werbung aufgegeben worden waren, die mit der Fossilindustrie zusammenhängen. Ein Senior-Datenanalyst von InfluenceMap, Jake Carbone, wird zitiert: „Google lässt sich von Gruppen, die direkt an einer fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe interessiert sind, bezahlen, wobei die Informationen, die Google Menschen zur Verfügung stellt, die sich weiterbilden wollen, zugunsten des Werbetreibenden beeinträchtigt sind.“

Die Gas- und Ölindustrie habe aufgehört, die grundlegende Wissenschaft des Klimawandels anzufechten und versuche stattdessen, die öffentliche Diskussion über die weltweite Entkarbonisierung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. ExxonMobil, Shell, Aramco, McKinsey und Goldman Sachs gehörten zu den Top-20 Werbetreibenden bei der Schaltung solcher irreführenden Suchbegriffe beziehungsweise Ergebnissen. „Die Anzeigen des Ölkonzerns Shell – insgesamt wurden 153 gezählt – erschienen bei 86% der Suchanfragen nach ‚Netto Null‘. Viele versprechen, bis 2050 ein Netto-Null-Unternehmen zu werden und sich an dem Erwärmungsziel von 1,5° C auszurichten“, heißt es.

Es waren die großangelegten teuren Medienberichte zugunsten des kanadischen Gas- und Ölexplorationsunternehmens Reconnaissance Energy Africas (ReconAfrica), die bei der Viceroy Research Group Aufmerksamkeit erregt hatten. Viceroy-Vertreter Gabriel Bernarde erklärte der AZ im Juli 2021, dass auffallende Verwaltungsmängel und fehlender Informationsaustausch aufgefallen seien. Hellhörig wurde Viceroy indessen durch das für ein Junior-Ölexplorationsunternehmen untypische Verhalten, enorme Summen – er sprach von „Millionen an Kanada-Dollars“ – im Vorfeld für die Vermarktung eines Unternehmens auszugeben, das noch keine Erfolge hatte verzeichnen können (AZ berichtete).

Der Bericht im Guardian scheint nun, auch zur Schande Googles, anzudeuten, dass dies ein normaler Trend in der Ölindustrie ist.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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