Geteilte Meinungen zu Wasserstoff
Skeptiker bezweifeln sofortige Auswirkungen auf Namibia
Die „NWU Business School" der Nordwest-Universität von Südafrika bietet eine hochinteressante Gesprächsrunde an. Die Öffentlichkeit darf sich Argumente eines „Think Tanks" zu dem Thema „Freisetzung des Potenzials von grünem Wasserstoff für gemeinsamen Wohlstand" zu Gemüte führen. Die Schlussfolgerung: Grüner Wasserstoff kann Namibiern eine bessere Zukunft bescheren, wenn zahlreiche Faktoren richtig und zum Nutzen des Landes und seiner Bewohner gehandhabt werden.
Von Frank Steffen, Windhoek
Rowland Brown, der bekannte namibische Wirtschaftswissenschaftler und Mitbegründer der Risikokapitalfirma „Cirrus Capital“, auf der einen Seite und Francois van Schalkwyk, der für Investitionen und neue Unternehmen zuständige Direktor des „Namibia Investment Promotion and Development Boards“ (NIPDB), auf der anderen Seite, vertraten zwei sehr gegensätzliche Ansichten.
Brown hält Namibia im Hinblick auf seine Stellung als Verursacher von Kohlendioxidemissionen für einen „grünen Staat“. Er erläuterte, warum er glaubt, dass Gas und Öl von Namibia in Betracht gezogen werden sollten: „Tatsache ist, dass die Gas- und Ölindustrie eine etablierte Industrie ist. Sie wissen, was sie tun, sie kennen die Risiken und sie wissen, was nötig ist, um Ölvorkommen zu erschließen und sie in eine Produktionsquelle zu verwandeln. Das Risiko ist bekannt, und die Erschließung wird praktisch ohne Kosten für den namibischen Staat erfolgen. Ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde.“ Er machte unmissverständlich klar, dass er ein entschiedener Kritiker des Hypes ist, den das Wasserstoffprojekt im Süden Namibias ausgelöst hat: „Als Land sollten wir uns nicht auf ein einziges Projekt mit so vielen Unbekannten und einem so langfristigen Ergebnis verlassen, im Gegensatz zu den makroökonomischen Schritten, die unternommen werden könnten und sollten, um Wohlstand über einen viel kürzeren Zeitraum zu sichern.“
Überzeugende Argumente
Dr. Piet Croucamp, Senior-Lektor für politische Studien und internationale Beziehungen an der NWU (er ist auch als südafrikanische TV-Persönlichkeit bekannt), leitete gekonnt die teilweise lebhaften Diskussionen. Dabei konnte van Schalkwyk seine Argumente nicht weniger überzeugend vortragen als Brown: „Die Welt ist nicht perfekt und wir haben sicherlich noch einen langen Weg vor uns, aber wir sind an die Möglichkeit der Wasserstoffproduktion herangegangen, indem wir rund 80 Personen mit bestimmten Prozessen und Aufgaben betraut haben, die sich auf diese verschiedenen Aspekte konzentrierten. Natürlich handelt es sich hier um eine Neuentwicklung und wir lernen, sowie wir vorankommen, aber wir greifen auch auf Leute zurück, die das schon einmal gemacht haben und die die Mittel haben, es wieder zu tun!" Er schätzte den Gesamtwert des Projekts für die südnamibische Region um die Hafenstadt Lüderitz auf fast 13 Milliarden N$.
Der Leiter von Tactical Intelligence EMEA, Dr. Seamus Duggan, fügte einen weiteren Realitätscheck hinzu: „Im Moment gibt es noch gar nichts.“ Er lobte zwar die Arbeit des NIPDB, gab aber zu bedenken, dass es immer noch zu viele Unbekannte sowie Regeln und Vorschriften gibt, die nicht ordentlich greifen. „Wir brauchen uns nur die Umweltverträglichkeitsprüfungen ansehen, die im Falle von NMP und ReconAfrica nicht dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard entsprachen", so Duggan.
Er müsse erst noch sehen, welche Art von Lösungen präsentiert würden, um die kleine, verschlafene Hafenstadt Lüderitzbucht in ein Zentrum zu verwandeln, in dem 17 000 oder mehr Menschen leben: ,,Diese Menschen werden hauptsächlich von außerhalb kommen und brauchen Wohnraum. Die Stadt wird eine ernsthafte Verhaltensänderung erfahren." Außerdem warnte er mit Hinweis auf eine Gaserschließung im Norden Mosambiks namibische Unternehmer vor vorschnellen Investitionen: „Es ist seit Jahren die größte Investition in Afrika und doch ist nach Verlauf einiger Jahre immer noch nichts dabei herausgekommen. Firmen sind daran zugrunde gegangen, dass sie auf politische Versprechungen gehört haben. Tappen Sie nicht in diese Falle. Investieren Sie erst, wenn das Projekt Wirklichkeit geworden ist.“
Allen Einwohnern zum Vorteil
Irgendwann blieb die Diskussion an der Frage hängen, wie die künftigen Staatseinnahmen so verwaltet werden können, dass sie dem Durchschnittsbürger zugutekämen. Die Antwort scheint der „Sovereign Wealth Fund“ zu sein, den die Regierung gerade einrichtet, aber es waren vor allem Josef Sheehama, der Senior-Kreditverwalter von Bank Windhoek, und Renaldo du Pisani, der für Technik und Elektrik zuständige Teamleiter der Namibischen Brauereien (NBL), die beide nachdrücklich für die Schaffung eines Umfelds plädierten, das kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in die Wirtschaft ermöglicht. Sheehama ist der Ansicht, dass die Vorteile einer massiven Wasserstoffentwicklung Namibia zu einem Erzeuger billigerer Elektrizität machen könnten, „was den 60 Prozent unserer Bevölkerung zugutekäme, die in informellen Siedlungen leben“.
Während Brown argumentiert hatte, dass sich Wasserstoff nicht von selbst rechne und dies erst in einigen Jahren der Fall sein werde, war du Pisani weniger kritisch: „NBL wird gerade von Heineken übernommen und es ist bezeichnend, dass unsere neuen Eigentümer grüne Projekte unterstützen, auch wenn sie keine sofortigen Rendite abwerfen.“
Einer der Anwesenden sagte später in einem privaten Gespräch mit der AZ: „Wir sollten uns weniger Gedanken darüber machen, ob es sich jetzt auszahlt, es wird sich zweifelsohne langfristig auszahlen. Wenn die EU und Deutschland das jetzt verstehen und dazu bereit sind, in diese Wasserstoffproduktion zu investieren, dann muss unser Land diese Chance nutzen, wenn sie sich uns bietet.“
Rowland Brown, der bekannte namibische Wirtschaftswissenschaftler und Mitbegründer der Risikokapitalfirma „Cirrus Capital“, auf der einen Seite und Francois van Schalkwyk, der für Investitionen und neue Unternehmen zuständige Direktor des „Namibia Investment Promotion and Development Boards“ (NIPDB), auf der anderen Seite, vertraten zwei sehr gegensätzliche Ansichten.
Brown hält Namibia im Hinblick auf seine Stellung als Verursacher von Kohlendioxidemissionen für einen „grünen Staat“. Er erläuterte, warum er glaubt, dass Gas und Öl von Namibia in Betracht gezogen werden sollten: „Tatsache ist, dass die Gas- und Ölindustrie eine etablierte Industrie ist. Sie wissen, was sie tun, sie kennen die Risiken und sie wissen, was nötig ist, um Ölvorkommen zu erschließen und sie in eine Produktionsquelle zu verwandeln. Das Risiko ist bekannt, und die Erschließung wird praktisch ohne Kosten für den namibischen Staat erfolgen. Ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde.“ Er machte unmissverständlich klar, dass er ein entschiedener Kritiker des Hypes ist, den das Wasserstoffprojekt im Süden Namibias ausgelöst hat: „Als Land sollten wir uns nicht auf ein einziges Projekt mit so vielen Unbekannten und einem so langfristigen Ergebnis verlassen, im Gegensatz zu den makroökonomischen Schritten, die unternommen werden könnten und sollten, um Wohlstand über einen viel kürzeren Zeitraum zu sichern.“
Überzeugende Argumente
Dr. Piet Croucamp, Senior-Lektor für politische Studien und internationale Beziehungen an der NWU (er ist auch als südafrikanische TV-Persönlichkeit bekannt), leitete gekonnt die teilweise lebhaften Diskussionen. Dabei konnte van Schalkwyk seine Argumente nicht weniger überzeugend vortragen als Brown: „Die Welt ist nicht perfekt und wir haben sicherlich noch einen langen Weg vor uns, aber wir sind an die Möglichkeit der Wasserstoffproduktion herangegangen, indem wir rund 80 Personen mit bestimmten Prozessen und Aufgaben betraut haben, die sich auf diese verschiedenen Aspekte konzentrierten. Natürlich handelt es sich hier um eine Neuentwicklung und wir lernen, sowie wir vorankommen, aber wir greifen auch auf Leute zurück, die das schon einmal gemacht haben und die die Mittel haben, es wieder zu tun!" Er schätzte den Gesamtwert des Projekts für die südnamibische Region um die Hafenstadt Lüderitz auf fast 13 Milliarden N$.
Der Leiter von Tactical Intelligence EMEA, Dr. Seamus Duggan, fügte einen weiteren Realitätscheck hinzu: „Im Moment gibt es noch gar nichts.“ Er lobte zwar die Arbeit des NIPDB, gab aber zu bedenken, dass es immer noch zu viele Unbekannte sowie Regeln und Vorschriften gibt, die nicht ordentlich greifen. „Wir brauchen uns nur die Umweltverträglichkeitsprüfungen ansehen, die im Falle von NMP und ReconAfrica nicht dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard entsprachen", so Duggan.
Er müsse erst noch sehen, welche Art von Lösungen präsentiert würden, um die kleine, verschlafene Hafenstadt Lüderitzbucht in ein Zentrum zu verwandeln, in dem 17 000 oder mehr Menschen leben: ,,Diese Menschen werden hauptsächlich von außerhalb kommen und brauchen Wohnraum. Die Stadt wird eine ernsthafte Verhaltensänderung erfahren." Außerdem warnte er mit Hinweis auf eine Gaserschließung im Norden Mosambiks namibische Unternehmer vor vorschnellen Investitionen: „Es ist seit Jahren die größte Investition in Afrika und doch ist nach Verlauf einiger Jahre immer noch nichts dabei herausgekommen. Firmen sind daran zugrunde gegangen, dass sie auf politische Versprechungen gehört haben. Tappen Sie nicht in diese Falle. Investieren Sie erst, wenn das Projekt Wirklichkeit geworden ist.“
Allen Einwohnern zum Vorteil
Irgendwann blieb die Diskussion an der Frage hängen, wie die künftigen Staatseinnahmen so verwaltet werden können, dass sie dem Durchschnittsbürger zugutekämen. Die Antwort scheint der „Sovereign Wealth Fund“ zu sein, den die Regierung gerade einrichtet, aber es waren vor allem Josef Sheehama, der Senior-Kreditverwalter von Bank Windhoek, und Renaldo du Pisani, der für Technik und Elektrik zuständige Teamleiter der Namibischen Brauereien (NBL), die beide nachdrücklich für die Schaffung eines Umfelds plädierten, das kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in die Wirtschaft ermöglicht. Sheehama ist der Ansicht, dass die Vorteile einer massiven Wasserstoffentwicklung Namibia zu einem Erzeuger billigerer Elektrizität machen könnten, „was den 60 Prozent unserer Bevölkerung zugutekäme, die in informellen Siedlungen leben“.
Während Brown argumentiert hatte, dass sich Wasserstoff nicht von selbst rechne und dies erst in einigen Jahren der Fall sein werde, war du Pisani weniger kritisch: „NBL wird gerade von Heineken übernommen und es ist bezeichnend, dass unsere neuen Eigentümer grüne Projekte unterstützen, auch wenn sie keine sofortigen Rendite abwerfen.“
Einer der Anwesenden sagte später in einem privaten Gespräch mit der AZ: „Wir sollten uns weniger Gedanken darüber machen, ob es sich jetzt auszahlt, es wird sich zweifelsohne langfristig auszahlen. Wenn die EU und Deutschland das jetzt verstehen und dazu bereit sind, in diese Wasserstoffproduktion zu investieren, dann muss unser Land diese Chance nutzen, wenn sie sich uns bietet.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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