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EMCEL, das Ingenieurbüro für Brennstoffzelle, Wasserstofftechnologie und Elektromobilität illustriert grafisch die Energiewende auf seiner Internetseite „emcel.com/de/gruener-wasserstoff“. Foto: EMCEL
EMCEL, das Ingenieurbüro für Brennstoffzelle, Wasserstofftechnologie und Elektromobilität illustriert grafisch die Energiewende auf seiner Internetseite „emcel.com/de/gruener-wasserstoff“. Foto: EMCEL

Grüner Wasserstoff – Realität oder Phantasie?

Teil 3: Was passiert in Namibia und welche Risiken sind erkennbar?
Bertchen Kohrs
Dreiteiliger Gastbeitrag von Bertchen Kohrs, Earthlife Namibia

Eines der Hauptziele der Pilotprojekte sollte sein, Erfahrungen im Bereich der grünen Wasserstoff-Produktion zu sammeln, die beim Projekt im Tsau //Khaeb-(Sperrgebiet)-Naturschutzpark übernommen werden können. Es scheint ratsam, das Know-how abzuwarten, bevor das große Hyphen-Projekt in Angriff genommen wird. Es gibt mittlerweile einige GH2-Projekte in Namibia.

Renewstable Swakopmund

HDF Energy, ein französisches Unternehmen, hat das Projekt Renewstable Swakopmund in Angriff genommen. Die Errichtung eines 85MW-Solarparks und einer Anlage für Wasserstoff (GH2), die auf Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und 90MWh Batteriespeichern beruht, sind geplant. Außerdem sollen eine Transportleitung und eine Wasserstoff-Tankstelle gebaut werden. Der Standort soll über eine Entsalzungsanlage mit Umkehrosmose verfügen, für die eine Wasserleitung verlegt werden muss. Das Projekt wurde 2021 konzipiert, als Namibia die zweite Ausgabe des Harambee-Wohlstandsplanes ins Leben rief, der sich auch mit dem Energiemix des Landes befasst, der diversifiziert werden soll. Die Anlage soll Energie an das namibische Stromnetz liefern.

Cleanergy Green Hydrogen Demonstration Plant (GHDP)

Cleanergy Solutions Namibia hat Pläne für den Bau einer Stromversorgungsleitung für ein Pilotprojekt mit GH2 in der Region Walvis Bay angekündigt. Cleanergy ist ein Joint Venture zwischen Ohlthaver & List (O&L) und CMB.TECH, einer Tochtergesellschaft des belgischen Unternehmens Compagnie Maritime Belge, das hauptsächlich auf den Bau einer Pilot/Demonstrationsanlage für GH2, einer Tankstelle und eines Schulungszentrums abzielt.

Das Projekt soll aus einem 5MW-Solarpark, einem 4MW-Elektrolyseur und einer H2-Tankanlage bestehen. Demonstrationsanwendungen, z.B. im Schwerlasttransport sind vorgesehen. Der Beginn des Projekts ist für das dritte Quartal 2023 geplant oder sobald die Umweltverträglichkeitsbescheinigung (ECC) erteilt worden ist.

Daures Village

Das Daures Green Hydrogen Consortium hat gerade den Startschuss für das Daures Green Hydrogen Village (DGHV) abgegeben. Die Anlage soll die Produktion von GH2 und grünem Ammoniak (NH3) sowie die Nutzung seiner Derivate ermöglichen. Daures ist der größte Wahlbezirk in der Erongo-Region mit etwa 11350 Einwohner. 1000 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.

In Phase 1 sollen 31 Tonnen GH2 und 109 Tonnen NH3 pro Jahr produziert werden, wobei 0,99 MW erneuerbare Energie aus Solar und Wind eingesetzt werden. Vorgesehen ist die Entstehung eines umweltfreundlichen Dorfes, das vollkommen autark sein soll. Die Energieversorgung soll dem lokalen Verbrauch auf dem Projektgelände zu Gute kommen, eine Anlage für Brennstoffzellen versorgen und Forschungszwecken auf dem GH2-Gebiet dienen. In großen Gewächshäusern sollen unter anderem jährlich 500 Tonnen Tomaten und 600 Tonnen Karotten produziert werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Versprechungen für das grüne Dorf auch umgesetzt werden und nicht nur der schnellen Landgewinnung dienen.

Purros

Das Purros-GH2-Projekt in der Kunene-Region wird neuerdings aktuell. Ein Hafen zum Export von NH3 ist geplant. Weitere Einzelheiten sind bisher öffentlich nicht bekannt (75 Kilometer südwestlich von Purros liegt Möwe-Bay, wo seit Jahren ein Hafen entstehen soll. Anm. des Red.)

Umwelt und Biodiversität

Als Standort für das Hyphen Projekt wurde bedauerlicherweise der Tsau //Khaeb-(Sperrgebiet)-Nationalpark gewählt, das frühere Diamantensperrgebiet, das jahrzehntelang unzugänglich war, wodurch sich eine außergewöhnliche endemische Biodiversität entwickelt hat – sie ist einzigartig auf unserem Planeten. Für Phase 1 sollen 4000 Quadratkilometer genutzt werden, für Phase 2 sind weitere 14000 km² des Naturschutzparks vorgesehen. Wird aus diesem einmaligen Hotspot ein riesiger Industriepark entstehen?

Kann man die Herstellung von GH2 nachhaltig und umweltfreundlich nennen, wenn dafür kostbare Biodiversität geopfert wird? Selbst wenn laut Hyphen nur fünf Prozent (Äquivalent von 200 km² für Phase 1) der vorgesehenen Fläche genutzt werden soll, wird das Projekt zweifellos die einmalige Biodiversität des Tsau //Khaebs stark beeinträchtigen, besonders während der Bauphase, in der 15000 Arbeiter in dieser Gegend tätig sein werden. Schwere Maschinen und Infrastrukturen, Straßen und Rohrleitungen, Eisenbahnlinien, Solar- und Windkraftanlagen werden die Biodiversität im Tsau //Khaeb stark gefährden.

Es war anfangs auffallend, dass bei allen Debatten der Einfluss auf die Umwelt nicht diskutiert wurde. Aus der Umweltszene wurde kaum jemand konsultiert; erst nach ausdrücklich bekundeten Sorgen von Wissenschaftlern und NGOs wurde der Naturschutz mit in das Programm aufgenommen.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Machbarkeits- und Umweltverträglichkeitsstudien (EISA), in denen negative und positive Einflüsse in Hyphens Auftrag untersucht werden, stehen noch aus. Als interessierte und betroffene Partei (I&AP) kann man sich registrieren lassen unter „[email protected]“. Das berechtigt dazu, Einwände und Vorschläge einzureichen und Fragen zu stellen. Hyphen ist gesetzlich verpflichtet, durch die Beraterfirma SLR über wichtige Entwicklungen zu unterrichten. Das gibt der interessierten und verantwortungsbewussten Bevölkerung die Möglichkeit, das Projekt genau zu verfolgen und entscheidenden Einfluss zu nehmen, bevor die Regierung eine Umweltverträglichkeitsgenehmigung (ECC) entweder ausstellt oder vorenthält. Das Recht sollte genutzt werden!

Wichtig sind gründliche und unabhängige Umweltverträglichkeitsstudien, an denen Bürger, Experten und Nichtregierungsorganisationen beteiligt sein müssten. Der Nationalpark ist Teil der Namib-Wüste, die wegen der außergewöhnlichen Artenvielfalt und seltener Pflanzen hoch geschätzt wird. Wissenschaftler und besonders Botaniker befürchten irreparable Schäden, wenn ausgerechnet artenreiche Flächen für die Wasserstoffproduktion ausgewiesen werden.

Kann GH2 noch grün und umweltfreundlich genannt werden, wenn dabei Natur und biologische Vielfalt zerstört werden?

Schließlich scheint eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die nur das Hyphen-Projekt untersucht, nicht ausreichend zu sein. Während die Vorbereitungen für das GH2-Projekt laufen, werden Öl- und Gasvorkommen exploriert, Mineralienvorkommen erkundet, maritime Aktivitäten verschiedener Art passieren, und vermutlich sind weitere Pläne in der Pipeline, die alle zu kumulierten Umweltschäden beitragen können. Es wird daher empfohlen, eine allumfassende Strategische Umweltprüfung durchzuführen, um die Gesamtauswirkungen aller Aktivitäten auf Wirtschaft, Ökologie und soziale Belange zu evaluieren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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