Auf Kupfersuche in Lüderitzland
Erlebnisse des Bergmannes Robert Baer 1884-1885
Im Oktober des Jahres 1884 betritt der 23-jährige Bergmann Robert Baer in Angra Pequena, dem heutigen Lüderitzbucht, erstmals afrikanischen Boden. Kurz entschlossen hatte er das Angebot angenommen, sich als Assistent des Leiters einer 10-köpfigen Bergbauexpedition an der Suche nach Bodenschätzen in dem erst kurz zuvor unter Reichsschutz gestellten „Lüderitzland" zu beteiligen. Die Expedition stand unter enormem Erfolgsdruck. Das Auffinden von abbauwürdigen Erzen war Lüderitz' letzte Hoffnung, aus dem von ihm erworbenen Landstrich an der südwestafrikanischen Küste doch noch die dringend benötigten Gewinne zu erwirtschaften. Robert Baers Briefe und Tagebucheintragungen bilden die Grundlage dieses Buches, das neue Einblicke in die Anfänge des ehemaligen deutschen Schutzgebietes gewährt.
4. Folge
Von Angra Pequena zu Lüderitzland – die Vorgeschichte (Teil 3/4)
Nach Angra Pequena zurückgekehrt zog Vogelsang am 12. Mai 1883 „unter brausendem Hurrah die deutsche Flagge auf; vom Schiffe aus salutierte man mit Gewehrschüssen ...“. Die Beteiligten waren sich einig, dass dies die Geburtsstunde der ersten deutschen Kolonie sei und dass man „den ersten Abend seit langer Zeit auf deutschem Grund und Boden zubrachte“. Diese dem Überschwang patriotischer Gefühle entspringende Auffassung hielt einer nüchternen rechtlichen Betrachtung selbstverständlich nicht stand. Es war vermessen, aus einem privaten Erwerb von Grund und Boden in Verbindung mit einer vagen, mündlich gegebenen Schutzzusage der Regierung bereits hoheitliche Ansprüche des deutschen Reiches herzuleiten.
Dass man davon noch weit entfernt war, sollte die Expedition bald schmerzlich erfahren. Der aus dem Kauf hergeleitete Anspruch kollidierte, wie von Lüderitz befürchtet, mit den Interessen anderer Akteure. Man war nämlich in Angra Pequena nicht allein. Da war zum einen der englische Händler David Radford, der sich bereits 1862 an der sog. Lagune niedergelassen hatte, bald aber einsah, dass er gegen die Deutschen allein nichts ausrichten konnte. Ein gefährlicherer Gegner war die britische Firma De Pass, Spence und Co, die den Besitz der Angra Pequena vorgelagerten Inseln Shark-, Penguin- und Seal Island (Haifisch-, Pinguin- und Seehundsinsel) beanspruchte und dort seit Jahren ein gutes Geschäft mit Guanoabbau und Robbenfang machte. Da man die Geschäfte durch die Aktivitäten der Deutschen bedroht sah, versuchte Kapitän John Spence, der Firmenvertreter in Kapstadt, mit allen Mitteln das Lüderitz‘sche Unternehmen zur Aufgabe zu zwingen. Hierzu gehörten Beschwerden bei der Kapregierung und die Behauptung, nicht nur die Inseln, sondern auch die Küstenregion bereits 1863 selbst gekauft zu haben. Ein ernsthaftes Druckmittel war die Weigerung, mit seinen Schiffen Trinkwasser für die Deutschen nach Angra Pequena zu transportieren. Vogelsang und sein Expeditionsteam hielten durch und ließen sich auch durch das Erscheinen eines britischen Kriegsschiffes, HMS Starling, nicht einschüchtern.
Als Lüderitz von diesen Schwierigkeiten erfuhr, entschloss er sich, selbst über Kapstadt nach Angra Pequena zu reisen. In Kapstadt angekommen, wurde er vom dortigen Hohen Kommissar der Kapkolonie Generalleutnant Leicester Smythe mit einem Dokument konfrontiert, wonach die vorgelagerten Inseln bereits seit 1864 im Besitz der Kapregierung seien. Lüderitz war aber nicht gewillt aufzugeben, obwohl er vom deutschen Konsul in Kapstadt keine Unterstützung bekam. Spätestens während seines Besuches bei Kapitän Fredericks in Bethanien konnte er klarstellen, dass dieser der Firma De Pass und Spence & Co. niemals Land verkauft, sondern lediglich zur Nutzung überlassen hatte und dieses Nutzungsrecht mit dem Verkauf an Lüderitz erloschen war.
In Angra Pequena gab es weiteren Streit, als Lüderitz von zwei englischen Dampfern, die Handelsgüter anlanden wollten, Zölle verlangte. Dieses Vorkommnis sowie seine Anordnung, einen Flaggenmast mit britischer Flagge umhauen zu lassen, provozierte erneut die Inspektion durch ein britisches Kanonenboot, allerdings ohne dass ein konkretes militärisches Eingreifen erfolgte. Die Reichsregierung, die von den Vorfällen erfahren hatte, entsandte Kapitän Richard Aschenborn mit den Kriegsschiff SMS Nautilus im Januar 1884 nach Angra Pequena, um die Lage zu sondieren. Es wurde immer deutlicher, dass eine Entscheidung auf höchster Regierungsebene herbeigeführt werden musste, zumal Lüderitz bei seiner Rückreise über Kapstadt von einem höheren Beamten der Kapregierung plötzlich mit der Behauptung konfrontiert wurde, auch Angra Pequena sei britischer Besitz und Lüderitz habe dort die britischen Gesetze zu achten. Im höchsten Maße empört, aber fest entschlossen, um seinen Besitz zu kämpfen, kehrte er nach Deutschland zurück.
Von Angra Pequena zu Lüderitzland – die Vorgeschichte (Teil 3/4)
Nach Angra Pequena zurückgekehrt zog Vogelsang am 12. Mai 1883 „unter brausendem Hurrah die deutsche Flagge auf; vom Schiffe aus salutierte man mit Gewehrschüssen ...“. Die Beteiligten waren sich einig, dass dies die Geburtsstunde der ersten deutschen Kolonie sei und dass man „den ersten Abend seit langer Zeit auf deutschem Grund und Boden zubrachte“. Diese dem Überschwang patriotischer Gefühle entspringende Auffassung hielt einer nüchternen rechtlichen Betrachtung selbstverständlich nicht stand. Es war vermessen, aus einem privaten Erwerb von Grund und Boden in Verbindung mit einer vagen, mündlich gegebenen Schutzzusage der Regierung bereits hoheitliche Ansprüche des deutschen Reiches herzuleiten.
Dass man davon noch weit entfernt war, sollte die Expedition bald schmerzlich erfahren. Der aus dem Kauf hergeleitete Anspruch kollidierte, wie von Lüderitz befürchtet, mit den Interessen anderer Akteure. Man war nämlich in Angra Pequena nicht allein. Da war zum einen der englische Händler David Radford, der sich bereits 1862 an der sog. Lagune niedergelassen hatte, bald aber einsah, dass er gegen die Deutschen allein nichts ausrichten konnte. Ein gefährlicherer Gegner war die britische Firma De Pass, Spence und Co, die den Besitz der Angra Pequena vorgelagerten Inseln Shark-, Penguin- und Seal Island (Haifisch-, Pinguin- und Seehundsinsel) beanspruchte und dort seit Jahren ein gutes Geschäft mit Guanoabbau und Robbenfang machte. Da man die Geschäfte durch die Aktivitäten der Deutschen bedroht sah, versuchte Kapitän John Spence, der Firmenvertreter in Kapstadt, mit allen Mitteln das Lüderitz‘sche Unternehmen zur Aufgabe zu zwingen. Hierzu gehörten Beschwerden bei der Kapregierung und die Behauptung, nicht nur die Inseln, sondern auch die Küstenregion bereits 1863 selbst gekauft zu haben. Ein ernsthaftes Druckmittel war die Weigerung, mit seinen Schiffen Trinkwasser für die Deutschen nach Angra Pequena zu transportieren. Vogelsang und sein Expeditionsteam hielten durch und ließen sich auch durch das Erscheinen eines britischen Kriegsschiffes, HMS Starling, nicht einschüchtern.
Als Lüderitz von diesen Schwierigkeiten erfuhr, entschloss er sich, selbst über Kapstadt nach Angra Pequena zu reisen. In Kapstadt angekommen, wurde er vom dortigen Hohen Kommissar der Kapkolonie Generalleutnant Leicester Smythe mit einem Dokument konfrontiert, wonach die vorgelagerten Inseln bereits seit 1864 im Besitz der Kapregierung seien. Lüderitz war aber nicht gewillt aufzugeben, obwohl er vom deutschen Konsul in Kapstadt keine Unterstützung bekam. Spätestens während seines Besuches bei Kapitän Fredericks in Bethanien konnte er klarstellen, dass dieser der Firma De Pass und Spence & Co. niemals Land verkauft, sondern lediglich zur Nutzung überlassen hatte und dieses Nutzungsrecht mit dem Verkauf an Lüderitz erloschen war.
In Angra Pequena gab es weiteren Streit, als Lüderitz von zwei englischen Dampfern, die Handelsgüter anlanden wollten, Zölle verlangte. Dieses Vorkommnis sowie seine Anordnung, einen Flaggenmast mit britischer Flagge umhauen zu lassen, provozierte erneut die Inspektion durch ein britisches Kanonenboot, allerdings ohne dass ein konkretes militärisches Eingreifen erfolgte. Die Reichsregierung, die von den Vorfällen erfahren hatte, entsandte Kapitän Richard Aschenborn mit den Kriegsschiff SMS Nautilus im Januar 1884 nach Angra Pequena, um die Lage zu sondieren. Es wurde immer deutlicher, dass eine Entscheidung auf höchster Regierungsebene herbeigeführt werden musste, zumal Lüderitz bei seiner Rückreise über Kapstadt von einem höheren Beamten der Kapregierung plötzlich mit der Behauptung konfrontiert wurde, auch Angra Pequena sei britischer Besitz und Lüderitz habe dort die britischen Gesetze zu achten. Im höchsten Maße empört, aber fest entschlossen, um seinen Besitz zu kämpfen, kehrte er nach Deutschland zurück.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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