Auf Kupfersuche in Lüderitzland
Die Angra Pequena-Expedition
Im Oktober des Jahres 1884 betritt der 23-jährige Bergmann Robert Baer in Angra Pequena, dem heutigen Lüderitzbucht, erstmals afrikanischen Boden. Kurz entschlossen hatte er das Angebot angenommen, sich als Assistent des Leiters einer 10-köpfigen Bergbauexpedition an der Suche nach Bodenschätzen in dem erst kurz zuvor unter Reichsschutz gestellten „Lüderitzland" zu beteiligen. Die Expedition stand unter enormem Erfolgsdruck. Das Auffinden von abbauwürdigen Erzen war Lüderitz' letzte Hoffnung, aus dem von ihm erworbenen Landstrich an der südwestafrikanischen Küste doch noch die dringend benötigten Gewinne zu erwirtschaften. Robert Baers Briefe und Tagebucheintragungen bilden die Grundlage dieses Buches, das neue Einblicke in die Anfänge des ehemaligen deutschen Schutzgebietes gewährt.
6. Folge
1 - Lüderitz’ Bergbauambitionen – Ausrüstung der Expedition
Nach zähem Ringen hatte Lüderitz deutlich bessere Voraussetzungen für den weiteren Ausbau seines Südwestafrikageschäftes geschaffen, wobei es u.a. darum ging, die Aktivitäten nach Norden und ins Landesinnere auszudehnen. Neben Angra Pequena gab es bereits seit 1883 eine zweite Handelsniederlassung in Bethanien. Zusätzlich betrieb Walter Wegner, ein junger Danziger, der im selben Jahr als weiterer Mitarbeiter von Vogelsang angestellt worden war, zusammen mit von Pestalozzi in Kuibes eine sog. Hauptviehstation. Rinder und Pferde wurden gegen Lüderitzsche Handelsgüter eingetauscht, nach Süden in die Kapkolonie getrieben und dort verkauft. Die damit erzielten Einnahmen waren aber längst nicht ausreichend, um die enormen Investitionskosten der Firma auszugleichen oder gar Gewinne zu erwirtschaften. Lüderitz‘ Hoffnungen und der unternehmerische Fokus seiner Tätigkeit richteten sich daher zunehmend auf die Ausbeutung von Bodenschätzen.
Dass es in Südwestafrika Erzvorkommen, insbesondere Kupfererz, gab, war bekannt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren aber bereits die meisten der im Tagebau leicht zugänglichen Lagerstätten abgebaut worden. Dies galt auch für die Region zwischen Angra Pequena und dem Oranje. Dennoch bestanden große Hoffnungen, bei gezielter Erkundung und Untersuchung auf weitere, noch unentdeckte Vorkommen zu stoßen. Insbesondere die Nachbarschaft der südlich des Oranje auf dem Gebiet der Kapkolonie gelegenen Kupferminen von O’okiep ließen die Annahme einer Fortsetzung der erzführenden Schichten in das von Lüderitz erworbene Gebiet hinein als gerechtfertigt erscheinen.
Schon während seiner Reise nach Angra Pequena war Lüderitz in Begleitung des jungen Steigers Paul Prescher. Dieser sollte eine erste Sichtung nach abbauwürdigen Bodenschätzen vornehmen. Er hatte bei Kuibes Kupfererzproben entnommen und zur Untersuchung nach Deutschland geschickt.
Auch bei Aus vermutete man Kupfer, hoffte sogar auf Gold. Preschers Möglichkeiten, als Einzelner und ohne größere Ausrüstung hierbei systematisch vorzugehen, waren allerdings eingeschränkt. Lüderitz entschloss sich daher, eine größere Bergbau-Forschungsexpedition auszurüsten. Primäres Zielgebiet und Ausgangspunkt dieser Expedition sollte die Mündung des Oranjeflusses sein. Die Aufgabe bestand darin, eine „möglichst umfassende geognostische Untersuchung der gegen den Fluss abfallenden Gebirgsmassen“ durchzuführen. Lüderitz hoffte insbesondere eine Einfahrt vom Meer aus in den Oranje zu finden, was selbstverständlich den Abtransport von Bodenschätzen erleichtert und deutlich effizienter gemacht hätte als der Landtransport. Von dieser Hoffnung hat er sich trotz gegenteiliger Berichte nie abbringen lassen, was ihm schließlich zum Verhängnis werden sollte.
Als Leiter der Expedition engagierte Lüderitz den Freiberger Bergwerksdirektor Herrmann August Pohle. Der bereits 55-jährige Bergbauingenieur war Absolvent der Bergakademie Freiberg, wo er im Schwerpunkt die Fächer Allgemeine Markscheidekunst, Angewandte Mathematik und Bergbaumaschinenlehre sowie Bergrecht und Bergmännischen Geschäftsstil belegt hatte. In der Kurzbiographie von Lauterbach wird kritisch angemerkt, dass Studien in Mineralogie und Geologie, die für den Auftrag der Expedition vorrangig von Nutzen gewesen wären, nicht nachgewiesen sind. Soweit überhaupt nachvollziehbar lagen seine primären beruflichen Erfahrungen auf dem Gebiet des Markscheidewesens. Dies mochte der Grund sein, dass ihm der Geologe und Mineraloge Dr. Adolf Schenck aus Bonn zur Seite gestellt wurde. Ebenfalls mit von der Partie war auf Empfehlung des bekannten Afrikaforschers Gerhard Rohlfs der Botaniker Dr. Hans Schinz. Dieser sollte als Naturforscher Aufschlüsse über die Pflanzenwelt gewinnen, selbstverständlich nach Lüderitz Vorstellungen primär unter dem Blickwinkel einer möglichen Vermarktung pflanzlicher Produkte. Dennoch erwartete er „die besten Ergebnisse von dieser Forschungsreise nicht nur für sich, sondern auch für die Wissenschaft“. Als Dolmetscher wurde erneut der Holländer de Jongh, der bereits die Vogelsang-Expedition begleitet hatte, engagiert. Da auch bergmännische Fach- und Arbeitskraft benötigt wurde, sollten ein junger Steiger und weitere Bergleute das Team komplettieren.
Eine weitere Expedition mit ähnlichem Auftrag unter Leitung des Ingenieurs Dr. Carl Höpfner war bereits kurz zuvor in Marsch gesetzt worden. Ihr Zielgebiet lag nordöstlich der Walfischbai.
„Nec aspera terrent sed per aspera ad astra!“ soll der Wahlspruch gewesen sein, den Lüderitz beiden Expeditionen mit auf den Weg gab. In seiner freien Übersetzung sollte dies bedeuten: „Keine Schwierigkeiten scheuen, sondern auf rauem Pfade zum Ziel!“.
1 - Lüderitz’ Bergbauambitionen – Ausrüstung der Expedition
Nach zähem Ringen hatte Lüderitz deutlich bessere Voraussetzungen für den weiteren Ausbau seines Südwestafrikageschäftes geschaffen, wobei es u.a. darum ging, die Aktivitäten nach Norden und ins Landesinnere auszudehnen. Neben Angra Pequena gab es bereits seit 1883 eine zweite Handelsniederlassung in Bethanien. Zusätzlich betrieb Walter Wegner, ein junger Danziger, der im selben Jahr als weiterer Mitarbeiter von Vogelsang angestellt worden war, zusammen mit von Pestalozzi in Kuibes eine sog. Hauptviehstation. Rinder und Pferde wurden gegen Lüderitzsche Handelsgüter eingetauscht, nach Süden in die Kapkolonie getrieben und dort verkauft. Die damit erzielten Einnahmen waren aber längst nicht ausreichend, um die enormen Investitionskosten der Firma auszugleichen oder gar Gewinne zu erwirtschaften. Lüderitz‘ Hoffnungen und der unternehmerische Fokus seiner Tätigkeit richteten sich daher zunehmend auf die Ausbeutung von Bodenschätzen.
Dass es in Südwestafrika Erzvorkommen, insbesondere Kupfererz, gab, war bekannt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren aber bereits die meisten der im Tagebau leicht zugänglichen Lagerstätten abgebaut worden. Dies galt auch für die Region zwischen Angra Pequena und dem Oranje. Dennoch bestanden große Hoffnungen, bei gezielter Erkundung und Untersuchung auf weitere, noch unentdeckte Vorkommen zu stoßen. Insbesondere die Nachbarschaft der südlich des Oranje auf dem Gebiet der Kapkolonie gelegenen Kupferminen von O’okiep ließen die Annahme einer Fortsetzung der erzführenden Schichten in das von Lüderitz erworbene Gebiet hinein als gerechtfertigt erscheinen.
Schon während seiner Reise nach Angra Pequena war Lüderitz in Begleitung des jungen Steigers Paul Prescher. Dieser sollte eine erste Sichtung nach abbauwürdigen Bodenschätzen vornehmen. Er hatte bei Kuibes Kupfererzproben entnommen und zur Untersuchung nach Deutschland geschickt.
Auch bei Aus vermutete man Kupfer, hoffte sogar auf Gold. Preschers Möglichkeiten, als Einzelner und ohne größere Ausrüstung hierbei systematisch vorzugehen, waren allerdings eingeschränkt. Lüderitz entschloss sich daher, eine größere Bergbau-Forschungsexpedition auszurüsten. Primäres Zielgebiet und Ausgangspunkt dieser Expedition sollte die Mündung des Oranjeflusses sein. Die Aufgabe bestand darin, eine „möglichst umfassende geognostische Untersuchung der gegen den Fluss abfallenden Gebirgsmassen“ durchzuführen. Lüderitz hoffte insbesondere eine Einfahrt vom Meer aus in den Oranje zu finden, was selbstverständlich den Abtransport von Bodenschätzen erleichtert und deutlich effizienter gemacht hätte als der Landtransport. Von dieser Hoffnung hat er sich trotz gegenteiliger Berichte nie abbringen lassen, was ihm schließlich zum Verhängnis werden sollte.
Als Leiter der Expedition engagierte Lüderitz den Freiberger Bergwerksdirektor Herrmann August Pohle. Der bereits 55-jährige Bergbauingenieur war Absolvent der Bergakademie Freiberg, wo er im Schwerpunkt die Fächer Allgemeine Markscheidekunst, Angewandte Mathematik und Bergbaumaschinenlehre sowie Bergrecht und Bergmännischen Geschäftsstil belegt hatte. In der Kurzbiographie von Lauterbach wird kritisch angemerkt, dass Studien in Mineralogie und Geologie, die für den Auftrag der Expedition vorrangig von Nutzen gewesen wären, nicht nachgewiesen sind. Soweit überhaupt nachvollziehbar lagen seine primären beruflichen Erfahrungen auf dem Gebiet des Markscheidewesens. Dies mochte der Grund sein, dass ihm der Geologe und Mineraloge Dr. Adolf Schenck aus Bonn zur Seite gestellt wurde. Ebenfalls mit von der Partie war auf Empfehlung des bekannten Afrikaforschers Gerhard Rohlfs der Botaniker Dr. Hans Schinz. Dieser sollte als Naturforscher Aufschlüsse über die Pflanzenwelt gewinnen, selbstverständlich nach Lüderitz Vorstellungen primär unter dem Blickwinkel einer möglichen Vermarktung pflanzlicher Produkte. Dennoch erwartete er „die besten Ergebnisse von dieser Forschungsreise nicht nur für sich, sondern auch für die Wissenschaft“. Als Dolmetscher wurde erneut der Holländer de Jongh, der bereits die Vogelsang-Expedition begleitet hatte, engagiert. Da auch bergmännische Fach- und Arbeitskraft benötigt wurde, sollten ein junger Steiger und weitere Bergleute das Team komplettieren.
Eine weitere Expedition mit ähnlichem Auftrag unter Leitung des Ingenieurs Dr. Carl Höpfner war bereits kurz zuvor in Marsch gesetzt worden. Ihr Zielgebiet lag nordöstlich der Walfischbai.
„Nec aspera terrent sed per aspera ad astra!“ soll der Wahlspruch gewesen sein, den Lüderitz beiden Expeditionen mit auf den Weg gab. In seiner freien Übersetzung sollte dies bedeuten: „Keine Schwierigkeiten scheuen, sondern auf rauem Pfade zum Ziel!“.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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