Auf Kupfersuche in Lüderitzland
Die Angra Pequena-Expedition
Im Oktober des Jahres 1884 betritt der 23-jährige Bergmann Robert Baer in Angra Pequena, dem heutigen Lüderitzbucht, erstmals afrikanischen Boden. Kurz entschlossen hatte er das Angebot angenommen, sich als Assistent des Leiters einer 10-köpfigen Bergbauexpedition an der Suche nach Bodenschätzen in dem erst kurz zuvor unter Reichsschutz gestellten „Lüderitzland" zu beteiligen. Die Expedition stand unter enormem Erfolgsdruck. Das Auffinden von abbauwürdigen Erzen war Lüderitz' letzte Hoffnung, aus dem von ihm erworbenen Landstrich an der südwestafrikanischen Küste doch noch die dringend benötigten Gewinne zu erwirtschaften. Robert Baers Briefe und Tagebucheintragungen bilden die Grundlage dieses Buches, das neue Einblicke in die Anfänge des ehemaligen deutschen Schutzgebietes gewährt.
12. Folge
Am selben Tag, als Robert diesen ersten Bericht für seine Eltern zu Papier bringt, findet in Eisenach die außerordentliche Generalversammlung des Deutschen Colonialvereins statt. Auch Lüderitz kommt zu Wort. Sein Vortrag über Angra Pequena ist überaus optimistisch und erwähnt mit keinem Wort die bereits zu Beginn der Expedition auftretenden Schwierigkeiten. Die „Dresdner Nachrichten“ vom 22. September 1884 berichten:
„Hierauf sprach, ebenfalls enthusiastisch begrüßt, Kaufmann Lüderitz über Angra Pequena, worüber so viele lügenhafte Berichte verbreitet worden seien, daß ihm deren Widerlegung gar nicht möglich gewesen seien. Zur weiteren Erforschung des Landes sei sein (des Redners) Dampfer „Trojan“ unterwegs, der eine Expedition wissenschaftlich gebildeter und praktisch erprobter Männer den Oranjefluß hinaufführe“ (sic).
(Anmerkung: Hier handelt es sich sicherlich um eine unkorrekte Wiedergabe des Vortrages. Der Dampfer „Trojan“ war nicht in Lüderitz‘ Besitz. Gemeint war die „Meta“. Sein zweites Schiff, die Brigg Tilly60, befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Europa. Ein drittes, die Emmy61 und damit ausgerechnet das Schiff, das den Namen seiner Frau trug, war nach einer Erwähnung Robert Baers in seinem Brief vom 30.09. ein Jahr vorher im Atlantik verschollen.)
Letzterer, sowie die Landstriche, die an ihn grenzen, sollen so weit und so eingehend als nur möglich untersucht werden. Das Land an der Küste biete allerdings nur den Anblick von Felsen und Wüste, aber je weiter man in das Innere komme, desto vorteilhafter verändere sich das Bild. Der Boden, meist roter Ton, sei je mehr nach dem Inneren zu, desto fruchtbarer und würde, falls die Möglichkeit einer Bewässerung gegeben wäre, innerhalb der Grenzen des unter Reichsschutz gestellten Gebiets bequem eine Million Menschen und mehr ernähren. Nach jedem Regen erstehe auf jenen weiten Flächen, die jetzt nur von einer sehr geringen Bevölkerung belebt sind, ein wahres Gras- und Blumenmeer. Der Boden eigne sich namentlich für den Anbau von Mais, Weizen und Feigen, die Möglichkeit der Bewässerung vorausgesetzt. Um in letzter Beziehung Aufklärung zu verschaffen, sei eine Expedition unterwegs, die an allen geeignet erscheinenden Stellen Bohrungen für artesische Brunnen anstellen solle. Im Falle eines günstigen Resultates würden jene Gebiete für eine Colonisation besonders geeignet sein, da das Klima ein gesundes. Eine ganz besondere Beachtung aber verdienen die Mineralschätze des Landes. Es sei bereits ein Kupfererzterrain von 2 Quadratmeilen Umfang festgestellt, wo Adern von 5 Metern Mächtigkeit zu Tage treten. Auch Silbererze finden sich vor. Sonach dürfte Deutschland mit dieser Erwerbung keinen schlechten Griff gemacht haben. Vorläufig kann ich Ihnen über die dortigen Verhältnisse nicht mehr erzählen als ich eben getan. (Lebhafter Beifall)“.
Eigentlich hätte Lüderitz zu diesem Zeitpunkt bereits über die Schwierigkeiten, seinen Plan zu realisieren, informiert sein müssen. Der kleine zwei-Mast Schoner Meta verkehrte regelmäßig zwischen Angra Pequena und Kapstadt. Dort wurden Lüderitz‘ Interessen durch die Firma „Poppe, Rossouw & Company“62 vertreten und es bestand eine Telegraphenverbindung von Kapstadt nach Europa. Möglicherweise hatte er von den Problemen erfahren, hatte diese Informationen aber noch nicht als gesichert angesehen, oder aber er wollte sie nicht wahrhaben. Er ließ sich auch später nicht von seiner Vision, den Oranje schiffbar zu machen, abbringen und beauftragte die Expedition, entsprechende Erkundungen vor Ort durchzuführen.
Als Ende September die Meta aus Angra Pequena nach Kapstadt zurückkam, bestätigte deren Kapitän Piester63, dass er sich entschieden weigere, auch nur den Versuch zu machen, den Oranje River hinaufzufahren. Außerdem gäbe es an der ganzen Küste vom Oranje bis Angra Pequena keinen Hafen, keine Bucht, wo die Meta anlegen und der Expedition Wasser und Nahrungsmittel zustellen könne. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die endgültige Entscheidung gefallen sein, zunächst Angra Pequena anzulaufen. Dort war die Süßwasserversorgung, die bereits der Vogelsangexpedition zu schaffen gemacht hatte, nach wie vor ein ungelöstes Problem. Mit der letzten Fahrt der Meta hatte man den portugiesischen Ingenieur Dujé64 mit dem nötigen Gerät und dem Auftrag dorthin gebracht, nach Süßwasser zu bohren.
Eine weitere Verzögerung trat auf, als man feststellen musste, dass die Meta zu klein war, um die komplette bergmännische Ausrüstung der Expedition in einer Fahrt nach Angra Pequena zu transportieren; eine Ausrüstung, die von Robert als musterhaft und kostspielig bezeichnet wurde, die sich aber später zur Hälfte als unnützer Ballast und als unter den geographischen Verhältnissen des Landes nicht einsetzbar herausstellen sollte. Daher musste erneut umgeplant werden. Von der Partnerfirma „Poppe, Rossouw & Company“ wurde für 250 engl. Pfund die größere Brigg Formica65 angemietet. Allerdings sollten noch Planwagen zur weiteren Beförderung des Gepäcks von Angra Pequena zum Oranje angefertigt werden, was den unfreiwilligen Aufenthalt der Expedition in Kapstadt weiter verlängerte. Einstweilen nutzten Robert und die anderen Teilnehmer die Zeit zu ausgiebigen Erkundungen von Stadt und Umgebung.
Am selben Tag, als Robert diesen ersten Bericht für seine Eltern zu Papier bringt, findet in Eisenach die außerordentliche Generalversammlung des Deutschen Colonialvereins statt. Auch Lüderitz kommt zu Wort. Sein Vortrag über Angra Pequena ist überaus optimistisch und erwähnt mit keinem Wort die bereits zu Beginn der Expedition auftretenden Schwierigkeiten. Die „Dresdner Nachrichten“ vom 22. September 1884 berichten:
„Hierauf sprach, ebenfalls enthusiastisch begrüßt, Kaufmann Lüderitz über Angra Pequena, worüber so viele lügenhafte Berichte verbreitet worden seien, daß ihm deren Widerlegung gar nicht möglich gewesen seien. Zur weiteren Erforschung des Landes sei sein (des Redners) Dampfer „Trojan“ unterwegs, der eine Expedition wissenschaftlich gebildeter und praktisch erprobter Männer den Oranjefluß hinaufführe“ (sic).
(Anmerkung: Hier handelt es sich sicherlich um eine unkorrekte Wiedergabe des Vortrages. Der Dampfer „Trojan“ war nicht in Lüderitz‘ Besitz. Gemeint war die „Meta“. Sein zweites Schiff, die Brigg Tilly60, befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Europa. Ein drittes, die Emmy61 und damit ausgerechnet das Schiff, das den Namen seiner Frau trug, war nach einer Erwähnung Robert Baers in seinem Brief vom 30.09. ein Jahr vorher im Atlantik verschollen.)
Letzterer, sowie die Landstriche, die an ihn grenzen, sollen so weit und so eingehend als nur möglich untersucht werden. Das Land an der Küste biete allerdings nur den Anblick von Felsen und Wüste, aber je weiter man in das Innere komme, desto vorteilhafter verändere sich das Bild. Der Boden, meist roter Ton, sei je mehr nach dem Inneren zu, desto fruchtbarer und würde, falls die Möglichkeit einer Bewässerung gegeben wäre, innerhalb der Grenzen des unter Reichsschutz gestellten Gebiets bequem eine Million Menschen und mehr ernähren. Nach jedem Regen erstehe auf jenen weiten Flächen, die jetzt nur von einer sehr geringen Bevölkerung belebt sind, ein wahres Gras- und Blumenmeer. Der Boden eigne sich namentlich für den Anbau von Mais, Weizen und Feigen, die Möglichkeit der Bewässerung vorausgesetzt. Um in letzter Beziehung Aufklärung zu verschaffen, sei eine Expedition unterwegs, die an allen geeignet erscheinenden Stellen Bohrungen für artesische Brunnen anstellen solle. Im Falle eines günstigen Resultates würden jene Gebiete für eine Colonisation besonders geeignet sein, da das Klima ein gesundes. Eine ganz besondere Beachtung aber verdienen die Mineralschätze des Landes. Es sei bereits ein Kupfererzterrain von 2 Quadratmeilen Umfang festgestellt, wo Adern von 5 Metern Mächtigkeit zu Tage treten. Auch Silbererze finden sich vor. Sonach dürfte Deutschland mit dieser Erwerbung keinen schlechten Griff gemacht haben. Vorläufig kann ich Ihnen über die dortigen Verhältnisse nicht mehr erzählen als ich eben getan. (Lebhafter Beifall)“.
Eigentlich hätte Lüderitz zu diesem Zeitpunkt bereits über die Schwierigkeiten, seinen Plan zu realisieren, informiert sein müssen. Der kleine zwei-Mast Schoner Meta verkehrte regelmäßig zwischen Angra Pequena und Kapstadt. Dort wurden Lüderitz‘ Interessen durch die Firma „Poppe, Rossouw & Company“62 vertreten und es bestand eine Telegraphenverbindung von Kapstadt nach Europa. Möglicherweise hatte er von den Problemen erfahren, hatte diese Informationen aber noch nicht als gesichert angesehen, oder aber er wollte sie nicht wahrhaben. Er ließ sich auch später nicht von seiner Vision, den Oranje schiffbar zu machen, abbringen und beauftragte die Expedition, entsprechende Erkundungen vor Ort durchzuführen.
Als Ende September die Meta aus Angra Pequena nach Kapstadt zurückkam, bestätigte deren Kapitän Piester63, dass er sich entschieden weigere, auch nur den Versuch zu machen, den Oranje River hinaufzufahren. Außerdem gäbe es an der ganzen Küste vom Oranje bis Angra Pequena keinen Hafen, keine Bucht, wo die Meta anlegen und der Expedition Wasser und Nahrungsmittel zustellen könne. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die endgültige Entscheidung gefallen sein, zunächst Angra Pequena anzulaufen. Dort war die Süßwasserversorgung, die bereits der Vogelsangexpedition zu schaffen gemacht hatte, nach wie vor ein ungelöstes Problem. Mit der letzten Fahrt der Meta hatte man den portugiesischen Ingenieur Dujé64 mit dem nötigen Gerät und dem Auftrag dorthin gebracht, nach Süßwasser zu bohren.
Eine weitere Verzögerung trat auf, als man feststellen musste, dass die Meta zu klein war, um die komplette bergmännische Ausrüstung der Expedition in einer Fahrt nach Angra Pequena zu transportieren; eine Ausrüstung, die von Robert als musterhaft und kostspielig bezeichnet wurde, die sich aber später zur Hälfte als unnützer Ballast und als unter den geographischen Verhältnissen des Landes nicht einsetzbar herausstellen sollte. Daher musste erneut umgeplant werden. Von der Partnerfirma „Poppe, Rossouw & Company“ wurde für 250 engl. Pfund die größere Brigg Formica65 angemietet. Allerdings sollten noch Planwagen zur weiteren Beförderung des Gepäcks von Angra Pequena zum Oranje angefertigt werden, was den unfreiwilligen Aufenthalt der Expedition in Kapstadt weiter verlängerte. Einstweilen nutzten Robert und die anderen Teilnehmer die Zeit zu ausgiebigen Erkundungen von Stadt und Umgebung.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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