Blauer Diamant
„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
7. Folge
Das war ja eine Überraschung. Freddy, der Pianist, Barbara, die Sängerin und Werner, der Teufelsgeiger, waren mit mir unterwegs nach Lüderitzbucht. Ich kannte alle drei aus Dresden. Kurt und ich sind irgendwann zufällig in das Café geraten, in dem die drei auftraten, und die Musik gefiel uns. Daraufhin waren wir dort des Öfteren sonntags mit unseren Damen eingekehrt, hatten gern der Kaffeehausmusik der Drei gelauscht und bald mit den Dreien Freundschaft geschlossen. Soweit ich das beurteilen konnte, waren sie wirklich gut. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Instrument beherrsche, ich kann lediglich die Kurbel eines Grammophons bedienen.
Freddy war ein Barpianist, der ohne weiteres ein Café oder eine Bar allein unterhalten konnte. Werner spielte hervorragend Geige und hatte dazu immer Clownereien und Zauberkunststücke auf Lager. Er war für die Unterhaltung der Zuhörer eine echte Bereicherung. Barbara, genannt Babsi, schlank und blond, sang dazu mit einer angenehm weichen, einschmeichelnden Stimme.
„Du sagtest eben: Nach unserer Arbeit?“, war ich irritiert. „Was arbeitet ihr denn? Schrubbt ihr das Deck oder helft ihr in der Küche? Oder macht ihr vielleicht Musik? Du willst doch nicht behaupten, dass Musik Arbeit ist! Wenn ihr spielt, ist das, schätze ich, Spaß und reine Selbstbefriedigung“, frotzelte ich.
„Lerne du erst einmal Klavierspielen oder versuche einer Geige einen sauberen Ton zu entlocken, dann kannst du mitreden“, konterte er. „Nun, ich habe natürlich gleich, als ich auf das Schiff kam, mit dem Zahlmeister gesprochen.
Ich wollte mir doch die Gelegenheit, auf einem Luxusliner auftreten zu können, nicht entgehen lassen. Nach Rücksprache mit dem Kapitän werden wir je einmal in der Woche in der Bar der ersten und der 2. Klasse auftreten. Heute Abend, am ersten Abend auf See, ist unsere Premiere in der Bar am Ende des Speisesaales der 2. Klasse. Das bessert unsere Reisekasse auf. Und die Tischmusiker in der 1. Klasse haben nichts dagegen.“
Die drei reisten 3. Klasse und hatten noch einen vierten Mitreisenden in ihrer Kabine. Ich stellte mir dies für das junge Paar ziemlich unangenehm vor. Scherzhaft schlug ich Freddy vor: „Ich habe die Kabine 68 in der 2. Klasse. Mein Kabinengenosse fährt nur bis Las Palmas. Dort kann ja dann Barbara zu mir in das frei gewordene Bett kommen. Dann bin ich nicht so allein und sie muss sich nicht mit drei Männern rumplagen. Du hast ja immer noch Werner und den Fremden, dann könnt ihr zu dritt ungestört Skat spielen.“
„Das könnte dir so passen!“ Der Stoß mit seinem Ellenbogen in meine Rippen war nicht sehr sanft. „Du kannst ab Las Palmas ja den Fremden oder Werner zu dir nehmen. Oder, noch besser, du überlässt mir ab Las Palmas deine Kabine und bekommst dafür zwei Betten in unserer jetzigen.“
„Schon gut. Vergiss mein Angebot.“ Da behielt ich doch lieber meine Kabine allein. „Heute Abend nach eurer Arbeit setzen wir uns zusammen und begießen unser überraschendes Zusammentreffen.“
Auf Frauensuche
In der Zwischenzeit wollte ich mich ein wenig auf dem Schiff umsehen und bei der Gelegenheit nach der schönen Unbekannten suchen, die beim Einschiffen meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Vielleicht gab es auch noch weitere junge Damen, wenn auch viele vor dem Ablegen das Schiff verlassen hatten. Vielleicht hatte ich ja welche übersehen. Ich durchstreifte das Schiff von oben bis unten.
Sehr bedauerlich. Es schien auf dem ganzen Schiff keine allein reisenden weiblichen Wesen zu geben. Alle Damen, denen ich begegnete, waren in Begleitung. Nun, wenn man es sich recht überlegt, eigentlich einleuchtend. Was sollte auch eine junge Dame allein in einer Kolonie fernab der Heimat? Hier war alles noch im Aufbruch und primär eine Männerwelt. Allerdings hatte ich irgendwo gelesen, dass man wegen des Frauenmangels in den Kolonien in der Heimat versuchte, junge Mädchen für das Leben als Farmersfrau zu begeistern. Es gab extra Kurse, in denen die Mädchen auf das entbehrungsreiche, aber außergewöhnliche Leben in den Gebieten vorbereitet wurden. Anscheinend waren die Kurse aber noch nicht beendet, jedenfalls waren weit und breit keine hübschen, examinierten Kursteilnehmerinnen an Bord auszumachen. Und die schöne Unbekannte hatte ich bisher auch nicht entdeckt.
Während des Abendessens wurden meine Freunde vom Restaurantchef als Attraktion des Abends, als Bartrio aus der Weltstadt Dresden angekündigt.
Ganz so, als hätte die Reederei keine Mühe und keine Kosten gescheut, eine international bekannte Gruppe zu engagieren, um die Gäste zu unterhalten. Ich wusste es besser. Die Musik war zwar ausgezeichnet, keine Frage, aber Kosten hatte man schon gespart.
Die Bar war nach dem Essen gut besucht, wo sollte man auch sonst hin, und die dezente Musik der drei wurde von den Gästen wohlwollend mit gelegentlichem Applaus honoriert. Heute, am ersten Abend, spielten sie ohne herumzualbern. Seine Späße und kleinen Kunststücke hob Werner sich offensichtlich für einen späteren Auftritt auf. Nach zwei Stunden, so gegen Mitternacht, war ihr Auftritt beendet und wir saßen fast bis zum frühen Morgen in einer Ecke der Bar zusammen, um immer wieder auf das unerwartete Wiedersehen anzustoßen.
Lüderitzbucht anstatt Swakopmund
Die Drei redeten auf mich ein, mit ihnen nach Lüderitzbucht zu kommen. Es wäre doch schön, meinten sie, wenn wir dort noch eine Weile zusammenbleiben würden. Ursprünglich wollte ich ja nach Swakopmund und anschließend gleich weiter nach Windhuk. Aber ich fühlte mich, wie es so ist, wenn man unverhofft alte Bekannte trifft und keine allein reisenden jungen Damen an Bord sind, in der Gesellschaft meiner drei Freunde so wohl, dass ich nicht lange überlegte und sofort auf den Vorschlag von Freddy einging. Da ich keinen festen Job hatte und keinen Termin einhalten musste und, wie man hörte, die Diamanten in der Nähe von Lüderitzbucht einfach so im Sand lagen, konnte ich spontan zusagen. Vor Ort würde ich dann sehen, was sich mir bot und danach über meine Weiterreise nach Windhuk entscheiden. Vielleicht gefiel es mir ja auch in Lüderitzbucht. Wenn es dort so war, wie auf dem Plakat im Reisebüro in Braunschweig gezeigt, war das eine Überlegung wert. Diaman¬ten, Sonne, Palmen, endloser Strand und ein kühles Bier könnten mich schon zum Bleiben verleiten.
Durch das unverhoffte Zusammentreffen hatte ich auf der Reise wenigstens eine angenehme Unterhaltung mit den Freunden, während mein Kabinengenosse dadurch in aller Ruhe in unserer Kabine arbeiten konnte.
Zwischenzeitlich hatten wir mit kurzem Aufenthalt Boulogne angelaufen, wo noch einige Passagiere zustiegen und waren jetzt im offenen Atlantik. Das Wetter war diesig und ruhig, nur der leichte Wind trieb aus Westen eine lange Dünung vor sich her. Da wir einen südlichen Kurs fuhren, machte sich das durch langsames, gleichmäßiges Neigen des Schiffes nach links und nach rechts unangenehm beim Gehen bemerkbar. Da es aber ein sehr gleichmäßi¬ges Wiegen war, gewöhnte man sich irgendwann daran und man bekam den typischen, breitbeinigen Seemannsgang.
Die nächsten Tage vergingen mehr oder weniger einer wie der andere. Wir Vier waren praktisch immer zusammen. Dann erreichten wir am späten Mittag des achten Reisetages Las Palmas auf den Kanarischen Inseln. Mein Kabi¬nengenosse verabschiedete sich mit guten Wünschen für die Weiterreise und ich wünschte ihm natürlich viel Erfolg bei seinem Projekt.
Das war ja eine Überraschung. Freddy, der Pianist, Barbara, die Sängerin und Werner, der Teufelsgeiger, waren mit mir unterwegs nach Lüderitzbucht. Ich kannte alle drei aus Dresden. Kurt und ich sind irgendwann zufällig in das Café geraten, in dem die drei auftraten, und die Musik gefiel uns. Daraufhin waren wir dort des Öfteren sonntags mit unseren Damen eingekehrt, hatten gern der Kaffeehausmusik der Drei gelauscht und bald mit den Dreien Freundschaft geschlossen. Soweit ich das beurteilen konnte, waren sie wirklich gut. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Instrument beherrsche, ich kann lediglich die Kurbel eines Grammophons bedienen.
Freddy war ein Barpianist, der ohne weiteres ein Café oder eine Bar allein unterhalten konnte. Werner spielte hervorragend Geige und hatte dazu immer Clownereien und Zauberkunststücke auf Lager. Er war für die Unterhaltung der Zuhörer eine echte Bereicherung. Barbara, genannt Babsi, schlank und blond, sang dazu mit einer angenehm weichen, einschmeichelnden Stimme.
„Du sagtest eben: Nach unserer Arbeit?“, war ich irritiert. „Was arbeitet ihr denn? Schrubbt ihr das Deck oder helft ihr in der Küche? Oder macht ihr vielleicht Musik? Du willst doch nicht behaupten, dass Musik Arbeit ist! Wenn ihr spielt, ist das, schätze ich, Spaß und reine Selbstbefriedigung“, frotzelte ich.
„Lerne du erst einmal Klavierspielen oder versuche einer Geige einen sauberen Ton zu entlocken, dann kannst du mitreden“, konterte er. „Nun, ich habe natürlich gleich, als ich auf das Schiff kam, mit dem Zahlmeister gesprochen.
Ich wollte mir doch die Gelegenheit, auf einem Luxusliner auftreten zu können, nicht entgehen lassen. Nach Rücksprache mit dem Kapitän werden wir je einmal in der Woche in der Bar der ersten und der 2. Klasse auftreten. Heute Abend, am ersten Abend auf See, ist unsere Premiere in der Bar am Ende des Speisesaales der 2. Klasse. Das bessert unsere Reisekasse auf. Und die Tischmusiker in der 1. Klasse haben nichts dagegen.“
Die drei reisten 3. Klasse und hatten noch einen vierten Mitreisenden in ihrer Kabine. Ich stellte mir dies für das junge Paar ziemlich unangenehm vor. Scherzhaft schlug ich Freddy vor: „Ich habe die Kabine 68 in der 2. Klasse. Mein Kabinengenosse fährt nur bis Las Palmas. Dort kann ja dann Barbara zu mir in das frei gewordene Bett kommen. Dann bin ich nicht so allein und sie muss sich nicht mit drei Männern rumplagen. Du hast ja immer noch Werner und den Fremden, dann könnt ihr zu dritt ungestört Skat spielen.“
„Das könnte dir so passen!“ Der Stoß mit seinem Ellenbogen in meine Rippen war nicht sehr sanft. „Du kannst ab Las Palmas ja den Fremden oder Werner zu dir nehmen. Oder, noch besser, du überlässt mir ab Las Palmas deine Kabine und bekommst dafür zwei Betten in unserer jetzigen.“
„Schon gut. Vergiss mein Angebot.“ Da behielt ich doch lieber meine Kabine allein. „Heute Abend nach eurer Arbeit setzen wir uns zusammen und begießen unser überraschendes Zusammentreffen.“
Auf Frauensuche
In der Zwischenzeit wollte ich mich ein wenig auf dem Schiff umsehen und bei der Gelegenheit nach der schönen Unbekannten suchen, die beim Einschiffen meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Vielleicht gab es auch noch weitere junge Damen, wenn auch viele vor dem Ablegen das Schiff verlassen hatten. Vielleicht hatte ich ja welche übersehen. Ich durchstreifte das Schiff von oben bis unten.
Sehr bedauerlich. Es schien auf dem ganzen Schiff keine allein reisenden weiblichen Wesen zu geben. Alle Damen, denen ich begegnete, waren in Begleitung. Nun, wenn man es sich recht überlegt, eigentlich einleuchtend. Was sollte auch eine junge Dame allein in einer Kolonie fernab der Heimat? Hier war alles noch im Aufbruch und primär eine Männerwelt. Allerdings hatte ich irgendwo gelesen, dass man wegen des Frauenmangels in den Kolonien in der Heimat versuchte, junge Mädchen für das Leben als Farmersfrau zu begeistern. Es gab extra Kurse, in denen die Mädchen auf das entbehrungsreiche, aber außergewöhnliche Leben in den Gebieten vorbereitet wurden. Anscheinend waren die Kurse aber noch nicht beendet, jedenfalls waren weit und breit keine hübschen, examinierten Kursteilnehmerinnen an Bord auszumachen. Und die schöne Unbekannte hatte ich bisher auch nicht entdeckt.
Während des Abendessens wurden meine Freunde vom Restaurantchef als Attraktion des Abends, als Bartrio aus der Weltstadt Dresden angekündigt.
Ganz so, als hätte die Reederei keine Mühe und keine Kosten gescheut, eine international bekannte Gruppe zu engagieren, um die Gäste zu unterhalten. Ich wusste es besser. Die Musik war zwar ausgezeichnet, keine Frage, aber Kosten hatte man schon gespart.
Die Bar war nach dem Essen gut besucht, wo sollte man auch sonst hin, und die dezente Musik der drei wurde von den Gästen wohlwollend mit gelegentlichem Applaus honoriert. Heute, am ersten Abend, spielten sie ohne herumzualbern. Seine Späße und kleinen Kunststücke hob Werner sich offensichtlich für einen späteren Auftritt auf. Nach zwei Stunden, so gegen Mitternacht, war ihr Auftritt beendet und wir saßen fast bis zum frühen Morgen in einer Ecke der Bar zusammen, um immer wieder auf das unerwartete Wiedersehen anzustoßen.
Lüderitzbucht anstatt Swakopmund
Die Drei redeten auf mich ein, mit ihnen nach Lüderitzbucht zu kommen. Es wäre doch schön, meinten sie, wenn wir dort noch eine Weile zusammenbleiben würden. Ursprünglich wollte ich ja nach Swakopmund und anschließend gleich weiter nach Windhuk. Aber ich fühlte mich, wie es so ist, wenn man unverhofft alte Bekannte trifft und keine allein reisenden jungen Damen an Bord sind, in der Gesellschaft meiner drei Freunde so wohl, dass ich nicht lange überlegte und sofort auf den Vorschlag von Freddy einging. Da ich keinen festen Job hatte und keinen Termin einhalten musste und, wie man hörte, die Diamanten in der Nähe von Lüderitzbucht einfach so im Sand lagen, konnte ich spontan zusagen. Vor Ort würde ich dann sehen, was sich mir bot und danach über meine Weiterreise nach Windhuk entscheiden. Vielleicht gefiel es mir ja auch in Lüderitzbucht. Wenn es dort so war, wie auf dem Plakat im Reisebüro in Braunschweig gezeigt, war das eine Überlegung wert. Diaman¬ten, Sonne, Palmen, endloser Strand und ein kühles Bier könnten mich schon zum Bleiben verleiten.
Durch das unverhoffte Zusammentreffen hatte ich auf der Reise wenigstens eine angenehme Unterhaltung mit den Freunden, während mein Kabinengenosse dadurch in aller Ruhe in unserer Kabine arbeiten konnte.
Zwischenzeitlich hatten wir mit kurzem Aufenthalt Boulogne angelaufen, wo noch einige Passagiere zustiegen und waren jetzt im offenen Atlantik. Das Wetter war diesig und ruhig, nur der leichte Wind trieb aus Westen eine lange Dünung vor sich her. Da wir einen südlichen Kurs fuhren, machte sich das durch langsames, gleichmäßiges Neigen des Schiffes nach links und nach rechts unangenehm beim Gehen bemerkbar. Da es aber ein sehr gleichmäßi¬ges Wiegen war, gewöhnte man sich irgendwann daran und man bekam den typischen, breitbeinigen Seemannsgang.
Die nächsten Tage vergingen mehr oder weniger einer wie der andere. Wir Vier waren praktisch immer zusammen. Dann erreichten wir am späten Mittag des achten Reisetages Las Palmas auf den Kanarischen Inseln. Mein Kabi¬nengenosse verabschiedete sich mit guten Wünschen für die Weiterreise und ich wünschte ihm natürlich viel Erfolg bei seinem Projekt.
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Allgemeine Zeitung
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