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Willy und Werner hoffen auf schnelles Geld und erkundigen sich über den Diamantenhandel und Schmuggel. Foto: Facebook
Willy und Werner hoffen auf schnelles Geld und erkundigen sich über den Diamantenhandel und Schmuggel. Foto: Facebook

Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
15. Folge

„Natürlich gibt es auch noch freies Land, auf dem du als Europäer sieben und graben kannst, aber die Aussicht, viele Diamanten zu finden, ist gering. Das, was du bekommen wirst, sind Blasen an den Fingern. Erstens ist die ganze Gegend schon abgesucht, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie hier seit den ersten Funden gegraben und gesiebt wurde und die Diamanten sind ja nicht statistisch gleichmäßig über das ganze Land verstreut. Diamanten findet man normalerweise in vulkanischem Gestein, wie Kimberlit. Deshalb hatte auch niemand im Sand bei Lüderitzbucht Diamanten vermutet und danach gesucht.

In grauer Vorzeit entstanden, sind sie mit den Verwitterungsprodukten vom Wasser in Richtung Meer und viele sicher auch sogar ins Meer gespült worden. Deshalb findet man Diamanten zum Beispiel vorzugsweise in und in der Nähe ausgetrockneter Flussbetten und die sind alle schon besetzt. Gleich im ersten Jahr wurde hier der ganze Landstrich von tausenden Menschen durchwühlt.“

Das schnelle Reichwerden

Werner ließ nicht locker: „Es gibt doch sicher Möglichkeiten, an Diamanten zu kommen.“ „Natürlich“, sagte Atze, „das ist überhaupt kein Problem. Du kannst sie kaufen.“

Werner bohrte weiter. „Ist es nicht auch für die Aufseher in den Minen eine große Versuchung, ständig so viele Diamanten vor Augen zu haben. Da sucht man doch sicher nach Wegen, etwas für sich beiseite schaffen zu können. Die Aufseher haben doch sicher bessere Möglichkeiten.“

„Mein lieber Werner, du entwickelst ja eine erstaunliche kriminelle Energie. So kenne ich dich gar nicht“, warf ich scherzhaft ein. „Falls dir dabei aber eine todsichere Methode einfällt, sag mir Bescheid. Ich mache mit und ich gestehe, wenn ich einen Weg wüsste, an Diamanten oder etwas anderes Wertvolles, wie zum Beispiel Gold, zu kommen, ich würde eine sich bietende Gelegenheit wahrscheinlich auch nicht ungenutzt an mir vorübergehen lassen. Wobei mir Diamanten allerdings lieber sind als Gold, Gold ist zu schwer. Diamanten lassen sich besser verstecken.“

„Ab und zu kommt es tatsächlich vor, dass jemand von den Mitarbeitern der Minen versucht, Diamanten zu schmuggeln oder sich mit den geschürften Diamanten abzusetzen. Sonst gäbe es ja keinen Schwarzmarkt für Diamanten“, räumte Atze ein. „Ist ja auch verständlich. Denn wenn du auf einer Diamantenmine angestellt bist, gehen unter Umständen täglich viele dieser unscheinbaren, aber wertvollen Steine durch deine Hände. Aber sie gehören dir natürlich nicht, auch wenn sie unter deiner Aufsicht gefunden werden und es ist zweifellos verdammt verführerisch, sich mit den Diamanten aus dem Staube zu machen, wenn man ein Vermögen greifbar vor sich hat.

Man muss dann schon vorher genau geplant haben, wie man ohne Aufsehen zu erwecken verschwinden kann. Eine spontane Aktion geht meistens schief. Vor allen Dingen musst du wissen, was du hinterher machen willst. Wenn Diamanten verschwinden und du gleichzeitig mit ihnen, weiß die Gendarmerie doch sofort, wen sie suchen muss. Du kannst ja die Diamanten nicht auf dem Wochenmarkt anbieten und wenn ein Gauner mitbekommt, dass du Diamanten hast, wachst du, wenn überhaupt, eventuell mit einem fürchterlichen Brummschädel auf und deine wertvollen Steinchen sind weg. Wie gesagt, ich will nicht behaupten, dass nicht geschmuggelt wird, ich wollte euch nur dringend davor warnen, euch in Schmuggeleien reinziehen zu lassen.“

So vergingen die Stunden mit Diskussionen, wie man vielleicht trotz der Schwierigkeiten doch noch reich werden könnte. Später gab Atze allerdings zu, dass trotz aller Kontrollen sicherlich auch in Lüderitzbucht der Diamantenschmuggel blühe. Aber er riet uns dringend davon ab, Zugang zu diesen Kreisen zu suchen. Diese Leute verstehen keinen Spaß und es ist schon mancher, der glaubte, besonders clever zu sein, auf der Strecke geblieben. Das ist nur etwas für Profis.

„Wie wird man Profi für Diamantenschmuggel?“ Werner ließ nicht locker.

„Wenn das so einfach wäre, glaubt ihr, ich wäre dann noch kleiner Zollbeamter? Ganz bestimmt nicht. Und noch drei wichtige Dinge, bevor der Alkohol eure Aufnahmefähigkeit reduziert!“ Atze gab uns für heute noch letzte Ratschläge: „Lasst euch als Neulinge kein sandgestrahltes Glas als Rohdiamanten andrehen und trinkt nur abgekochtes Wasser. Und wenn das Wasser noch so klar aussieht, ihr könnt davon Typhus bekommen. Und drittens, sollte euch jemand zum Glücksspiel einladen, lasst es, wenn ihr euer Geld behalten wollt. Ihr würdet mit absoluter Sicherheit nur verlieren.“

Mit dem schnellen Reichwerden schien es doch Probleme zu geben.

Erst mal akklimatisieren

Den nächsten Tag verbrachte ich mit Faulenzen. Ich musste mich erst einmal akklimatisieren. Jetzt, wo es hier auf den Sommer zuging, wurde es am Tage sehr warm. Alle Europäer liefen hier, wenn sie nicht die Uniform der Schutztruppe trugen, in modischen, hellen oder weißen Anzügen umher. Das war bei der Hitze offensichtlich wesentlich angenehmer als die grauen Anzüge, wie ich einen trug. Also ließ ich mir gleich am nächsten Tag ebenfalls einen dieser modischen, aber praktischen Tropenanzüge vom Schneider anfertigen. Ein breitkrempiger, heller Hut vervollständigte mein Erscheinungsbild.

Nach dem Maßnehmen besuchte ich Atze in seinem Büro im Zollamt. Da die Dampfer, abhängig vom Wetter auf der mehrwöchigen Fahrt, zu unterschiedlichsten Zeiten ankamen, war sein Dienst sehr unregelmäßig. Vielfach hatte er an den Vormittagen frei. So wie ich das mitbekam, war sein Leben hier nicht sehr hart und strapaziös. Wäre eigentlich auch etwas für mich, dachte ich so bei mir, kaiserlicher Zollbeamter in einer ruhigen Zollstation in einer unserer Kolonien. Aber bitte mit Palmen!

„Und?“ Atze sah mich fragend an, „Keine Kopfschmerzen heute morgen?“

Ich schüttelte den Kopf. „Du siehst, ich kann den Kopf ohne Stöhnen schnell hin und her bewegen. Nein, keinerlei Probleme.“

„Sehr schön, ich habe auch keine Nachwehen. Und was hast du jetzt vor?“

„Ich hatte zuhause gelesen, dass man in Windhuk junge, dynamische Kaufleute sucht, aus diesem Grunde bin ich gekommen. Deshalb hatte ich meine Fahrt gleich bis Swakopmund gebucht und wollte von dort mit der Bahn sofort weiter nach Windhuk. Durch Freddys Überredungskunst bin ich hier ausgestiegen. Sollte ich hier zufällig auch Diamanten finden und reich werden, dachte ich, umso besser, dann brauche ich nicht mehr nach Windhuk zu fahren, aber diese Illusion hast du mir gestern genommen“, erklärte ich. „Allerdings ist das mit dem Hotel tatsächlich ein Problem. Für drei Nächte kann ich im Hotel bleiben, aber danach sind sie bereits im Voraus total ausgebucht. Ich kann nur hoffen, dass noch ein Gast absagt. Außerdem wird das Hotel auf die Dauer auch zu teuer. Weißt Du vielleicht jemanden, der für zunächst vierzehn Tage ein Zimmer vermietet?“

„Wenn du nicht auf großem Luxus bestehst, kannst du eine Weile bei mir wohnen. Dein Gepäck kannst du dann zu mir bringen lassen“ bot Atze mir an. Das nahm ich sofort dankbar an, denn auf die Absage eines Gastes zu spekulieren, war ziemlich riskant. Vielleicht gab es noch eine Bodenkammer, aber bei Atze war es mir lieber.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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