Willy und Atze stoßen auf eine Wasserleiche. Foto: Pixabay
Willy und Atze stoßen auf eine Wasserleiche. Foto: Pixabay

Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff ,Windhuk'? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
18. Folge



„Sag mal, Atze“, ich wechselte das Thema, „wie ist das denn mit den Schwarzen, die ich hier überall sehe. Ich kenne mich da bisher überhaupt nicht aus und weiß nur, dass es Hereros und Namas gibt. Unterscheiden kann ich sie aber nicht. Was ist das denn für ein Stamm, der hier in Lüderitzbucht ansässig ist?“

Atze stand auf und suchte die Fangutensilien zusammen, während ich noch nachdenklich sitzen blieb.

„Hier ist alles anders als in Deutschland und nicht einfach zu verstehen“, sinnierte ich.

Atze sah mich forschend an. „Willst du die Welt ändern? Manche versuchen es ja. Aber du wirst die Welt nicht plötzlich bessern, wenn überhaupt, braucht das viel Zeit. Die Welt ist nun mal ungerecht und wird es, fürchte ich, wohl auch bleiben. Dabei darf man nicht vergessen, dass die aus dem Innern Afrikas stammenden Hereros die Nama aus ihrem Stammland vertrieben und sich beide Stämme von 1863 bis 1890 blutig bekriegt haben, schon bevor wir hier ankamen! Und auch zwischen anderen Stämmen gab es immer wieder mörderische Auseinandersetzungen. Aber ist es im angeblich zivilisierten Europa so viel anders? Da schlug doch auch immer wieder jemand auf seinen angeblichen Erb- oder Erzfeind ein, so wie in Deutschland die Auseinandersetzungen zwischen Bayern, Sachsen und Preußen.“

„Oder zwischen Deutschland und Frankreich“, ergänzte ich. „Frankreich ist unser Erzfeind, heißt es. Dabei habe ich in Dresden einen Franzosen in meinem Alter kennengelernt, mit dem ich mich bestens verstanden habe.“

Wir nahmen unsere Eimer und die Ausrüstung und machten uns auf den Rückweg. Als erstes mussten wir die Langusten im Hotel abliefern. Dort war man erfreut über den kulinarischen Zugang. Am Wochenende war der Bedarf an diesen Meerestieren immer besonders groß. Bis dahin bekamen sie noch eine Gnadenfrist in einem engen Bassin.

Weil wir am Vortag erfolgreich gefangen hatten, machten wir uns früh am nächsten Morgen wieder auf, um zu sehen, ob die Glückssträhne anhielt. So waren wir schon kurz nach sieben an den Klippen. Nebel ist in dieser Küstenregion nichts Ungewöhnliches, aber an diesem Morgen war es eine besonders dicke Suppe. Die Sicht lag hier oben bei ungefähr zehn Metern, doch nach unten schien der Nebel noch dichter zu sein. Wir konnten das Wasser unter uns nicht sehen, aber dafür hören. Heute schien auch die Brandung ziemlich stark zu sein. Die Wellen platschten unter uns rhythmisch gegen die Felsen. Wahrscheinlich hatte es draußen auf dem Meer einen Sturm gegeben und die Ausläufer der Wellen brachen sich hier zwischen den Felsen. In unserer Minibucht waren sie allerdings schon stark gezähmt.

Wir warfen unseren Drahtkorb, nachdem Atze noch ein Stück Hai vom Vortag am Haken befestigt hatte, hinunter in den Nebel und hörten es leise klatschen, als er in das Wasser eintauchte. Dann warteten wir eine Weile, bevor wir den Korb herauf zogen. Diesmal war er leer, aber das Fleischstück war fort.

„Wahrscheinlich hatte ich es doch nicht fest genug aufgespießt und es ist beim Aufprall auf das Wasser weggerissen worden“, meinte Atze.

Also ein zweiter Versuch. Fleisch aufgespießt, Korb ins Wasser und warten.

Plötzlich brach hier oben die Sonne durch den Nebel und die Sicht besserte sich von Minute zu Minute. Nur direkt über dem Wasser hielt sich der Nebel noch etwas zäh. Nebel war überhaupt der wichtigste Feuchtigkeitsspender der Küstenregion. Obwohl der Ozean vor der Haustür lag, war Wasser Man-gelware. Es regnete hier praktisch nie. Die spärliche Flora und Fauna hatte sich dieser mir unverständlichen Situation angepasst. Es gab Käfer, die im morgendlichen Nebel mit Engelsgeduld ihr Hinterteil gen Himmel reckten und warteten, bis sich an ihrem Körper Kondenswasser sammelte. Das genügte ihnen zum Überleben. Ebenso lebten viele kleine genügsame Pflanzen nur vom Tau, der sich auf ihren Blättern bildete. Atze erzählte auch von Klopfkäfern, die sich in der unendlichen Wüste über kilometerweite Entfernungen fanden und von Pflanzen, wie der Fensterblatt-Pflanze, die auf ihrer klebrigen Blattoberfläche eine Sandschicht festklebte und sich dadurch in Sandstürmen vor der zerstörerischen Kraft des prasselnden Sandes schützte. Es war ein äußerst faszinierendes Land, unser Deutsch-Südwestafrika.

Wir zogen den Korb zu uns herauf und diesmal hatten wir Glück. Es saßen bei diesem Versuch drei Langusten im Korb.

Also wieder Haifleisch aufgespießt und den Korb nach unten. Nach der obligatorischen Wartezeit wollte Atze den Korb wieder hochziehen, aber es gelang ihm nicht.



Einen ungewöhnlich großen Fang



„Willy, fass mal mit an, irgendetwas ist mit dem Korb.“

Ich griff hinter Atze die Leine und wir versuchten vereint, den Korb hochzuhieven. Dann versuchten wir es mit etwas ziehen und etwas nachlassen. Und das Ganze noch einmal. Und noch einmal. Ohne Erfolg. Der Korb schien nicht an einer Felsnase festzuhängen, da er sich noch ein wenig bewegen ließ. Irgendetwas Schweres musste sich im Korb befinden oder am Korb verhakt haben. Wir konnten unten noch nichts sehen, eine Nebelbank wollte sich einfach nicht auflösen.

„Die Mutter von den kleinen Haien“, fiel mir spontan ein. „Die sucht ihre Kinder!“

„Wir müssen warten, bis der verfluchte Nebel da unten verschwunden ist, damit ich eventuell hinunter klettern kann. Sonst sind Korb und Leine verloren.“ Atze sah etwas ratlos aus. „Ist mir noch nie passiert.“

Ungefähr weitere zwanzig Minuten vergingen, da verschwand plötzlich der Nebel zusehends über dem Wasser. Den Korb konnten wir trotzdem nicht sehen, weil der Fels etwas überkragte und der Korb durch die Wellen in den nicht einsehbaren Bereich gedrückt worden war. „Wir müssen da runter, es hilft nichts“, Atze war ein bisschen ärgerlich wegen der Mühe, die wir mit dem Korb hatten. Er nahm das Ende der Wäscheleine und wickelte sie, so weit es ging, um die beiden Eisenpflöcke. Dann nahm er die Stange mit dem Bootshaken und ging zur linken Seite, um hinunter zu steigen. „Siehst du“, meinte Atze, „schon brauchen wir die Stange. Du musst nicht ganz mit hinunter, aber du kannst mir die Stange zureichen, wenn ich runter gehe.“

Atze begann mit dem Abstieg, sich mit der rechten Hand am Drahtseil festhaltend. Das erste, leichtere Stück folgte ich ihm mit der Stange in der linken Hand. Als es etwas schwieriger wurde, wartete ich, bis Atze die schwerste Passage hinter sich hatte und reichte ihm die Stange. Eine Hand am Seil, in der anderen die Stange, mit der er sich hin und wieder abstützte, gelangte er auf ein kleines Felsplateau direkt über dem Wasser und verschwand hinter einer kleinen Felsnase. Von dort konnte er offensichtlich den Korb und das, was uns den Ärger bereitete, sehen.

„Willy, du musst leider sofort auch herkommen“, rief er mir zu.

„Warum?“, wollte ich wissen. Vielleicht konnte ich den mühsamen Abstieg vermeiden.

„Wir haben einen übergroßen Köder im Korb, der ist zu schwer für mich“, rief Atze zurück.

Ich hatte bisher noch nicht abgenommen und brachte immer noch mein altes Kampfgewicht von 110 kg auf die Waage. Und Strapazen mochte ich noch immer nicht, aber jetzt musste ich wohl oder übel doch hinunter zum Wasser.

Die Felsplattform direkt am Wasser war so groß, dass wir beide gerade nebeneinander darauf stehen konnten. Von hieraus sah ich die Ursache unseres Problems mit dem Korb. Der übergroße Köder war eine ausgewachsene Wasserleiche!

Ein Arm der Leiche war, wie es der Teufel will, offenbar durch die Wellenbewegungen unglücklicherweise irgendwie durch den Bügel des Korbes gerutscht und hing mit dem Rest der Jacke offensichtlich auch noch am Haken im Korb fest.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-09-21

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