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Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
23. Folge

Der Morgen kam. Ich war schon früh auf den Beinen, weil ich die Nacht schlecht geschlafen hatte. Hoffentlich klappte mit den Eingeborenen alles so einfach, wie Atze es behauptet hatte. Das Schiff sollte Punkt neun Uhr auslaufen. Bereits um Sieben war ich abmarschbereit und wollte mich von Atze verabschieden, aber der war ebenfalls fertig. Er wollte gleich mit mir zum Hafen und sehen, das alles klappte und dann in sein Büro. Also machten wir uns gemeinsam auf den Weg.

Im Hafen hatte sich eine riesige Gruppe fröhlicher, schwatzender Eingeborenen eingefunden. Einige sangen wohlgelaunt trotz dieser relativ frühen Stunde. Es ging ja auch nach Hause. Atze deutete auf die Gruppe und sagte: „Alles deine Anvertrauten!“

„Ach du liebes Lieschen“ entfuhr es mir. „Wie soll ich denn diesen Haufen beaufsichtigen?“

Aber Atze beruhigte mich: „Keine Angst, du hast doch die Papiere bei dir?“

Ich nickte.

„Also ist alles in Ordnung. Alle wollen nach Hause und alle wissen, dass sie auf dieses Schiff müssen. Wo ist da ein Problem?“

Er ging mit mir auf die Eingeborenen zu und erklärte ihnen, ich wäre für ihren Transport verantwortlich und hätte die Reisepapiere. Das beeindruckte die Schwarzen nicht sehr. Sie waren wohl schon des Öfteren nach Hause gefah¬ren und kannten die Prozedur.

Ich verabschiedete mich von Atze und dankte ihm noch einmal für seine Hilfe und seine Gastfreundschaft. Er versprach, mich bald einmal in Windhuk zu besuchen. Es würde sich sicherlich etwas Dienstliches ergeben, was in Windhuk direkt erledigt werden müsste. Außerdem gab es ja auch Telegraphenleitungen zwischen allen Orten.

Das Schiff, die Albatros, mit dem wir nach Swakopmund reisen sollten, war wesentlich kleiner als die Windhuk und in keinem besonders guten Zustand. Es war nur für den Küstenverkehr hier unten gedacht. Ich schätzte, dass auf diesem Schiff etwa zweihundert Passagiere mitfahren konnten. Offensichtlich war es auch zum Fischen vorbereitet, denn es gab einen Kran mit einem großen, viereckigen Korb an einem kräftigen Seil. Wurden so Langusten im großen Stil gefangen? Am oberen Ende der Gangway stand breitbeinig ein Mann in beeindruckender Uniform und sah bärbeißig auf mich herab, der Kapitän. Ich übergab ihm die Reisepapiere.

In barschem Ton sagte er zu mir: „Lassen Sie die Eingeborenen komplett auf das Schiff gehen, wir müssen sie zählen. Ich möchte nicht, dass sie kleckerweise kommen. Das gibt nur ein unnötiges Durcheinander.“ Der Ton, in dem er sprach, unterschied sich doch sehr von dem des Personals der Windhuk. Freundlichkeit schien nicht seine Stärke zu sein.

Also versuchte ich, meinen Schützlingen klarzumachen, dass alle sofort auf das Schiff zu gehen hätten. Es ging auch wider Erwarten ganz flott, sie schienen den Griesgram schon zu kennen und beeilten sich, auf das Schiff zu kommen. Die Zahl stimmte und alle wurden auf dem Zwischendeck untergebracht. Kurz darauf dampften wir los. Ungefähr 600 Kilometer lagen vor uns. Dafür würden wir fast zwei Tage benötigen.

Swakopmund erreicht

Am übernächsten Morgen erreichte die Albatros kurz nach 7 Uhr in der Frühe Swakopmund. Auf der Überfahrt war die See sehr unruhig gewesen, deshalb kamen wir teilweise nur mühsam voran. Ich hatte die Fische jedoch nicht füttern müssen.

Hier in Swakopmund begann das erste wirkliche Abenteuer. Da heute Morgen seltsamerweise kein Nebel die Sicht störte, sahen wir in der Ferne den Leuchtturm und einen Kirchturm, sowie ein weiteres turmartiges Gebäude auftauchen. Aus dieser Entfernung schien es, als wäre die Stadt wegen der besseren Übersicht von See aus landeinwärts leicht ansteigend angelegt wor¬den. Weit in der Ferne hinter der Stadt türmten sich riesige Sandberge auf, die Dünen der Namib.

Ich hielt Ausschau nach dem Hafen und der Hafeneinfahrt. Nichts! Weit und breit vor uns waren keine Hafenanlagen zu entdecken. Es gab keinen Hafen! Keinen Kai, an dem man bequem das Schiff verlassen konnte! Nur die Andeutung einer Mole und ein ins Meer ragender Laufsteg. Aber nirgends ein vertäutes Schiff. Dafür lag ein gestrandetes Schiff, die Gertrud Woermann, etwa 500 Meter vom Strand entfernt auf den Klippen. Von einem Matrosen erfuhr ich, dass das Schiff schon zwei Monate verlassen dort festhing und nicht mehr freizuschleppen war. Überall Klippen und Felsen im Wasser und eine starke Brandung. Die Klippen waren sehr tückisch und die hinter einer Landzunge gelegene Bucht war flach und versandet, in die kein Schiff einlaufen konnte. Kein Schiff konnte bis an den Strand gelangen. Was denn nun? Mussten wir die letzten 400 Meter schwimmen? Natürlich nicht!

Jetzt kam die große Überraschung für mich. Der Korb am Kran war nicht zum Langustenfangen gedacht, nein, wir mussten in den Korb steigen, wurden hochgehievt und über Bord geschwenkt. Immer fünf Passagiere stiegen in den Korb. Einer konnte sitzen, vier mussten sich an den Ecken festhalten.

Dann wurde der Korb langsam abgesenkt und die Insassen mussten aus dem Korb in kleine Boote umsteigen. Zunächst wurden alle Passagiere ausgebootet, danach kam das Gepäck dran. Es dauerte eine ganze Weile, bis meine 150 Schutzbefohlenen mit den Brandungsbooten an Land gebracht waren.

Nachdem ich alle Schützlinge wieder beisammen hatte, marschierte ich mit ihnen zu unserer Firma und lieferte sie dort ab. Sie erhielten ihr Geld und machten sich sofort auf den Weg nach Hause. Damit war meine erste Mission beendet.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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