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Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff ,Windhuk'? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
27. Folge

Nachdem ihre Neugier gestillt war, wurden die angehenden Siedlersfrauen allmählich ruhiger und bestaunten die unendliche Weite der vorbeigleitenden Sandwüste mit den enorm hohen Dünen. Sand, soweit man blicken konnte nichts als Sand. Soviel Sand, vom Wind zu hohen Bergen zusammengefegt, war schon beeindruckend und ungewohnt. Nur auf der rechten Seite sah man ganz in der Ferne Bergketten aufragen. Nach einer Weile ratterte unser Zug über eine längere Brücke. Ich sah interessiert zum Fenster hinaus, weil ich einen Fluss vermutete, aber das breite Flussbett war völlig ausgetrocknet. Im Gegensatz zur Elbe, die ich mit der Windhuk hinunter gefahren war und die zur Mündung hin immer breiter wurde, war es hier mit vielen Flüssen umgekehrt. Nach den starken Regenfällen schwollen sie mächtig an, wurden jedoch auf ihrem Weg, je weiter das Wasser durch die trockenen, sandigen Weiten floss, immer kleiner, bis sie letztendlich als kleines Rinnsal im Wüstensand versickerten. Doch auch der ungewohnte Anblick der Landschaft wurde nach einer halben Stunde eintönig und langweilig. Zusätzlich machte die zunehmende Wärme alle etwas schläfrig. Die ersten der jungen Damen begannen, sich bequem einzurichten um ein Nickerchen zu machen. Ich hatte mich inzwischen ebenfalls an meinem Fensterplatz gemütlich in die mit meinem Jackett gepolsterte Ecke gelehnt. Auf diese Weise hatte ich alles im Blick und konnte bei Bedarf die Augen schließen. Die Kesse richtete sich auf dem Platz neben mir häuslich ein und versuchte ebenfalls eine bequeme Stellung für eine Pause zu finden. Irgendwie schien das ein Problem zu sein und nach einigen Versuchen landete ihr Kopf schließlich an meiner Brust. Ich war zwar im ersten Moment überrascht, hatte aber selbstverständlich nichts dagegen.

„Drücke ich dich?“ wollte sie wissen.

„Keineswegs. Im Gegenteil. Ich finde es sehr angenehm“, gab ich ihr zur Antwort und das war auch ehrlich gemeint.

Nach einer Weile hatte sie offensichtlich die für sie bequemste Stellung ge¬funden und sich richtig bei mir angekuschelt. Ich dachte, wenn sie so couragiert ist, warum sollte ich nicht auch etwas wagemutig sein. Ganz behutsam schlang ich meine Arme um den gegen mich gelehnten Körper und ließ meine Hände langsam weiter wandern. Vorsichtig vorantastend erreichte ich mit steigendem Adrenalinspiegel ihre vollen Brüste, stets in Erwartung einer spontanen Abwehrreaktion. Prompt reagierten ihre Hände auch im offensichtlich gespielten Halbschlaf. Aber anders, als ich erwartet hatte. Sie legte ihre Hände nur auf meine Unterarme und ließ es dabei bewenden. Mir war es recht! Auf diese Weise war es für mich eine sehr angenehme Fahrt. Na, dachte ich indessen bei mir, ihr zukünftiger Mann wird, wenn er nicht aufpasst, wahrscheinlich einige Hörner aufgesetzt bekommen. Irgendwann bin ich dann bei diesen Gedanken und durch die Wärme tatsächlich ein wenig eingenickt.

Kurz darauf wurde ich durch quietschende Bremsen geweckt und der Zug hielt mitten in der Wildnis. Das dachte ich wenigstens, aber es stimmte nicht. Wir hatten den Bahnhof Rössing erreicht. Ein einsames, einstöckiges, hölzernes Bahnhofsgebäude mit einem Vordach und einem Türmchen in der Mitte, an dem das Schild „Rössing“ angebracht war. Davor ein Bahnsteig und ein zweites Ausweichgleis, das war alles. Ansonsten war nur Sand zu sehen, kein Baum, kein Strauch. Zwei Männer stiegen aus und der Bahnhofsvorsteher ließ uns sofort weiterfahren.

Antilopen auf der Schiene

Auch die jungen Damen waren durch die Unterbrechung wieder munter und es entwickelte sich eine träge Unterhaltung. Es dauerte keine halbe Stunde, da fuhr der Zug plötzlich auffällig langsam. Wir gingen alle an die Fenster, um zu sehen, was uns aufhielt. Eine kleine Herde Hartebeester trottete gemütlich auf den Schienen. Diese Kuhantilopen mit ihren Korkenzieherhörnern schienen die Lokomotive nicht sehr ernst zu nehmen, jedenfalls fuhr der Lockführer langsam sehr dicht an die Herde heran und betätigte seine Pfeife mit der linken Hand. Dabei beugte er sich mit dem Oberkörper aus dem Seitenfenster, schrie und fuchtelte wild mit dem rechten Arm in der Luft herum. Das Zeichen schienen die Tiere zu verstehen, plötzlich setzten sie sich in Trab und gaben die Schienen endlich frei. Es ging zügig mit geschätzten 20 Stundenkilometern weiter.

In der Ferne über den im Dunst nur schwach erkennbaren Bergrücken vor uns ballten sich gewaltige Wolken zu turmartigen Gebilden auf. Das sah nach Regen aus. Jetzt, Ende Oktober, kam es in der sogenannten kleinen Regenzeit im Landesinneren des Öfteren zu Regengüssen, die aber nie lange anhielten, der Vegetation jedoch einen enormen Schub gaben. Es sah so aus, als würden wir geradewegs in das Regengebiet hineinfahren. Die Farmer würden sicher den Regen begrüßen und die ausgetrockneten Bachläufe, die Riviere, würden endlich wieder etwas Wasser führen. Denn hier schien es schon länger nicht geregnet zu haben, die Ablagerungen im Flussbett waren durch die lange Trockenheit knochentrocken und gerissen.

Die Lokomotive schien sich schwer zu tun, sie keuchte und schnaubte, gewann jedoch letztendlich den Kampf mit den nun beginnenden Steigungen. Die nächste Station war Khan und die lag schon in den Bergen im weiten Khantal. Hier begann der langsame Aufstieg zum Hochplateau, aber der erstreckte sich mehr oder weniger steil über mehr als 100 Kilometer. Auf der neuen nördlichen Bahnlinienführung der Otavi-Bahn gab es keine besonders schwierigen Steigungen mehr. Nur hier auf der südlichen, älteren Linie gab es bei Khan ein großes Problem. An dieser Stelle hätte man fast eine Zahnradbahn gebraucht. Eine vier Kilometer lange Steigung an der Froschklippe oberhalb der Station war mit fünf Prozent so steil, dass die kleine Lokomotive die Wagen einzeln hinaufbringen musste. Damit hatten wir einen Stunden dauernden Aufenthalt vor uns.

Der Bahnhof Khan lag direkt an vegetationslosen Bergen mit teilweise schroff aufragenden Felsen und senkrechten Einschnitten, in denen sich das abrutschende Geröll sammelte. Er war schon etwas größer, aber nur, was die Gleise anbetraf. Es gab hier nämlich zwei Abstellgleise und einen Lokschuppen. Das Bahnhofsgebäude war ein flacher Holzbau ohne Türmchen. Dafür war am Fahnenmast nebenan die kaiserliche Fahne aufgezogen. Vier Bahnhofslaternen säumten den Bahnsteig und, oh Wunder, es gab hier ein paar Bäume und Büsche! Zwei Frauen in weißen Blusen und langen Röcken und vier Männer, davon einer in Uniform, standen auf dem Bahnsteig. Nur der Uniformierte stieg zu, die anderen nahmen unter freudiger Begrüßung ein ausgestiegenes Paar in Empfang.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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