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Alexander muss für ein paar Monate verreisen – zunächst nach Europa und dann nach China. Wird Julia allein zurückbleiben? Foto: Pixabay
Alexander muss für ein paar Monate verreisen – zunächst nach Europa und dann nach China. Wird Julia allein zurückbleiben? Foto: Pixabay

Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
35. Folge

Alexander erklärte mir, die Farm sei sein Hobby, hier suche er Entspannung. Seine eigentliche Beschäftigung sei der Diamantenhandel und der Handel mit Brillanten und anderen Edelsteinen in Europa und China. Der Hauptsitz seiner Firma sei in Berlin. Zu seinem Imperium, so musste man das, was er mir erzählte schon bezeichnen, gehörten noch eine Edelsteinschleiferei und eine Werkstatt für die Herstellung exklusiven Schmuckes in Amsterdam, Geschäfte in Berlin, Hamburg, Paris, Zürich und Genf, eine Filiale in Istanbul und eine in Tsingtau an der Kiautschou-Bucht in China. In Lüderitzbucht hatte er ebenfalls ein Ankaufsbüro für Diamanten. Aus Australien importierte er Opale. Mit diesem weit verzweigten Netz hatte er immer ein Ohr am direkten Geschehen auf dem Edelsteinmarkt. Nach seinen Erzählungen schien er unermesslich reich zu sein.

Ich hörte Alexander aufmerksam zu und mir fiel ein, was Atze mir über den Hereroaufstand erzählt hatte. Dabei kam mir ein völlig abwegiger Gedanke. Oder war es gar nicht so abwegig, dass Alexander Winter die ehemaligen Besitzer vielleicht auf eine unfaire Weise um ihr Land gebracht hatte? Ich verdrängte den Gedanken, aber zuzutrauen war ihm das.

Als ich auf mein eigentliches Anliegen zurückkam, bedeutete er mir, Einzelheiten könne ich mit dem Verwalter besprechen, der wüsste besser, was zurzeit benötigt würde. Außerdem müsse er für ein paar Monate verreisen. Zunächst nach Europa und dann nach China. Geschäfte. Doch eventuell hätte seine Frau noch irgendwelche Wünsche, die wir erfüllen könnten und er werde sie rufen. Er ging zur Tür und rief laut in den Flur hinein: „Julia, komme bitte einmal zu mir.“

Kurz darauf hörte ich lauter werdende Schritte im Flur, die gleich die offene Tür erreicht haben mussten. Hoffentlich war die ihr bevorstehende Überraschung nicht so groß, dass ihr unwillkürlich eine verräterische Geste oder ein verräterischer Ausruf entfuhr. Doch ich saß zum Glück so, dass sie mich bereits vom Flur aus sehen konnte, bevor sie den Raum betrat. Als Julia im Raum erschien, war die Überraschung bereits verflogen und sie begrüßte mich freundlich, aber mit der Distanz, die man einem völlig Fremden entgegenbringt.

„Gnädige Frau“, erläuterte ich ihr, nachdem ich mich formell vorgestellt hatte, „unser Haus ist bemüht, Ihnen alle durch uns erfüllbaren Wünsche zu befriedigen. Ihr Herr Gemahl wollte wissen, ob wir etwas für Sie tun können.“

Im Beisein von Alexander konnte ich ihr nicht einmal ein Auge zukneifen.

„Soso, Sie wollen alles tun, um mich zufriedenzustellen?“ Julia hatte einen leicht spöttischen Ton angeschlagen und verblüffte mich mit ihrer etwas gewagten Antwort. „Das ist schwer und ich glaube nicht, dass Ihnen das ohne weiteres gelingen wird“, meinte Julia jetzt in einem leicht arroganten Ton und fuhr fort: „Ich war erst kürzlich in Windhuk und auch in Ihrem Geschäft. Das können Sie nicht wissen. Vielleicht waren Sie sogar im Geschäft und haben mich nur nicht bemerkt. Aber um auf Ihr Angebot zurückzukommen, ich suche mir meine Sachen gern selber aus. Ein Kleid muss ich sehen und anprobieren und Wäsche oder Unterwäsche ebenfalls. Ich habe zwar ein Lieblingsparfüm, aber ich schnuppere auch gern an neuen Kreationen. Und andere Dinge, wie zum Beispiel Gebrauchsgegenstände muss ich sehen und in der Hand gehabt haben. Ich denke, wenn ich etwas brauche, werde ich nach Windhuk reiten und mich dort umsehen. Das ist für mich auch eine willkommene Abwechslung.“

„Wie Ihr Mann vorhin erwähnte, fahren Sie demnächst nach Europa und anschließend nach China. Dann haben Sie natürlich noch wesentlich bessere Möglichkeiten, was die Mode anbetrifft, als hier in Windhuk und Sie sehen fremde Länder, von denen viele Menschen nur träumen können.“

„Das müssen Sie falsch verstanden haben“, entgegnete Julia. „Mein Mann fährt demnächst nach Europa und hat dann noch in Tsingtau zu tun. Er wird ständig unterwegs sein, da kann er mich nicht dabei gebrauchen. Ich werde hierbleiben müssen. Eventuell würde ich mit nach Europa fahren, aber nach Tsingtau bestimmt nicht.“

Hatte ich richtig gehört? Ich dachte, die Winters wollten der bevorstehenden kalten Jahreszeit in Europa entfliehen und hier überwintern. Konnte es sein, dass meine so angebetete Julia einige Wochen, ach was, wenn ich die Schiffs¬passage nach Europa und China und eventuelle dortige Reisen zusammen¬rechnete, vielleicht vier oder fünf Monate hier allein verbringen würde? Ich wagte kaum, dies zu glauben.

„Das ist aber sicher eine große Enttäuschung für Sie, nicht nach Amsterdam zu fahren oder in Paris auf den Champs Elysées zu flanieren“, wandte ich mich an Julia. „Amsterdam kenne ich leider nicht und in Paris war ich im Alter von drei Jahren. Das ist ebenso, als wäre man nie dort gewesen. Ich beneide Ihren Mann, der so weit in der Welt herum kommt. Aber so wie ich das mitbekommen habe, lassen ihm die Geschäfte wenig Zeit für Muße. Allerdings finde ich es schade, wenn man keine Zeit für die wichtigen nebensächlichen Dinge hat. Ich würde mir gern die interessantesten Orte der Welt in aller Ruhe anse¬hen, aber dazu fehlt mir leider das nötige Kleingeld. Ich träume zum Beispiel davon, tagelang den Louvre zu durchstreifen.“

Müßiggang ist aller Laster Anfang

„Junger Mann“, schaltete sich Julias Mann in das Gespräch wieder ein, „als ich so alt war wie Sie, hatte ich schon das nötige Kleingeld und etwas mehr zusammen. In Muße sich Städte anschauen ist da allerdings nicht der richtige Weg. Damit können Sie kein Vermögen machen. Nicht umsonst heißt es, Müßiggang ist aller Laster Anfang.“

„Alexander“, Julia wollte mich wohl vorsichtig verteidigen, „jetzt wirst du ungerecht. Du vergisst, du hattest für deinen Start auch sehr günstige Bedingungen durch deinen Vater. Die hat nicht jeder. Und wenn sich der junge Mann für Kunst interessiert, was ist daran so verkehrt?“

„Lassen wir das“, brach Alexander das Thema ab. „Wenn du im Moment keine Wünsche hast, werden wir den Herrn nicht länger aufhalten, sicher hat er noch mehr Farmen zu besuchen. Du kannst mich ja, wenn ich abreise, nach Windhuk begleiten und dich dort umsehen.“

Er wandte sich mir zu: „Und Ihnen noch gute Geschäfte. Falls Sie sich später einmal verändern wollen, kein Problem. Melden Sie sich bei mir. Ich kann im Moment einen tüchtigen und zuverlässigen Kaufmann im Edelsteinhandel in Tsingtau gebrauchen. Wenn Sie wollen, können Sie sofort nach Tsingtau.“ Damit war ich entlassen. Ich verabschiedete mich mit dem Hinweis, demnächst mit dem Verwalter detaillierte Gespräche zu führen und mir sein Angebot durch den Kopf gehen zu lassen.

Dann schwang ich mich auf Apoll. Während des Rittes überdachte ich die für mich überraschende Situation. Ich müsste in Erfahrung bringen, wann Julias Mann nach Europa abfuhr. Wenn sie ihn nach Windhuk begleitete, würde sie sicherlich auch unserem Geschäft einen Besuch abstatten. Hoffentlich würde ich da sein oder es zumindest erfahren.

Und die andere Geschichte mit Winters Angebot? Sollte ich darauf eingehen? Wenn ich für ihn arbeiten würde, wahrscheinlich würde er mich dann tatsächlich nach Tsingtau auf der anderen Seite der Erdkugel schicken, weit weg von hier und Julia. Nein, das würde ich selbst für viel Geld nicht machen, wenn auch der Edelsteinhandel sicher interessant wäre.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-01-08

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