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Das Pferd Banner mit dem Fährtenleser Mudschi
Das Pferd Banner mit dem Fährtenleser Mudschi

Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Sein Leben zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
45. Folge

Banners Ende

Banner hatte sich auf Onguma zu einem Toppferd verwandelt. Ich fragte mich oft selbst, ob der Platzwechsel da einen Einfluss hatte. Er wurde mein bestes Fang- und Sportpferd und die frühere Hass-Liebe hatte sich bei mir in Respekt und reine Liebe verwandelt.

Wenn ich damals von Onguma aus mit Herrn Böhme zu einem Turnier irgendwo im Lande wollte, musste ich vier Pferde aneinander koppeln und alle Pferde nach Tsumeb reiten. Wenn ich die vier Pferde aneinander koppelte, hatte ich immer einen langen Zügel am Zaumzeug des äußersten Pferdes befestigt. Der Zügel führte über die anderen zwei Pferde in der Mitte zu meiner rechten Hand. Mit Hilfe einer langen Gerte konnte ich alle vier Pferde gut unter Kontrolle halten und zügig reiten. Meist legte ich die Distanz von 84 Meilen an einem Tage zurück, indem ich immer wieder umsattelte und jedes Pferd abwechselnd ritt. Wenn ich ganz früh von Onguma losritt, war ich abends spät auf dem Bahnhof in Tsumeb, um am nächsten Morgen die Pferde in den Zug zu verladen. Per Eisenbahn fuhren wir dann jeweils dorthin, wo ein Turnier stattfand. Ich beschlug jedes Pferd selbst. Niemals war ein Pferd überfordert, wohl für zwei Tage müde. Banner war damals eines der erfolgreichsten Turnierpferde in Südwestafrika, sowohl im Springen als auch in der Dressur.

Eines Tages ritt ich wieder in den Busch, um Elande zu suchen und zu fangen. Ich fand ein Rudel Absätzer und begann, sie zu jagen. Während des Jagens rannten die Elande in einem Bogen um einen Termitenhügel, der mit jungen Makalanipalmen bewachsen war. Ich wollte den Weg abkürzen und wählte den Weg geradeaus über den Termitenhügel mit den Makalanipalmen. Dazu musste Banner mit einem mächtigen Sprung über beide hinwegsetzen. Während Banner noch durch die Luft flog, sah ich vor mir, da wo er hätte landen müssen, ein großes Erdschweinloch. In der Luft hätte ich die Richtung des Sprungs nicht verändern können, blitzschnell warf ich mich aus dem Sattel. Banner krachte neben mir zu Boden und überschlug sich. Als der Staub sich legte, lag Banner mit unnatürlich gekrümmten Genick neben mir und stöhnte. Er konnte nicht mehr aufstehen; ich musste ihn erlösen. Ich ging zum Haus und holte meine neue 9.3 mm und musste meinen treuen Kameraden erschießen. Welche Gefühle ich dabei hatte, will ich nicht niederschreiben, es erging mir ähnlich wie damals, als ich Goliath verlor. Es war einer meiner ersten Schüsse, die ich mit der 9.3 tat. Um mir selbst dieses Ereignis für den Rest meines Lebens immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, schnitt ich ein großes X in den Kolben. Nur ich war schuld an diesem Unfall. Fast jeder Termitenhügel hat ringsum große Löcher von Ameisenbären, Stachelschweinen oder Wildschweinen. Reue kommt sehr oft zu spät. Dies geschah, nachdem ich mich entschlossen hatte, einen Beruf in Windhoek zu erlernen, aber nach einigen Monaten wieder nach Onguma zurückkehrte.

Ich lerne das Maurerhandwerk (Teil1/2)

Sechs Jahre lang war ich auf Onguma angestellt. Während dieser Zeit habe ich neun Monate lang als Maurerlehrling bei der Baufirma Weigmann in Windhoek gearbeitet und war ein Jahr und neun Monate zur Reitausbildung in Deutschland. Nach jeder Abwesenheit kehrte ich zu meinem geliebten Onguma und seinen Menschen zurück, bis ich zuletzt beim Naturschutz landete.

Ich verdiente damals fünfzehn Pfund monatlich auf Onguma, nachdem ich auf Voigtskirch zwei Jahre für zwei Pfund zehn Schilling monatlich, und das dritte Jahr für sieben Pfund zehn Schilling gearbeitet hatte. Geld war also bei mir immer äußerst knapp. Nach einem Jahr auf Onguma beschloss ich, erst mal ein festes Handwerk zu erlernen. Maurer waren immer gefragt, also entschloss ich mich, das Handwerk zu erlernen. Mit der Firma Weigmann schloss ich einen Kontrakt für drei Lehrlingsjahre. Ich weiß noch, dass Herr Böhme mich nicht ziehen lassen wollte und er mir das Halten von Vieh erlauben wollte. Ich aber wollte einen festen Beruf erlernen. Zu guter Letzt überwarfen wir uns. Dummerweise hatte ich kurz vor meinem Abschied Banner gegen Sterbe geimpft, einen Tag vor meinem Wegritt. Als ich morgens früh Banner aufsattelte und vielleicht eine Meile geritten war, war sein Fell mit Quaddeln (Geschwüren) übersät. Die Lymphe muss schlecht gewesen sein. Ich überlegte, was ich tun sollte. Als ich in Richtung Onguma-Haus blickte, sah ich noch den „Windcharger“ über den Bäumen herausragen, so als ob er winkte und sagte: „Komm zurück“. Als ich aber an den Krach mit Herrn Böhme vom vorherigen Abend dachte, beschloss ich: „Nein, vorwärts, in die neue Zukunft!“ Ich stieg also von meinem kranken Pferd, machte den Zügel am rechten Trensenring los und hatte nun das Ende von dem doppelt so langen Zügel in der Hand. Jetzt konnte ich Banner vor mir hertreiben ohne dass er weglaufen konnte. Wir beide würden die 84 Meilen bis Tsumeb schon zu Fuß schaffen. Es wurde ein endloser Marsch. Ich lief im schnellen Schritt die 84 Meilen hinter Banner her, und trieb ihn unermüdlich an. Wir waren morgens um sechs Uhr von Onguma weggegangen und am nächsten Morgen sah ich auf die große Uhr bei den Ladekrälen in Tsumeb, da war es zehn Minuten nach sieben, um acht Uhr morgens sollte geladen werden. Am Otjikoto Tor hatte ich versucht, mit Banner etwas zu ruhen, aber wie eine Uhr pochten meine Schritte, die ich nun den ganzen Tag und die ganze Nacht getan hatte, in meinem Gehirn weiter. Ich gab die Ruhe auf und lief weiter. Auch noch später, auf dem Zug, konnte ich lange nicht zur Ruhe kommen, ich war zu einem Roboter geworden. Ich werde diesen Gewaltmarsch nie vergessen.

Von Windhoek aus schickte Herr Weigmann mich zu seiner Filiale nach Swakopmund. Dort wurde „Vineta“ gebaut. Ich verdiente 1 Schilling 6 Pence die Stunde. Ich war jeden Abend so hungrig, dass ich mir den Lohn einer Tagesstunde erlaubte und mir jeden Abend bei Woermann Brock eine große Tafel Cadbury Schokolade für 1 Schilling 6 Pence kaufte. Diese Tafel Schokolade „fraß“ ich jedes Mal das kurze Stück von Woermann & Brock bis zur Adler Apotheke auf, so hungrig war ich abends. Ich wohnte bei meiner Schwester, Annemarie Böhlke, in der Adler Apotheke, sonst hätte ich es finanziell nicht geschafft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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