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Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
53. Folge

Erste Feuerprobe (Teil 1/2)

In Etoscha, nahe der Südgrenze, hielten sich noch ein paar Buschleute auf. Diese Buschleute wurden als große Wilddiebe angesehen und sollten gefangen werden. Ich bekam diesen Auftrag. Als Helfer bekam ich zwei Familienangehörige dieser wildlebenden Buschleute zugeteilt, die das Areal kannten. Das waren die Buschmänner „Agarob“ und „Swart Sikspens“.

Agarob riet mir zuerst auf die Farm des Herrn Danie du Toit, Grensplaas, zu fahren. Er wollte bei den Buschleuten, die bei du Toit arbeiteten, ausfindig machen, wo die Sippe sich aufhielt. Ich wurde von Oom Danie und seiner Frau, Hanna, freundlichst empfangen und wir tranken erst mal den landesüblichen Kaffee, während Agarob bei den Arbeitern Informationen einholte. Als Agarob zurückkam, ließen wir das Auto auf der Farm stehen und gingen zu Fuß wieder ins Reservat. Nachdem wir ungefähr acht Meilen nordwärts gelaufen waren, fanden wir die ersten Spuren. Wir folgten diesen bis zu dem Wasserloch Gumses. Gumses war ein kleines, ungefähr sechs Meter tiefes Wasserloch, welches die Buschleute in die Kalkformation gegraben hatten. Es war eben breit genug, dass ein Mann in dieses Loch passte. Rund um den Eingang dieses Wasserlochs war das Gestein noch nass. Die Buschleute hatten vor kurzem Wasser geschöpft, sie konnten also nicht mehr weit sein. Die Sache wurde spannend, denn Agarob hatte immer wieder vor dem Buschmann Nxabekub gewarnt. Dieser hatte angeblich immer wieder erwähnt, dass er jeden Weißen mit Giftpfeilen totschießen würde, falls man ihn einmal fangen sollte. Im Dauerlauf verfolgten wir die frischen Spuren. Wir waren ein ganzes Ende gelaufen, als wir eine Anzahl Buschleute gewahrten. Sie bewegten sich im Gänsemarsch von uns weg und hatten uns noch nicht bemerkt. Vorher hatte ich Agarob eingebläut, dass wir die Leute nach Möglichkeit überraschen wollten.

Geschnappt

Es gelang uns, geräuschlos an den hintersten Mann heranzukommen. Auf dem Rücken hing ein Köcher voller Pfeile, an eine Schulter hatte er seinen Bogen gehängt. Alle Männer waren auf diese Art bewaffnet, die Frauen trugen Wasserbehälter auf den Köpfen. Ich ergriff Köcher und Bogen zugleich und sagte ihm in seiner eigenen Sprache: „Setzt euch hin und übergebt euch, ihr seid gefangen.“ Jetzt erst, indem er sich umblickte, sah er, dass ein Weißer hinter ihm herlief und bereits seine Waffen ergriffen hatte. Er bekam einen furchtbaren Schreck und schrie auf, setzte sich aber sofort. Nach seinem Aufschrei sahen sich alle Buschleute um und riefen: „Weiße Leute, wir sind gefangen!“ In Buschmann befahl ich allen, sich zu setzen und sich zu ergeben. Alle waren erschrocken und die Augen schienen ihnen aus den Köpfen zu fallen. In kurzen Worten erklärte ich ihnen die Sachlage. Agarob fragte gleich, wo Nxabekub sei. Sie deuteten auf den Fußweg vor sich und sagten, dass er mit Weib und Kind vorausgegangen sei. Sie warnten uns aber gleichzeitig, auf der Hut zu sein, dieser Mann sei gefährlich. Ich ließ Sikspens bei den gefangenen Buschleuten und rannte mit Agarob weiter in die angedeutete Richtung. Nach ungefähr zwei Meilen Dauerlauf sahen wir Nxabekub und seine Frau. Genau wie die anderen Buschleute trug er seine Waffen und ging vorneweg, hinter ihm die Frau mit Kind auf dem Rücken und einem Wasserkanister auf dem Kopf. Ich wollte dieselbe Taktik wie vorher anwenden. Als ich noch acht Meter von der Frau entfernt war, stolperte ich über einen Stein, weil meine volle Konzentration auf die Leute vor mir gerichtet war. Die Frau drehte sich um, sah mich, warf den Wasserkanister weg und schrie: „Huuu, weiße Menschen, weiße Menschen!“

Mit Pfeil und Bogen beschossen

Blitzschnell hatte Nxabekub sich umgedreht und zugleich seinen Bogen von der Schulter gezogen, mit der anderen Hand ergriff er ein großes Bündel Pfeile. Ich rief ihm auf Buschmann zu: „Schieße nicht, schieße nicht, dir wird nichts passieren.“ Seine Antwort war: „Nein, ich werde nicht schießen.“ Während er das sagte, legte er jedoch einen Pfeil auf den Bogen. Er sagte das nur, um Zeit zu gewinnen. Er zog den Bogen aus und schoss. Der Pfeil hätte mich ins Herz getroffen; im allerallerletzten Moment konnte ich meinen Oberkörper zur Seite drehen. Ich trug in der Hemdtasche meine Pfeife. Der Pfeil drang unter der Pfeife rechts ins Hemd, ging zwischen Hemd und Brust durch das Hemd und trat zischend links hinter der Hemdtasche wieder aus dem Hemd. Es war ein Safarihemd. Auch Agarob schrie auf ihn ein, er sollte aufhören zu schießen. Agarob trug meine .303, ich hatte meinen .38 Special Ruby-Revolver mit. Ich zog nun meinen Revolver und feuerte zwei Warnungsschüsse links und rechts von Nxabekubs Beinen. Er legte einen neuen Pfeil auf den Bogen. Beim Anlegen sah ich die kommende Richtung des Pfeils, sprang nach links und der Pfeil zischte an meiner rechten Hüfte vorbei. Nxabekub war nun in hockender Stellung. Wieder schoss ich zwei Warnschüsse. Agarob, der kaum schießen konnte, lud meine .303 und drückte von der Hüfte aus in Richtung Nxabekub ab. Die Kugel schlug vor Nxabekub in den Boden und Nxabekub saß in einer Staubwolke. Wieder schoss Nxabekub nach mir. Diesmal sprang ich nach rechts und der Pfeil ritzte mein linkes Handgelenk auf. Wieder schoss ich zwei Warnschüsse.

Als der vierte Pfeil ankam, tauchte ich mit dem Oberkörper nach unten und der Pfeil flog über mich weg. Dabei stolperte ich über einen Stein und fiel hin. Nxabekub dachte wohl, dass er mich niedergeschossen hätte, fluchte auf Afrikaans: „Ek het jou, jou bliksem!“ (ich habe dich, du .... ) drehte sich um und rannte in gebückter Haltung weg. Seine Schießerei hatte mich nicht so verärgert wie sein Fluchen und nun beschloss ich, ihn zu treffen. Ich drückte ab — die Trommel war leer. Eh ich nachladen konnte, war er weg.

Inzwischen kam die gesamte Buschmanngesellschaft angerannt. Der Älteste sagte immer nur: „tsμ-ari, tsμ-ari“ (Schlimm, schlimm). Er fragte, ob ich getroffen sei. Ich zeigte auf mein Handgelenk. Sofort nahm er meine Hand und saugte mit dem Mund die Wunde aus. Das Gift wird aus der „Torres“ Knolle gewonnen und schmeckt sehr bitter. Er saugte solange, bis er keinen bitteren Geschmack mehr schmeckte und ließ meine Hand dann wieder los.

Als ich früher das Bogenschießen lernte, habe ich öfters mit Stephanus gegeneinander mit stumpfen Pfeilen geschossen. Man lernt, unwahrscheinlich schnell zu reagieren. In dem Moment, wo der Gegner anlegt, muss man anhand seiner Handhaltung sehen können, wie der Pfeil des Gegners zielt und dann dem Pfeil in der richtigen Richtung ausweichen. Diese Übungen haben mir wohl das Leben gerettet, aber die schützende Hand war wieder einmal von oben gekommen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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