Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Sein Leben zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
62. Folge
Der Wendepunkt in meinem Leben
Seit mehreren Jahren arbeitete ich nun schon in Etosha und war körperlich wohl auf dem Höhepunkt meines Lebens. Neben der Reiterei und dem Leben in der Natur schoss ich gern mit Pfeil und Bogen, boxte und hob Gewichte. Als Dressurreiter war ich darauf bedacht, so wenig wie möglich meine Beinmuskeln zu trainieren, da dicke Oberschenkel und dicke Waden nicht dazu passen. Deshalb konzentrierte ich mich bei meinen Übungen auf die Entwicklung des Oberkörpers und der Armmuskeln.
Als ich an einem Freitagnachmittag aus dem Busch zurückkam, sagte mir der Beamte in Okaukuejo, dass bei Olifantsbad tausende Stück Wild ständen und auf Wasser warteten. Der Windmotor sei außer Betrieb. Meine Leute und ich waren die ganze Woche draußen gewesen und hatten beschädigte Zäune repariert. Wir mussten zu der Zeit 180 Meilen Wildzaun instand halten. Die Arbeiter waren müde und sehnten sich nach einem freien Wochenende. Ich hatte sie schon auf der Werft an diesem Freitagnachmittag abgeladen. Nun musste der Windmotor bei Olifantsbad noch repariert werden. Es kostete Mühe und Geduld, die Arbeiter wieder zu bewegen, mitzukommen. Auch fehlten uns die nötigsten Werkzeuge, die ich ausgeliehen hatte. Als wir beim Windmotor ankamen, waren alle Rohre noch voll Wasser. Insgesamt neun 2½ Zoll volle Rohre mit einem 5 Zoll Saugzylinder mussten nun mit der Hand hochgezogen und dann mit einer zweiten Schelle gekontert werden. Schon oft hatten wir so eine Menge Rohre mit der Hand gezogen. Ich hatte das ein paar Mal auch allein gemacht. An diesem Freitag aber „war alles zu schwer.“ Das waren faule Ausreden, denn ich hatte vier Mann eingesetzt. Wutentbrannt stieß ich sie zur Seite und sagte nur: „Dann mach’ ich es halt alleine.“ Ich fasste zu und achtete in der Wut nicht darauf, das Gewicht mit geradem Rücken und mit Hilfe der Kraft der Beine hochzuziehen. Ich zog mit gekrümmtem Rücken, was sehr gefährlich für die untere Rückenmuskulatur sein kann. Und so kam es dann auch, während ich die Rohre hochzog, riss etwas im unteren Rückenteil. Ich spürte sofort einen heißen Schmerz, da ich aber so großmäulig gewesen war, ließ ich mir nichts anmerken und zog die Rohre weiter in die Höhe, bis ich gerade stand. Dann wurde die zweite Schelle unten befestigt. So zogen wir Rohr für Rohr bis wir an die Stelle kamen, wo das Hohlgestänge durchgescheuert war. Die Stange wurde durch eine neue ersetzt, alle Rohre wieder zusammengeschraubt und der Windmotor war repariert. Nach dem Riss schmerzte mein Rücken sehr und die Beine wurden lahm.
Am nächsten Morgen, als ich vom Bett aufstehen wollte, hatte ich keine Kraft im linken Bein und fiel neben das Bett. Elke dachte, es wäre ein Scherz und lachte mich noch aus. Als ich keine Kraft zum Aufstehen hatte, musste ich ihr sagen: „Du, ich bin gelähmt, ich kann nicht hoch“. Zuerst wollte sie es nicht glauben und mit Hilfe der Arme kam ich dann letzten Endes doch hoch. Da es Sonnabend war, wollte ich mein Dressurpferd Alarich longieren und reiten. Beim Longieren fiel ich dreimal hin, aufsteigen aufs Pferd konnte ich auch nicht. Mit Hilfe einer Benzintonne kam ich doch hoch. Der linke Schenkel hatte alle Kraft verloren.
Dies war der Wendepunkt in meinem Leben. Ich musste zur Behandlung nach Windhoek, wurde dort drei Monate lang von Martin Maier physiotherapeutisch behandelt. Mit seinen Boxerpranken knetete er mich unbarmherzig jeden Tag durch. Oft waren die Schmerzen kaum auszuhalten; viel geholfen hat es nicht. Wie sich viele Jahre später beim Militär durch Röntgenaufnahmen herausstellte, war der Hauptnerv, der das linke Bein bedient, durch Kompression der Rückenwirbel vom Rückenmark abgequetscht. Eine Blutung im Rückenmark hatte Nervenzellen zerstört und die Beine, vor allem das linke, hatten ihre Kraft teilweise verloren.
Ich musste einen ganz anderen Lebensrhythmus einschlagen, vorbei war das Gewichte stemmen, nur noch dreißig Pfund waren erlaubt. Vorbei auch die langen Tagesmärsche durch den Busch und die Reiterei war sehr in Mitleidenschaft gezogen. Vom Stuhl aufstehen konnte ich nur noch mit Hilfe der Arme. Ich musste mir einen besonderen Gang angewöhnen, um nicht dauernd hinzufallen. Autofahren und Reiten erzeugte sofort Rückenschmerzen. Trotz allem habe ich meine Arbeit verrichten müssen; und konnte trotzdem Soldat werden.
Der Wendepunkt in meinem Leben
Seit mehreren Jahren arbeitete ich nun schon in Etosha und war körperlich wohl auf dem Höhepunkt meines Lebens. Neben der Reiterei und dem Leben in der Natur schoss ich gern mit Pfeil und Bogen, boxte und hob Gewichte. Als Dressurreiter war ich darauf bedacht, so wenig wie möglich meine Beinmuskeln zu trainieren, da dicke Oberschenkel und dicke Waden nicht dazu passen. Deshalb konzentrierte ich mich bei meinen Übungen auf die Entwicklung des Oberkörpers und der Armmuskeln.
Als ich an einem Freitagnachmittag aus dem Busch zurückkam, sagte mir der Beamte in Okaukuejo, dass bei Olifantsbad tausende Stück Wild ständen und auf Wasser warteten. Der Windmotor sei außer Betrieb. Meine Leute und ich waren die ganze Woche draußen gewesen und hatten beschädigte Zäune repariert. Wir mussten zu der Zeit 180 Meilen Wildzaun instand halten. Die Arbeiter waren müde und sehnten sich nach einem freien Wochenende. Ich hatte sie schon auf der Werft an diesem Freitagnachmittag abgeladen. Nun musste der Windmotor bei Olifantsbad noch repariert werden. Es kostete Mühe und Geduld, die Arbeiter wieder zu bewegen, mitzukommen. Auch fehlten uns die nötigsten Werkzeuge, die ich ausgeliehen hatte. Als wir beim Windmotor ankamen, waren alle Rohre noch voll Wasser. Insgesamt neun 2½ Zoll volle Rohre mit einem 5 Zoll Saugzylinder mussten nun mit der Hand hochgezogen und dann mit einer zweiten Schelle gekontert werden. Schon oft hatten wir so eine Menge Rohre mit der Hand gezogen. Ich hatte das ein paar Mal auch allein gemacht. An diesem Freitag aber „war alles zu schwer.“ Das waren faule Ausreden, denn ich hatte vier Mann eingesetzt. Wutentbrannt stieß ich sie zur Seite und sagte nur: „Dann mach’ ich es halt alleine.“ Ich fasste zu und achtete in der Wut nicht darauf, das Gewicht mit geradem Rücken und mit Hilfe der Kraft der Beine hochzuziehen. Ich zog mit gekrümmtem Rücken, was sehr gefährlich für die untere Rückenmuskulatur sein kann. Und so kam es dann auch, während ich die Rohre hochzog, riss etwas im unteren Rückenteil. Ich spürte sofort einen heißen Schmerz, da ich aber so großmäulig gewesen war, ließ ich mir nichts anmerken und zog die Rohre weiter in die Höhe, bis ich gerade stand. Dann wurde die zweite Schelle unten befestigt. So zogen wir Rohr für Rohr bis wir an die Stelle kamen, wo das Hohlgestänge durchgescheuert war. Die Stange wurde durch eine neue ersetzt, alle Rohre wieder zusammengeschraubt und der Windmotor war repariert. Nach dem Riss schmerzte mein Rücken sehr und die Beine wurden lahm.
Am nächsten Morgen, als ich vom Bett aufstehen wollte, hatte ich keine Kraft im linken Bein und fiel neben das Bett. Elke dachte, es wäre ein Scherz und lachte mich noch aus. Als ich keine Kraft zum Aufstehen hatte, musste ich ihr sagen: „Du, ich bin gelähmt, ich kann nicht hoch“. Zuerst wollte sie es nicht glauben und mit Hilfe der Arme kam ich dann letzten Endes doch hoch. Da es Sonnabend war, wollte ich mein Dressurpferd Alarich longieren und reiten. Beim Longieren fiel ich dreimal hin, aufsteigen aufs Pferd konnte ich auch nicht. Mit Hilfe einer Benzintonne kam ich doch hoch. Der linke Schenkel hatte alle Kraft verloren.
Dies war der Wendepunkt in meinem Leben. Ich musste zur Behandlung nach Windhoek, wurde dort drei Monate lang von Martin Maier physiotherapeutisch behandelt. Mit seinen Boxerpranken knetete er mich unbarmherzig jeden Tag durch. Oft waren die Schmerzen kaum auszuhalten; viel geholfen hat es nicht. Wie sich viele Jahre später beim Militär durch Röntgenaufnahmen herausstellte, war der Hauptnerv, der das linke Bein bedient, durch Kompression der Rückenwirbel vom Rückenmark abgequetscht. Eine Blutung im Rückenmark hatte Nervenzellen zerstört und die Beine, vor allem das linke, hatten ihre Kraft teilweise verloren.
Ich musste einen ganz anderen Lebensrhythmus einschlagen, vorbei war das Gewichte stemmen, nur noch dreißig Pfund waren erlaubt. Vorbei auch die langen Tagesmärsche durch den Busch und die Reiterei war sehr in Mitleidenschaft gezogen. Vom Stuhl aufstehen konnte ich nur noch mit Hilfe der Arme. Ich musste mir einen besonderen Gang angewöhnen, um nicht dauernd hinzufallen. Autofahren und Reiten erzeugte sofort Rückenschmerzen. Trotz allem habe ich meine Arbeit verrichten müssen; und konnte trotzdem Soldat werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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