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Während Peter und seine Männer die Gemsbockspuren verfolgten, sahen diese Aasgeier in der Ferne niederstreichen. Foto: Claudia Reiter
Während Peter und seine Männer die Gemsbockspuren verfolgten, sahen diese Aasgeier in der Ferne niederstreichen. Foto: Claudia Reiter

Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, zum Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
64. Folge

Ein kleiner Blutstropfen verrät einen erfahrenen Wilddieb (Teil 1/2)

Auf der Farm Mooiplaas stand ungefähr 800 Meter vom Grenzzaun entfernt ein armseliges kleines Farmhaus, in dem Oom Japie, seine Frau und sein Sohn, Flip Robbertse, wohnten. Auf mehreren Farmen an Etoshas Südgrenze farmten Familien mit den Namen Robbertse und Alberts. Beide Familien waren Nachkommen von bekannten Angola-Elefantenjägern. Damals mussten die Afrikaner Angola verlassen und siedelten sich auf verschiedenen Farmen an der Südgrenze Etoshas an. Fast alle waren bekannte Wilderer. Der Zaun bestand damals noch nicht und man jagte selbstverständlich im Reservat. Die damaligen Naturschutzbeamten hatten reichlich Manschetten vor diesen Raufbolden und schauten lieber in die entgegengesetzte Richtung, wenn ein Robbertse oder Alberts aufkreuzte. Sie hatten unverblümt den „Groenbaadjies“ (Grünjacken) den Krieg erklärt. Die Naturschutzbeamten trugen damals grüne Safari-jacken als Uniform. Mich interessierten diese Menschen. Die Schauermärchen über sie waren für mich Nebensache. Solche Geschichten hatte ich einst am eigenen Leibe erfahren. Ich fuhr zu einem der berüchtigtsten, zu Hertzog Robberts. Hertzog war nicht besonders groß, aber mit sehr breiten Schultern. Seine Kraft sah man ihm auf den ersten Blick an. Als ich bei ihm vorfuhr, stand er mit Händen in den Hosentaschen vor seinem Haus. Meinen Gruß erwiderte er mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken. Dann sagte er gleich: „Ihr Grünjacken seid bei mir nicht willkommen!“ Ich überhörte seinen Kommentar, trat an ihn heran, stellte mich vor und streckte die Rechte zum Gruß aus. Erst begutachtete er meine ausgestreckte Hand wie ein Stück Kot. Dann endlich bequemte er sich und zog seine Rechte aus der Tasche und legte seine Pranke in meine Hand. Ich teilte ihm mit, dass ich Naturschutzbeamter sei und dass ich auf Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn Wert lege. Nach einer Weile stummen Zuhörens sagte er nur: „Komm ins Haus, du kannst mir deine Geschichten bei einer Tasse Kaffee erzählen“. Das Eis war gebrochen, ich hatte die erste Runde gewonnen. Im Haus hatten wir uns viel zu erzählen. Wir redeten frei von der Leber weg, unter anderem bot ich meine Hilfe an, falls die Farmer Probleme hätten. Er wiederum machte die Bedingung, dass gewisse Leute vom Naturschutz seine Farm nicht betreten dürften. Nebenbei hatte ich erwähnt, dass ich als Naturschutzbeamter meine Pflicht tun würde und jeden wildernden Farmer fangen und vor Gericht bringen würde. Alle Farmer sollten auf ihren eigenen Farmen jagen. Nachdem wir uns eine Zeit lang unterhalten hatten, war es für mich Zeit, weiter zu fahren. Wir verabschiedeten uns voneinander mit einem kräftigen Händedruck. Hertzog wurde ein guter Freund von mir. Ich war immer wieder beeindruckt von seiner Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Bei seinen Familienangehörigen muss er über mich Positives geredet haben, denn jeder behandelte mich mit Respekt. Der ausgefahrene Autoweg, der direkt von seinem Haus bis tief ins Wildreservat führte, überwuchs mit Gras und Gestrüpp und war nach der nächsten Regenzeit nicht mehr zu sehen.

Nun zurück zu dem ärmlichen Hartebeesthaus neben dem Grenzzaun auf der Farm Mooiplaas. Auch dort wohnten Robbertse-Nachkommen. Ich hatte sie auch besucht und mich vorgestellt. Flip, der Sohn, war ein sehniger, hagerer junger Mann in meinem Alter, er war Farmer. Oom Jopie, sein Vater, hatte Rücken- und Beinprobleme und konnte kaum noch laufen. Dann war da noch Flips Mutter, eine freundliche, etwas beleibte ältere Frau. Meine erste Vorstellung verlief ganz ähnlich wie bei Hertzog. Nachdem ich mich bei Flip nach der ersten Zusammenkunft verabschiedete, bat er mich auf jeden Fall erst anzuhalten und bei ihnen eine Tasse Kaffee zu trinken. Das war dann auch so. Jedes Mal, wenn ich in diese Gegend kam, hielt ich mit meinem Ford dem Haus gegenüber am Zaun und besuchte die Robbertse.

Kleiner schwarzer Fleck

Eines Tages waren nicht weit von jenem Haus einige Holzdropper am Zaun zerbrochen. Es war oben auf einem harten Kalkrücken, wo man keinerlei Spuren sehen konnte. Wir hielten und ich befahl den Arbeitern, die beschädigten mit neuen Droppern zu ersetzen. Während die Arbeiter mit der Reparatur beschäftigt waren, war es meine Gewohnheit, am Zaun entlang vorauszugehen, um nach Spuren zu sehen. Ganz in der Nähe, wo die Buschleute nun mit ihren Droppers arbeiteten, gewahrte ich einen kleinen schwarzen Fleck auf einem Kalkstein. Es konnte die Losung eines kleinen Vogels sein oder auch wirklich ein vertrockneter kleiner Blutstropfen. Ich ging ein paar Schritt weiter, fand aber nichts. Dieser kleine schwarze Tropfen ließ mir aber keine Ruhe. Ich kehrte um und als ich neben ihm stand, beäugte ich die Drähte des Wildzauns. Da, zwischen dem dritten und vierten Draht von oben, war unverkennbar ein Stück Fleisch durchgezogen worden. Das noch etwas rötliche Blut war auf dem unteren Draht gerade noch zu sehen. Nicht sehr weit von wo ich stand, war Flips Buschmannwerft, entweder er oder seine Leute hatten gewildert. Ich sagte nichts, rief Tobias und noch einige gute Spurenleser und befahl ihnen, nach etwas Verdächtigem Ausschau zu halten. Sie liefen im Kreis umher, konnten aber nichts finden. Dann wies ich ihnen den kleinen Blutstropfen. „Vogel“ sagte Tobias nur uninteressiert. „Und war das auch ein Vogel?“ fragte ich und zeigte Tobias den rötlichen Draht. Er blickte kurz nach dem Draht und blickte mich vielsagend an, dann erwiderte er resigniert: „Nein, Fleisch!“ Ich hatte meinen besten Spurenleser übertroffen, und die Weise wie er antwortete, war die des Geschlagenen. Schnell banden wir den Rest der Droppers an. Dann schickte ich alle Mann los, um in der Umgegend nach Spuren Ausschau zu halten. An einer etwas weichen Stelle fanden wir die Fährten von flüchtigen Gemsböcken, diese führten vom Zaun weg ins Reservat. Nach ungefähr einem Kilometer sahen wir hier und da auf etwas weicherem Gelände die Abdrücke von Feldschuhen und die Fußspuren von Buschleuten. Es waren Spuren von Menschen, die den Gemsböcken hinterhergelaufen waren. Flip und seine Leute hatten gejagt. Während wir noch die Gemsbockspuren verfolgten, sahen wir vor uns in der Ferne Aasgeier niederstreichen. Die Spuren führten dorthin. Als wir zu den Aasgeiern kamen, fanden wir die offene Haut von einem Gemsbock. An den Bäumen ringsherum waren Blutspuren von Fleischstücken, die mal dort aufgehängt worden waren. Ich schaute zurück in die Richtung, von wo die Gemsböcke gekommen waren. Ungefähr 50 Meter entfernt stand ein dichter Mopanebusch, die ideale Stelle, von wo ein verfolgender Jäger den Fangschuss hätte geben können. Ich ging zu dem Busch und fand dahinter sechs leergeschossene .303 Hülsen, der größte Fehler, den ein Wilddieb machen kann, seine Patronenhülsen liegen zu lassen. Jetzt hatten wir gute Beweisstücke, wir nahmen Fell, Schädel und Hülsen mit zum Auto.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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