Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
67. Folge
Der Schlachter von Oshakati (Teil 2/2)
Weiter südlich führte der Weg am Rande eines Mopanewaldes entlang. Als das Auto endlich nach Süden entschwand, hielt ich blitzschnell Kriegsrat und erteilte Verhaltensmaßregeln an meine Gäste. Außer meiner .303 hatte ich meine beiden Revolver bei mir. Ich gab Achim meinen .38 Special Ruby, Ute musste meine .303 neben mir halten, ich selbst trug meinen .22 Smith & Wesson Revolver. Den konnte man, wenn nötig, auch als Schlaginstrument gebrauchen. Im Notfall hätte Achim von dem .38 Gebrauch machen müssen. Ganz langsam fuhren wir zum Weg, um die Verfolgung aufzunehmen. Ich erwartete jeden Moment, in ein tiefes Erdschweinloch zu rasseln, aber das Glück blieb uns hold. Es war stockduster, endlich waren wir auf dem Weg und man konnte in der Dunkelheit so gerade eben die Autospuren erkennen. Immer mal wieder hielten wir an und blockierten den Weg mit Holzstumpen. Sollten die Wilddiebe flüchtig werden, würden sie durch die Hindernisse gezwungen werden, langsam zu fahren. Während wir noch dabei waren, eins der Hindernisse aufzubauen, war es mir, als ob ich das fremde Auto wieder hörte. Sofort fuhren wir in die Richtung des Geräusches und sahen nach kurzer Zeit die Lichter des zurückkehrenden Autos.
Nun geschah alles wie in einem Gangsterfilm: Als es mir vorkam, dass die Lichter des Gegners auf uns fielen, schaltete ich die Lichter meines Autos auch an. Direkt vor uns auf dem Wege lief eine große Giraffe, die in dem Moment, als meine Lichter aufflammten, neben dem Weg tot umfiel. Sie war schon angeschossen und wurde vor dem Auto hergetrieben. Das andere Auto versuchte zu fliehen, fuhr sich aber in den Bäumen fest. Fast rammte ich den Volkswagen Kombi, als ich von der Seite heranfuhr. Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, sprang ich, sobald mein Auto stand hinaus, riss die Fahrertür auf, griff den erschrockenen Mann am Kragen, zerrte ihn ins Freie, und stellte ihn neben seinen Kombi. Achim hatte ich zugerufen, dasselbe auf der anderen Seite zu tun. Wir durften die Wilderer nicht zur Besinnung kommen lassen, da wir nicht wussten, wie viele Personen in dem Kombi waren. Der Fahrer, ein Weißer, musste mit den Händen nach vorne gegen sein Auto lehnen. Ich untersuchte ihn auf Handwaffen. Er trug keine bei sich, nur ein großes Taschenmesser. Im Auto stand sein Gewehr, auch eine .303. Den schwarzen Beifahrer hatten wir auch an die frische Luft gezerrt und ebenfalls auf Waffen durchsucht. Ute stand mit meiner .303 hinter dem Weißen. Ich hatte ihn vorher gewarnt, dass er sich ruhig verhalten müsse. Nachdem wir den Schwarzen durchsucht hatten, musste er sich in derselben Haltung wie sein weißer Kollege gegen das Auto stützen. Während ich das Auto durchsuchte, hielt Achim den Schwarzen mit meinem .38 Revolver in Schach. In dem Kombi lag noch ein weißes Kind und schlief, es hatte von dem ganzen Tohuwabohu nichts mitgekriegt. Es war der Sohn des Schlachters. Auf dem Boden des Kombi lag eine tote Rotkatze, die die Wilddiebe vorher geschossen hatten. Ich nahm das Gewehr an mich.
Die Giraffe, die ein paar Meter von uns entfernt lag, war verendet. Wir hatten die besten Beweise, besser konnte es nicht gegangen sein. Wir konnten uns nicht länger aufhalten. Ich klagte die beiden wegen Jagens von geschütztem Wild im Wildschutzgebiet mündlich an. Der Schwarze und Ute fuhren in meinem Auto, Achim übernahm den Kombi mit dem Besitzer. Udo, der fast im gleichen Alter war wie das andere Kind, fuhr im Kombi mit. Nochmals wurden die beiden Wilddiebe gewarnt, unterwegs nichts Dummes anzufangen, es würde sie teuer zu stehen kommen. Dann musste der Kombi vor uns herfahren. Wir folgten mit dem Ford. Für mich wurde es eine staubige Fahrt. Von dem Schwarzen erfuhr ich auf der Fahrt nach Okaukuejo, dass der Weiße der Eigentümer der Oshakati Schlachterei war und dass die beiden auf Fleischsuche waren. - Ob die Rotkatze wohl auch für die Wurst bestimmt war? - In Okaukuejo kamen wir erst gegen Mitternacht an. Der ranghöchste Beamte wurde aus dem Bett getrommelt und musste einen Luxusbungalow als Gefängnis zur Verfügung stellen. Sicher das einzige Mal, dass die Wilddiebe in den Genuss kamen, kostenfrei in einem solchen Bungalow untergebracht zu werden. Ein Gefängnis gab es nicht mehr auf Okaukuejo, da die Polizeistation geschlossen worden war. Die Polizei in Outjo wurde benachrichtigt und musste die Gefangenen übernehmen. Am nächsten Morgen holten wir Töpfe und Decken am Lagerplatz ab. In der Eile hatten wir nichts aufladen können. Ganz Okaukuejo war schon bei der Giraffe versammelt und jeder versuchte, die saftigsten Stücke zu ergattern. Aasgeier waren harmlos dagegen. Wir, die die ganze Arbeit geleistet hatten, mussten dieses Mal zurückstehen. Ich merkte mir das für die Zukunft. Während der Gerichtsverhandlung bekannte der Schlachter sich schuldig. Trotzdem wurden ihm der nagelneue Kombi und das Gewehr abgenommen und er bekam außerdem eine Geldstrafe von 3 000 Pfund. Für ihn wohl das teuerste Stück Fleisch, für mich der reibungsloseste, erfolgreichste Fang.
Der Schlachter von Oshakati (Teil 2/2)
Weiter südlich führte der Weg am Rande eines Mopanewaldes entlang. Als das Auto endlich nach Süden entschwand, hielt ich blitzschnell Kriegsrat und erteilte Verhaltensmaßregeln an meine Gäste. Außer meiner .303 hatte ich meine beiden Revolver bei mir. Ich gab Achim meinen .38 Special Ruby, Ute musste meine .303 neben mir halten, ich selbst trug meinen .22 Smith & Wesson Revolver. Den konnte man, wenn nötig, auch als Schlaginstrument gebrauchen. Im Notfall hätte Achim von dem .38 Gebrauch machen müssen. Ganz langsam fuhren wir zum Weg, um die Verfolgung aufzunehmen. Ich erwartete jeden Moment, in ein tiefes Erdschweinloch zu rasseln, aber das Glück blieb uns hold. Es war stockduster, endlich waren wir auf dem Weg und man konnte in der Dunkelheit so gerade eben die Autospuren erkennen. Immer mal wieder hielten wir an und blockierten den Weg mit Holzstumpen. Sollten die Wilddiebe flüchtig werden, würden sie durch die Hindernisse gezwungen werden, langsam zu fahren. Während wir noch dabei waren, eins der Hindernisse aufzubauen, war es mir, als ob ich das fremde Auto wieder hörte. Sofort fuhren wir in die Richtung des Geräusches und sahen nach kurzer Zeit die Lichter des zurückkehrenden Autos.
Nun geschah alles wie in einem Gangsterfilm: Als es mir vorkam, dass die Lichter des Gegners auf uns fielen, schaltete ich die Lichter meines Autos auch an. Direkt vor uns auf dem Wege lief eine große Giraffe, die in dem Moment, als meine Lichter aufflammten, neben dem Weg tot umfiel. Sie war schon angeschossen und wurde vor dem Auto hergetrieben. Das andere Auto versuchte zu fliehen, fuhr sich aber in den Bäumen fest. Fast rammte ich den Volkswagen Kombi, als ich von der Seite heranfuhr. Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, sprang ich, sobald mein Auto stand hinaus, riss die Fahrertür auf, griff den erschrockenen Mann am Kragen, zerrte ihn ins Freie, und stellte ihn neben seinen Kombi. Achim hatte ich zugerufen, dasselbe auf der anderen Seite zu tun. Wir durften die Wilderer nicht zur Besinnung kommen lassen, da wir nicht wussten, wie viele Personen in dem Kombi waren. Der Fahrer, ein Weißer, musste mit den Händen nach vorne gegen sein Auto lehnen. Ich untersuchte ihn auf Handwaffen. Er trug keine bei sich, nur ein großes Taschenmesser. Im Auto stand sein Gewehr, auch eine .303. Den schwarzen Beifahrer hatten wir auch an die frische Luft gezerrt und ebenfalls auf Waffen durchsucht. Ute stand mit meiner .303 hinter dem Weißen. Ich hatte ihn vorher gewarnt, dass er sich ruhig verhalten müsse. Nachdem wir den Schwarzen durchsucht hatten, musste er sich in derselben Haltung wie sein weißer Kollege gegen das Auto stützen. Während ich das Auto durchsuchte, hielt Achim den Schwarzen mit meinem .38 Revolver in Schach. In dem Kombi lag noch ein weißes Kind und schlief, es hatte von dem ganzen Tohuwabohu nichts mitgekriegt. Es war der Sohn des Schlachters. Auf dem Boden des Kombi lag eine tote Rotkatze, die die Wilddiebe vorher geschossen hatten. Ich nahm das Gewehr an mich.
Die Giraffe, die ein paar Meter von uns entfernt lag, war verendet. Wir hatten die besten Beweise, besser konnte es nicht gegangen sein. Wir konnten uns nicht länger aufhalten. Ich klagte die beiden wegen Jagens von geschütztem Wild im Wildschutzgebiet mündlich an. Der Schwarze und Ute fuhren in meinem Auto, Achim übernahm den Kombi mit dem Besitzer. Udo, der fast im gleichen Alter war wie das andere Kind, fuhr im Kombi mit. Nochmals wurden die beiden Wilddiebe gewarnt, unterwegs nichts Dummes anzufangen, es würde sie teuer zu stehen kommen. Dann musste der Kombi vor uns herfahren. Wir folgten mit dem Ford. Für mich wurde es eine staubige Fahrt. Von dem Schwarzen erfuhr ich auf der Fahrt nach Okaukuejo, dass der Weiße der Eigentümer der Oshakati Schlachterei war und dass die beiden auf Fleischsuche waren. - Ob die Rotkatze wohl auch für die Wurst bestimmt war? - In Okaukuejo kamen wir erst gegen Mitternacht an. Der ranghöchste Beamte wurde aus dem Bett getrommelt und musste einen Luxusbungalow als Gefängnis zur Verfügung stellen. Sicher das einzige Mal, dass die Wilddiebe in den Genuss kamen, kostenfrei in einem solchen Bungalow untergebracht zu werden. Ein Gefängnis gab es nicht mehr auf Okaukuejo, da die Polizeistation geschlossen worden war. Die Polizei in Outjo wurde benachrichtigt und musste die Gefangenen übernehmen. Am nächsten Morgen holten wir Töpfe und Decken am Lagerplatz ab. In der Eile hatten wir nichts aufladen können. Ganz Okaukuejo war schon bei der Giraffe versammelt und jeder versuchte, die saftigsten Stücke zu ergattern. Aasgeier waren harmlos dagegen. Wir, die die ganze Arbeit geleistet hatten, mussten dieses Mal zurückstehen. Ich merkte mir das für die Zukunft. Während der Gerichtsverhandlung bekannte der Schlachter sich schuldig. Trotzdem wurden ihm der nagelneue Kombi und das Gewehr abgenommen und er bekam außerdem eine Geldstrafe von 3 000 Pfund. Für ihn wohl das teuerste Stück Fleisch, für mich der reibungsloseste, erfolgreichste Fang.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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