Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
70. Folge
Die Genickschuss-Patrouille
Im nördlichen Teil des 19. Breitengrades, ungefähr in der Mitte dieses Areals, hatten wir viel mit Wilddieben zu tun. Unser Vorgesetzter entschloss sich, einmal eine Pferdepatrouille mitzureiten. Ich hatte dort einen Pferdekamp eingerichtet und schon mehrfach Erfolge gehabt. Wir wollten parallel zur Nordgrenze bis zur Westgrenze reiten. Der Senior hatte mehrere Leute vom Touristenbüro eingeladen, um an dieser Patrouille teilzunehmen, sie sollten auch einmal Bekanntschaft mit den Verhältnissen im Busch machen. Unter diesen Leuten war ein großer, starker Mann, der ca. 240 Pfund wog, er hatte andauernd etwas an mir auszusetzen. Er konnte es einfach nicht verstehen, dass ich dieselbe Kraft wie er besaß und konnte sehr beleidigend werden. Wir kamen mittags mit dem Pferdeanhänger und zwei Fahrzeugen beim Kamp an. Es war ein sengend heißer Tag, das richtige Klima um Großmäuler zu stopfen. Während die Pferde abgeladen und das Lager vorbereitet wurde, machte ich den Vorschlag, eine Fußpatrouille in der Umgegend zu laufen, um nach Spuren Ausschau zu halten. Ich lud auch diesen Herrn freundlich ein, mit mir mitzukommen; er glaubte ja, dass er besser laufen könne als ich. Gleich zu Anfang sagte ich Tobias, dass er ein flottes Tempo vorlegen solle. Nach einiger Zeit fanden wir alte Pferdespuren von Wilddieben und ich schlug vor, diesen „frischen“ Spuren zu folgen. Nach einigen Meilen munteren Laufens hörte ich, dass die Person hinter mir anfing, nicht mehr um, sondern durch die Büsche zu laufen, ein sicheres Zeichen dass er nun müde war.
Da es schon Spätnachmittag war, sagte ich Tobias, dass wir umdrehen und zum Lager zurückgehen könnten. Zu dem Herrn sagte ich, dass wir uns beeilen müssten, wollten wir das Lager noch bei Tageslicht erreichen. Auf dem Nachhauseweg wurde der Abstand zwischen uns immer länger und länger. Immer wieder musste ich stehen bleiben und auf den Nachkömmling warten. Er war knallrot im Gesicht und völlig außer Atem. Immer wieder klagte er über schlimmen Durst. Als wir nicht mehr sehr weit vom Lager waren, zeigte ich der Person in der Ferne die Anhöhe, auf der unser Lager im dichten Gebüsch war. Ich könnte nicht ständig warten und würde vorausgehen. Beim Lager angekommen, wurde ich gleich gefragt, wo mein Begleiter sei. „Wird wohl noch kommen“ antwortete ich. Der Senior, der mich gut kannte, schickte Tobias im Dämmerlicht mit Wasser zurück. Eine ganze Weile später kam Tobias mit dem Beamten zurück. Breitbeinig kam der starke Held zurückgekrochen und schleppte sich mit letzter Kraft ans Lagerfeuer. Man bereitete ihm später seine Lagerstatt vor, er selbst war dazu nicht mehr fähig.
Wilderer gesichtet
Am nächsten Morgen saßen wir früh im Sattel. Außer meinen Buschleuten ritt der Senior mit uns. Wir waren noch gar nicht weit in Richtung der Nordgrenze geritten, als ich eine Gruppe sah, die ihre Pferde führten. Sie hatten uns noch nicht gesehen und kamen schräg auf uns zu. Anscheinend waren sie im Begriff einer frischen Wildspur zu folgen und waren deshalb abgesessen. Wir waren noch gut 600 Meter voneinander entfernt. Ich wollte ruhig im Schritt auf sie zureiten und dann angreifen, sowie sie die Flucht ergriffen. Aber der Senior machte einen groben Fehler, mit voller Stimme rief er aufgeregt: „Haai julle, kom hierso!“ (He ihr, kommt hierher!). Genauso gut hätten wir das einem wilden Rudel Gemsböcke zurufen können. Sie schauten von den Spuren auf, sahen uns und waren wie der Blitz im Sattel. Sie schwenkten um und preschten im vollen Galopp davon. Ohne mich zu besinnen, nahm ich mit Hebakoib und Sam die Verfolgung auf. Tobias, der ein schwacher Reiter war, blieb beim Senior. Ich ritt das Pferd Blitz, das schnellste von all den Pferden. Ich ritt, was Blitz hergeben konnte, ohne Rücksicht auf etwaige Löcher. Der Abstand zwischen mir und den Wilddieben verringerte sich zusehends. Nach einiger Zeit hatte ich die Hintersten eingeholt. Ich war aber an dem ersten Reiter interessiert, denn der hatte das beste Pferd, und dieses Pferd wollte ich haben. Nach einiger Zeit hatte ich auch ihn eingeholt und rief ihm zu, er solle sich ergeben. Statt dessen fing er an, Blitz mit seiner Lederpeitsche auf den Kopf zu schlagen. Er zielte nach den Augen meines Pferdes. Ich musste handeln, ehe mein Pferd blind geschlagen wurde. Ich zog meine .22 Smith & Wesson und schlug sie ihm auf den Nasenansatz, auf die Stirn. Er war dabei, besinnungslos vom Pferde zu fallen, als ich ihn am Kragen packte und ihn auf mein eigenes Pferd zog, quer vor mich. Dieses geschah alles während unsere Pferde noch im vollen Galopp waren. Ich hatte Mühe, den Strampelnden in Gewalt zu bekommen.
Ins Genick geschossen
Inzwischen waren Sam und Hebakoib auch herangekommen und wollten helfen. Ich brüllte sie an, sie sollten jeder ihre eigenen Wilddiebe und das Pferd des Gefangenen einfangen. Aber dazu war es zu spät, der ganze Spuk war am Horizont im dichten Busch verschwunden. Den strampelnden Wilddieb musste ich erst mal bändigen. Danach fesselte ich ihn. Meine Freude war gedämpft, wir hätten vollen Erfolg haben können, wenn jeder seinen eigenen Wilddieb gefangen hätte. Der Senior und Tobias waren nirgends zu sehen, dem Gefangenen, musste ich ein Tau um den Hals legen und das Tau mit dem Halfter von Blitz verbinden, da er immer wieder versuchte zu fliehen. Um seine Lust zu fliehen zu vermindern, musste er im Dauerlauf nebenher laufen. Im flotten Trab ging es zurück zur Stelle, wo wir den Senior und Tobias verlassen hatten. Die beiden waren abgesessen und standen neben ihren Pferden. An dem ratlosen Gesicht des Seniors merkte ich, dass etwas sehr faul sein musste. Äußerst verlegen gestand er, dass er sein eigenes Pferd aus Versehen ins Genick geschossen hätte. Als ich nach dem Ausruf des Seniors an die Wilddiebe sofort lospreschte, da diese ja fliehen wollten, war sein Pferd von sich aus im Galopp gefolgt. Der Senior hatte bereits seinen Revolver gezogen, ein grober Fehler. Sein Pferd trat in eine Bodenvertiefung, der Senior, der keine gute Balance hatte, stützte sich mit der Revolverhand auf den Mähnenkamm und drückte dabei den Revolver ab. Der Schuss traf das Pferd von oben mitten in den Mähnenkamm. Die Kugel war innerhalb der Halsmuskeln schräg nach unten gewandert und steckte nun direkt oberhalb der rechten Halsschlagader als dicker Knoten unter dem Fell. Gott sei Dank waren die Halswirbel und die Schlagader unverletzt geblieben und das Pferd freute sich, dass wir zurück waren. Südwester Farmpferde sind zäh!
Was nun? Die blutende Stirn des Gefangenen wurde mit seinem abgetrennten Hemdsärmel verbunden. Nun mussten wir mit dem verwundeten Pferd und dem Fußgänger dreißig Meilen weiter zum nächsten Pferdekamp nach Westen. Moses, der wusste wo das Kamp war, hatte morgens den Auftrag bekommen, voraus zu fahren und den Rest der Gesellschaft zum nächsten Pferdekamp zu bringen, wo wir alle übernachten wollten. Im ersten Übernachtungskamp war also niemand mehr. Eine gute Übung für den Dieb, aber Ovambos sind zäh, sie legen dreißig Meilen am Tag mit Leichtigkeit zurück, jedoch nach so einer Übung denkt man erst zweimal bevor man wieder wildert.
Kugel muss entfernt werden
Am Spätnachmittag kamen wir bei dem zweiten Kamp an. Dort war das Lager schon vorbereitet. Die Kugel musste aus dem Pferdekörper entfernt werden. Ken Tinley, unser Biologe, machte die verhältnismäßig leichte Operation mit meinem immer scharfen Schweizer Taschenmesser. Wir mussten nur besonders aufpassen, dass wir die Halsschlagader nicht anschnitten, denn das Geschoss steckte direkt daneben unter dem Fell. Die Operation gelang gut, das Kamp wurde danach als Kamp „Operasie“ bekannt! Wir mussten am nächsten Tag die Patrouille abbrechen. Der Dicke hatte sich Hintern und Beine so wund gelaufen, dass er gerade noch seine Notdurft hinter dem nächsten Busch verrichten konnte, er bewegte sich wie ein hochschwangeres Weib direkt vor der Geburt. Er hatte viel mehr als das verwundete Pferd zu leiden. Zudem hatten die entkommenen Wilddiebe das ganze Ovamboland alarmiert. Alle wussten, dass der verfluchte Namaquab wieder im Busch sein Unwesen trieb, bis zum nächsten Vollmond würde niemand sich über die Grenze wagen.
Ich schenkte dem Senior das nicht deformierte Geschoss seiner .38 Spezialkugel als Andenken an eine fragwürdige Patrouille. Die Bürohengste begleiteten uns nie wieder auf einer Pferdepatrouille, die waren wir ein für alle Mal los, man hatte sich nicht mit Ruhm bekleckert!
Die Genickschuss-Patrouille
Im nördlichen Teil des 19. Breitengrades, ungefähr in der Mitte dieses Areals, hatten wir viel mit Wilddieben zu tun. Unser Vorgesetzter entschloss sich, einmal eine Pferdepatrouille mitzureiten. Ich hatte dort einen Pferdekamp eingerichtet und schon mehrfach Erfolge gehabt. Wir wollten parallel zur Nordgrenze bis zur Westgrenze reiten. Der Senior hatte mehrere Leute vom Touristenbüro eingeladen, um an dieser Patrouille teilzunehmen, sie sollten auch einmal Bekanntschaft mit den Verhältnissen im Busch machen. Unter diesen Leuten war ein großer, starker Mann, der ca. 240 Pfund wog, er hatte andauernd etwas an mir auszusetzen. Er konnte es einfach nicht verstehen, dass ich dieselbe Kraft wie er besaß und konnte sehr beleidigend werden. Wir kamen mittags mit dem Pferdeanhänger und zwei Fahrzeugen beim Kamp an. Es war ein sengend heißer Tag, das richtige Klima um Großmäuler zu stopfen. Während die Pferde abgeladen und das Lager vorbereitet wurde, machte ich den Vorschlag, eine Fußpatrouille in der Umgegend zu laufen, um nach Spuren Ausschau zu halten. Ich lud auch diesen Herrn freundlich ein, mit mir mitzukommen; er glaubte ja, dass er besser laufen könne als ich. Gleich zu Anfang sagte ich Tobias, dass er ein flottes Tempo vorlegen solle. Nach einiger Zeit fanden wir alte Pferdespuren von Wilddieben und ich schlug vor, diesen „frischen“ Spuren zu folgen. Nach einigen Meilen munteren Laufens hörte ich, dass die Person hinter mir anfing, nicht mehr um, sondern durch die Büsche zu laufen, ein sicheres Zeichen dass er nun müde war.
Da es schon Spätnachmittag war, sagte ich Tobias, dass wir umdrehen und zum Lager zurückgehen könnten. Zu dem Herrn sagte ich, dass wir uns beeilen müssten, wollten wir das Lager noch bei Tageslicht erreichen. Auf dem Nachhauseweg wurde der Abstand zwischen uns immer länger und länger. Immer wieder musste ich stehen bleiben und auf den Nachkömmling warten. Er war knallrot im Gesicht und völlig außer Atem. Immer wieder klagte er über schlimmen Durst. Als wir nicht mehr sehr weit vom Lager waren, zeigte ich der Person in der Ferne die Anhöhe, auf der unser Lager im dichten Gebüsch war. Ich könnte nicht ständig warten und würde vorausgehen. Beim Lager angekommen, wurde ich gleich gefragt, wo mein Begleiter sei. „Wird wohl noch kommen“ antwortete ich. Der Senior, der mich gut kannte, schickte Tobias im Dämmerlicht mit Wasser zurück. Eine ganze Weile später kam Tobias mit dem Beamten zurück. Breitbeinig kam der starke Held zurückgekrochen und schleppte sich mit letzter Kraft ans Lagerfeuer. Man bereitete ihm später seine Lagerstatt vor, er selbst war dazu nicht mehr fähig.
Wilderer gesichtet
Am nächsten Morgen saßen wir früh im Sattel. Außer meinen Buschleuten ritt der Senior mit uns. Wir waren noch gar nicht weit in Richtung der Nordgrenze geritten, als ich eine Gruppe sah, die ihre Pferde führten. Sie hatten uns noch nicht gesehen und kamen schräg auf uns zu. Anscheinend waren sie im Begriff einer frischen Wildspur zu folgen und waren deshalb abgesessen. Wir waren noch gut 600 Meter voneinander entfernt. Ich wollte ruhig im Schritt auf sie zureiten und dann angreifen, sowie sie die Flucht ergriffen. Aber der Senior machte einen groben Fehler, mit voller Stimme rief er aufgeregt: „Haai julle, kom hierso!“ (He ihr, kommt hierher!). Genauso gut hätten wir das einem wilden Rudel Gemsböcke zurufen können. Sie schauten von den Spuren auf, sahen uns und waren wie der Blitz im Sattel. Sie schwenkten um und preschten im vollen Galopp davon. Ohne mich zu besinnen, nahm ich mit Hebakoib und Sam die Verfolgung auf. Tobias, der ein schwacher Reiter war, blieb beim Senior. Ich ritt das Pferd Blitz, das schnellste von all den Pferden. Ich ritt, was Blitz hergeben konnte, ohne Rücksicht auf etwaige Löcher. Der Abstand zwischen mir und den Wilddieben verringerte sich zusehends. Nach einiger Zeit hatte ich die Hintersten eingeholt. Ich war aber an dem ersten Reiter interessiert, denn der hatte das beste Pferd, und dieses Pferd wollte ich haben. Nach einiger Zeit hatte ich auch ihn eingeholt und rief ihm zu, er solle sich ergeben. Statt dessen fing er an, Blitz mit seiner Lederpeitsche auf den Kopf zu schlagen. Er zielte nach den Augen meines Pferdes. Ich musste handeln, ehe mein Pferd blind geschlagen wurde. Ich zog meine .22 Smith & Wesson und schlug sie ihm auf den Nasenansatz, auf die Stirn. Er war dabei, besinnungslos vom Pferde zu fallen, als ich ihn am Kragen packte und ihn auf mein eigenes Pferd zog, quer vor mich. Dieses geschah alles während unsere Pferde noch im vollen Galopp waren. Ich hatte Mühe, den Strampelnden in Gewalt zu bekommen.
Ins Genick geschossen
Inzwischen waren Sam und Hebakoib auch herangekommen und wollten helfen. Ich brüllte sie an, sie sollten jeder ihre eigenen Wilddiebe und das Pferd des Gefangenen einfangen. Aber dazu war es zu spät, der ganze Spuk war am Horizont im dichten Busch verschwunden. Den strampelnden Wilddieb musste ich erst mal bändigen. Danach fesselte ich ihn. Meine Freude war gedämpft, wir hätten vollen Erfolg haben können, wenn jeder seinen eigenen Wilddieb gefangen hätte. Der Senior und Tobias waren nirgends zu sehen, dem Gefangenen, musste ich ein Tau um den Hals legen und das Tau mit dem Halfter von Blitz verbinden, da er immer wieder versuchte zu fliehen. Um seine Lust zu fliehen zu vermindern, musste er im Dauerlauf nebenher laufen. Im flotten Trab ging es zurück zur Stelle, wo wir den Senior und Tobias verlassen hatten. Die beiden waren abgesessen und standen neben ihren Pferden. An dem ratlosen Gesicht des Seniors merkte ich, dass etwas sehr faul sein musste. Äußerst verlegen gestand er, dass er sein eigenes Pferd aus Versehen ins Genick geschossen hätte. Als ich nach dem Ausruf des Seniors an die Wilddiebe sofort lospreschte, da diese ja fliehen wollten, war sein Pferd von sich aus im Galopp gefolgt. Der Senior hatte bereits seinen Revolver gezogen, ein grober Fehler. Sein Pferd trat in eine Bodenvertiefung, der Senior, der keine gute Balance hatte, stützte sich mit der Revolverhand auf den Mähnenkamm und drückte dabei den Revolver ab. Der Schuss traf das Pferd von oben mitten in den Mähnenkamm. Die Kugel war innerhalb der Halsmuskeln schräg nach unten gewandert und steckte nun direkt oberhalb der rechten Halsschlagader als dicker Knoten unter dem Fell. Gott sei Dank waren die Halswirbel und die Schlagader unverletzt geblieben und das Pferd freute sich, dass wir zurück waren. Südwester Farmpferde sind zäh!
Was nun? Die blutende Stirn des Gefangenen wurde mit seinem abgetrennten Hemdsärmel verbunden. Nun mussten wir mit dem verwundeten Pferd und dem Fußgänger dreißig Meilen weiter zum nächsten Pferdekamp nach Westen. Moses, der wusste wo das Kamp war, hatte morgens den Auftrag bekommen, voraus zu fahren und den Rest der Gesellschaft zum nächsten Pferdekamp zu bringen, wo wir alle übernachten wollten. Im ersten Übernachtungskamp war also niemand mehr. Eine gute Übung für den Dieb, aber Ovambos sind zäh, sie legen dreißig Meilen am Tag mit Leichtigkeit zurück, jedoch nach so einer Übung denkt man erst zweimal bevor man wieder wildert.
Kugel muss entfernt werden
Am Spätnachmittag kamen wir bei dem zweiten Kamp an. Dort war das Lager schon vorbereitet. Die Kugel musste aus dem Pferdekörper entfernt werden. Ken Tinley, unser Biologe, machte die verhältnismäßig leichte Operation mit meinem immer scharfen Schweizer Taschenmesser. Wir mussten nur besonders aufpassen, dass wir die Halsschlagader nicht anschnitten, denn das Geschoss steckte direkt daneben unter dem Fell. Die Operation gelang gut, das Kamp wurde danach als Kamp „Operasie“ bekannt! Wir mussten am nächsten Tag die Patrouille abbrechen. Der Dicke hatte sich Hintern und Beine so wund gelaufen, dass er gerade noch seine Notdurft hinter dem nächsten Busch verrichten konnte, er bewegte sich wie ein hochschwangeres Weib direkt vor der Geburt. Er hatte viel mehr als das verwundete Pferd zu leiden. Zudem hatten die entkommenen Wilddiebe das ganze Ovamboland alarmiert. Alle wussten, dass der verfluchte Namaquab wieder im Busch sein Unwesen trieb, bis zum nächsten Vollmond würde niemand sich über die Grenze wagen.
Ich schenkte dem Senior das nicht deformierte Geschoss seiner .38 Spezialkugel als Andenken an eine fragwürdige Patrouille. Die Bürohengste begleiteten uns nie wieder auf einer Pferdepatrouille, die waren wir ein für alle Mal los, man hatte sich nicht mit Ruhm bekleckert!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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