Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
79. Folge
Meinungsverschiedenheiten auf Leeubron
Wenn ich in Okaukuejo war, hatte ich gelegentlich mit der Löwenfütterung auf Leeubron zu tun. Zwölf Touristenautos waren pro Fütterung zugelassen, nicht mehr. Als ich eines Nachmittags beim Gästeempfang in den Saal trat, kam mir der Touristenbeamte wütend entgegen und sagte, dass da drei Raufbolde aus Kapstadt seien, die auf jeden Fall zur Löwenfütterung kommen wollten, auch wenn sie kein Permit hätten. Niemand würde sie daran hindern können. Da die zwölf Autos vorher schon gebucht waren, konnten sie für jenen Abend keine Erlaubnis mehr bekommen. Der Touristenbeamte bat mich, diese drei Herren auf jeden Fall zurück zuschicken.
Als ich kurz vor Sonnuntergang von Okaukuejo aus mit dem Zebra auf dem Auto zur Löwenfütterung nach Leebron hinausfuhr, raste eine Fordlimousine mit diesen drei Insassen in voller Fahrt an mir vorbei, dass die Steine nur so stoben. Vergehen Nummer eins: viel zu schnelles Fahren. Bei Leeubron hing nur seine Staubfahne in der Luft, das Auto war noch nicht bei den anderen aufgereihten Wagen. In der Eile waren die drei an Leeubron vorbeigefahren nach Adamax. Ich lud mein Zebra beim Fütterungsplatz ab und verglich meine Liste mit den Nummernschildern der Autos.
In der Dämmerung kam die Limousine von Adamax zurück. Das Auto wurde dicht vor die fressenden Löwen gefahren und der Anführer der Drei sprang sofort aus dem Auto und stellte außerhalb des Autos sein Stativ direkt vor die Löwen, als ob es zahme Hunde wären. Das war Vergehen Nummer zwei und drei: Verlassen des Autos und Stören des Wildes.
Jetzt war der Zeitpunkt für mich gekommen, einzugreifen. Trotz der Löwen musste ich zu ihm hingehen, ihn erst nach seinem Permit fragen und ihn dann wegen Verlassen des Fahrzeuges sowie Störung anklagen. Als ich ihn höflich nach seinem Permit fragte, sagte er fluchend: „Mann, du weißt genau, dass ich kein Permit habe, frag nicht so blöd“. In mir kochte es, aber ich behielt noch die Ruhe. „Dann steig gefälligst in dein Auto. Ich werde dich wegen Verlassen des Autos und wegen Störung anklagen und du musst sofort den Platz verlassen“ sagte ich, noch ruhig. „Mann, du kannst deine Löwen und dein Wildschutzgebiet dir kreuzweise in den Hintern stecken!“ brüllte er mich an und trat nach mir. Der Tritt traf mich am Oberschenkel, das hätte er nicht tun sollen. Auf den Tritt hin traf ihn wie ein Reflex von mir eine linke Gerade voll auf den Mund und ein rechter Schwinger am Kinn. Er fiel rückwärts auf die Kühlerhaube seines Autos, kam aber sofort wieder hoch und auf mich los. Der Mann war einen halben Kopf größer als ich, hatte sehr viel breitere Schultern und gut entwickelte Arme; wie ein richtiger Rugbytyp. Immer wieder trat er nach mir; jedes Mal bekam er eins, zwei, saftige Schläge dafür in sein grobes Holzgesicht. Die Schläge von mir zogen Blut, seine Haut war an mehreren Stellen aufgeplatzt. Trotzdem griff er immer wieder an, anscheinend trieb der Alkohol in seinen Adern ihn dazu an. Dann, als er wieder nach mir trat, fing ich seinen Fuß, hob mit einem Ruck sein Bein hoch und er fiel rückwärts zu Boden. Danach war er erst recht in Rage. Als er aufstand, ließ er seine Treterei und es gelang ihm, mich mit seinen Händen an den Schultern zu greifen. Wir gingen beide zu Boden. Der Mann war stärker und viel schwerer als ich, nun rollten wir verschlungen auf dem Boden direkt vor den Löwen herum. Während des Ringens sah ich, im schnellen Hingucken zu den Löwen, dass eine Löwin sprungbereit neben dem Zebra lag und uns fixierte. Sie war sehr interessiert an diesem auf dem Boden rollenden Menschenknäuel.
Plötzlich wurden wir auseinandergerissen und zwei große Männer standen in Zivil vor meinem Gegner, der sich noch immer wild gebärdete. Der eine Mann zog einen Ausweis aus der Tasche und stellte sich als Kapitän Niewoudt von der Otjiwarongo Polizei vor, der andere war auch Polizist. Holzgesicht (ich will seinen Namen nicht nennen), wollte nun mit den beiden anbändeln. Diese drohten ihm, wenn er nicht sofort aufhöre, würden sie ihn mit Gewalt fortnehmen. Plötzlich tauchte Jack van der Spuy auf, unser Biologe, und drückte Holzgesicht seine Maschinenpistole in den Bauch und befahl ihm, sich sofort ins Auto zu setzen. Die Maschinenpistole wirkte; fluchend begab Holzgesicht sich ins Auto. Der Polizeikapitän bat mich, mit ihnen zur Okaukuejo Polizeistation mitzukommen, er wolle eine amtliche Klage gegen diesen Mann einreichen. Ich übergab die Aufsicht der Löwenfütterung an Jack. Dann fuhren wir, im Konvoi, zur Polizeistation.
Der Mann wurde formell wegen all seiner Verstöße angeklagt, danach grölten und soffen die drei die ganze Nacht durch. Es hätte nicht viel gefehlt und die Polizei hätte alle drei in der Zelle eingeschlossen, in der sonst Wilddiebe „aufbewahrt“ wurden. In dieser Zelle waren keine Betten.
Am nächsten Tag fuhr ich eine Touristenpatrouille in Richtung Halali. Auf dem Wege kam Herr de la Bat mir mit seinem grünen Jeep entgegen. Die Art und Weise wie er bremste und aus dem Auto stieg, verhieß nichts Gutes. Holzgesicht, der anscheinend ein sehr guter Bekannter von de la Bat aus Kapstadt war, war vor mir nach Namutoni gefahren, wo er zu einer Inspektion war und dort übernachtet hatte. Er hatte de la Bat einen Bären aufgebunden. De la Bat war in Rage und schnauzte mich an: „Ist das eine Manier, unsere Touristen zu behandeln. Der arme Mann sieht aus, als ob er von einem Traktor überfahren worden sei. Wenn du meine Touristen so behandelst, kannst du genauso gut gehen!“ Ich wollte de la Bat den wahren Sachverhalt erklären, aber mit den Worten: „Du wirst noch von mir hören!“ setzte er sich in seinen Jeep und stob davon. In Okaukuejo muss Herr de la Bat den wahren Sachverhalt von der Polizei gehört haben, denn er schnitt das Thema nicht mehr an. Es kam aufgrund der Klage der Polizei zu einer Gerichtsverhandlung. Holzgesicht und seine zwei Kumpel wurden aus Südwests Wildreservaten verwiesen und durften diese lebenslang nicht mehr betreten. Alle drei Namen kamen auf die „Schwarze Liste!“
Meinungsverschiedenheiten auf Leeubron
Wenn ich in Okaukuejo war, hatte ich gelegentlich mit der Löwenfütterung auf Leeubron zu tun. Zwölf Touristenautos waren pro Fütterung zugelassen, nicht mehr. Als ich eines Nachmittags beim Gästeempfang in den Saal trat, kam mir der Touristenbeamte wütend entgegen und sagte, dass da drei Raufbolde aus Kapstadt seien, die auf jeden Fall zur Löwenfütterung kommen wollten, auch wenn sie kein Permit hätten. Niemand würde sie daran hindern können. Da die zwölf Autos vorher schon gebucht waren, konnten sie für jenen Abend keine Erlaubnis mehr bekommen. Der Touristenbeamte bat mich, diese drei Herren auf jeden Fall zurück zuschicken.
Als ich kurz vor Sonnuntergang von Okaukuejo aus mit dem Zebra auf dem Auto zur Löwenfütterung nach Leebron hinausfuhr, raste eine Fordlimousine mit diesen drei Insassen in voller Fahrt an mir vorbei, dass die Steine nur so stoben. Vergehen Nummer eins: viel zu schnelles Fahren. Bei Leeubron hing nur seine Staubfahne in der Luft, das Auto war noch nicht bei den anderen aufgereihten Wagen. In der Eile waren die drei an Leeubron vorbeigefahren nach Adamax. Ich lud mein Zebra beim Fütterungsplatz ab und verglich meine Liste mit den Nummernschildern der Autos.
In der Dämmerung kam die Limousine von Adamax zurück. Das Auto wurde dicht vor die fressenden Löwen gefahren und der Anführer der Drei sprang sofort aus dem Auto und stellte außerhalb des Autos sein Stativ direkt vor die Löwen, als ob es zahme Hunde wären. Das war Vergehen Nummer zwei und drei: Verlassen des Autos und Stören des Wildes.
Jetzt war der Zeitpunkt für mich gekommen, einzugreifen. Trotz der Löwen musste ich zu ihm hingehen, ihn erst nach seinem Permit fragen und ihn dann wegen Verlassen des Fahrzeuges sowie Störung anklagen. Als ich ihn höflich nach seinem Permit fragte, sagte er fluchend: „Mann, du weißt genau, dass ich kein Permit habe, frag nicht so blöd“. In mir kochte es, aber ich behielt noch die Ruhe. „Dann steig gefälligst in dein Auto. Ich werde dich wegen Verlassen des Autos und wegen Störung anklagen und du musst sofort den Platz verlassen“ sagte ich, noch ruhig. „Mann, du kannst deine Löwen und dein Wildschutzgebiet dir kreuzweise in den Hintern stecken!“ brüllte er mich an und trat nach mir. Der Tritt traf mich am Oberschenkel, das hätte er nicht tun sollen. Auf den Tritt hin traf ihn wie ein Reflex von mir eine linke Gerade voll auf den Mund und ein rechter Schwinger am Kinn. Er fiel rückwärts auf die Kühlerhaube seines Autos, kam aber sofort wieder hoch und auf mich los. Der Mann war einen halben Kopf größer als ich, hatte sehr viel breitere Schultern und gut entwickelte Arme; wie ein richtiger Rugbytyp. Immer wieder trat er nach mir; jedes Mal bekam er eins, zwei, saftige Schläge dafür in sein grobes Holzgesicht. Die Schläge von mir zogen Blut, seine Haut war an mehreren Stellen aufgeplatzt. Trotzdem griff er immer wieder an, anscheinend trieb der Alkohol in seinen Adern ihn dazu an. Dann, als er wieder nach mir trat, fing ich seinen Fuß, hob mit einem Ruck sein Bein hoch und er fiel rückwärts zu Boden. Danach war er erst recht in Rage. Als er aufstand, ließ er seine Treterei und es gelang ihm, mich mit seinen Händen an den Schultern zu greifen. Wir gingen beide zu Boden. Der Mann war stärker und viel schwerer als ich, nun rollten wir verschlungen auf dem Boden direkt vor den Löwen herum. Während des Ringens sah ich, im schnellen Hingucken zu den Löwen, dass eine Löwin sprungbereit neben dem Zebra lag und uns fixierte. Sie war sehr interessiert an diesem auf dem Boden rollenden Menschenknäuel.
Plötzlich wurden wir auseinandergerissen und zwei große Männer standen in Zivil vor meinem Gegner, der sich noch immer wild gebärdete. Der eine Mann zog einen Ausweis aus der Tasche und stellte sich als Kapitän Niewoudt von der Otjiwarongo Polizei vor, der andere war auch Polizist. Holzgesicht (ich will seinen Namen nicht nennen), wollte nun mit den beiden anbändeln. Diese drohten ihm, wenn er nicht sofort aufhöre, würden sie ihn mit Gewalt fortnehmen. Plötzlich tauchte Jack van der Spuy auf, unser Biologe, und drückte Holzgesicht seine Maschinenpistole in den Bauch und befahl ihm, sich sofort ins Auto zu setzen. Die Maschinenpistole wirkte; fluchend begab Holzgesicht sich ins Auto. Der Polizeikapitän bat mich, mit ihnen zur Okaukuejo Polizeistation mitzukommen, er wolle eine amtliche Klage gegen diesen Mann einreichen. Ich übergab die Aufsicht der Löwenfütterung an Jack. Dann fuhren wir, im Konvoi, zur Polizeistation.
Der Mann wurde formell wegen all seiner Verstöße angeklagt, danach grölten und soffen die drei die ganze Nacht durch. Es hätte nicht viel gefehlt und die Polizei hätte alle drei in der Zelle eingeschlossen, in der sonst Wilddiebe „aufbewahrt“ wurden. In dieser Zelle waren keine Betten.
Am nächsten Tag fuhr ich eine Touristenpatrouille in Richtung Halali. Auf dem Wege kam Herr de la Bat mir mit seinem grünen Jeep entgegen. Die Art und Weise wie er bremste und aus dem Auto stieg, verhieß nichts Gutes. Holzgesicht, der anscheinend ein sehr guter Bekannter von de la Bat aus Kapstadt war, war vor mir nach Namutoni gefahren, wo er zu einer Inspektion war und dort übernachtet hatte. Er hatte de la Bat einen Bären aufgebunden. De la Bat war in Rage und schnauzte mich an: „Ist das eine Manier, unsere Touristen zu behandeln. Der arme Mann sieht aus, als ob er von einem Traktor überfahren worden sei. Wenn du meine Touristen so behandelst, kannst du genauso gut gehen!“ Ich wollte de la Bat den wahren Sachverhalt erklären, aber mit den Worten: „Du wirst noch von mir hören!“ setzte er sich in seinen Jeep und stob davon. In Okaukuejo muss Herr de la Bat den wahren Sachverhalt von der Polizei gehört haben, denn er schnitt das Thema nicht mehr an. Es kam aufgrund der Klage der Polizei zu einer Gerichtsverhandlung. Holzgesicht und seine zwei Kumpel wurden aus Südwests Wildreservaten verwiesen und durften diese lebenslang nicht mehr betreten. Alle drei Namen kamen auf die „Schwarze Liste!“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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