Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
83. Folge
Unsere Lausbuben - Teil 1/2
André Duvenhage wohnte im Haus nebenan. Als er eines Nachmittags nach Hause ging, hörte er Kindergejohle bei den Starks. Ich hatte mein Grundstück dicht mit Ried am Zaun entlang bepflanzt. André wurde neugierig, was die kleinen Starks nun wieder anrichteten und bog das Ried auseinander, um besser zu sehen. Auf dem Rasen tobten Udo und Ingo mit Pfeil und Bogen um ihren kleinen Bruder, Heiko herum und spielten Buschmänner und Löwe. Den „Löwen“ hatten sie mit frisch ausgequetschten, noch lebenden, Mopaneraupen gefüttert. Heiko futterte begeistert und der grüne Saft lief ihm auf beiden Seiten am Mund herunter. Der „Löwe“ musste nun mit Pfeil und Bogen erlegt werden. Ein Riesengaudi! Heute würden die Brüder sich das nicht mehr wagen, denn Heiko ist inzwischen ein bärenstarker Hüne geworden und würde seine älteren Brüder je an einem Arm vertrocknen lassen. Ob soviel Kraft wohl von „Mopaneraupen frisch vom Baum“ erzeugt wird?
Udo
Udo, der Älteste in der Familie, war von Geburt aus immer zurückhaltend und ein Eigenbrötler. Er machte seine Dienstpflicht bei mir in der Armee. Als er Korporal wurde, habe ich sehr gern mit ihm zusammengearbeitet. Immer peinlichst genau; seine Truppen unter ihm hatten nichts zu lachen.
Ingo
Die drei ältesten Söhne, Udo, Ingo und Heiko gingen in die deutsche Privatschule Karibib, sie hatte einen sehr guten Ruf. Der einzige Nachteil für uns war, dass die Schule so weit entfernt war. Da Elke und ich privat nur einen uralten Volkswagen Käfer besaßen, war jede Fahrt ein Wagnis. Weil wir die Kinder nur in den Schulferien sahen, legten wir Wert auf Briefkontakt.
Ein voller Brief von Ingo lautete:
„Lieber Pappa, liebe Mamma!
Uns geht es gut. Wie geht es Euch.
Unter meinem Bett steht ein Tin voll Skorpione.
Herzliche Grüße
Euer Ingo.“
Ingo war in der Familie der „Goggaloge“ (Insektenkundiger). Schickte ich ihn mal los, um was zu holen, ward er meist nicht mehr gesehen. Ging ich hinterher, um zu sehen, was aus ihm geworden war, saß er vertieft über einem Ameisenhaufen oder er hatte eine Spinne oder Schlange gefangen. Dann beschäftigte er sich erst damit; den gesuchten Schraubenschlüssel konnte der Vater sich selbst holen.
Heiko
Heiko war eine große Sportskanone, er war sehr gut im Laufen, Fußball und Hochsprung. Als seine Mutter ihre eigene Mutter in Deutschland besuchte, wurde er in Deutschland geboren, er ist in unserer Familie also der einzige Deutsche. Als typischer Deutscher meint er, mit dem Schädel durch die Wand geht’s am Besten!
Heiko ging an einem Nachmittag als neunjähriger am Schwimmbad von Okaukuejo vorbei. Da sah er, wie ein Buschmannsweib am Rande des Schwimmbads herumtanzte und hysterisch um Hilfe schrie. Heiko erfasste sofort die Situation. Noch im Rennen riss er sich sein Hemd vom Oberkörper, die Buschmannsfrau zeigte aufs Wasser und schrie: „Die kind, hy verdrink!" (Das Kind ertrinkt!). Ohne zu zögern sprang Heiko, der Dank der Bemühungen seiner Mutter schon ein guter Schwimmer war, mit einem Kopfsprung ins Schwimmbad und tauchte den ertrinkenden Sohn des Haupttouristenbeamten Pretorius heraus und brachte ihn an den Rand. Die Frau zog dann das Kind ganz heraus. Das war eine Lebensrettung in letzter Sekunde. Heiko hat für seine Tat nur ein „Danke“ bekommen, er hätte mehr verdient. Jahre zuvor war nämlich der kleine Sohn des Mechanikers Strydom in demselben Schwimmbad ertrunken. Noch immer hatte man keinen Sicherheitszaun um das Schwimmbad aufgestellt und wenn Heiko nicht gewesen wäre, wäre auch dieses Kind ertrunken. Außer der Buschmannsfrau war weit und breit kein Mensch.
Unsere Lausbuben - Teil 1/2
André Duvenhage wohnte im Haus nebenan. Als er eines Nachmittags nach Hause ging, hörte er Kindergejohle bei den Starks. Ich hatte mein Grundstück dicht mit Ried am Zaun entlang bepflanzt. André wurde neugierig, was die kleinen Starks nun wieder anrichteten und bog das Ried auseinander, um besser zu sehen. Auf dem Rasen tobten Udo und Ingo mit Pfeil und Bogen um ihren kleinen Bruder, Heiko herum und spielten Buschmänner und Löwe. Den „Löwen“ hatten sie mit frisch ausgequetschten, noch lebenden, Mopaneraupen gefüttert. Heiko futterte begeistert und der grüne Saft lief ihm auf beiden Seiten am Mund herunter. Der „Löwe“ musste nun mit Pfeil und Bogen erlegt werden. Ein Riesengaudi! Heute würden die Brüder sich das nicht mehr wagen, denn Heiko ist inzwischen ein bärenstarker Hüne geworden und würde seine älteren Brüder je an einem Arm vertrocknen lassen. Ob soviel Kraft wohl von „Mopaneraupen frisch vom Baum“ erzeugt wird?
Udo
Udo, der Älteste in der Familie, war von Geburt aus immer zurückhaltend und ein Eigenbrötler. Er machte seine Dienstpflicht bei mir in der Armee. Als er Korporal wurde, habe ich sehr gern mit ihm zusammengearbeitet. Immer peinlichst genau; seine Truppen unter ihm hatten nichts zu lachen.
Ingo
Die drei ältesten Söhne, Udo, Ingo und Heiko gingen in die deutsche Privatschule Karibib, sie hatte einen sehr guten Ruf. Der einzige Nachteil für uns war, dass die Schule so weit entfernt war. Da Elke und ich privat nur einen uralten Volkswagen Käfer besaßen, war jede Fahrt ein Wagnis. Weil wir die Kinder nur in den Schulferien sahen, legten wir Wert auf Briefkontakt.
Ein voller Brief von Ingo lautete:
„Lieber Pappa, liebe Mamma!
Uns geht es gut. Wie geht es Euch.
Unter meinem Bett steht ein Tin voll Skorpione.
Herzliche Grüße
Euer Ingo.“
Ingo war in der Familie der „Goggaloge“ (Insektenkundiger). Schickte ich ihn mal los, um was zu holen, ward er meist nicht mehr gesehen. Ging ich hinterher, um zu sehen, was aus ihm geworden war, saß er vertieft über einem Ameisenhaufen oder er hatte eine Spinne oder Schlange gefangen. Dann beschäftigte er sich erst damit; den gesuchten Schraubenschlüssel konnte der Vater sich selbst holen.
Heiko
Heiko war eine große Sportskanone, er war sehr gut im Laufen, Fußball und Hochsprung. Als seine Mutter ihre eigene Mutter in Deutschland besuchte, wurde er in Deutschland geboren, er ist in unserer Familie also der einzige Deutsche. Als typischer Deutscher meint er, mit dem Schädel durch die Wand geht’s am Besten!
Heiko ging an einem Nachmittag als neunjähriger am Schwimmbad von Okaukuejo vorbei. Da sah er, wie ein Buschmannsweib am Rande des Schwimmbads herumtanzte und hysterisch um Hilfe schrie. Heiko erfasste sofort die Situation. Noch im Rennen riss er sich sein Hemd vom Oberkörper, die Buschmannsfrau zeigte aufs Wasser und schrie: „Die kind, hy verdrink!" (Das Kind ertrinkt!). Ohne zu zögern sprang Heiko, der Dank der Bemühungen seiner Mutter schon ein guter Schwimmer war, mit einem Kopfsprung ins Schwimmbad und tauchte den ertrinkenden Sohn des Haupttouristenbeamten Pretorius heraus und brachte ihn an den Rand. Die Frau zog dann das Kind ganz heraus. Das war eine Lebensrettung in letzter Sekunde. Heiko hat für seine Tat nur ein „Danke“ bekommen, er hätte mehr verdient. Jahre zuvor war nämlich der kleine Sohn des Mechanikers Strydom in demselben Schwimmbad ertrunken. Noch immer hatte man keinen Sicherheitszaun um das Schwimmbad aufgestellt und wenn Heiko nicht gewesen wäre, wäre auch dieses Kind ertrunken. Außer der Buschmannsfrau war weit und breit kein Mensch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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