Die Unverwüstliche
Swakopmund wartete dieses jahr mit einem seltenen Doppeljubiläum auf: Die Stadt Swakopmund feiert ihr 130-jähriges Bestehen und die eiserne Landungsbrücke wird 110 Jahre alt!
Sanfte Wellen umspielen am Südstrand von Swakopmund schlanke Pfeiler, die sich jedem Wellengang entgegensetzen und jeglicher Naturgewalt zu trotzen scheinen: Die Rede ist von der Landungsbrücke, auch bekannt als die „Jetty“, deren Grundsteinlegung unter denkwürdigen Umständen vor exakt 110 Jahren am Strande Swakopmunds erfolgt war.
Eine genaue Beschreibung der ehemaligen Landungsbrücke von Swakopmund ist seit langem als schmerzliche Lücke in der namibischen Buchlandschaft empfunden worden. Mit ihrem unlängst erschienenem Buch „Die Landungsbrücke von Swakopmund“ hat die Architektin Yoko Rödel diese Lücke nunmehr auf meisterhafte Art geschlossen.
Es war eine Zeit des Aufbruchs – nicht zuletzt deswegen, da im Schutzgebiet wenige Jahre zuvor erstmalig nennenswerte Vorkommen an Bodenschätzen gefunden worden waren. Vor diesem Hintergrund wurde der Bau der Jetty damals mit großem Interesse verfolgt, wie die Bauforscherin Yoko Rödel erläutert: „Vor Ausbruchs des Ersten Weltkrieges folgten nochmals zahlreiche Siedler dem Ruf nach Afrika. Die Bedingungen waren günstig – durch die Diamantensteuer wurde es den Deutschen erstmals möglich, größere Investitionen in die Kolonien zu tätigen. Infolgedessen war auch der Bau einer neuen Landungsbrücke beschlossen worden.“
Ursprünglich hätte die aktuell rund 260 Meter lange Brücke eine Länge von über sechshundert Metern erreichen sollen – mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kamen jedoch sämtliche Arbeiten an dem Bauwerk zum Erliegen. Seitdem hält die Jetty in stoischer Manier Wind und Wellen stand. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, wie Rödel zu bedenken gibt: „Dass das Bauwerk die Jahrzehnte bis heute überdauern konnte ist maßgeblich der überragenden Qualität des verwendeten Schweißeisens zu verdanken. Auch hinsichtlich der Fertigungsqualität haben die deutschen Konstrukteure größte Sorgfalt walten lassen. In diesem Sinne ist die Jetty ein außergewöhnliches Pionierbauwerk deutscher Ingenieurskunst.“
Seit über hundert Jahren trotzt „die Brücke“ nun schon dem Wind und den Wellen des rauhen Atlantiks. In der Vergangenheit schien sie bereits mehrfalls von Verfall bedroht. Dass sie die Jahrzehnte bis heute überdauern konnte, hat sie jedoch nicht nur den an ihr durchgeführten Sanierungsmaßnahmen, sondern vor allem dem hochwertigen Konstruktionsmaterial aus der Zeit zu verdanken, als Namibia noch deutsches Schutzgebiet war.
Dies alles und noch mehr gibt Yoko Rödel in ihrem neu erschienenem Buch „Die Landungsbrücke von Swakopmund“ in eindrücklicher Art und Weise wieder. Es zeigt sich, dass die Jetty weit mehr ist als nur ein verrostetes koloniales Relikt: Sie ist ein außergewöhnliches Beispiel deutscher Ingenieurskunst und überdies als eindrucksvolles Industriedenkmal und besonderes Teil des deutschen Baukulturerbes in Namibia. Das Buch schließt eine lange als schmerzlich empfundene Lücke in der Literatur Namibias und zum Thema Swakopmund. Es schlägt den Bogen über die Gründung Swakopmunds im Jahre 1892, der ersten Hafenmole, der ersten (hölzernen) Landungsbrücke, der Eisenbrücke, der Bauunterbrechung durch den Ersten Weltkrieg, die Umnutzung danach als Promenadenbrücke und ihre jeweiligen Reparatur- und Umnutzungmaßnahmen bis in jüngste Zeit.
Biographie der Autorin:
Yoko Rödel wurde im Jahr 1992 inmitten der malerischen Weinberge des Württembergischen Heilbronns geboren. Früh entwickelte sie eine Affinität für die Architektur und ihre vielschichtigen Deutungsebenen im bauhistorischen Kontext. Nach dem Abitur, dem Architekturstudium im norddeutschen Braunschweig und einem fortgeführtem Studium der Baugeschichte und Denkmalpflege in Wien/Österreich war die Autorin zunächst als Redakteurin für das Magazin „Architektur & Bau Forum“ sowie für das „Tischler Journal“ tätig. Aktuell ist Rödel Chefredakteurin des Fachmediums „Metall“, dem führenden Magazin der metallverarbeitenden Baubranche Österreichs. Sie befasst sich gleichzeitig mit einer vertiefenden Promotion über das historische Bauerbe in den ehemaligen dt. Schutzgebieten.
Buchbeschreibung: Die Landungsbrücke von Swakopmund von Yoko Rödel
Rödel, Yoko: Die Landungsbrücke von Swakopmund, 2022. ISBN 978-99945-53-45-7. 130 Seiten, 68 schwarz-weiß Abbildungen, Laminateinband, Format-A4.
Das Manuskript wurde 2021 im Sommersemester 2021 als Diplomarbeit an der Fakultät für Architektur und Raumplanung am Institut für Baugeschichte und Bauforschung an der Technischen Universität Wien vorgelegt.
Das Buch, welches erstmalig eine ganzheitliche Übersicht über die Entwicklungsgeschichte der Jetty samt ihrer Vorgängerbauten zeigt, ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.
Dr. Andreas Vogt
Sanfte Wellen umspielen am Südstrand von Swakopmund schlanke Pfeiler, die sich jedem Wellengang entgegensetzen und jeglicher Naturgewalt zu trotzen scheinen: Die Rede ist von der Landungsbrücke, auch bekannt als die „Jetty“, deren Grundsteinlegung unter denkwürdigen Umständen vor exakt 110 Jahren am Strande Swakopmunds erfolgt war.
Eine genaue Beschreibung der ehemaligen Landungsbrücke von Swakopmund ist seit langem als schmerzliche Lücke in der namibischen Buchlandschaft empfunden worden. Mit ihrem unlängst erschienenem Buch „Die Landungsbrücke von Swakopmund“ hat die Architektin Yoko Rödel diese Lücke nunmehr auf meisterhafte Art geschlossen.
Es war eine Zeit des Aufbruchs – nicht zuletzt deswegen, da im Schutzgebiet wenige Jahre zuvor erstmalig nennenswerte Vorkommen an Bodenschätzen gefunden worden waren. Vor diesem Hintergrund wurde der Bau der Jetty damals mit großem Interesse verfolgt, wie die Bauforscherin Yoko Rödel erläutert: „Vor Ausbruchs des Ersten Weltkrieges folgten nochmals zahlreiche Siedler dem Ruf nach Afrika. Die Bedingungen waren günstig – durch die Diamantensteuer wurde es den Deutschen erstmals möglich, größere Investitionen in die Kolonien zu tätigen. Infolgedessen war auch der Bau einer neuen Landungsbrücke beschlossen worden.“
Ursprünglich hätte die aktuell rund 260 Meter lange Brücke eine Länge von über sechshundert Metern erreichen sollen – mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kamen jedoch sämtliche Arbeiten an dem Bauwerk zum Erliegen. Seitdem hält die Jetty in stoischer Manier Wind und Wellen stand. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, wie Rödel zu bedenken gibt: „Dass das Bauwerk die Jahrzehnte bis heute überdauern konnte ist maßgeblich der überragenden Qualität des verwendeten Schweißeisens zu verdanken. Auch hinsichtlich der Fertigungsqualität haben die deutschen Konstrukteure größte Sorgfalt walten lassen. In diesem Sinne ist die Jetty ein außergewöhnliches Pionierbauwerk deutscher Ingenieurskunst.“
Seit über hundert Jahren trotzt „die Brücke“ nun schon dem Wind und den Wellen des rauhen Atlantiks. In der Vergangenheit schien sie bereits mehrfalls von Verfall bedroht. Dass sie die Jahrzehnte bis heute überdauern konnte, hat sie jedoch nicht nur den an ihr durchgeführten Sanierungsmaßnahmen, sondern vor allem dem hochwertigen Konstruktionsmaterial aus der Zeit zu verdanken, als Namibia noch deutsches Schutzgebiet war.
Dies alles und noch mehr gibt Yoko Rödel in ihrem neu erschienenem Buch „Die Landungsbrücke von Swakopmund“ in eindrücklicher Art und Weise wieder. Es zeigt sich, dass die Jetty weit mehr ist als nur ein verrostetes koloniales Relikt: Sie ist ein außergewöhnliches Beispiel deutscher Ingenieurskunst und überdies als eindrucksvolles Industriedenkmal und besonderes Teil des deutschen Baukulturerbes in Namibia. Das Buch schließt eine lange als schmerzlich empfundene Lücke in der Literatur Namibias und zum Thema Swakopmund. Es schlägt den Bogen über die Gründung Swakopmunds im Jahre 1892, der ersten Hafenmole, der ersten (hölzernen) Landungsbrücke, der Eisenbrücke, der Bauunterbrechung durch den Ersten Weltkrieg, die Umnutzung danach als Promenadenbrücke und ihre jeweiligen Reparatur- und Umnutzungmaßnahmen bis in jüngste Zeit.
Biographie der Autorin:
Yoko Rödel wurde im Jahr 1992 inmitten der malerischen Weinberge des Württembergischen Heilbronns geboren. Früh entwickelte sie eine Affinität für die Architektur und ihre vielschichtigen Deutungsebenen im bauhistorischen Kontext. Nach dem Abitur, dem Architekturstudium im norddeutschen Braunschweig und einem fortgeführtem Studium der Baugeschichte und Denkmalpflege in Wien/Österreich war die Autorin zunächst als Redakteurin für das Magazin „Architektur & Bau Forum“ sowie für das „Tischler Journal“ tätig. Aktuell ist Rödel Chefredakteurin des Fachmediums „Metall“, dem führenden Magazin der metallverarbeitenden Baubranche Österreichs. Sie befasst sich gleichzeitig mit einer vertiefenden Promotion über das historische Bauerbe in den ehemaligen dt. Schutzgebieten.
Buchbeschreibung: Die Landungsbrücke von Swakopmund von Yoko Rödel
Rödel, Yoko: Die Landungsbrücke von Swakopmund, 2022. ISBN 978-99945-53-45-7. 130 Seiten, 68 schwarz-weiß Abbildungen, Laminateinband, Format-A4.
Das Manuskript wurde 2021 im Sommersemester 2021 als Diplomarbeit an der Fakultät für Architektur und Raumplanung am Institut für Baugeschichte und Bauforschung an der Technischen Universität Wien vorgelegt.
Das Buch, welches erstmalig eine ganzheitliche Übersicht über die Entwicklungsgeschichte der Jetty samt ihrer Vorgängerbauten zeigt, ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.
Dr. Andreas Vogt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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