Viele Erinnerungen sind an starke Gefühle geknüpft
Erinnerungen verdanken wir unserem Gedächtnis. Aber was ist das Gedächtnis genau und wie funktioniert es? Gedächtnisforscher Andrej Bicanski hat es den dpa-Nachrichten für Kinder erklärt.
von Karlotta Ehrenberg, dpa
Leipzig
Der Ausflug in den Zoo, der Sturz vom Rad, der erste Schultag: Viele Ereignisse bleiben einem im Gedächtnis, andere Erlebnisse geraten dagegen in Vergessenheit. Warum das so ist, weiß der Gedächtnisforscher Andrej Bicanski.
Wie funktioniert das Gedächtnis?
Andrej Bicanski: „Im Gehirn gibt es viele Nervenzellen. Sie arbeiten mit elektrischen Strömen. Stellen wir sie uns wie Lämpchen vor. Wenn ich etwa eine Katze sehe, dann gehen zunächst ein paar Lämpchen an, die zuständig sind für das, was ich sehe. Diese bringen über Leitungen andere Lämpchen zum Aufleuchten, die für mein Wissen über Katzen zuständig sind. Dann kommen die Lämpchen, die für Erinnerungen verantwortlich sind.
Wenn die Katze, die ich gerade sehe, Omas Katze ähnlich ist, dann gehen auch die Lämpchen für Omas Katze an. Und weil diese eine Leitung zu den Lämpchen für Oma haben, leuchten auch diese auf. In meinem Kopf erscheint das Bild von Oma mit ihrer Katze. Ich habe mich erinnert.“
Warum kann ich mich an manche Ereignisse erinnern, an andere aber nicht?
Andrej Bicanski: „Der Mensch neigt dazu, sich Dinge zu merken, die für ihn in Zukunft nützlich sein könnten. Das passiert meistens unbewusst. Ich kann mir Dinge aber auch ganz bewusst einprägen. Die meisten Erinnerungen sind zudem an starke Emotionen geknüpft.
Wenn ich etwa große Angst habe oder mir etwas viel Freude macht, merke ich mir das eher, als wenn mich etwas kaltlässt. Das folgt einem ganz bestimmten Zweck: Das, was mir Angst macht, möchte ich in Zukunft vermeiden. Und das, was mir Freude bereitet, noch einmal erleben.“
Wie kommt es, dass ich mich an meine ersten Lebensjahre gar nicht erinnern kann?
Andrej Bicanski: „Genau weiß man das nicht, aber es gibt in der Forschung verschiedene Ideen dazu. Eine ist, dass sich das Gehirn in der frühen Kindheit noch stark entwickelt. Viele neue Zellen und Leitungen kommen dazu. Dadurch wird es womöglich schwer, die frühen Erinnerungen abzurufen.“
Warum erinnern sich zwei Menschen an dasselbe Ereignis oft sehr unterschiedlich?
Andrej Bicanski: „Der Grund ist, dass jeder das Ereignis etwas anders wahrgenommen hat. Das liegt einerseits an dem unterschiedlichen Gemütszustand zur Zeit des Ereignisses. Vielleicht war der eine etwas krank, der andere fühlte sich aber richtig gut. Eine lange Wanderung etwa werden sie anders erlebt haben. Außerdem spielen Erfahrungen eine Rolle.
Nehmen wir die Katze: Der eine erinnert sich bei ihrem Anblick an eine, die ihn mal gebissen hat. Er nimmt die Situation als bedrohlich wahr. Der andere denkt bei der Katze an seine Oma und freut sich. Er behält sie in guter Erinnerung. Interessiert sich jemand nicht für Tiere, dann wird er sich später womöglich gar nicht an die Katze erinnern.“
Kommt es auch vor, dass wir uns falsch erinnern?
Andrej Bicanski: „Ja, das kann passieren. Wenn ich beispielsweise häufig auf einem Spielplatz war, dann vermischen sich die Erinnerungen, die mit diesem Ort verbunden sind. Später kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wann ich dort mit welchem Freund gespielt habe.“
Leipzig
Der Ausflug in den Zoo, der Sturz vom Rad, der erste Schultag: Viele Ereignisse bleiben einem im Gedächtnis, andere Erlebnisse geraten dagegen in Vergessenheit. Warum das so ist, weiß der Gedächtnisforscher Andrej Bicanski.
Wie funktioniert das Gedächtnis?
Andrej Bicanski: „Im Gehirn gibt es viele Nervenzellen. Sie arbeiten mit elektrischen Strömen. Stellen wir sie uns wie Lämpchen vor. Wenn ich etwa eine Katze sehe, dann gehen zunächst ein paar Lämpchen an, die zuständig sind für das, was ich sehe. Diese bringen über Leitungen andere Lämpchen zum Aufleuchten, die für mein Wissen über Katzen zuständig sind. Dann kommen die Lämpchen, die für Erinnerungen verantwortlich sind.
Wenn die Katze, die ich gerade sehe, Omas Katze ähnlich ist, dann gehen auch die Lämpchen für Omas Katze an. Und weil diese eine Leitung zu den Lämpchen für Oma haben, leuchten auch diese auf. In meinem Kopf erscheint das Bild von Oma mit ihrer Katze. Ich habe mich erinnert.“
Warum kann ich mich an manche Ereignisse erinnern, an andere aber nicht?
Andrej Bicanski: „Der Mensch neigt dazu, sich Dinge zu merken, die für ihn in Zukunft nützlich sein könnten. Das passiert meistens unbewusst. Ich kann mir Dinge aber auch ganz bewusst einprägen. Die meisten Erinnerungen sind zudem an starke Emotionen geknüpft.
Wenn ich etwa große Angst habe oder mir etwas viel Freude macht, merke ich mir das eher, als wenn mich etwas kaltlässt. Das folgt einem ganz bestimmten Zweck: Das, was mir Angst macht, möchte ich in Zukunft vermeiden. Und das, was mir Freude bereitet, noch einmal erleben.“
Wie kommt es, dass ich mich an meine ersten Lebensjahre gar nicht erinnern kann?
Andrej Bicanski: „Genau weiß man das nicht, aber es gibt in der Forschung verschiedene Ideen dazu. Eine ist, dass sich das Gehirn in der frühen Kindheit noch stark entwickelt. Viele neue Zellen und Leitungen kommen dazu. Dadurch wird es womöglich schwer, die frühen Erinnerungen abzurufen.“
Warum erinnern sich zwei Menschen an dasselbe Ereignis oft sehr unterschiedlich?
Andrej Bicanski: „Der Grund ist, dass jeder das Ereignis etwas anders wahrgenommen hat. Das liegt einerseits an dem unterschiedlichen Gemütszustand zur Zeit des Ereignisses. Vielleicht war der eine etwas krank, der andere fühlte sich aber richtig gut. Eine lange Wanderung etwa werden sie anders erlebt haben. Außerdem spielen Erfahrungen eine Rolle.
Nehmen wir die Katze: Der eine erinnert sich bei ihrem Anblick an eine, die ihn mal gebissen hat. Er nimmt die Situation als bedrohlich wahr. Der andere denkt bei der Katze an seine Oma und freut sich. Er behält sie in guter Erinnerung. Interessiert sich jemand nicht für Tiere, dann wird er sich später womöglich gar nicht an die Katze erinnern.“
Kommt es auch vor, dass wir uns falsch erinnern?
Andrej Bicanski: „Ja, das kann passieren. Wenn ich beispielsweise häufig auf einem Spielplatz war, dann vermischen sich die Erinnerungen, die mit diesem Ort verbunden sind. Später kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wann ich dort mit welchem Freund gespielt habe.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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