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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1972-09-12
DIE OLYMPISCHE FLAMME ERSLOSCH

München – Lord Killanin aus Irland übernimmt heute das Amt des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit einer Aktentasche voller Probleme, die vor den nächsten Olympischen Spielen in Montreal 1976 gelöst werden müssen. Die XX. Olympiade – blutbefleckt durch kaltblütigen Mord und von politischem Hader erschüttert – fand ihren Abschluss am Montagabend im Münchner Olympiastadion. Mit dem Löschen des olympischen Feuers und dem Einholen der Flagge mit den fünf ineinandergreifenden Ringen ist auch Avery Brundage von dem Podest gestiegen, nach 20 Jahren als Präsident des IOC.

An den Münchner Spielen haben etwas über 8 000 Athleten und 2 000 Trainer und Mannschaftsbetreuer teilgenommen. 4 000 Journalisten und Photographen aus allen Teilen der Welt haben in Wort und Bild darüber berichtet. Dadurch dass diese Spiele weltweit vom Fernsehen ausgestrahlt werden, sind sie zu einem Forum geworden, auf dem politische Kämpfe ausgetragen und nationale Bestrebungen verfolgt werden.

AUSLIEFERUNG GEFORDERT

Wien – Der als „Eichmann-Jäger" bekannte Vorsitzende des jüdischen Dokumentations-Zentrums in Wien, Simon Wiesenthal, hat den chilenischen Staatspräsidenten Salvadore Allende aufgefordert, den früheren Mitarbeiter des in Israel hingerichteten Adolf Eichmann, den ehemaligen SS-Standartenführer Walter Rauff (66) an die deutsche Justiz auszuliefern. Nach einer Mitteilung des Zentrums in Wien hat Wiesenthal dem Staatspräsidenten die Anschrift Rauffs mitgeteilt. Rauff wird beschuldigt, für den Einsatz von sogenannten Gaswagen verantwortlich gewesen zu sein, in denen nach Angaben Wiesenthals 96 000 Menschen ermordet worden sind.

Ein Auslieferungsantrag der deutschen Bundesrepublik war im April 1963 vom Obersten Gericht Chiles abgelehnt worden. In seinem jüngsten Schreiben an Allende betonte Wiesenthal: „Wir sind überzeugt, dass sich in Ihrem Land seit dieser Zeit Verschiedenes geändert hat". Rauff zähle zu den „großen Verbrechern" dieses Jahrhunderts. Bei seinen letzten Vernehmungen vor rund zehn Jahren in Chile hatte Rauff jede Schuld bestritten und sich darauf berufen, nur Befehle seiner Vorgesetzten ausgeführt zu haben.

BALD NEUE VERHANDLUNGEN IM FISCHEREIKRIEG?

Oslo – Zu neuen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik, Großbritannien und Island fiber die umstrittene Erweiterung der isländischen Fischereigrenze wird es nach Angaben des Botschafters von Reykjavik in Norwegen möglicherweise schon bald kommen. Auf einer Pressekonferenz in Oslo erklärte Botschafter Agnar Jonsson, dass Außenminister Einar Augustsson mit dem Beginn baldiger Verhandlungen zwischen den drei Ländern rechne und dass Island sich dazu bereit finden könnte, während einer Übergangsperiode britische und deutsche Fischereiboote in der von Island beanspruchten 50-Seemeilen-Zone fischen zu lassen.

Diese Übergangsperiode könnte nach Angaben des Botschafters bis zur Internationalen Seerechtskonferenz dauern, die im nächsten Jahr tagen soll.

WÄHRUNGSPROBLEME AUF BREITER FRONT

Rom/Washington – Die Finanzminister der gegenwärtigen und künftigen Mitglieder der EWG, zehn an der Zahl, haben auf ihrer Sitzung in Rom noch keine Lösung der Probleme für die europäische Zusammenarbeit auf dem Wahrungsgebiet gefunden. Ein europäisches Gipfeltreffen über die Frage engerer Zusammenarbeit auf dem Währungsgebiet und der Errichtung einer gemeinsamen europäischen Zentralbank soll am 19. und 20. Oktober in Paris abgehalten werden. Im Augenblick zeichnen sich jedoch noch keine Einigungsmöglichkeiten der zehn Länder ab.

Ein weiterer Punkt der Gespräche in Rom ist eine einheitliche Haltung der EWG-Länder bei der Sitzung des Internationalen Wahrungsfonds, die am 25. September in Washington beginnt. Auch auf diesem Gebiet waren die Fortschritte, die gemacht wurden, nur gering.

ISRAELISCHER DIPLOMAT IN BRÜSSEL VERWUNDET

Brüssel – Ergebnislos verlaufen ist bisher eine am Montag von einem Heer schwerbewaffneter belgischer Polizisten eingeleitete Suchaktion nach einem seit gestern flüchtigem Attentäter und Terroristen vermutlich arabischer Abstammung, der am Montag auf heimtückische Weise einen Angestellten der israelischen Botschaft in Brüssel in den Hinterhalt gelockt und ihn anschließend schwer verwundet hatte. Bei dem Opfer handelt es sich um den 42-jährigen jüdischen Botschaftskanzleibeamten Zodak Ophir, den ein anonymer Anrufer unter dem Vorwand, ihm Einzelheiten über einen geplanten Terroristenanschlag auf die israelische Botschaft mitteilen zu wollen, in eine Brüsseler Schenke gelockt hatte. Der Botschaftsangestellte hatte dem Gesuch des Unbekannten – der sich als marokkanischer Staatsburger ausgab – zugestimmt, nachdem der Anrufer es ab-gelehnt hatte, selbst zur Botschaft zu kommen. Kurz nachdem Ophir, Vater zweier Kleinkinder, sich in die Wirtschaft begeben hatte, betraten drei Unbekannte die Wirtschaft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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