Vor 50 Jahren
1972-09-14
AM RANDE EINES BÜRGERKRIEGES?
Santiago – Chile drohe in einen Bürgerkrieg verwickelt zu werden, sollten nicht bald Lösungen für die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes gefunden werden. Das äußerte dieser Tage Chiles sozial-marxistischer Präsident Salvador Allende in einem Rundfunkinterview. Für die politischen Probleme des Landes machte Allende in erster Linie die christlich-demokratische Oppositionspartei verantwortlich, die er einer „hartnäckigen parlamentarischen Opposition" bezichtigte. Solcherart Unzulänglichkeiten werden nur dann ausgeräumt werden können, wenn sich die Opposition zu einem „politischen Dialog" bereit erkläre.
WALDHEIM WILL NICHTS GESAGT HABEN
New York – Die Erklärungen des UNO-Generalsekretärs zur Frage des Terrorismus im südlichen Afrika haben ein Nachspiel gehabt. Südafrikas UNO-Botschafter Carl von Hirschberg suchten den Generalsekretar auf and bat um eine Erläuterung der. Äußerungen Dr. Waldheims. Es war gemeldet worden, dass Dr. Waldheim im Zusammenhang mit seiner Forderung nach Bekämpfung des Terrorismus die Guerillaaktivitäten im südlichen Afrika ausgeschlossen habe.
OSTEUROPÄISCHE KRIEGSSPIELE
Prag – Schätzungsweise 100 000 russische, ostdeutsche, ungarische, polnische und tschechische Soldaten– unterstützt von Artillerie-, Panzer- und Luftwaffeneinheiten – nehmen zur Zeit an ausgedehnten Manövern teil, die gegenwärtig unter der Kodebezeichnung „Schutzschild 72" – eine Abkürzung für das Motto „Warschauer Pakt – Schutzschild des Sozialismus" – in der Tschechoslowakei stattfinden. Die Kriegsspiele zählen zu den bisher größten, die jemals von den Warschauer-Pakt-Staaten abgehalten wurden. Die Tatsache, dass die Manöver auf tschechischem Territorium stattfinden, schreiben politische Beobachter im Westen dem Bestreben der Pakt-Staaten zu, das freundschaftliche Verhältnis zwischen der Bevölkerung der Tschechoslowakei und den Truppen der osteuropäischen Staaten wiederherzustellen. Das Prager Parteiorgan „Rude Pravo" dagegen bezeichnete die Manöver als „weder provokativ noch demonstrativ": sie dienten in erster Linie einem humanitären Zweck, nämlich dem Schutze hunderter Millionen von Arbeitern in sozialistischen Staaten.
55 000 TAUSEND ASIATEN MÜSSEN UGANDA VERLASSEN
Kampala – Asiaten, die von dem Ausweisungsdekret Präsident Idi Amins betroffen seien und sich nach der von Amin für die Massenausweisung gesetzten Frist von 90 Tagen noch im Lande befinden, werden von der Armee und ugandischen Sicherheitsstreitkräften zusammengebracht und anschließend in eigens zu diesem Zweck errichtete militärische Durchgangslager gesteckt werden. Das verlautete am Mittwoch aus einer in Kampala veröffentlichten Regierungserklärung, in der erstmals auch der offizielle Termin für die Ausweisung der Asiaten genannt wurde: danach werden sämtliche des Landes verwiesenen Asiaten Uganda bis zum. 8. November verlassen haben müssen. Gleichzeitig beschuldigte die ugandische Regierung in der Erklärung Britannien, die Massenumsiedlung absichtlich zu verweigern, indem es bisher nicht mit dem Abtransport der zu deportierenden Asiaten begonnen habe.
SCHWEIGEN UM KISSINGERS MOSKAU-BESUCH
Moskau/Washington – Dr. Henry Kissinger, Sonderbeauftragter und außenpolitischer Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten, wird seine Gespräche mit Kremlfahrern in Moskau voraussichtlich bereits morgen beenden. Das verlautete gestern aus politisch unterrichteten Quellen in Moskau. Obwohl bisher keine näheren Einzelheiten über den Inhalt der Gespräche verlauteten, nimmt man in politisch unterrichteten Kreisen an, dass besonders der Vietnamkrieg zur Sprache gebracht worden sei. Man verweist in diesem Zusammenhang in erster Linie auf den Moskau-Besuch des Hanoier Politbüromitgliedes und Sonderberaters der nordvietnamesischen Delegation bei den Pariser Vietnam-Verhandlungen, Le Duc Tho, der am vergangenen Sonntag zu einem kurzen Besuch in der russischen Hauptstadt eingetroffen war. Allerdings konnte bisher nicht bestätigt werden, ob Kissinger inzwischen auch zu Unterredungen mit dem sowjetischen Parteichef Alexej Kossygin und Premierminister Leonid Breschnew zusammengetroffen ist. Traditionsgemäß hat sich bisher auch die Sowjetpresse in Schweigen gehüllt; lediglich gestern ließ man durchblicken, dass Kissinger mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko „essen gegangen ist".
KURZ BERICHTET
Lusaka – Eigentümern von Privatflugzeugen in Sambia ist es aufgrund einer gestern in Lusaka veröffentlichten Regierungsanordnung bis auf weiteres untersagt, zu Probeflügen aufzusteigen. Zusätzlich haben Einheiten der Armee Sambias Anordnungen erhalten, in Zusammenarbeit mit der regierenden United National Independence Party (UNIP) das „nationale Sicherheitsbewusstsein des sambischen Volkes zu starken". Obwohl hierzu keine näheren Einzelheiten mitgeteilt wurden, nimmt man in politisch unterrichteten Kreisen allgemein an, dass diesbezügliche Anordnungen im Zusammenhang mit einer kürzlich von der rhodesischen Regierung gemachten Ankündigung stehen, der zufolge die sambische Regierung die volle Verantwortung für die Operationen von Terroristen trage, die Sambia als Sprungbrett für ihre Aktionen gegen Rhodesien benutzten.
Santiago – Chile drohe in einen Bürgerkrieg verwickelt zu werden, sollten nicht bald Lösungen für die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes gefunden werden. Das äußerte dieser Tage Chiles sozial-marxistischer Präsident Salvador Allende in einem Rundfunkinterview. Für die politischen Probleme des Landes machte Allende in erster Linie die christlich-demokratische Oppositionspartei verantwortlich, die er einer „hartnäckigen parlamentarischen Opposition" bezichtigte. Solcherart Unzulänglichkeiten werden nur dann ausgeräumt werden können, wenn sich die Opposition zu einem „politischen Dialog" bereit erkläre.
WALDHEIM WILL NICHTS GESAGT HABEN
New York – Die Erklärungen des UNO-Generalsekretärs zur Frage des Terrorismus im südlichen Afrika haben ein Nachspiel gehabt. Südafrikas UNO-Botschafter Carl von Hirschberg suchten den Generalsekretar auf and bat um eine Erläuterung der. Äußerungen Dr. Waldheims. Es war gemeldet worden, dass Dr. Waldheim im Zusammenhang mit seiner Forderung nach Bekämpfung des Terrorismus die Guerillaaktivitäten im südlichen Afrika ausgeschlossen habe.
OSTEUROPÄISCHE KRIEGSSPIELE
Prag – Schätzungsweise 100 000 russische, ostdeutsche, ungarische, polnische und tschechische Soldaten– unterstützt von Artillerie-, Panzer- und Luftwaffeneinheiten – nehmen zur Zeit an ausgedehnten Manövern teil, die gegenwärtig unter der Kodebezeichnung „Schutzschild 72" – eine Abkürzung für das Motto „Warschauer Pakt – Schutzschild des Sozialismus" – in der Tschechoslowakei stattfinden. Die Kriegsspiele zählen zu den bisher größten, die jemals von den Warschauer-Pakt-Staaten abgehalten wurden. Die Tatsache, dass die Manöver auf tschechischem Territorium stattfinden, schreiben politische Beobachter im Westen dem Bestreben der Pakt-Staaten zu, das freundschaftliche Verhältnis zwischen der Bevölkerung der Tschechoslowakei und den Truppen der osteuropäischen Staaten wiederherzustellen. Das Prager Parteiorgan „Rude Pravo" dagegen bezeichnete die Manöver als „weder provokativ noch demonstrativ": sie dienten in erster Linie einem humanitären Zweck, nämlich dem Schutze hunderter Millionen von Arbeitern in sozialistischen Staaten.
55 000 TAUSEND ASIATEN MÜSSEN UGANDA VERLASSEN
Kampala – Asiaten, die von dem Ausweisungsdekret Präsident Idi Amins betroffen seien und sich nach der von Amin für die Massenausweisung gesetzten Frist von 90 Tagen noch im Lande befinden, werden von der Armee und ugandischen Sicherheitsstreitkräften zusammengebracht und anschließend in eigens zu diesem Zweck errichtete militärische Durchgangslager gesteckt werden. Das verlautete am Mittwoch aus einer in Kampala veröffentlichten Regierungserklärung, in der erstmals auch der offizielle Termin für die Ausweisung der Asiaten genannt wurde: danach werden sämtliche des Landes verwiesenen Asiaten Uganda bis zum. 8. November verlassen haben müssen. Gleichzeitig beschuldigte die ugandische Regierung in der Erklärung Britannien, die Massenumsiedlung absichtlich zu verweigern, indem es bisher nicht mit dem Abtransport der zu deportierenden Asiaten begonnen habe.
SCHWEIGEN UM KISSINGERS MOSKAU-BESUCH
Moskau/Washington – Dr. Henry Kissinger, Sonderbeauftragter und außenpolitischer Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten, wird seine Gespräche mit Kremlfahrern in Moskau voraussichtlich bereits morgen beenden. Das verlautete gestern aus politisch unterrichteten Quellen in Moskau. Obwohl bisher keine näheren Einzelheiten über den Inhalt der Gespräche verlauteten, nimmt man in politisch unterrichteten Kreisen an, dass besonders der Vietnamkrieg zur Sprache gebracht worden sei. Man verweist in diesem Zusammenhang in erster Linie auf den Moskau-Besuch des Hanoier Politbüromitgliedes und Sonderberaters der nordvietnamesischen Delegation bei den Pariser Vietnam-Verhandlungen, Le Duc Tho, der am vergangenen Sonntag zu einem kurzen Besuch in der russischen Hauptstadt eingetroffen war. Allerdings konnte bisher nicht bestätigt werden, ob Kissinger inzwischen auch zu Unterredungen mit dem sowjetischen Parteichef Alexej Kossygin und Premierminister Leonid Breschnew zusammengetroffen ist. Traditionsgemäß hat sich bisher auch die Sowjetpresse in Schweigen gehüllt; lediglich gestern ließ man durchblicken, dass Kissinger mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko „essen gegangen ist".
KURZ BERICHTET
Lusaka – Eigentümern von Privatflugzeugen in Sambia ist es aufgrund einer gestern in Lusaka veröffentlichten Regierungsanordnung bis auf weiteres untersagt, zu Probeflügen aufzusteigen. Zusätzlich haben Einheiten der Armee Sambias Anordnungen erhalten, in Zusammenarbeit mit der regierenden United National Independence Party (UNIP) das „nationale Sicherheitsbewusstsein des sambischen Volkes zu starken". Obwohl hierzu keine näheren Einzelheiten mitgeteilt wurden, nimmt man in politisch unterrichteten Kreisen allgemein an, dass diesbezügliche Anordnungen im Zusammenhang mit einer kürzlich von der rhodesischen Regierung gemachten Ankündigung stehen, der zufolge die sambische Regierung die volle Verantwortung für die Operationen von Terroristen trage, die Sambia als Sprungbrett für ihre Aktionen gegen Rhodesien benutzten.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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