Vor 50 Jahren
1972-10-24
GEGEN WIRTSCHAFTLICHE STRAFMASSNAHMEN
London – Die britische Regierung glaube nicht an eine Politik wirtschaftlicher Strafmaßnahmen gegen Südafrika. Das erklärte Staatssekretär Anthony Kershaw vom britischen Auβen- und Commonwealth-Ministerium am Montag im Unterhaus. Er erwiderte damit eine Anfrage des Labour-Abgeordneten Leslie Huckfield, der Südafrika kürzlich besucht hatte und wissen wollte, ob es nicht an der Zeit sei, den britischen Geschäftsunternehmen in Südafrika nahezulegen, sich für eine Änderung der Gesellschaftsstruktur einzusetzen oder aus Südafrika abzuziehen. Staatssekretär Kershaw betonte, dass die britische Regierung den britischen Geschäftsleuten in Südafrika jede mögliche Ermunterung zur Weiterführung ihrer Unternehmen gebe.
Auf eine weitere Frage des Abgeordneten, ob man besuchende britische Geschäftsleute in Südafrika darauf hinweise, dass die Anwesenheit der Republik in Südwestafrika illegal sei, sagte Kershaw, die britische Regierung akzeptiere nicht Südafrikas Präsenz in Südwestafrika als illegal und unterrichte britische Geschäftsleute deshalb nicht in diesem Zusammenhang.
KURZ BERICHTET
Berlin – Die Botschafter der vier Mächte traten am Montag in Berlin zu einer Konferenz zusammen, um über ihre Rechte und Pflichten für das gesamte Deutschland zu beraten, nachdem nun zwischen der Bundesrepublik und der DDR ein Verkehrsvertrag abgeschlossen worden ist und der Abschluss eines weiteren Vertrages bevorsteht.
New York – Der Sicherheitsrat hat mit 12 gegen null Stimmen – bei Stimmenthaltung der USA, Großbritanniens und Belgiens – Portugal aufgefordert, die Grenzverletzungen gegenüber Senegal einzustellen. Gleichzeitig wurde Portugal daran erinnert, dass es das Prinzip der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit achten und sofort Schritte unternehmen sollte, um diesem Prinzip nachzukommen, da sich der Sicherheitsrat sonst gezwungen sehe, andere Maßnahmen zu ergreifen.
1 200 DOCKARBEITER STREIKEN IN DURBAN
Durban – Seit Montag streiken in Durban 1 200 Bantu-Dockarbeiter. Trotz der Warnung der Vertreter des Arbeitsministeriums, dass der Streik illegal sei und die Streikenden verhaftet werden könnten, erschienen die Docker nicht zur Arbeit. Die Durban Stevedoring Labour Supply Company beschäftigt 2 400 Dockarbeiter, von denen 600 im Urlaub sind. Am Streik beteiligen sich 1 200 Arbeiter; Vorarbeiter und Laufjungen streiken nicht. Ein Geschäftsführer versuchte, die versammelten Dockarbeiter zu beruhigen, doch hatte er keinen Erfolg.
NACH DEN „BRIEFBOMBEN“ NUN DIE „GIFTBRIEFE“
Bonn – Wie erst jetzt bekannt wird, hat die bundesdeutsche Polizei am 2. Oktober ein an die israelische Botschaft in Bonn adressiertes, den bisher gebräuchlichen sogenannten „Brief-Bomben" ähnliches „Schreiben" unschädlich machen können. Diesmal handelte es sich bei dem „Schreiben" um eine Art „Giftbrief", der anstelle eines Sprengstoffes wie dies bei den „Brief-Bomben“ üblich ist – ein Zyanid enthielt, das beim Öffnen des Umschlages und der anschließenden Bindung mit der Luft ein äußerst giftiges, wenn nicht gar tödliches Gasgemisch entwickelt. Der „Giftbrief" war in Karlsruhe aufgegeben und an einen Angestellten der Botschaft adressiert worden. Der Umstand, dass der Adressat nicht aufgefunden werden konnte, erregte beim Botschaftspersonal rechtzeitig Misstrauen. Der Umschlag wurde anschließend der Polizei übergeben und unschädlich gemacht. Allerdings steht zurzeit nicht mit Sicherheit fest, ob auch dieser Brief von arabischen Terroristen aufgegeben worden ist.
HUNGERSTREIK PALÄSTINISCHER STUDENTEN
Bonn – Der Hungerstreik von 20 palästinischen Studenten im Bonner Büro der Arabischen Liga ist zu Ende. Der Sprecher der Gruppe erklärte gegenüber dpa: „Wir haben elf Tage lang ausgeharrt mit der Erwartung, dass unsere Aktion die öffentliche Meinung aufrütteln werde. Dieses vorrangige Ziel schien uns erreicht." Nach seinen Angaben wäre es wegen des gesundheitlichen Status der Studenten eine unzumutbare Belastung gewesen, den Streik weiterzuführen.
Der Leiter des Bonner Büros der Liga, Mohammed Khalib, sagte zu der Aktion „unzählige Stimmen" hatten bewiesen, dass die Maßnahmen der Sicherheitsbehörden gegen die in der Bundesrepublik lebenden Araber in der Öffentlichkeit Besorgnis ausgelöst hatten.
SWA BEKOMMT STAATLICHES KAMMERORCHESTER
Windhoek – Ein ständiges staatliches Kammerorchester, das unter Hinzuziehung von Berufsmusikern aus Südafrika in ein vollbesetztes Symphonieorchester erweitert werden kann, soll im nächsten Jahr in Südwestafrika ins Leben gerufen werden. Das gab Johann Potgieter, der Leiter des Staatskonservatoriums für Musik in Windhoek, am Montag in einem Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung bekannt.
Die Musikdozenten des Konservatoriums bilden den Kern des geplanten Kammerorchesters, das mit etwa 24 bis 25 Musikern besetzt sein wird. Neben den Dozenten sind auch noch einige einheimische Spitzenkräfte in das Ensemble aufgenommen worden. Es soll auch der eine oder andere fortgeschrittene Schüler des Konservatoriums mitwirken.
London – Die britische Regierung glaube nicht an eine Politik wirtschaftlicher Strafmaßnahmen gegen Südafrika. Das erklärte Staatssekretär Anthony Kershaw vom britischen Auβen- und Commonwealth-Ministerium am Montag im Unterhaus. Er erwiderte damit eine Anfrage des Labour-Abgeordneten Leslie Huckfield, der Südafrika kürzlich besucht hatte und wissen wollte, ob es nicht an der Zeit sei, den britischen Geschäftsunternehmen in Südafrika nahezulegen, sich für eine Änderung der Gesellschaftsstruktur einzusetzen oder aus Südafrika abzuziehen. Staatssekretär Kershaw betonte, dass die britische Regierung den britischen Geschäftsleuten in Südafrika jede mögliche Ermunterung zur Weiterführung ihrer Unternehmen gebe.
Auf eine weitere Frage des Abgeordneten, ob man besuchende britische Geschäftsleute in Südafrika darauf hinweise, dass die Anwesenheit der Republik in Südwestafrika illegal sei, sagte Kershaw, die britische Regierung akzeptiere nicht Südafrikas Präsenz in Südwestafrika als illegal und unterrichte britische Geschäftsleute deshalb nicht in diesem Zusammenhang.
KURZ BERICHTET
Berlin – Die Botschafter der vier Mächte traten am Montag in Berlin zu einer Konferenz zusammen, um über ihre Rechte und Pflichten für das gesamte Deutschland zu beraten, nachdem nun zwischen der Bundesrepublik und der DDR ein Verkehrsvertrag abgeschlossen worden ist und der Abschluss eines weiteren Vertrages bevorsteht.
New York – Der Sicherheitsrat hat mit 12 gegen null Stimmen – bei Stimmenthaltung der USA, Großbritanniens und Belgiens – Portugal aufgefordert, die Grenzverletzungen gegenüber Senegal einzustellen. Gleichzeitig wurde Portugal daran erinnert, dass es das Prinzip der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit achten und sofort Schritte unternehmen sollte, um diesem Prinzip nachzukommen, da sich der Sicherheitsrat sonst gezwungen sehe, andere Maßnahmen zu ergreifen.
1 200 DOCKARBEITER STREIKEN IN DURBAN
Durban – Seit Montag streiken in Durban 1 200 Bantu-Dockarbeiter. Trotz der Warnung der Vertreter des Arbeitsministeriums, dass der Streik illegal sei und die Streikenden verhaftet werden könnten, erschienen die Docker nicht zur Arbeit. Die Durban Stevedoring Labour Supply Company beschäftigt 2 400 Dockarbeiter, von denen 600 im Urlaub sind. Am Streik beteiligen sich 1 200 Arbeiter; Vorarbeiter und Laufjungen streiken nicht. Ein Geschäftsführer versuchte, die versammelten Dockarbeiter zu beruhigen, doch hatte er keinen Erfolg.
NACH DEN „BRIEFBOMBEN“ NUN DIE „GIFTBRIEFE“
Bonn – Wie erst jetzt bekannt wird, hat die bundesdeutsche Polizei am 2. Oktober ein an die israelische Botschaft in Bonn adressiertes, den bisher gebräuchlichen sogenannten „Brief-Bomben" ähnliches „Schreiben" unschädlich machen können. Diesmal handelte es sich bei dem „Schreiben" um eine Art „Giftbrief", der anstelle eines Sprengstoffes wie dies bei den „Brief-Bomben“ üblich ist – ein Zyanid enthielt, das beim Öffnen des Umschlages und der anschließenden Bindung mit der Luft ein äußerst giftiges, wenn nicht gar tödliches Gasgemisch entwickelt. Der „Giftbrief" war in Karlsruhe aufgegeben und an einen Angestellten der Botschaft adressiert worden. Der Umstand, dass der Adressat nicht aufgefunden werden konnte, erregte beim Botschaftspersonal rechtzeitig Misstrauen. Der Umschlag wurde anschließend der Polizei übergeben und unschädlich gemacht. Allerdings steht zurzeit nicht mit Sicherheit fest, ob auch dieser Brief von arabischen Terroristen aufgegeben worden ist.
HUNGERSTREIK PALÄSTINISCHER STUDENTEN
Bonn – Der Hungerstreik von 20 palästinischen Studenten im Bonner Büro der Arabischen Liga ist zu Ende. Der Sprecher der Gruppe erklärte gegenüber dpa: „Wir haben elf Tage lang ausgeharrt mit der Erwartung, dass unsere Aktion die öffentliche Meinung aufrütteln werde. Dieses vorrangige Ziel schien uns erreicht." Nach seinen Angaben wäre es wegen des gesundheitlichen Status der Studenten eine unzumutbare Belastung gewesen, den Streik weiterzuführen.
Der Leiter des Bonner Büros der Liga, Mohammed Khalib, sagte zu der Aktion „unzählige Stimmen" hatten bewiesen, dass die Maßnahmen der Sicherheitsbehörden gegen die in der Bundesrepublik lebenden Araber in der Öffentlichkeit Besorgnis ausgelöst hatten.
SWA BEKOMMT STAATLICHES KAMMERORCHESTER
Windhoek – Ein ständiges staatliches Kammerorchester, das unter Hinzuziehung von Berufsmusikern aus Südafrika in ein vollbesetztes Symphonieorchester erweitert werden kann, soll im nächsten Jahr in Südwestafrika ins Leben gerufen werden. Das gab Johann Potgieter, der Leiter des Staatskonservatoriums für Musik in Windhoek, am Montag in einem Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung bekannt.
Die Musikdozenten des Konservatoriums bilden den Kern des geplanten Kammerorchesters, das mit etwa 24 bis 25 Musikern besetzt sein wird. Neben den Dozenten sind auch noch einige einheimische Spitzenkräfte in das Ensemble aufgenommen worden. Es soll auch der eine oder andere fortgeschrittene Schüler des Konservatoriums mitwirken.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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