Vor 50 Jahren
1972-09-20
„IN EIN ODER ZWEI TAGEN“
New York – Die Ernennung eines Sonderbeauftragten des Generalsekretars für weitere Verhandlungen in der Südwestafrikafrage soll jetzt in „ein oder zwei Tagen" erfolgen. Bereits seit dem 1. August bemüht sich UNO-Generalsekretar Dr. Kurt Waldheim um die Ernennung eines Sonderbeauftragten. Beinah die Hälfte der Zeit, die dem Sonderbeauftragten für die Verhandlungen mit Südafrika vor dem nächsten Termin für die Fertigstellung eines neuen Berichts zur Verfügung steht, ist bereits verstrichen. Ein UNO-Sprecher lehnte es gestern ab, irgendwelche Einzelheiten über die in ein oder zwei Tagen zu erwartende Ernennung bekanntzugeben.
REFORMEN AUF MADAGASKAR
Tananarivo – Der madagassische Militärführer General Gabriel Ranianantsoa ist eines Wahlsieges beim Referendum im nächsten Monat nahezu gewiss, nachdem der Nationalkongress ihm seine Unterstützung zugesagt hat. Dieser Nationalkongress entstand nach dem Blutvergießen im Mai dieses Jahres. Er schloss in dieser Woche die Besprechung der Iangfristigen Regierungsrichtlinien ab.
Durch das Referendum am 8. Oktober möchte General Ramanantsoa seine Regierung, die aus Offizieren und Technikern zur Durchführung einschneidender Reformen besteht, bestätigen lassen.
DER FRIEDEN OSTAFRIKAS GFÄHRDET
Daressalam – Präsident Julius Nyerere hat die Organisation für Afrikanische Einheit (OAE) darauf hingewiesen, dass die ugandischen Luftangriffe gegen tansanische Zentren nicht ohne Konsequenzen bleiben können und den Frieden in diesem Raum gefährden. Der Wunsch nach afrikanischer Einheit könne keine Nation dazu zwingen, die Bombardierung ihrer Städte durch einen anderen afrikanischen Staat zu dulden.
Die ugandische Luftwaffe hat die Stadt Bukoba 30 km südlich der ugandischen Grenze am Montag bombardiert. Nach Angaben der Regierung sollen neun Menschen, darunter drei Schulkinder und eine Nonne, dabei ums Leben gekommen sein. Erneute Luftangriffe auf Bukoba folgten am Dienstag. Ein Militärsprecher meinte jedoch, dass die Flugzeuge Ugandas durch die Luftabwehr in die Flucht geschlagen wurden. Keine weiteren Verluste wurden gemeldet.
DER ÄGYPTISCH-LYBISCHE ZUSAMMENSCHLUSS
Tripoli – Nach viertägigen Verhandlungen in Tripoli haben Ägyptens Präsident Anwar Sadat und der libysche Staatschef Oberst Muammar Gaddafi beschlossen, Kairo zur Hauptstadt des neuen, durch den Zusammenschluß Ägyptens und Libyens entstehenden Staates (37 Millionen Einwohner) zu ernennen. Das verlautet aus einem Kommuniqué, das gestern gemeinsam von den beiden Staatschefs und ihren Delegationen in der libyschen Hauptstadt veröffentlicht wurde. Der Erklärung nach werde der neugeformte Staat über ein einziges Gerichtswesen, ein einheitliches politisches System und ein Grundgesetz sowie eine einheitliche Währung und eine Armee verfügen. Die Wahl des Präsidenten des neuen Staates werde im Rahmen zweier Referenden in Ägypten und Libyen nach demokratischen Prinzipien er-folgen. Der Zusammenschluß der beiden Staaten werde in Stufen innerhalb des nächsten Jahres erfolgen. Als endgültiger Stichtag sei der 1. September 1973 ausersehen worden.
VIER OSTBLOCK-SPORTLER BATEN UM POLITISCHES ASYL
München – Vier Olympia-Sportler aus den Ostblock-Staaten wollen nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Wie das bayerische Innenministerium mitteilte, haben sich ein 36-jähriger Sportlehrer und eine 21-jährige Studentin – beide Mitglieder der rumänischen Olympia-Delegation auf dem Münchner Flughafen Riem von ihrer Gruppe abgesetzt und um politisches Asyl gebeten. Am Vortag war bereits bekannt geworden, dass ein Pole und ein Volleyball-Spieler aus Rumänien während der Olympischen Spiele um politisches Asyl ersucht haben. Die Namen der vier Sportler wurden bisher nicht genannt.
POLE WURDE PRÄSIDENT DER GENERALVESAMMLUNG
New York – Gestern trat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zu ihrer 27. Sitzungsperiode zusammen. Angesichts der jüngsten Terrorakte in der Welt waren die Sicherheitsmaßnahmen erheblich verschärft worden. Zum Präsidenten der Generalversammlung wurde der polnische stellvertretende Außenminister Stanislaw Trepczynski gewählt. Trepczynski, 48, forderte in seiner Antrittsrede die Einstellung der Feindseligkeiten in Vietnam, wobei er die Vereinigten Staaten angriff, sowie die Durchführung der UNO-Resolutionen zur Nahost-Frage. Unmittelbar nach Beendigung seiner Rede flatterten Flugblätter von der Zuschauertribüne in das Plenum. Darin wurde Freiheit für die Juden in der Sowjetunion gefordert.
ISRAELISCHER DIPLOMAT DURCH BOMBE GETÖTET
London – Der 40jahrige israelische Landwirtschaftsattaché Dr. Ami Sachori wurde am Dienstag auf der Botschaft getötet, als er ein Briefpaket, das vom Sicherheitsdienst übersehen wurde, öffnete. Er erhielt Verletzungen in der Brust und im Magen und starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Dr. Sachori hätte nächste Woche nach Hause fliegen können. Ein weiterer Botschaftsangestellter, Theodor Kadder, der als Nachfolger Sachoris gilt, wurde leicht verletzt. Auf der Botschaft sind etwa hundert Personen beschäftigt, wovon 24 diplomatischen Status haben. Das Briefpaket war in Amsterdam aufgegeben worden und stammte wahrscheinlich von der Organisation „Schwarzer September". Kurz nach der Explosion erhielt ein Botschaftsbeamter zwei Briefpakete, die jedoch vom Sicherheitsdienst zurückgehalten und geöffnet wurden, wobei zwei Bomben entschärft werden konnten. Auch diese Briefe waren in den Niederlanden aufgegeben worden. Bei der Öffnung dieser Briefe wurde niemand verletzt. Gleichzeitig erhielt die libanesische Botschaft einen anonymen Telefonanruf, wobei Drohungen gegen die Botschaft ausgesprochen wurden.
New York – Die Ernennung eines Sonderbeauftragten des Generalsekretars für weitere Verhandlungen in der Südwestafrikafrage soll jetzt in „ein oder zwei Tagen" erfolgen. Bereits seit dem 1. August bemüht sich UNO-Generalsekretar Dr. Kurt Waldheim um die Ernennung eines Sonderbeauftragten. Beinah die Hälfte der Zeit, die dem Sonderbeauftragten für die Verhandlungen mit Südafrika vor dem nächsten Termin für die Fertigstellung eines neuen Berichts zur Verfügung steht, ist bereits verstrichen. Ein UNO-Sprecher lehnte es gestern ab, irgendwelche Einzelheiten über die in ein oder zwei Tagen zu erwartende Ernennung bekanntzugeben.
REFORMEN AUF MADAGASKAR
Tananarivo – Der madagassische Militärführer General Gabriel Ranianantsoa ist eines Wahlsieges beim Referendum im nächsten Monat nahezu gewiss, nachdem der Nationalkongress ihm seine Unterstützung zugesagt hat. Dieser Nationalkongress entstand nach dem Blutvergießen im Mai dieses Jahres. Er schloss in dieser Woche die Besprechung der Iangfristigen Regierungsrichtlinien ab.
Durch das Referendum am 8. Oktober möchte General Ramanantsoa seine Regierung, die aus Offizieren und Technikern zur Durchführung einschneidender Reformen besteht, bestätigen lassen.
DER FRIEDEN OSTAFRIKAS GFÄHRDET
Daressalam – Präsident Julius Nyerere hat die Organisation für Afrikanische Einheit (OAE) darauf hingewiesen, dass die ugandischen Luftangriffe gegen tansanische Zentren nicht ohne Konsequenzen bleiben können und den Frieden in diesem Raum gefährden. Der Wunsch nach afrikanischer Einheit könne keine Nation dazu zwingen, die Bombardierung ihrer Städte durch einen anderen afrikanischen Staat zu dulden.
Die ugandische Luftwaffe hat die Stadt Bukoba 30 km südlich der ugandischen Grenze am Montag bombardiert. Nach Angaben der Regierung sollen neun Menschen, darunter drei Schulkinder und eine Nonne, dabei ums Leben gekommen sein. Erneute Luftangriffe auf Bukoba folgten am Dienstag. Ein Militärsprecher meinte jedoch, dass die Flugzeuge Ugandas durch die Luftabwehr in die Flucht geschlagen wurden. Keine weiteren Verluste wurden gemeldet.
DER ÄGYPTISCH-LYBISCHE ZUSAMMENSCHLUSS
Tripoli – Nach viertägigen Verhandlungen in Tripoli haben Ägyptens Präsident Anwar Sadat und der libysche Staatschef Oberst Muammar Gaddafi beschlossen, Kairo zur Hauptstadt des neuen, durch den Zusammenschluß Ägyptens und Libyens entstehenden Staates (37 Millionen Einwohner) zu ernennen. Das verlautet aus einem Kommuniqué, das gestern gemeinsam von den beiden Staatschefs und ihren Delegationen in der libyschen Hauptstadt veröffentlicht wurde. Der Erklärung nach werde der neugeformte Staat über ein einziges Gerichtswesen, ein einheitliches politisches System und ein Grundgesetz sowie eine einheitliche Währung und eine Armee verfügen. Die Wahl des Präsidenten des neuen Staates werde im Rahmen zweier Referenden in Ägypten und Libyen nach demokratischen Prinzipien er-folgen. Der Zusammenschluß der beiden Staaten werde in Stufen innerhalb des nächsten Jahres erfolgen. Als endgültiger Stichtag sei der 1. September 1973 ausersehen worden.
VIER OSTBLOCK-SPORTLER BATEN UM POLITISCHES ASYL
München – Vier Olympia-Sportler aus den Ostblock-Staaten wollen nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Wie das bayerische Innenministerium mitteilte, haben sich ein 36-jähriger Sportlehrer und eine 21-jährige Studentin – beide Mitglieder der rumänischen Olympia-Delegation auf dem Münchner Flughafen Riem von ihrer Gruppe abgesetzt und um politisches Asyl gebeten. Am Vortag war bereits bekannt geworden, dass ein Pole und ein Volleyball-Spieler aus Rumänien während der Olympischen Spiele um politisches Asyl ersucht haben. Die Namen der vier Sportler wurden bisher nicht genannt.
POLE WURDE PRÄSIDENT DER GENERALVESAMMLUNG
New York – Gestern trat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zu ihrer 27. Sitzungsperiode zusammen. Angesichts der jüngsten Terrorakte in der Welt waren die Sicherheitsmaßnahmen erheblich verschärft worden. Zum Präsidenten der Generalversammlung wurde der polnische stellvertretende Außenminister Stanislaw Trepczynski gewählt. Trepczynski, 48, forderte in seiner Antrittsrede die Einstellung der Feindseligkeiten in Vietnam, wobei er die Vereinigten Staaten angriff, sowie die Durchführung der UNO-Resolutionen zur Nahost-Frage. Unmittelbar nach Beendigung seiner Rede flatterten Flugblätter von der Zuschauertribüne in das Plenum. Darin wurde Freiheit für die Juden in der Sowjetunion gefordert.
ISRAELISCHER DIPLOMAT DURCH BOMBE GETÖTET
London – Der 40jahrige israelische Landwirtschaftsattaché Dr. Ami Sachori wurde am Dienstag auf der Botschaft getötet, als er ein Briefpaket, das vom Sicherheitsdienst übersehen wurde, öffnete. Er erhielt Verletzungen in der Brust und im Magen und starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Dr. Sachori hätte nächste Woche nach Hause fliegen können. Ein weiterer Botschaftsangestellter, Theodor Kadder, der als Nachfolger Sachoris gilt, wurde leicht verletzt. Auf der Botschaft sind etwa hundert Personen beschäftigt, wovon 24 diplomatischen Status haben. Das Briefpaket war in Amsterdam aufgegeben worden und stammte wahrscheinlich von der Organisation „Schwarzer September". Kurz nach der Explosion erhielt ein Botschaftsbeamter zwei Briefpakete, die jedoch vom Sicherheitsdienst zurückgehalten und geöffnet wurden, wobei zwei Bomben entschärft werden konnten. Auch diese Briefe waren in den Niederlanden aufgegeben worden. Bei der Öffnung dieser Briefe wurde niemand verletzt. Gleichzeitig erhielt die libanesische Botschaft einen anonymen Telefonanruf, wobei Drohungen gegen die Botschaft ausgesprochen wurden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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