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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1973-03-07
AUFRUHR IM OVAMBO-LEDIGENHEIM

Windhoek – Das städtische Verwaltungsgebäude innerhalb des Ovambo-Ledigenheimes in Katutura ist in der Nacht zum Mittwoch völlig niedergebrannt. Der gesamte Inhalt des Gebäudes wurde von den Flammen zerstört. Soweit die Allgemeine Zeitung ermitteln konnte, wurde auch ein städtisches Fahrzeug schwer beschädigt. Das Ledigenheim ist seit gestern Abend von der Polizei umstellt worden, nachdem Ovambos dort Amok gelaufen waren.

Der Ursprung der Unruhe muss wahrscheinlich in den gegenwärtigen Bemühungen des Ministerpräsidenten, einen Beirat für Südwestafrika zusammenzustellen, so wie er es mit Dr. Alfred Escher, dem persönlichen Sonderbeauftragten des Generalsekretars der Vereinten Nationen, Dr. Kurt Waldheim, vereinbart hatte, gesucht werden. Am Dienstagabend wollte der Vertreter der Kavangoregierung in Windhoek in dem Ledigenheim zu den dort wohnenden Kavangos sprechen – wahrscheinlich über die Ernennung der Vertreter dieses Heimatgebietes in dem beabsichtigten Beirat. Die Ovambos in dem Ledigenheim intervenierten und verhinderten die Versammlung.

„SCHWARZER SEPTEMBER“ PLANT NEUE AKTIONEN

Khartum/Washington – Präsident Jaffar el Numeiry erklärte am Dienstagabend im Rundfunk, die Erschießung der Diplomaten in Khartum sei ein Verbrechen, das von Vertretern der palästinensischen Befreiungsfront El Fatah geplant worden sei. Der Vertreter der El Fatah in Khartum, Abu Fawaz, habe am Tag des Überfalles die Stadt verlassen und sei mit einem libyschen Flugzeug nach Tripolis geflogen. Der sudanesische Präsident hält seine Anschuldigung gegen El Fatah aufrecht, obwohl der Terroristenführer Yasser Arafat erklärt hatte, seine Organisation habe nichts mit dem „Schwarzen September" zu tun. Numeiry erklärte, die Terroristen wurden wegen Mordes vor Gericht gestellt. Einige sudanesische Agenten hatten den Terroristen Informationen gegeben und auch diese müssten sich vor Gericht verantworten. Numeiry forderte alle arabischen Staaten auf, den Terrorismus zu verurteilen. Es sei keine mutige Tat, einige unbewaffnete Leute als Geiseln festzuhalten und Forderungen zu stellen, von denen jedermann wisse, dass sie nicht erfüllt werden könnten, und dann die Opfer gleich Schafen zu schlachten und die Leichname 24 Stunden liegenzulassen. Dies sei eine Tat, die der mohammedanischen Religion widerspreche. Der Präsident forderte Fatah auf, ihren Vertreter in Khartum zu verhaften und dem Sudan auszuliefern. Jeder Überfall, wie er sich am Freitag ereignete, sei als ein Angriff gegen das sudanesische Volk zu betrachten. Numeiry hat alle Aktivitäten der palästinensischen Kommandos im Sudan verboten.

DER SCHAH UND DIE ERDÖLKONZERNE

Beirut – Als einen „Waffenstillstand" bezeichneten Ölfachleute das Ergebnis der Gespräche von St. Moritz, wo der Schah von Iran sich zurzeit mit seiner Emilie aufhält und wohin die Bevollmächtigten der internationalen Erdölkonzerne geeilt waren, um mit ihm um Persiens Erdölzukunft zu feilschen. Eine Konfrontation ist vermieden worden. Die Gespräche endeten damit, dass beide Seiten offenkundig die Notwendigkeit eines Kompromisses eingesehen haben.

Das internationale Konsortium, das bis 1979 noch eine Konzession im Iran hat, erkannte die Gefahr, dass der Schah kurzen Prozess machen und die Enteignung verfügen könnte, wenn man ihm nicht entgegenkomme. Der Schah seinerseits sah ein, dass er diesmal verhandeln müsse.

BUSACHPILOT BESTÄTIGTE: „ICH ASS MENSCHENFLEISCH“

Yellowknife – Ein kanadischer Buschpilot, einziger Überlebender eines Flugzeugabsturzes in der Arktis im letzten November, hat bestätigt, daß er zum Überleben Menschenfleisch gegessen habe. Im abgelegenen Yellowknife, wo die formelle richterliche Untersuchung der Todesfälle stattfindet, wurde der Bericht des 46-jährigen, aus Köln stammenden Piloten Martin Hartwell über die Begleitumstände des Absturzes verlesen, die er vor der „Royal Canadian Mounted Police" gegeben hat. Darin hatte er bestätigt, dass er Fleisch der 27-jährigen englischen Krankenschwester Judith Hill aß, nachdem alle Vorräte aufgebraucht und auch der letzte Mitreisende gestorben war.

Hartwell, der vor seiner Auswanderung Leopold Hermann hieß, war am 8. November mit einer hochschwangeren Eskimo-Frau, der Krankenschwester und einem 14-jährigen Eskimo-Jungen von Cambridge Bay nach Yellowknife gestartet. Bei dem Absturz seiner zweimotorigen Maschine wurde die Krankenschwester auf der Stelle getötet, während die Eskimofrau das Unglück um fünf Stunden und der Junge um 23 Tage überlebten. Hartwell und der Junge ernährten sich von Büchsenfleisch, Zuckerwürfeln, Salz und Suppe.

Zuletzt teilten sie sich die gefrorenen Medikamente ein Stück Kerze. Nachdem auch der Junge am 1. Dezember gestorben war, blieb dem Piloten, der sich beide Fußknöchel und das linke Knie gebrochen hatte, nur noch das Fleisch der Toten. Er wurde nach 31 Tagen aus der Eiswüste gerettet.

FRIEDHOF-SCHÄNDUNG AUFGEKLÄRT

Lichtenfels – Die Schändung des jüdischen Friedhofs in Burgkunstadt ist aufgeklärt. Wie der Coburger Oberstaatsanwalt Horst-Hans Frank mitteilte, wurden aufgrund eines vertraulichen Hinweises aus der Bevölkerung drei junge Männer aus Burgkunstadt und der Nachbargemeinde Altenkunstadt als Täter ermittelt.

Einer der Täter, ein 24-jähriger Hilfsarbeiter, wurde vorläufig festgenommen. Geständig sind ein 19-jähriger Schüler und ein 22-jähriger Student. Nach den bisherigen Ermittlungen haben die drei im angetrunkenen Zustand die Tat begangen. Für politische Motive hat es laut Mitteilung des Oberstaatsanwalts keine Anhaltspunkte ergeben. Solche werden von den beiden geständigen Tätern auch bestritten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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