Vor 50 Jahren

TELEGRAMME AN DEN UNO-GENERALSEKRETÄR Windhoek – Herero-Chef Clemens Kapuuo hat gestern drei Telegramme an den UNO-Generalsekretär gesandt. Kapuuo spricht in sämtlichen drei Telegrammen im Namen der Nationalen Konvention. In einem Telegramm spricht er namens der Nationalen Konvention das Beileid zum Tode Mangalam Chackos aus. Die übrigen beiden Telegramme befassen sich mit dem Beirat des Ministerpräsidenten für Südwestafrika.In dem ersten Telegramm heißt es, der Weltsicherheitsrat habe das Mandat Südafrikas fiber Südwestafrika beendet. Die Beendigung des Mandats sei durch ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes von 1971 unterstrichen worden „Sowohl Dr. Waldheim als such Dr. Escher haben vor der NationaIen Konvention erklärt, dass es ihre Absicht sei zu versuchen, eine friedliche Lösung für die Durchführung der oben erwähnten Entscheidungen und für den Abzug der südafrikanischen Regierung aus Namibia zu finden. Mit welchem Grunde und aufgrund welcher Rechte bildet die südafrikanische Regierung dann einen Beirat für Namibia?" Die Vereinten Nationen werden aufgefordert, die Aktivitäten der südafrikanischen Regierung in Südwestafrika sofort zu stoppen.SÜDAFRIKA NICHT NUR FÜR DIE WEISSEN Stellenbosch – Vor Studenten der Stellenbosch Universität erklärte Südafrikas ehemaliger Innenminister Theo Gerdener, die Rassenbeziehungen im Lande liesen zu wünschen. Südafrikas Situation würde sich „enorm verschlechtern", wenn es sich nicht auf die Erhaltung der inneren Sicherheit verlassen könne. Diese Sicherheit sei jedoch zurzeit in Gefahr. Es sei töricht zu erwarten, dass alle Nichtweißen loyal zu Südafrika stünden, wenn es zu Gewaltakten komme. „Wenn sich die Weißen nicht auf die Unterstützung durch die Mehrheit der Nichtweißen verlassen können, dann sind ihre Zukunftschancen gering, wenn nicht gleich null", sagte Gerdener.Er fügte hinzu: „Die Haltung der Nichtweifen wird der wichtigste Faktor in Südafrikas zukünftigem Kampf um seine Existenz sein." „Diejenigen, die glauben, Südafrika sei nur für die Weißen, können diesen Glauben endgültig begraben. Gleichzeitig müssen diejenigen, die das entgegengesetzte Ziel verfolgen und die aktiv schwarze Exklusivität unterstützen, erkennen, dass sie ihrem eigenen Volke schaden."BRIEFBOMBE IN SALISBURY Salisbury – Einem Mann in Salisbury, der seinen Namen nicht genannt haben will, wurde ein Brief zugestellt, dessen Verpackung ihn stutzig machte. Er brachte das Briefpaket zur Polizei, wo ein Waffenexperte die im Brief enthaltenen Explosivstoffe entschärfte. Das Briefpaket war mit griechischen Marken frankiert und an das Postfach adressiert worden. Auf eine Frage, zu welcher Religion er sich zähle, wurde keine Antwort gegeben. Im letzten Oktober waren zwei Briefbomben nach Bulawayo gesandt worden, die eine an die zionistische Organisation, die andere an Conn Raizon, den früheren Führer der rhodesisch-jüdischen Jugend.KURZ BERICHTETTete – Ein führender schwarzer Geschäftsmann in Tete, Alfredo Chemane, Vater von elf Kindern, wurde auf der Strafe von Changara nach Tete in Mosambik von Terroristen getötet. Er war allein im Auto, als er überfallen wurde.Madrid – Die spanische Regierung beabsichtigt, die Beziehungen mit Taiwan abzubrechen und diplomatische Beziehungen mit Rotchina aufzunehmen. Innerhalb dreier Monate sollen Botschafter ausgetauscht werden.Washington – Die Bundesluftfahrtverwaltung gab an die amerikanischen und ausländischen Luftfahrtgesellschaften eine ihr zugestellte Warnung weiter, wonach palästinische Kommandos, die als Frauen oder Priester verkleidet seien, amerikanische oder israelische Flugzeuge irgendwo in Europa entführen oder in die Luft sprengen wollten.HUSSEIN BEGNADIGT TERRORISTEN Amman – König Hussein von Jordanien hat den Führer palästinischer Terroristen, Abu Daoud, sowie 16 Guerillas, die alle zum Tode verurteilt waren, begnadigt. Der König hatte am 4. Mai die Todesurteile des Militärgerichts bestätigt. Der König sagte, die Umwandlung der Todesstrafe in Gefängnisstrafen sei, aus humanitären Erwägungen er-folgt und angesichts der vielen Appelle aus der arabischen Welt, die Todesurteile nicht zu vollstrecken. Die Mörder der drei Diplomaten in Khartum hatten ebenfalls unter ihren. Forderungen die Auslieferung der Verurteilten verlangt. Es ist nicht bekannt, wie hoch die Gefängnisstrafen sind.BODENKONTROLLEURE VERLÄNGERN STREIK Paris – Streikende Luftverkehrskontrolleure auf Frankreichs Zivillufthäfen haben ihren nunmehr 23 Tage dauernden Arbeitsausstand um weitere 48 Stunden bis Samstag ausgedehnt. Gleichzeitig ließen Sprecher der Streikenden durchblicken, dass eine Rückkehr an die Arbeitsplätze nur dann erfolgen würde, wenn Verhandlungen mit der Regierung angeknüpft worden seien, eine Forderung, die die Regierung bisher kategorisch abgelehnt hat. Die Bodenkontrolleure fordern höhere Löhne und die Anerkennung des Streikrechtes.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-20

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