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Vor 50 Jahren
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1973-06-06
ASYL FÜR SOWJETPILOTEN

Bonn – Die Bundesregierung hat den Sowjetpiloten Yevgeni Vronsky, der am vorletzten Sonntag bei Braunschweig aus einem Kampfbomber mit dem Fallschirm abgesprungen ist, wobei das Flugzeug am Boden zerschellte, das politische Asyl gewährt. Ein Auslieferungsbegehren der Sowjetunion wurde abgelehnt. Vronsky befindet sich jetzt in einem bayerischen Flüchtlingslager. Das Gesuch der Sowjetunion wurde nicht begründet, doch vermutet man, dass Moskau die Auslieferung verlangte, weil Vronsky einen Kampfbomber entwendet hatte.

REPARATUREN IM RAUM

Houston – Auch wenn das für morgen angesetzte Manöver, bei dem die Astronauten Charles Conrad und Dr. Joseph Kerwin während eines „Weltraumspazierganges" versuchen werden, einen Satz sogenannter Solarzellenflügel auszufahren, gelingen sollte, werde die Aufenthaltsdauer der ersten Besatzung an Bord des amerikanischen Weltraumlabors „Skylab" nicht verlängert werden. Das teilte gestern ein Sprecher der Bodenkontrolle in Houston mit. Ursprünglich war eine Verlängerung der Mission in Erwägung gezogen worden, um das umfangreiche Forschungsprogramm durchführen zu können, dass durch den Ausfall der Sonnenbatterien stark eingeschränkt werden musste. Wegen der halbierten Energieversorgung haben die Astronauten bisher nicht nur auf einige wichtige Experimente, sondern dann und wann auch auf eine warme Mahlzeit verzichten müssen. Wenn zum Beispiel gerade das Sonnenteleskop läuft und Funkdaten zur Erde übermittelt werden, ist nicht mehr viel Strom fürs Kochen da. Dann gibt es kalte Küche.

SWA-FRAGE AUF DIE LANGE BANK GESCHOBEN

New York – Die Südwestafrika-Debatte im Weltsicherheitsrat ist auf die lange Bank geschoben. Der Sicherheitsrat befasst sich zunächst mit der Situation im Nahen Osten. Die Südwestafrika-Debatte kann nicht vor dem 26. Juni beginnen. UNO-Generalsekretar Dr. Waldheim hat seinen letzten Südwestafrika-Bericht am 30. April fertiggestellt. In UNO-Kreisen nimmt man an, dass die Südwestafrika-Debatte nicht vor Anfang Juli und möglicherweise erst Ende September, wenn die Generalversammlung zusammengetreten ist, beginnen wird.

Die Südwestafrika-Debatte wurde nach der Vorlage des Waldheim-Berichts hinausgezögert, um der Organisation für Afrikanische Einheit Gelegenheit zu geben, während der Ministerkonferenz oder im Rahmen des Gipfeltreffens in Addis Abeba Stellung zu nehmen. Am 24. Mai hat die Ministerkonferenz einstimmig beschlossen, UNO-Generalsekretär Dr. Waldheim aufzufordern, seine Kontakte mit den „rassistischen südafrikanischen Autoritäten“ zu beenden. Die Kontakte, so heißt es in der Resolution, stünden Gegensatz zu den Interessen des namibischen Volkes" und seien geeignet, die Unabhängigkeit des Territoriums zu verzögern.

OPFER EINES SABOTAGEAKTES?

Paris – Eine Organisation, die sich als „Aktionskomitee für die Befreiung von Rudolf Hess" bezeichnet, hat die Verantwortung für die Pariser Flugzeugkatastrophe übernommen, bei der am vergangenen Sonntag eine sowjetische Überschallverkehrsmaschine vom Typ ,,Tupolew 144" während eines Demonstrationsfluges abgestürzt war. Das geht aus einem Schreiben des Komitees an das Pariser Büro der britischen Nachrichtenagentur Reuter hervor. Dem Schreiben zufolge sei der Absturz durch Sabotage verursacht worden. Für den Sabotageakt selbst zeichneten angeblich mehrere Mitglieder des Komitees verantwortlich. Bei der Wahl des Sabotageobjekts habe sich das Komitee zugunsten der „TU-144" entschieden, da sich Moskau bisher geweigert habe, der Freilassung des vom Alliierten Kriegsgericht zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilten ehemaligen Stellvertreters Hitlers zuzustimmen. Das Schreiben war lediglich mit „Aktionskomitee für die Befreiung von Rudolf Hess" unterzeichnet.

EINE ENTSCHULDIGUNG KAUNDAS

Ottawa – Der kanadische Ministerpräsident Pierre Trudeau hat ein Schreiben von Sambias Präsident Kaunda erhalten, in dem er sich für die Schießerei am 15. Mai an den Viktoria-Wasserfällen, bei der zwei kanadische Mädchen ums Leben gekommen sind, entschuldigt. Das gab das kanadische Außenministerium am Dienstag bekannt.

Im Unterhaus sagte Außenminister Mitchell Sharp, Kanada habe einen Sonderbeauftragten nach Sambia entsandt, um mehr über den Tod der beiden Mädchen aus Ontario in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig erwähnte der Außenminister auch das Schreiben Kaundas an Trudeau. Kaunda habe jedoch kein Schadenersatzangebot an die Angehörigen der erschossenen Christine Sinclair und Marjam Trijber gemacht, fügte Außenminister Sharp hinzu.

,, Die Regierung hat den außergewöhnlichen Schritt unternommen, einen Sonderbotschafter nach Sambia zu entsenden, um für Präsident Kaunda damit die große Besorgnis des kanadischen Volkes zu unterstreichen", sagte der Außenminister. Der Sonderbeauftragte werde demnächst in Sambia eintreffen. Seine Identität bleibt jedoch anonym.

Außerhalb des Unterhauses gab Sharp seiner Befürchtung Ausdruck, dass die Kontroverse über den Tod der beiden Kanadierinnen zu einem Entzug der öffentlichen Unterstützung kanadischer Hilfe an Sambia führen könne. Sharp erläuterte die Entsendung eines Sonderbeauftragten nach Sambia mit den Worten: „Ich habe nicht den Eindruck, dass Sambias Regierung und Präsident Kaunda die tiefe Besorgnis, die in Kanada über diese Angelegenheit herrscht, ganz begriffen haben."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-21

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