Vor 50 Jahren

EIGENE UNIVERSITÄT UNREALISTISCH Windhoek – Da Südwestafrika keine eigene Hochschule hat, ist man ganz und gar von den Universitäten der Republik abhängig. Besonders die Universität Stellenbosch nimmt einen sehr großen Teil der Studenten aus Südwestafrika auf, sagte Dirk Mudge, MdE, am Montagabend im Windhoeker Theater zur Eröffnung der diesjährigen Volkshochschule.Da die Administration auch die Meinung vertrete, dass man für die Bildung der Jugend und der Erwachsenen nie zu viel aufwenden könne, würden die größtmöglichen Mittel für das Bildungswesen zur Verfügung gestellt. Ohne auf die näheren Gründe dafür einzugehen, sagte Mudge, es wäre unrealistisch, zu diesem Zeitpunkt an die Gründung einer eigenen Hochschule für Südwestafrika zu denken. Als Kompensation stelle die Administration in jedem Jahr über eine Dreiviertelmillion Rand für Stipendien zur Verfügung.PASTOR KRÜGER MUSS DAS LAND VERLASSENOtjiwarongo – DELK-Pastor Wolfgang Kruger, Otjiwarongo, muss bis zum 30. Juni Südwestafrika und Südafrika verlassen. Seine befristete Aufenthaltsgenehmigung wurde nicht verlängert. Pastor Kruger hatte ursprünglich eine DaueraufenthaItsgenehmigung beantragt. Diese wurde abgelehnt. Daraufhin hatte er um eine Verlängerung seiner befristeten Aufenthaltsgenehmigung nachgesucht. Die Aufenthaltsgenehmigung war bereits Ende Februar dieses Jahres abgelaufen.Inzwischen ist die Aufenthaltsgenehmigung bis zum 30. Juni, aber nicht darüber hinaus, verlängert worden. Die Regierung steht offenbar auf dem Standpunkt, dass die Gewährung einer zeitlichen Aufenthaltsgenehmigung nicht als Ersatz für eine abgelehnte Daueraufenthaltsgenehmigung dienen soll. Ein weiterer ähnlich gelagerter Fall, wie der des Pastors Kruger, steht in kurzer Zeit zur Entscheidung heran, so dass mit einer weiteren Beendigung einer zeitlichen Aufenthaltsgenehmigung innerhalb des Kreises der DELK-Pfarrer gerechnet werden muss.KAUNDA VERSPRICHT ENTTSCHÄDIGUNG Ottawa – Präsident Kenneth Kaunda von Sambia hat den Eltern eines kanadischen Mädchens, das bei den Viktoria-Wasserfällen von sambischen Soldaten erschossen wurde, sein „tiefes persönliches Mitgefühl" zum Ausdruck gebracht und angedeutet, dass sie mit einer finanziellen Entschädigung rechnen können. Der kanadische Außenminister Mitchell Sharp hat dem Unterhaus die Abschrift eines Schreibens an die Eltern von Christine Sinclair in Ontario vorgelegt.Die Eltern des zweiten Mädchens Marja Drijber, ebenfalls aus Ontario, befinden sich zurzeit noch in Südafrika, und es ist daher unbekannt, ob sie ein ähnliches Schreiben erhalten haben.SCHÜSSE AN DER BERLINER MAUER Berlin – Der neue Zwischenfall an der Berliner Sektorengrenze, bei dem Angehörige der DDR-Volksarmee am Morgen des 5. Juni etwa 50 bis 60 Schüsse auf eine junge Frau abgaben, ist in Westberlin und Bonn scharf verurteilt worden. Die Frau hatte in den frühen Morgenstunden offenbar versucht, in den französischen Sektor Westberlins zu flüchten. Nach Darstellung von westalliierter Seite wurde sie anscheinend durch die Schüsse an den Beinen verletzt. Augenzeugen berichteten, dass die Frau anschließend von Angehörigen der Volksarmee mit Gewehrkolben geschlagen und zu einem Wachtturm gezerrt wurde.Ein Sprecher des Westberliner Senats forderte die DDR auf, endlich auf Gewaltanwendung an den Grenzen zu verzichten. Auch die drei westalliierten Stadtkommandanten bedauerten den Zwischenfall und erklärten, es sei Aufgabe der DDR-Behörde, solchen „unmenschlichen Praktiken ein Bode zu setzen".DEUTSCHER KOMMUNIST VERURTEILT Hamburg – Der erste Vorsitzende der KPD/ML (Marxisten-Leninisten) und Redakteur der Zeitschrift „Roter Morgen", Ernst Aust (50), ist von einem Hamburger Amtsgericht wegen öffentlicher Billigung von Straftaten und Herabsetzung der Bundesrepublik in zwei Fällen zu 5 000 Mark Geldstrafe – ersatzweise 200 Tage Freiheitsstrafe – verurteilt worden.Das Gericht Welt Aust für schuldig, im Juni und im September 1972 im Zentralorgan seiner Partei und in Extrablättern die Bundesrepublik beschimpft und böswillig verächtlich gemacht zu haben. Der KPD/ML-Chef hatte unter anderem in einer Ausgabe des „Roten Morgen" in einer Stellungnahme zu den Bombenanschlagen auf das Hauptquartier der US-Streitkräfte, dem vier Menschen zum Opfer gefallen waren, veröffentlicht: „Wir freuen uns über die Bombenanschläge in Heidelberg und Frankfurt. Sie haben dem Hass des deutschen Volkes angemessenen Ausdruck verliehen."SÜDAFRIKA VERLANGT KONVENTION GEGEN TERRORISMUSNew York – Terrorismus sei überall gleich und könne nicht in einem Teil der Welt verurteilt und im anderen gutgeheißen werden, heißt es in einer südafrikanischen Note an die UNO. Die Note war eine der 22 Antworten, die aufgrund eines Beschlusses der Generalversammlung im. letzten Dezember an die UNO gerichtet wurden, worin die Mit-glieder sich fiber ihren Standpunkt gegenüber dem Terrorismus äußern sollten. Südafrika, heißt es in der Note, verurteile den Terrorismus und widersetze sich ihm in jeder Form und in welchem Teil der Welt er auch vorkomme. Südafrika sei schwer enttäuscht über die Art und Weise, wie die UNO dieses Problem behandle. Diejenigen, die den Terrorismus guthießen, sollten bedenken, dass er sich auch gegen sie wenden konnte. Der einzige Weg, den internationalen Terrorismus zu bekämpfen, sei durch eine internationale Konvention oder einen internationalen Vertrag. Nur durch eine Konvention könne kein praktischer Weg zur Ausrottung des Terrorismus gefunden werden.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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