Vor 50 Jahren

GERINGE WAHLBTEILIGUNG IN OWAMBO

Oshakati – Die gestern angelaufenen ersten Wahlen in zwei Stammgebieten in Owambo zeichneten sich bisher durch eine minimale Wahlbeteiligung aus. Gestern waren die Wahllokale von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Von den schatzungsweise 40 000 wahlberechtigten Kuanjamas und Kwambis sind gestern knapp 500 zu den Wahlurnen gegangen. Aufgrund verschiedener Faktoren war von vornherein eine geringe Wahlbeteiligung erwartet worden. Allerdings hatte man angenommen, daß die Wahlbeteiligung nicht derart gering sein würde. Heute sind die Wahllokale ebenfalls von 8 bis 19 Uhr geöffnet.

In Owambo haben gestern rund 450 Kuanjamas und Kwambis ihre Stimme abgegeben. Soweit bisher bekannt, sind in den verschiedenen großen Zentren Südwestafrikas, in denen Ovambos arbeiten, z.B. Windhoek, Walvis Bay, Tsumeb und Oranjemund, nur etwa 50 Stimmen abgegeben wurden.

STARKER BESUCHERANDRANG

Windhoek – Die Zahl der Besucher in Daan-Viljoen-Naturschutzpark bei Windhoek ist vom langen Osterwochenende des vergangenen Jahres zum vergleichbaren Zeitraum in diesem Jahr um nahezu das Fünffache gestiegen. Nach Angaben der Abteilung Naturschutz und Fremdenverkehr haben 655 Besucher sich am Osterwochenende 1972 eingetragen, in diesem Jahr waren es 2 936.

VERHAFTUNG VON ANC-MITGLIEDERN IN RHODESIEN

Salisbury – Justizminister Desmond Lardner-Burke bestätigte am Mittwoch im Parlament, dass einige führende Parteimitglieder des Afrikanischen Nationalrates (ANC) „aus Sicherheitsgründen“ verhaftet worden seien. Aus den ihm vorliegenden Informationen und Beweisen sei er überzeugt, dass die Verhafteten eine Gefahr für die Sicherheit des Staates darstellten. Der ANC halte nicht nur öffentliche Versammlungen ab, sondern habe auch im ganzen Land Zellen organisiert, um den Umsturz vorzubereiten. Der ANC habe auch versucht, Einfluß auf die Universität zu gewinnen. Die Verhafteten erhielten das Recht, sich vor Gericht zu verantworten. Der Justizminister versicherte dem Parlament, dass die ANC-Mitglieder nur verhaftet worden seien, weil Beweise vorlagen, dass sie sich umstürzlerischer Aktivitäten schuldig machten, den Terroristen behilflich waren, mit Terroristen Verbindungen aufnahmen, Terroristen durch das Land transportierten und im Allgemeinen auf einen Sturz der Regierung mit Hilfe gewalttätiger Mittel hinarbeiteten. Da er, bevor er Minister wurde, lange Jahre als Rechtsanwalt tätig gewesen sei, wisse er, welcher Beweise es für einen Tatbestand bedürfe, um polizeiliche Maßnahmen zu rechtfertigen. Ein Beweis dürfe nicht auf unbestätigten Aussagen und auf nur einer einzigen Quelle beruhen. Er habe den Beweis für die umstürzlerische Tätigkeit der ANC-Leute aus vielen Quellen zusammengetragenen.

SKYLAB-BESATZUNG FÜHLT SICH WOHLER

Kap Kennedy – Die drei amerikanischen Skylab-Astronauten scheinen sich allmählich von ihren Schwerelosigkeitsbeschwerden zu erholen. Raumfahrtärzte in Kap Kennedy sind der Meinung, dass diese Magenbeschwerden möglicherweise auf ein zu schnelles Umsteigen aus der Apollokapsel in das Raumlaboratorium zurückgeführt werden können.

Die Astronauten Alan Bean, Jack Lousma und Dr. Owen Garriott sind am Samstag in Kap Kennedy gestartet und bereits innerhalb 21 Stunden aus ihrer engen Apollo-Kapsel in das geräumige Laboratorium umgestiegen. „Ich denke, das war zu viel auf einmal," sagte Raumfahrtarzt Paul Buchanan am Mittwoch vor der Presse. Die erste Skylab-Besatzung, die sich 28 Tage in dem Laboratorium aufhielt, hatte sich zunächst eine Nacht lang ausgeschlafen, ehe sie umgestiegen ist. Deshalb hatte sie auch keine Schwierigkeiten in der Anpassung an den Zustand der Schwerelosigkeit Das schnelle Umsteigen der zweiten Besatzung war gewiss ein zu dem Übelkeitsgefühl der Astronauten beitragender Faktor, sagte Dr. Buchanan. In der Vergangenheit habe man wegen des beschränkten Raumes derartige Erscheinungen nicht beobachten können. Die größere Bewegungsfreiheit habe auch etwas damit zu tun.

WALTER ULBRICHT GESTORBEN

Berlin – Walter Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, ist am 1. August im Alter von 80 Jahren gestorben. Offiziell wurde nichts über die Todesursache mitgeteilt, dock ist bekannt, dass er am 19. Juli einen Schlaganfall erlitt und sich später Lungen- und Nierenkomplikationen einstellten. Ulbricht war schon seit zwei Jahren kränklich. Bereits im Mai 1971 war er als Erster Sekretär durch Erich Honecker ersetzt worden und behielt nur noch das dekorative Amt eines Staatsoberhauptes bei. Seine letzte Amtsthandlung am Mittwochvormittag bestand in einem Telegramm an den schweizerischen Bundespräsidenten zum eidgenössischen Nationalfeiertag, worin Ulbricht den Wunsch nach Vertiefung der Beziehungen zwischen der DDR und der Schweiz aussprach.