Vor 50 Jahren
1973-08-30
GUTE WAHLBETEILIGUNG IN KAVANGOLAND
Rundu – Selbst die Vorhersagen der Optimisten hinsichtlich der Wahlbeteiligung in Kavangoland werden voraussichtlich heute übertroffen werden. In drei der fünf Stammesgebiete begannen die Wahlen gestern um 8 Uhr. Als die Wahllokale um 19 Uhr schlossen, standen noch lange Schlangen vor mehreren der rund 45 Wahlzentren. Insgesamt haben gestern knapp 5 000 Kavangos ihre Stimmen abgegeben. Das sind 37 Prozent der Wahlberechtigten. Besonders am Nachmittag nahm die Wahlbeteiligung einen fast fieberhaften Umfang an. Die Vorhersagen schwankten im Allgemeinen zwischen 30 und 40 Prozent. Jetzt halt man eine Wahlbeteiligung von 60 bis 65 Prozent nicht für unmöglich.
Lediglich in Windhoek, wo knapp 500 wahlberechtigte Kavangos leben, war die Wahlbeteiligung schwach. Gestern hatten lediglich drei Kavangos ihre Stimmen ab-gegeben. Dies dürfte auf Einschüchterungsversuche seitens SWAPO in Katutura zurückzuführen sein.
UNTERSEEBOOT IN NOT
Cork – Vor dein südirländischen Hafen Cork befindet sich ein Unterseeboot auf einer Tiefe von 410 Metern in Seenot. An Bord befinden sich zwei Personen, die noch bis Samstag genügend Sauerstoff haben. Zwei Klein-U-Boote befinden sich auf dem Wege zu ihrer Rettung.
Der Funksprechverkehr zwischen dem U-Boot und dem Land ist intakt. Die beiden Besatzungsmitglieder können aber nicht feststellen, warum ihr U-Boot nicht vom Boden des Atlantiks abheben kann.
Von dem Unterseeboot aus wurde ein transatlantischer Unterseekabel im Meeresboden vergraben, um ihn gegen Trawlernetze zu schützen.
SÜDAFRIKANISCHER STAATENBUND
Port Elizabeth – Der ehemalige Innenminister Theo Gerdener forderte in einem Vortrag vor der Universität von Port Elizabeth die Schaffung eines südafrikanischen Commonwealth. Die Möglichkeit von Massenrevolten, Unruhen und Blutvergießen könne nicht länger ausgeschlossen werden. Südafrika könne sich zu einem zweiten Vietnam entwickeln, ohne Hilfe von irgendeinem Land der Welt erwarten zu können. Eine neue Verfassungsstruktur sei die einzige Lösung dieses Dilemmas. Von der weißen Gruppe in Südafrika könne keine Übergabe erwartet werden. In die weiße Gruppe schloss Gerdener die Farbigen und die Inder ein. Die anderen Völker Südafrikas sollten jedoch die gleichen Rechte erhalten und ausüben dürfen, wie die Weißen und zusammen mit der weißen Gruppe ein lose zusammengefügtes Commonwealth bilden. Ein solcher Staatenbund schließe die Einmischung in die inneren Angelegenheiten bestimmter Völker im Gegensatz zu einer Föderation aus.
KONFERENZ DER BLOCKFREIEN
Algier – In Algier tagen Diplomaten aus 16 Ländern, die die nächste Woche beginnende Konferenz der blockfreien Staaten der Welt vorbereiten sollen. Man nimmt an, dass 75 Staaten vertreten sein werden. Die Blockfreien geben sich nicht mit 'der friedlichen Koexistenz der Supermächte und der Entspannung in Europa zufrieden, sondern sie wollen, wie der algerische Außenminister Abdel Aziz Bouteflika sich ausdrückte, „eine neue internationale Gesellschaft, die sich mehr auf das Gleichgewicht der Interessen als auf Macht stützt". Die Blockfreien würden jede Abhängigkeit von anderen Staaten ablehnen, aber dennoch eng zusammenarbeiten. Sie wünschten auch eine aktivere Teilnahme an der Lösung der internationalen Probleme.
KURZ BERICHTET
Nicosia – Der zypriotische Justizminister Christos Vakis, der vor einem Monat von Anhängern des Generals Grivas entfernt worden war, ist wieder freigelassen worden.
Der Präsident von Zypern, Erzbischof Makarios, war nicht auf die Forderungen der Entführer eingegangen.
Bogota – Ein kolumbisches Flugzeug ist am Montag kurz nach dem Start bei der Hauptstadt abgestürzt. Alle 41 Insassen wurden getötet.
HANOIS AUFMARSCH IN SÜDVIETNAM
Singapur – Hanois militärischer Aufmarsch in Südvietnam ist jetzt perfekt. Militärs urteilen, dass Hanoi und der Vietkong heute militärisch in einer stärkeren Position sind denn je. In einem Punkt hat sich das Kräfteverhältnis ganz entschieden zugunsten Hanois verschoben: die kommunistischen Truppen in Südvietnam haben jetzt offen eine starke Luftabwehr aufgebaut – und Südvietnam ist jetzt ganz auf die eigene Luftwaffe angewiesen. Das heißt, Hanoi ist stärker als zu Beginn der Sommeroffensive 1972.
Strategisch, für den Fall einer neuen Offensive, haben sich die Truppen Hanois und des Vietkong wieder in vier Stoßkeilen formiert: im Norden aus westlicher Richtung auf Hue, im Zentralhochland von dem Dreilandereck Laos-Kambodscha-Südvietnam her auf Kontum, im Süden von Kambodscha her tief ins Mekong-Delta in Richtung auf Cai Lay und My Tho. Alle drei Stoßkeile haben direkte Verbindungen zum kommunistisch besetzten Hinterland in Laos, Kambodscha und nach Nordvietnam. Der vierte Schwerpunkt ist die traditionell bedrohte Küstenprovinz Binh Dinh, die Nachschubwege ins Zentralhochland hat.
NIXON GIBT TONBÄNDER NICHT RAUS
Washington/San Clemente – Der amerikanische Distriktsrichter John Sirica hat durch Gerichtsentscheid Präsident Nixon aufgefordert, ihm die geheimen Tonbänder, die in Zusammenhang mit der „Watergate"-Affäre stehen, zu übergeben. Der Gerichtsbefehl wird um fünf Tage oder länger hinausgeschoben, um Nixon zu ermöglichen, an das Oberste Bundesgericht zu appellieren. Richter Sirica wählte einen mittleren Weg zwischen dem Standpunkt des Präsidenten und dem des „Watergate"-Anklägers Archibald Cox. Er könne nicht zugeben, dass der Standpunkt des Präsidenten, der sich auf seine Privilegien als Staatsoberhaupt stütze, ungültig sei, doch könne er auch nicht zustimmen, dass die Tonbänder ohne weiteres der Untersuchungskommission ausgeliefert werden. Das Gericht müsse daher zuerst geheim die Tonbänder anhören, bevor es entscheiden könne, ob sie weitergegeben werden müssten. Wenn sich dabei herausstelle, dass die Tonbänder für die Untersuchung belanglos seien oder dass sie aus staatlichen Gründen nicht angehört werden dürfen, sei keine Gerichtsaufforderung zur Auslieferung notwendig.
Rundu – Selbst die Vorhersagen der Optimisten hinsichtlich der Wahlbeteiligung in Kavangoland werden voraussichtlich heute übertroffen werden. In drei der fünf Stammesgebiete begannen die Wahlen gestern um 8 Uhr. Als die Wahllokale um 19 Uhr schlossen, standen noch lange Schlangen vor mehreren der rund 45 Wahlzentren. Insgesamt haben gestern knapp 5 000 Kavangos ihre Stimmen abgegeben. Das sind 37 Prozent der Wahlberechtigten. Besonders am Nachmittag nahm die Wahlbeteiligung einen fast fieberhaften Umfang an. Die Vorhersagen schwankten im Allgemeinen zwischen 30 und 40 Prozent. Jetzt halt man eine Wahlbeteiligung von 60 bis 65 Prozent nicht für unmöglich.
Lediglich in Windhoek, wo knapp 500 wahlberechtigte Kavangos leben, war die Wahlbeteiligung schwach. Gestern hatten lediglich drei Kavangos ihre Stimmen ab-gegeben. Dies dürfte auf Einschüchterungsversuche seitens SWAPO in Katutura zurückzuführen sein.
UNTERSEEBOOT IN NOT
Cork – Vor dein südirländischen Hafen Cork befindet sich ein Unterseeboot auf einer Tiefe von 410 Metern in Seenot. An Bord befinden sich zwei Personen, die noch bis Samstag genügend Sauerstoff haben. Zwei Klein-U-Boote befinden sich auf dem Wege zu ihrer Rettung.
Der Funksprechverkehr zwischen dem U-Boot und dem Land ist intakt. Die beiden Besatzungsmitglieder können aber nicht feststellen, warum ihr U-Boot nicht vom Boden des Atlantiks abheben kann.
Von dem Unterseeboot aus wurde ein transatlantischer Unterseekabel im Meeresboden vergraben, um ihn gegen Trawlernetze zu schützen.
SÜDAFRIKANISCHER STAATENBUND
Port Elizabeth – Der ehemalige Innenminister Theo Gerdener forderte in einem Vortrag vor der Universität von Port Elizabeth die Schaffung eines südafrikanischen Commonwealth. Die Möglichkeit von Massenrevolten, Unruhen und Blutvergießen könne nicht länger ausgeschlossen werden. Südafrika könne sich zu einem zweiten Vietnam entwickeln, ohne Hilfe von irgendeinem Land der Welt erwarten zu können. Eine neue Verfassungsstruktur sei die einzige Lösung dieses Dilemmas. Von der weißen Gruppe in Südafrika könne keine Übergabe erwartet werden. In die weiße Gruppe schloss Gerdener die Farbigen und die Inder ein. Die anderen Völker Südafrikas sollten jedoch die gleichen Rechte erhalten und ausüben dürfen, wie die Weißen und zusammen mit der weißen Gruppe ein lose zusammengefügtes Commonwealth bilden. Ein solcher Staatenbund schließe die Einmischung in die inneren Angelegenheiten bestimmter Völker im Gegensatz zu einer Föderation aus.
KONFERENZ DER BLOCKFREIEN
Algier – In Algier tagen Diplomaten aus 16 Ländern, die die nächste Woche beginnende Konferenz der blockfreien Staaten der Welt vorbereiten sollen. Man nimmt an, dass 75 Staaten vertreten sein werden. Die Blockfreien geben sich nicht mit 'der friedlichen Koexistenz der Supermächte und der Entspannung in Europa zufrieden, sondern sie wollen, wie der algerische Außenminister Abdel Aziz Bouteflika sich ausdrückte, „eine neue internationale Gesellschaft, die sich mehr auf das Gleichgewicht der Interessen als auf Macht stützt". Die Blockfreien würden jede Abhängigkeit von anderen Staaten ablehnen, aber dennoch eng zusammenarbeiten. Sie wünschten auch eine aktivere Teilnahme an der Lösung der internationalen Probleme.
KURZ BERICHTET
Nicosia – Der zypriotische Justizminister Christos Vakis, der vor einem Monat von Anhängern des Generals Grivas entfernt worden war, ist wieder freigelassen worden.
Der Präsident von Zypern, Erzbischof Makarios, war nicht auf die Forderungen der Entführer eingegangen.
Bogota – Ein kolumbisches Flugzeug ist am Montag kurz nach dem Start bei der Hauptstadt abgestürzt. Alle 41 Insassen wurden getötet.
HANOIS AUFMARSCH IN SÜDVIETNAM
Singapur – Hanois militärischer Aufmarsch in Südvietnam ist jetzt perfekt. Militärs urteilen, dass Hanoi und der Vietkong heute militärisch in einer stärkeren Position sind denn je. In einem Punkt hat sich das Kräfteverhältnis ganz entschieden zugunsten Hanois verschoben: die kommunistischen Truppen in Südvietnam haben jetzt offen eine starke Luftabwehr aufgebaut – und Südvietnam ist jetzt ganz auf die eigene Luftwaffe angewiesen. Das heißt, Hanoi ist stärker als zu Beginn der Sommeroffensive 1972.
Strategisch, für den Fall einer neuen Offensive, haben sich die Truppen Hanois und des Vietkong wieder in vier Stoßkeilen formiert: im Norden aus westlicher Richtung auf Hue, im Zentralhochland von dem Dreilandereck Laos-Kambodscha-Südvietnam her auf Kontum, im Süden von Kambodscha her tief ins Mekong-Delta in Richtung auf Cai Lay und My Tho. Alle drei Stoßkeile haben direkte Verbindungen zum kommunistisch besetzten Hinterland in Laos, Kambodscha und nach Nordvietnam. Der vierte Schwerpunkt ist die traditionell bedrohte Küstenprovinz Binh Dinh, die Nachschubwege ins Zentralhochland hat.
NIXON GIBT TONBÄNDER NICHT RAUS
Washington/San Clemente – Der amerikanische Distriktsrichter John Sirica hat durch Gerichtsentscheid Präsident Nixon aufgefordert, ihm die geheimen Tonbänder, die in Zusammenhang mit der „Watergate"-Affäre stehen, zu übergeben. Der Gerichtsbefehl wird um fünf Tage oder länger hinausgeschoben, um Nixon zu ermöglichen, an das Oberste Bundesgericht zu appellieren. Richter Sirica wählte einen mittleren Weg zwischen dem Standpunkt des Präsidenten und dem des „Watergate"-Anklägers Archibald Cox. Er könne nicht zugeben, dass der Standpunkt des Präsidenten, der sich auf seine Privilegien als Staatsoberhaupt stütze, ungültig sei, doch könne er auch nicht zustimmen, dass die Tonbänder ohne weiteres der Untersuchungskommission ausgeliefert werden. Das Gericht müsse daher zuerst geheim die Tonbänder anhören, bevor es entscheiden könne, ob sie weitergegeben werden müssten. Wenn sich dabei herausstelle, dass die Tonbänder für die Untersuchung belanglos seien oder dass sie aus staatlichen Gründen nicht angehört werden dürfen, sei keine Gerichtsaufforderung zur Auslieferung notwendig.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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