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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1973-09-07
TOCHTER KONNTE NICHT KOMMEN

Windhoek – Gestern sollte die Tochter von Josef Moj aus Okahandja, von Deutschland kommend, in Windhoek eintreffen. Alles war für den Überflug vorbereitet. Die Tochter sollte im Zivilverfahren Mojs gegen seinen Geschäftspartner Hasso Engel als Hauptzeugin auftreten. Moj fordert von dem seit Mai 1971 verschwundenen Hasso Engel die Rückzahlung einer Summe von 60 000 Rand. Die Tochter Mojs soll in diesem Zusammenhang wichtige Aussagen machen können. Wie Moj vorgestern erfuhr, hatte seine Tochter nicht rechtzeitig vor dem Abflug das Einreisevisum erhalten. Moj war von der Nachricht, dass seine Tochter nicht kommen könne, stark erschüttert. Seine Anwälte wollen versuchen, die Erteilung eines Visums seitens der südafrikanischen Botschaft in Köln zu erreichen.

EIN „GRÜNES ERBE“ HINTERLASSEN

Otjiwarongo – „Man fragt sich, wie lange wir in Südwest uns noch mit unserem vielen Wild brüsten können. Tin vergangenen Jahr wurden 54 000 Wildfelle exportiert. Darin ist die Zahl der Felle, die von illegalen Jägern vernichtet oder von Farmern nicht an Handler verkauft wurden, nicht mit eingerechnet. Ich habe zufällig von einem Farmer hier im Bezirk Otjiwarongo gehört, der im letzten Winter über 20 Kudus geschossen hat, um seine Freunde mit Biltong und Wurst zu versorgen", sagte der amtierende Administrator Dirk Mudge in seiner Eröffnungsansprache auf der Otjiwarongoer Landwirtschaftsausstellung Vormittag.

Abgesehen von der Reduzierung seines Wildbestandes hatten diese Kudus auch einen Geldwert für den Farmer gehabt. Gerade aus diesem Grunde haben die Farmer im Jahre 1967 das Besitzrecht für das jagdbare Wild auf ihren Farmen erhalten, damit das Wild, das ihre Weide, ihr Wasser und ihre Salzlecke benutzt, ihnen dafür auch Geld einbringt. Eine kleine Zahl Farmer, die im vergangenen Jahr Permits zum Verkauf von Wild und Wildfleisch beantragt haben, verdienten damit über 400 000 Rand. Immer mehr Farmer – vor allen Dingen im Norden des Landes – gliedern das Wild in ihren normalen Farmbetrieb ein und stellen fest, dass dies noch lohnender ist als die Viehwirtschaft.

INNERDEUTSCHE GRENZE NEU MARKIERT

Bad Bramstedt/Lübeck – Die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR wird von Anfang September an neu markiert. Der erste Grenzstein an der insgesamt etwa 1 000 Kilometer langen Grenze wird am 4. September von einem DDR-Arbeitstrupp am Lüdersdorfer Weg bei Lübeck-Schlutup gesetzt. Bei dieser ersten Grenzsteinsetzung werden außer Journalisten aus beiden Teilen Deutschlands auch Vertreter der Arbeitsgruppe Grenzmarkierung zugegen sein, von der die Standards der Markierungen festgelegt worden waren. Nach Angaben des Bundesgrenzschutzes wurde bereits auf der sechsten Sitzung des aus Beauftragten der Bundesregierung und des Staatsrates der DDR zusammengesetzten Grenzkommission am 18 und 19. Juli in Schwerin Übereinstimmung erzielt, mit den praktischen Arbeiten für die neuen Grenzmarkierungen zu beginnen.

DIEGRENZE DER TERRORISTENHILFE

Gaborone – Botswana wird sich nicht als Sprungbrett für Angriffe gegen seine Nachbarn hergeben. Dies geht aus einer Erklärung aus dem Amt des Staatspräsidenten Sir Seretse Khama hervor. Die Erklärung folgt der in Südafrika zum Ausdruck gekommenen Besorgnis aber den Inhalt des Kommuniqués von Daressalam, das von dem Präsidenten Tansanias Julius Nverere und Botswanas Präsident Sir Seretse Khama unterzeichnet worden ist. In dem Kommuniqué von Daressalam gelobten die beiden Präsidenten „volle Unterstützung für den Kampf der unterdrückten Völker in allen unbefreiten Gebieten Afrikas einschließlich in Angola, Mosambik, Südafrika, Guinea-Bissau und den Kapverdischen Inseln sowie Namibia und Zimbabwe". Außenminister Dr. Hilgard Muller ließ die Angelegenheit aber diplomatische Kanäle untersuchen. Verteidigungsminister P. W. Botha erklärte auf dem Parteikongress der Nationalen Partei in Oudtshoorn, die Nachricht über die „volle Unterstützung" der Terroristenorganisationen sei schrecklich, wenn sie wahr ist".

TERRORISTEN HALTEN NOCH SECHS GEISELN

Paris/Kuwait – Fünf arabische Terroristen (nicht sechs, wie ursprünglich angenommen wurde), sechs arabische Geiseln und zwölf Mann Besatzung verließen in einer syrischen „Caravelle" am Donnerstag Paris, um heute früh um 1.30 Uhr nach einem Zwischenhalt in Kairo auf dem Flughafen von Kuwait zu landen. Hier verlangten die Terroristen vom Verteidigungsminister von Kuwait, der auf dem Flughafen erschienen war, die Bereitstellung eines neuen Flugzeuges, um sie an einen unbestimmten Ort zu bringen. Die Forderung wurde erfüllt. Dagegen konnten die Terroristen keine Auskunft erhalten, ob der palästinische Kommandoführer Abu Daud, der in Amman in Jordanien zum Tode verurteilt worden war, mit seinen Genossen schon befreit sei, da sie vorher die Geiseln nicht freigeben würden. Es ist nicht bekannt, wo die Terroristen wieder landen wollen.

NOCH KEINE POLITISCHE DEBATTE IN ALGIER

Algier – Die Konferenz der blockfreien Staaten in Algier hat bis jetzt nichts geleistet, als die ersten Reden einiger Delegierter angehört. Auf der Rednerliste standen am Donnerstag 30 Namen eingeschrieben, aber nachdem drei Delegierte lange gesprochen hatten, warnte der Vorsitzende, der algerische Präsident Houari Boumedienne, dass bei diesem Tempo die Konferenz nicht in der vorgesehenen Zeit fertig werde. Bis jetzt sind noch keine Anzeichen einer wirklich politischen Debatte vorhanden.

Die Konferenz war vom abtretenden Vorsitzenden, dem Präsidenten Kaunda von Sambia, mit einer langen Rede eröffnet worden, in der die üblichen Tiraden gegen das südliche Afrika zu hören waren und in der er wieder das Gespenst der stidafrikanischen, rhodesischen und portugiesischen Truppenkonzentrationen vor den Grenzen Sambias an die Wand malte.

Die Konferenz wurde auch durch den Überfall auf die saudi-arabische Botschaft in Paris beeinträchtigt, indem die arabischen Delegierten gesondert zu Besprechungen zusammentraten. Es herrschte sichtbare Aufregung darüber, dass der Überfall gerade erfolgte, als die Konferenz zusammentrat. Der palästinische Guerillaführer Yasser Arafat, der im Namen von 14 verschiedenen Befreiungsorganisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika und im Nahen und Mittleren Osten sprach, griff mit scharfen Worten Israel an und erklärte: „Wir Revolutionäre auf dieser Welt sind gewiss, dass arabisches Land nur mit Gewalt befreit werden kann“.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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