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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1973-09-26
LEHRGANG ÜBER FLEISCHPRODUKTION

Grootfontein – Andries Pretorius, der Vorsitzende der Südwestafrikanischen Landwirtschaftsunion (SWALU), eröffnete gestern Vormittag auf der Regierungsversuchsstation Uitkoms im Bezirk Grootfontein einen dreitägigen theoretischen und praktischen Lehrgang über Fleischproduktion mit einem Referat zu dem Thema „Weniger Tiere und mehr Fleisch". Dieser Lehrgang ist für Vermarktungsagenten, Vertreter von Genossenschaften und Maklerfirmen sowie Regierungsbeamte.

In seinem sehr spezialisierten Referat machte Pretorius u.a. auch die Feststellung, dass eine gesteigerte Produktion durch eine Paarung der Fersen nach Gewicht und nicht nach Alter erfolgen müsse. Die Paarung sollte bei einem Gewicht von 320 kg beginnen. Es gebe ausreichende Weide dafür, dass Fersen, die schon jung kalben, mehr Kälber produzieren könnten. Deshalb sollten Fersen ein Gewicht von 320 kg erreicht haben, ehe sie 18 Monate alt sind.

NEUE MASSNAHMEN TANSANIAS

Daressalam – Tansania hat innerhalb der letzten drei Tage mindestens 69 ausländische Touristen des Landes verwiesen, weil sie einen südafrikanischen Stempel in ihrem Pass hatten. Die erste Gruppe bestand aus 56 Amerikanern, denen am Samstag beim Überschreiten der Grenze von Kenia nach Tansania der Zutritt zum Lande verboten wurde. Wenige Stunden später wurden 13 weitere Touristen elf Engländer, ein Westdeutscher und ein Österreicher auf dem Flugplatz Daressalams zu verbotenen Einwanderern erklärt. Sie kamen mit einer Schweizer Maschine aus Johannesburg.

Die Regierung hat bisher noch keine Stellung genommen. Aus zuverlässigen Quellen verlautet jedoch, dass das Innenministerium mit Wirkung vom 18. September keine Personen mehr nach Tansania lässt, mit Stempeln Portugals, Rhodesiens oder Südafrikas im Pass.

ASTRONAUTEN SICHER HEIMGEKEHRT

Houston – Präsident Richard Nixon hat die drei amerikanischen Astronauten Alan Bean, Jack Lousma und Owen Garriot am Dienstag nach ihrer Wasserung im Pazifik „auf der Erde und daheim in den USA willkommen geheißen. In einer Erklärung vergleicht der Präsident die Skylab-Mission mit den großen Entdeckungen der Geschichte und den Traditionen jener Wissenschaftler, die die Geheimnisse des Universums erschlossen und damit die Pforten zum Fortschritt der Zukunft geöffnet haben. Durch ihre wissenschaftlichen Bemühungen und ihre physische Ausdauer haben die Astronauten, so heißt es in der Erklärung Nixons, eine Raumsonde in einen Speicher mit mehr wissenschaftlichen Kenntnissen verwandelt, als die Menschheit sofort verarbeiten kann. Dadurch haben sie die Basis für einen Quantumssprung des menschlichen Wissens geschaffen.

ABBRUCH DER KONTAKTE PRAKTISCH SICHER

New York – Der Abbruch der Kontakte zwischen UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim und der südafrikanischen Regierung in der Südwestafrikafrage ist praktisch eine beschlossene Sache. Zurzeit wird die Atmosphäre bei den Vereinten Nationen gegen Südafrika noch aufgeheizt. In der Generalversammlung und in den verschiedenen Ausschüssen bildet Südafrika ein ständig wiederkehrendes Thema. Dabei wird die südafrikanische Situation von verschiedenen Seiten beleuchtet, Kulminationspunkt dürfte die Südwestafrikadebatte im Weltsicherheitsrat sein. Bisher steht kein Termin für die Debatte fest. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Debatte im Lauf der folgenden Woche stattfinden wird. Äthiopiens Außenminister forderte gestern den Abbruch der Kontakte und eine Intervention der Vereinten Nationen „in den Kampf innerhalb Namibias". Damit wiederholte der äthiopische Außenminister zum Teil eine Forderung der Organisation für Afrikanische Einheit von Ende Mai dieses Jahns.

BISCHOF AUALA ÜBER OWAMBO

Helsinki – Die Verhältnisse in Owambo haben ein äußerstes Maß an Spannung zwischen den Einwohnern und den südafrikanischen Behörden erreicht, erklärte Bischof Leonard Auala von der Evangelisch-lutherischen Ovambo-Kavangokirche kurz nach seiner Ankunft in Helsinki. Er wird zwei Monate als Gast der finnischen Mission dort bleiben.

Die südafrikanische Regierung habe Owambo im Mai dieses Jahres durch ein Dekret zu einem „Heimatgebiet“ unter der Politik der getrennten Entwicklung erklärt. Die Opposition gegen diese Maßnahme sei im August bei den Wahlen für das Owambo-Parlament hervorgetreten. Nur zwei oder drei Prozent der Bevölkerung hätten von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Die South West African Peoples' Organisation (SWAPO) habe zu einem weitverbreiteten Boykott der Wahlen aufgefordert.

Zusammenstöße zwischen der südafrikanischen Polizei und den Ovambos seien gefolgt. Versammlungen und Kundgebungen wurden gestört und zahlreiche Menschen verhaftet. Mitte August sei es in Katutura zur Gewalttätigkeit gekommen, wobei ein Schwarzer erschossen wurde.

POLITISCHER MORD IN BUENOS AIRES

Buenos Aires – Angehörige der marxistischen „Volksrevolutionsarmee" (ERP) erschossen auf einer Straßenkreuzung in Buenos Aires Jose Rucci, Führer der drei Millionen Mitglieder zählenden Allgemeinen Arbeitergewerkschaft. Sofort traten alle Arbeiter Argentiniens als Protest gegen den Mord in Ausstand, so dass das ganze wirtschaftliche Leben Argentiniens zum Stillstand kam. Rucci war ein einflussreicher Gewerkschaftsführer, der maßgebend zur Rückkehr General Peróns beigetragen hatte. Er wurde ständig von Linksextremisten in den eigenen Reihen bekämpft, und er war sich bewusst, dass er von diesen zum Tode verurteilt worden war. Er hätte gestern Abend im Fernsehen sprechen sollen. Nach der Rückkehr Peróns waren alle politisch Verurteilten begnadigt worden, darunter auch Anhänger der ERP. Nach der Wahl Peróns ließ dieser jedoch die ERP verbieten, weil er dadurch den Terror zu bekämpfen hoffte. Das Dekret wurde vom amtierenden Präsidenten Raul Lastiri unterzeichnet, da Perón sein Amt erst am 12. Oktober antritt. Aus Rache gegen das Verbot erschossen dann ERP-Mitglieder den Gewerkschaftsführer.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-28

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