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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1973-09-27
WENN ICH IN KATUTURA LEBTE

Windhoek – Der Vizeminister für Bantuverwaltung und -entwicklung, T. N. H. Janson, kündigte gestern in einer telefonischen Unterredung mit der AZ eine landesweite Großaktion zur Verbesserung des Loses der Bantuarbeiter in den städtischen Gebieten an. In diesem Zusammenhang ist in erster Linie an die Wanderarbeiter gedacht, die in städtischen Gebieten getrennt von ihren Familien leben. „Wenn ich im Compound in Katutura lebte, wäre ich auch unzufrieden", sagte der Vizeminister.

Janson gab bekannt, dass am 23. Oktober eine Großaktion in dieser Hinsicht gestartet werde. Die Presse ist zur Mitarbeit aufgerufen. Vor allem werden von der Industrie finanzielle Beiträge zur Durchführung des Projekts erwartet.

Die städtischen Bantus sollen nicht nur Sportplätze, sondern auch andere Mittel zur sinnvollen Freizeitgestaltung erhalten, sagte der Vizeminister. Hierbei müsse auf die Wünsche der Arbeitnehmer Rücksicht genommen werden. Janson nannte in diesem Zusammenhang. Bibliotheken und Stätten zur musikalischen Unterhaltung, Janson betonte in seinem Gespräch die große Verpflichtung des Arbeitgebers, zur Zufriedenheit der Arbeitnehmer beizutragen.

ANGENOMMEN UND WIEDER VERWORFEN

Washington – Im amerikanischen Senat wurde am Mittwoch, versucht, eine Herabsetzung der überseeischen Truppenbestände, die insgesamt 560 000, davon 300 000 in Europa, ausmachen, zu erzwingen. In einer ersten Abstimmung wurde der entsprechende Antrag mit 49 gegen 46 Stimmen angenommen, doch musste aus Prozedurgründen später eine zweite Abstimmung durchgeführt werden, die mit 51 gegen 44 Stimmen jede Truppenherabsetzung ablehnte. Zwischen den beiden Abstimmungen gelang es den Gegnern, einige Senatoren umzustimmen. Der Antrag wäre auch auf Widerstand im Repräsentantenhaus gestoßen, und schließlich hatte wohl Nixon sein Veto eingelegt, da man nicht an einen Rückzug von Truppen denkt, wenn die Sowjetunion nicht gleichzeitig ebenfalls Truppen abzieht.

ZWEITER POLITISCHER MORD

Buenos Aires – 24 Stunden nach der Ermordung des peronistischen Gewerkschaftsführers José Rued wurde von Anhängern der „Revolutionären Volksarmee" (ERP) der peronistische Jugendführer Enrique Grindberg erschossen. Vier Mariner erschienen an der Tür zur Wohnung Grindbergs, und als er öffnete, streckten sie ihn mit zehn Schüssen nieder.

Während des 30-stündigen Proteststreiks gegen die Ermordung Ruccis kam es auch in anderen argentinischen Städten zu Zwischenfällen. In Santa Fé wurden Schüsse auf das Gewerkschaftsgebäude abgegeben. In Corrientes beschädigte eine Bombe den Sitz einer linksgerichteten Organisation. In Cordoba, einem Zentrum der Linken; wurden drei Personen verletzt, als Schüsse während einer Demonstration fiir Rucci abgegeben wurden. Der designierte Präsident Perón und seine Frau Isabel, die designierte Vizepräsidentin ist, wohnten am Mittwoch der Beisetzung Ruccis bei.

SKYLAB-ASTRONAUTEN IN GUTER VERFASSUNG

Houston – Die drei Skylab-Astronauten Kommandeur Alan Bean, Dr. Owen Garriott und Major Jack Lousma sind am Mittwoch auf dem Hubschrauberträger „New Orleans" mit einer Stunde Verspätung in San Diego eingetroffen. Die Ärzte haben befunden, daß die drei Astronauten sich in einer besseren physischen Verfassung befinden als ihre Vorgänger.

Nach ihrer Wasserung folgte ein erschöpfendes medizinwissenschaftliches Programm. Die Untersuchung der Ärzte allein dauerte über sieben Stunden. Anschließend legten sich die drei Heimkehrer zur Ruhe.

Dr. Royce Hawkins, der stellvertretende Direktor des medizinischen Institutes des Johnson-Raumzentrums, sagte, die Astronauten hatten unmittelbar nach ihrer Rückkehr gewisse Luftdruckbeschwerden empfunden. Damit hatten die Ärzte jedoch gerechnet, da dies zu dem Prozess der Wiederanpassung gehört. Ähnliche Erscheinungen waren bereits bei der ersten Skylab-Besatzung nach ihrer Rückkehr festgestellt worden. Die Ärzte waren verwundert darüber, dass die drei Astronauten die intensiven medizin-wissenschaftlichen Untersuchungen ohne Schwierigkeiten durchgestanden haben.

NEUE AFRIKA-POLITIK ZU ERWARTEN

New York – Der neue amerikanische Außenminister Dr. Henry Kissinger bestätigte am Mittwoch seine Absicht, Afrika im nächsten Jahr zu besuchen, und fügte hinzu, dass die Regierung Nixons ihre Afrika-Politik überprüfen wolle. Er hatte seine Reisepläne zum ersten Mal bei einem Mittagessen, das er am Dienstag zu Ehren der afrikanischen Delegierten, die zurzeit an der Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen teilnehmen, durchblicken lassen.

BRANDT VERURTEILT RASSISMUS UND GEWALTPOLITIK

New York – Bundeskanzler Willy Brandt verurteilte in seiner ersten Rede in der Generalversammlung der UNO den Rassismus als eine „unmenschliche Politik, die schreckliche Verbrechen verursacht hat", und sagte, die Bundesrepublik werde jeden Staat kritisieren, der sich der Verletzung der Menschenrechte schuldig mache, gleichgültig ob er auch ein Verbündeter sei. Gleichzeitig appellierte er an die Nationen, auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten.

Brandt erinnerte die Vereinten Nationen daran, dass sie den beiden anerkannten Prinzipien folgen den Frieden sichern: Nichteinmischung in die Angelegenheiten eines anderen Staates sowie Anerkennung der Universalität der Menschenrechte. Der Bundeskanzler versprach, dass die Bundesrepublik-Resolutionen, die darauf hinausgehen, die „anachronistischen Überreste des Kolonialismus, nicht zuletzt in unserem Nachbarkontinent Afrika", zu beseitigen, unterstützen werde. Die Bundesrepublik wende sich gegen die Verletzung der Menschenrechte und gegen die Unterdrückung der Freiheit, seiner kritischen Meinung Ausdruck geben zu dürfen; sie wende sich auch gegen die künstlichen Barrieren, die an nationalen Grenzen errichtet werden, um den Verkehr zwischen der Bevölkerung und den Austausch von Informationen zu verhindern.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-24

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