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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

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1973-10-01
KEINE ENTSCHEIDUNG ÜBER PFARRERABREISE?

Frankfurt – Bisher ist in Windhoek nichts über eine Entscheidung des Rates der

Evangelischen Kirche in Deutschland zum Rückberufungsantrag der vier Südwester

Pastoren bekannt. Die vier Pastoren hatten spontan ihre Rückberufung gefordert,

nachdem Pastorin Heller von ihrer Gemeinde als nicht mehr tragbar angesehen und

das Kirchliche Außenamt um Rückführung gebeten wurde. Die vier protestierenden

Pastoren hatten sich an das höchste Gremium der EKiD, den Rat, gewandt, der am

28. und 29. September in Hannover tagte. Oberkirchenrat Kremkau war heute

Vormittag in Frankfurt nicht erreichbar. Die Kirchlichen Nachrichten der Deutschen

Welle brachten ebenfalls nichts über den Rückberufungsantrag. In kirchlichen

Kreisen der DELK nimmt man an, dass eine endgültige Entscheidung über die

Rückberufungsanträge noch nicht gefallen ist.

SAKRISTEI ABGEBRANNT

Otjiwarongo – Die Sakristei der Evangelischen Kirche in Otjiwarongo ist gestern früh

ausgebrannt. Der Küster hatte zuvor ein Wespennest in der Sakristei ausgeräuchert.

Nachdem er sich überzeugt hatte, dass das Rauchwerk abgebrannt war, begab er

sich nach Hause. Kurze Zeit darauf schlugen Flammen aus der Sakristei. Die übrige

Kirche ist nicht beschädigt.

SCHNEE UND REGEN

Johannesburg/Lourenço Marques – Helikopter der südafrikanischen Wehrmacht

haben am Sonntag über 60 Schüler aus den verschneiten Drakensbergen gerettet.

Von dem Cathedral Peak wurden 16 Schuljungen aus Pretoria geholt, die dort

gezeltet hatten und nicht mehr aus den Bergen kamen, nachdem es stark geschneit

hatte. In ihrer Nähe wurde auch ein Bantu von einem Hubschrauber gerettet.

Kurz zuvor nutzten zwei Hubschrauber einige Momente klaren Wetters und retteten

47 Schulkinder aus Pretoria, die sich in einer Berghütte auf der Spitze des Mount

Aux Sources in den Drakensbergen befanden. Bald nach der Rettungsaktion brach

ein Sturm los.

In Lourenço Marques kamen am Wochenende mindestens zwei Kinder ums Leben,

nachdem es drei Tage lang schwer geregnet hat. Der Hafen wurde für die Schifffahrt

vorübergehend geschlossen. Außerhalb der Stadt wurden eine Farm und 1 800 Tiere

durch einen Erdrutsch begraben. Der Farmer, seine Frau und Tochter sowie zwei

Arbeiter konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.

COMPUTER ZUR NACHRICHTENVERMITTLUNG BEI DPA

Hamburg – In der Hamburger Zentrale der Deutschen Presse-Agentur (dpa) werden

in- und ausländische Nachrichten seit dem Morgen des 24. September von einem

Computer vermittelt. Damit sind die modernsten technischen Voraussetzungen für

eine elektronische Steuerung, Verarbeitung und Aussendung des

Nachrichtenmaterials geschaffen. Die Zentrale einer großen Nachrichten-Agentur

wie der dpa, die der wichtigste Nachrichtenlieferant der Zeitungen und

Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik ist, gleicht einem riesigen

Warenumschlagplatz. Tag und Nacht Iaufen ununterbrochen Nachrichten ein. Mehr

als 100 Fernschreibmaschinen rattern in der Hamburger Zentrale der dpa und

spucken täglich etwa 1 900 Meldungen aus. Rund 300 000 Wörter gehen dabei ein.

Das ergibt pro Tag eine halbe Luther-Bibel.

In der Hamburger dpa-Redaktion, in der allein 110 Redakteure beschäftigt sind, sah

es jahrzehntelang so aus: Berge von Papier auf den Schreibtischen, Schlangen von Stanzstreifen an den

Fernschreibern, MeIdungsverteilung mit Boten, über Laufbänder, durch Fallschachte.

Kein Wunder, dass nicht jede Meldung auf Anhieb und zur rechten Zeit dorthin

gelangte, wo sie bearbeitet werden sollte.

POLITISCHER STURM IN BONN

Bonn – Bundeskanzler Willy Brandt hat seinen Aufenthalt in den Vereingten Staaten

vorzeitig abgebrochen und ist nach Bonn zurückgeflogen. In der Bundesrepublik ist

ein politischer Sturm ausgebrochen, verursacht durch eine Äußerung Herbert

Wehners in Moskau. Herbert Wehner, Fraktionsführer der SPD im Bundestag,

kritisierte die Bundesregierung wegen ihrer „hasten Linie“ in der Berlinfrage. Wehner

soll in Moskau geäußert haben, er bleibe bei seiner Kritik, ,,selbst wenn sie mich

deswegen steinigen".

Wehner befindet sich zurzeit mit einer parlamentarischen Delegation in der

sowjetischen Hauptstadt. Dies ist die erste Reise bundesdeutscher Parlamentarier

nach Moskau. Während die Bundesregierung darauf besteht, Westberlin und seine

Bürger im Ausland zu vertreten, und sich gegen eine eigene Westberliner

konsularische Vertretung im Ausland ausgesprochen hat, betrachtet Wehner eine

solche Haltung als „übertrieben“. Die eindeutige Haltung der Bundesrepublik in

dieser Frage hat die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der

Tschechoslowakei, Ungarn und Bulgarien verzögert.

KREISKY SCHLIESST JÜDISCHES DURCHGANGSLAGER

Wien – Der österreichische Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, selber jüdischer

Herkunft, sah sich unter dem Druck zweier arabischer Terroristen gezwungen das

Durchgangslager Schönau bei Wien zu schließen, wo jüdische Auswanderer aus der

Sowjetunion auf der Durchreise nach Israel aufgenommen wurden. Seit 1967 gingen

etwa 66 000 Sowjetjuden durch das Lager.

Zwei mit Handgranaten bewaffnete Araber, die sich als. Mitglieder einer bisher

unbekannten Gruppe bezeichneten, die sich „Adler der palästinischen Revolution"

nennt, entführten am Freitag aus einem aus der Tschechoslowakei kommenden

Eisenbahnzug drei jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion und einen

österreichischen Zollbeamten. Sie brachten die Geiseln auf den Flughafen

Schwechat, wo sie 16 Stunden lang in einem Volkswagenbus festgehalten wurden.

Die Geiseln waren Chaim Baransky (71) and seine Frau, ein junger Mann, namens.

Misha Litvak, und der 62-jährige österreichische Zollbeamte Franz Bobits.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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