Vor 50 Jahren
1973-10-09
RUACANA-KRAFTWERK IM BAU
Johannesburg – Der 34. Jahresbericht der Industrie-Entwicklungsgesellschaft, der gestern den Aktionären zugestellt wurde, enthält interessante Einzelheiten über das im Bau befindliche Ruacana-Kraftwerk. Das hydro-elektrische Kraftwerk ist das Kernstück des Odendaal-Planes. Der Jahresbericht gibt einen Überblick über das Gesamtprojekt and die angelaufenen Arbeiten. Die Gesamtkosten werden auf über 100 Millionen Rand beziffert.
Im 1963 veröffentlichten Odendaal-Plan wurden die Kosten auf etwa 150 Millionen. Rand geschätzt. Zurzeit werden die Häuser für 160 weiße Familien und 2 000 Ovamboarbeiter erstellt.
KEINE SÜWESTAFRIKADEBATTE IN SICHT
New York – Außenminister Dr. Hilgard Muller stattete gestern UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim einen Höflichkeitsbesuch ab. Dabei wurde auch die Südwestafrikafrage besprochen. Einzelheiten über die Unterredung wurden nicht bekanntgegeben. Angesichts der neuen Nahostkrise ist es zurzeit völlig unsicher, wenn der Sicherheitsrat zu seiner seit Monaten fälligen Südwestafrikadebatte zusammentreten wird. Die afrikanische Gruppe hat sich zwar ebenfalls mit dem Thema Südwestafrika befasst, ohne jedoch eine Einigung zu erzielen. Der Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit, der nigerianische Präsident Gowon, hat erneut für eine Fortsetzung der Kontakte plädiert. Eine Einigung über diese Frage konnte jedoch nicht erreicht werden.
PREMIER VORSTER ZUM NAHOST-KONFLIKT
Johannesburg – Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes konnten „die Geschichte unserer Welt radikal ändern", erklärte Ministerpräsident B. J. Vorster am Montag vor etwa 900 Studenten und Dozenten der Randse Afrikaanse Universiteit in Johannesburg. Die Menschheit lobe heute in einer sehr gefährlichen Welt. Die Ereignisse im Nahen Osten seien ohne vorherige Warnung gekommen und man könne nicht die Haltung einnehmen, dass diese Dinge sich weit entfernt abspielen und „uns in Südafrika nicht berühren".
Der Ministerpräsident bezog sich auch auf die Vereinten Nationen. Diese Institution sei geschaffen worden, um eine solche Situation zu verhindern. Aber man gewinne den Eindruck, dass sie entweder machtlos oder unwillig sei, etwas zu unternehmen.
SCHWERE KÄMPFE AN ALLEN FRONTEN
Tel Aviv/Kairo – Der Kampf an der arabisch-israelischen Front ist noch nicht entschieden. Auf beiden Seiten wird von Siegen gesprochen, doch zeigt die Fortdauer der schweren Kämpfe, dass noch keine Partei die Oberhand gewonnen hat. Die sich widersprechenden Berichte machen es schwer, ein Bild der Lage zu gewinnen. Heute früh ließ sich die Situation ungefähr wie folgt zusammenfassen:
Die Israelis sind zweifellos am Samstag von den ägyptisch-syrischen Angriffen überrascht worden. Ihr Informationsdienst muss gründlich versagt haben, sonst hätten sie doch auf die Kriegsvorbereitungen aufmerksam werden müssen. Die Meidungen über eine Gegenoffensive waren verfrüht, denn die Kommentare aus Tel Aviv lauten jetzt bedeutend vorsichtiger. Es scheint, dass die israelische Abwehr einige Erfolge erzielt hat, aber entscheidend sind die Araber in den ersten drei Kampftagen noch nicht geschlagen worden. Der israelische Generalmajor Haim Herzog erklärte im Fernsehen, es könne noch einige Tage dauern, bis die Araber besiegt seien. Es seien noch nicht alle ägyptischen und syrischen Truppen eingesetzt worden, und es seien besonders auf ägyptischer Seite weitere Verstärkungen zu erwarten. Auch der israelische Generalstabschef Generalleutnant David Elazar gab zu, dass die Araber starken Widerstand leisteten.
UNTERSUCHUNG DES CARLETONVILLE-AUFRUHRS
Oberholzer – Die gerichtliche Untersuchung nach dem Tod der elf schwarzen Bergbauarbeiter, die bei einem Aufruhr in der Western Deep Levels Gold Mine bei Carletonville am 11. September ums Leben gekommen sind, hat am Montag im Magistratsgericht in Oberholzer begonnen. Sowohl die Polizei als auch die Geschäftsführung der Mine und die Regierung Lesothos sowie die Angehörigen der Berg-bauarbeiter haben Rechtsvertreter ernannt. Botswana und Lesotho haben je einen Beobachter bei der Untersuchung. Lesothos Generalstaatsanwalt T. L. Blunden und Botswanas Arbeitsvertreter in Südafrika, E. B. Moranyane, verfolgen die Untersuchung im Auftrag ihrer Regierungen. Die Zeugenvernehmung hat am Montag begonnen.
BRITISCHE JUMBO IN JOHANNESBURG
Johannesburg – Eine britische Passagiermaschine der Luftfahrtgesellschaft BOAC mit 221 Passagieren and 19 Besatzungsmitgliedern an Bord, die am Montag von der Luftwaffe Südjemens zur Landung in Aden gezwungen wurde, ist mit achteinhalb Stunden Verspätung in Johannesburg eingetroffen. An Bord der Boeing 747 befanden sich zahlreiche Südafrikaner. Alle Passagiere bestätigten, dass die zuständigen Behörden in Aden sich für die Unannehmlichkeit entschuldigt and die Passagiere gut behandelt haben.
Wegen des erneuten Nahost-Krieges war die Boeing 747 nach Bahrain umgeleitet worden. Der Verkehrsdirektor des Flughafens in Aden, M. A. Selman, erklärte, die britische Maschine habe den Luftraum Südjemens auf ihrem Flug von Bahrain nach Nairobi verletzt. Sie konnte jedoch wieder starten, nachdem der Pilot eine schriftliche Entschuldigung unterzeichnet hatte.
Johannesburg – Der 34. Jahresbericht der Industrie-Entwicklungsgesellschaft, der gestern den Aktionären zugestellt wurde, enthält interessante Einzelheiten über das im Bau befindliche Ruacana-Kraftwerk. Das hydro-elektrische Kraftwerk ist das Kernstück des Odendaal-Planes. Der Jahresbericht gibt einen Überblick über das Gesamtprojekt and die angelaufenen Arbeiten. Die Gesamtkosten werden auf über 100 Millionen Rand beziffert.
Im 1963 veröffentlichten Odendaal-Plan wurden die Kosten auf etwa 150 Millionen. Rand geschätzt. Zurzeit werden die Häuser für 160 weiße Familien und 2 000 Ovamboarbeiter erstellt.
KEINE SÜWESTAFRIKADEBATTE IN SICHT
New York – Außenminister Dr. Hilgard Muller stattete gestern UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim einen Höflichkeitsbesuch ab. Dabei wurde auch die Südwestafrikafrage besprochen. Einzelheiten über die Unterredung wurden nicht bekanntgegeben. Angesichts der neuen Nahostkrise ist es zurzeit völlig unsicher, wenn der Sicherheitsrat zu seiner seit Monaten fälligen Südwestafrikadebatte zusammentreten wird. Die afrikanische Gruppe hat sich zwar ebenfalls mit dem Thema Südwestafrika befasst, ohne jedoch eine Einigung zu erzielen. Der Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit, der nigerianische Präsident Gowon, hat erneut für eine Fortsetzung der Kontakte plädiert. Eine Einigung über diese Frage konnte jedoch nicht erreicht werden.
PREMIER VORSTER ZUM NAHOST-KONFLIKT
Johannesburg – Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes konnten „die Geschichte unserer Welt radikal ändern", erklärte Ministerpräsident B. J. Vorster am Montag vor etwa 900 Studenten und Dozenten der Randse Afrikaanse Universiteit in Johannesburg. Die Menschheit lobe heute in einer sehr gefährlichen Welt. Die Ereignisse im Nahen Osten seien ohne vorherige Warnung gekommen und man könne nicht die Haltung einnehmen, dass diese Dinge sich weit entfernt abspielen und „uns in Südafrika nicht berühren".
Der Ministerpräsident bezog sich auch auf die Vereinten Nationen. Diese Institution sei geschaffen worden, um eine solche Situation zu verhindern. Aber man gewinne den Eindruck, dass sie entweder machtlos oder unwillig sei, etwas zu unternehmen.
SCHWERE KÄMPFE AN ALLEN FRONTEN
Tel Aviv/Kairo – Der Kampf an der arabisch-israelischen Front ist noch nicht entschieden. Auf beiden Seiten wird von Siegen gesprochen, doch zeigt die Fortdauer der schweren Kämpfe, dass noch keine Partei die Oberhand gewonnen hat. Die sich widersprechenden Berichte machen es schwer, ein Bild der Lage zu gewinnen. Heute früh ließ sich die Situation ungefähr wie folgt zusammenfassen:
Die Israelis sind zweifellos am Samstag von den ägyptisch-syrischen Angriffen überrascht worden. Ihr Informationsdienst muss gründlich versagt haben, sonst hätten sie doch auf die Kriegsvorbereitungen aufmerksam werden müssen. Die Meidungen über eine Gegenoffensive waren verfrüht, denn die Kommentare aus Tel Aviv lauten jetzt bedeutend vorsichtiger. Es scheint, dass die israelische Abwehr einige Erfolge erzielt hat, aber entscheidend sind die Araber in den ersten drei Kampftagen noch nicht geschlagen worden. Der israelische Generalmajor Haim Herzog erklärte im Fernsehen, es könne noch einige Tage dauern, bis die Araber besiegt seien. Es seien noch nicht alle ägyptischen und syrischen Truppen eingesetzt worden, und es seien besonders auf ägyptischer Seite weitere Verstärkungen zu erwarten. Auch der israelische Generalstabschef Generalleutnant David Elazar gab zu, dass die Araber starken Widerstand leisteten.
UNTERSUCHUNG DES CARLETONVILLE-AUFRUHRS
Oberholzer – Die gerichtliche Untersuchung nach dem Tod der elf schwarzen Bergbauarbeiter, die bei einem Aufruhr in der Western Deep Levels Gold Mine bei Carletonville am 11. September ums Leben gekommen sind, hat am Montag im Magistratsgericht in Oberholzer begonnen. Sowohl die Polizei als auch die Geschäftsführung der Mine und die Regierung Lesothos sowie die Angehörigen der Berg-bauarbeiter haben Rechtsvertreter ernannt. Botswana und Lesotho haben je einen Beobachter bei der Untersuchung. Lesothos Generalstaatsanwalt T. L. Blunden und Botswanas Arbeitsvertreter in Südafrika, E. B. Moranyane, verfolgen die Untersuchung im Auftrag ihrer Regierungen. Die Zeugenvernehmung hat am Montag begonnen.
BRITISCHE JUMBO IN JOHANNESBURG
Johannesburg – Eine britische Passagiermaschine der Luftfahrtgesellschaft BOAC mit 221 Passagieren and 19 Besatzungsmitgliedern an Bord, die am Montag von der Luftwaffe Südjemens zur Landung in Aden gezwungen wurde, ist mit achteinhalb Stunden Verspätung in Johannesburg eingetroffen. An Bord der Boeing 747 befanden sich zahlreiche Südafrikaner. Alle Passagiere bestätigten, dass die zuständigen Behörden in Aden sich für die Unannehmlichkeit entschuldigt and die Passagiere gut behandelt haben.
Wegen des erneuten Nahost-Krieges war die Boeing 747 nach Bahrain umgeleitet worden. Der Verkehrsdirektor des Flughafens in Aden, M. A. Selman, erklärte, die britische Maschine habe den Luftraum Südjemens auf ihrem Flug von Bahrain nach Nairobi verletzt. Sie konnte jedoch wieder starten, nachdem der Pilot eine schriftliche Entschuldigung unterzeichnet hatte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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