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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1973-11-26
HEREROFLUGBLATT

Windhoek – Die Vereinigung zur Erhaltung des Königlichen Hauses der Hereros hat soeben ein Flugblatt herausgegeben, das sich erneut gegen Clemens Kapuuo richtet. Darin wird betont, dass Kapuuo nicht von den Vereinten Nationen eingeladen worden ist. Vielmehr stammt die Einladung vom Weltdienst der Lutherischen Kirche. Ferner wird kritisiert, dass in dem Schreiben Riruakos an das Vierte Komitee NUDO gewissermaßen unter falscher Flagge firmiert. Riruako hat namens einer National United, Democratic Organisation um eine Einladung Kapuuos gebeten. In Südwest gilt NUDO als National Unity Democratic Organisation.

ERFOLG DER DEUTSCHEN SCHULE WINDHOEK

Windhoek – Im kommenden Schuljahr wird die Deutsche Schule Windhoek (DSW) bis Std. VII einschließlich erweitert. Angesichts der Tatsache, dass die DSW erst seit vier Jahren besteht, ist dies ein großer Erfolg. Zurzeit wird die Schule von 541 Schülerinnen und. Schülern besucht. Sofern die Zahl der Schüler dies rechtfertigt, ist der Anshan der Schule bis zum Matrik in Aussicht genommen. Die DSW nimmt noch Anmeldungen von Schulanfängern für 1974 entgegen. Anders lautende Gerüchte, nach denen die Schule nicht mehr in der Lege sei, Schulanfänger aufzunehmen, entsprechen nicht den Tatsachen. Auf Grund der Schulpflicht müssen an Regierungsschulen überdies alle Anmeldungen angenommen werden. Darüber hinaus stehen für Heimschüler noch etwa 20 Plätze für d.as kommende Schülerin zur Verfügung.

SCHWARZE KÖNNEN DER UNO NICHT TRAUEN

Windhoek – Die Vereinten Nationen seien dazu da, den Frieden zu erhalten und nicht „Namibia" seine Freiheit zu verschaffen, sagte Thomas Komati, ein Owambo-Politiker am Sonntag auf einer Kundgebung in Katutura, die über vier Stunden dauerte. Komati war am 8. November dieses Jahres von seiner Stammesbehörde zu einer Strafe von 31 Stockschlägen verurteilt worden und musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Er sagte vor den etwa 800 Zuhörern, es liege an den „Namibiern" selbst, sich ihre Freiheit zu verschaffen.

Die Kundgebung verlief ohne jegliche Zwischenfälle, und der Tenor der etwa zwölf Reden war wesentlich gemäßigter als bei der Versammlung am 12. August, die schließlich zur Verhaftung verschiedener Mitglieder der SWAPO Youth League und deren Verurteilung führte. Ein größeres Kontingent südafrikanischer Polizei war für den Fall irgendwelcher Ereignisse beim Polizeirevier in Katutura zusammengezogen worden.

UMSTURZ IN GRIECHENLAND

Athen – Präsident George Papadopoulos ist am Sonntag in einem neuen unblutigen Militärputsch abgesetzt worden. In einem Militärkommuniqué heißt es, die Beseitigung des Regimes Papadopoulos sei erfolgt, weil er die Prinzipien des Umsturzes von 1967 nicht mehr eingehalten und zu früh die Riickkehr zum parlamentarischen Regime betrieben habe. Als neuer Präsident wurde Generalleutnant Phaedon Gizikis, Befehlshaber der Ersten Armee, eingesetzt. Papadopoulos steht unter Hausarrest. In den Städten Athen, Piräus und Saloniki herrscht Ruhe. Alle Verbindungen mit Griechenland sind abgeschnitten.

NIEDERLÄNDISCHER JUMBO ENTFÜHRT

Nikosia – Ein Jumbo-Jet der niederländischen Luftfahrtgesellschaft KLM ist von vermutlich drei Hijackern von Beirut über Damaskus und Nikosia nach Tripolis, der libyschen Hauptstadt entführt worden. Die drei Entführer stiegen wahrscheinlich in Beirut zu und übernahmen kurz nach dem Aufstieg das Kommando der Boeing 747 die 247 Passagiere und 17 Besatzungsmitglieder an Bord hat. In Damaskus weigerten sich die Luftpiraten, die Passagiere zusetzen, und flogen weiter nach Nikosia. Dort forderten sie die Freilassung von sieben Landsleuten, die Gefängnisstrafen absitzen, wegen Angriffen auf israelische Einrichtungen im April dieses Jahres. Um 4.00 südafrikanischer Zeit verließ das Flugzeug Nikosia, und es wurde vermutet, dass Benghasi in Libyen anfliege. Ein Sprecher der KLM erklärte jedoch heute Morgen, dass die Boeing in Tripolis gelandet sei.

KURZ BERICHTET

Paris – Seit Freitag sind in Paris die Geschäfte wieder geöffnet. Nach dem eintägigen Streik, der unter dem Motto „Unternehmen tote Städte" stattfände kehrte das Leben der französischen Landeshauptstadt wieder in normale Bahnen zurück, die Restaurants und die Bars sind wieder geöffnet, und Paris wird seinem Ruf, eine lebensfrohe Stadt zu sein, wieder gerecht.

Buenos Aires – Nachdem von Seiten der Regierung behauptet worden war, da Regierungschef Peron ein Bronchialleiden habe, wurden gestern Sauerstoffbehälter in seine Wohnung gebracht, und es stellte sich hertaus, dass Peron eine leichte Herzattacke hatte. Für die nächsten 45 Tage wurden ihm völlige Ruhe verordnet, was bedeutet, dass der 78-jährige General nicht der Sitzung der Vereinten Nationen am 2. Dezember beiwohnen kann. Die Möglichkeit, dass Argentiniens Vizepräsident, Isabelita Martinez de Peron, die Frau des Präsidenten, das Amt noch während seiner Regierungszeit übernehmen wird, ist daher nicht ausgeschlossen.

Dass General Peron überlebt, wird als lebenswichtig für den sozialen Frieden in Argentinien angesehen. Im Falle seines Todes konnte der Zwist zwischen dem politisch rechten und dem linken Flügel sehr leicht in einen Bürgerkrieg ausarten.

Rom – Noch ist nicht unumstößlich bewiesen, dass das Ohr, das eine italienische Zeitung Anfang diesen Monats per Post erhielt, das des entführten Paul Getty ist. Polizeiexperten haben jedoch inzwischen festgestellt, dass das Ohr entweder mit einem Rasiermesser oder mit einem Küchenmesser entfernt wurde. Der Großvater des Jungen, der Multimillionär Paul Getty, weigert sich noch immer, das verlangte Lösegeld von umgerechnet 2 528 000 Rand zu bezahlen. Der Vater will zwar bezahlen, jedoch nicht die gesamte Summe. Seit einer Woche war von den Kidnappern, die drohten, noch weitere Körperteile abzuschneiden und zu übersenden, nichts mehr zu hören.

Inzwischen hat die Mutter des Jungen Fotografien erhalten, die einer italienischen Zeitung zugesandt wurden und auf denen angeblich ihr Sohn zu sehen ist – mit nur noch dem linken Ohr.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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