Vor 50 Jahren
1973-12-04
ABSCHIED MIT VIELEN TRÄNEN
Windhoek – Zum letzten Mal dirigierte Ernst Scherer gestern Abend seinen Kinderchor. Scherer verlässt Windhoek, um sich in der Bundesrepublik niederzulassen. Wie Dirk Mudge, MdE, in einer Abschiedsansprache im Kreise der Chormitglieder und ihrer Eltern betonte, hat Ernst Scherer einen unübersehbaren Beitrag zur kulturellen Entwicklung in Südwestafrika geleistet. Für viele Chormitglieder und Eltern war es ein Abschied mit vielen Tranen. Besonders in den letzten Jahren hatte der Chor künstlerische Höhen erreicht, was nur durch die enge Zusammenarbeit zwischen Chorleiter und Mitgliedern möglich war. Vor einem Jahr war der Chor zum ersten Mal in die Bundesrepublik gereist. Dort hat er eine besonders erfolgreiche Tournee absolviert. Nach dem gestrigen Abschiedskonzert des Kinderchores hatte der Südwestafrikanische Rat für Ausübende Künste eine kleine Abschiedsparty arrangiert, die die Chormitglieder und ihre Eltern und einige Gaste miteinander verbanden. Dirk Mudge, der stellvertretende Vorsitzende von SWARAK und außerdem Vorsitzender des Kinderchorkomitees, sagte, der Beifall am Schluss des Konzertes habe Scherer besser als irgendwelche Worte bewiesen, wie man ihn hier schätzt. Mudge wünschte Scherer Glück auf seinem künftigen Posten in der Bundesrepublik, betonte aber gleichzeitig nachdrücklich, dass Scherer in Südwestafrika stets wieder willkommen sei.
KONSOLIDIERUNG DER KARAKULINDUSTRIE
Windhoek – Vor kurzem wurde angekündigt, das Hudson's Bay und Annings, London, sowie die F.C.U. je einen 50 prozentigen Anteil in der neuen Firma Hudson's Bay en Annings (S.W.A.) (Elms) Bpk. erhalten haben. Dazu heißt es in einem redaktionellen Kommentar der ,,swakara-nuus":
„Diese neu gegründete Firma wird in Zukunft die volle Verantwortung für die Sortierung aller SWAKARA-Felle aus dem Produktionsgebiet im Sortierungszentrum Windhoek übernehmen.
Diese neue Regelung ist eine logische Entwicklung des jahrelangen Partnerschaftsabkommens, das seit 1950 zwischen Hudson's Bay Co und F.C.U. besteht. Nach dem Zusammenschluss der Firmen Hudson's Bay Co und Annings, Chadwick & Kiver in London mit dem Namen Hudson's Bay and Annings bleibt diese Übereinkunft noch stets bestehen.
Die Gründung dieser neuen Firma ändert also absolut nichts an der Bemarktung der SWAKARA-Felle Die einzige Änderung ist, dass das Partnerschaftsabkommen der Firma F.C.U. jetzt ersetzt wird durch eine direkte Beteiligung in einer eingetragenen Firma, wodurch die F.C.U. auch im Direktorium der Firma Hudson's Bay and Annings, London, vertreten sein wird.
MEHR US-PATROUILLEN IM INDISCHEN OZEAN
Washington – Die amerikanische Flotte wird künftig öfters und regelmäßig Patrouillenfahrten im Indischen Ozean unternehmen, sagte Verteidigungsminister James Schlesinger am letzten Freitag in Washington. Während des Vietnam-Krieges habe die amerikanische Flotte regelmäßig den Indischen Ozean besucht. Diese Fahrten sollen wieder aufgenommen und häufiger durchgeführt werden. (Der amerikanische Beschluss steht in Zusammenhang mit den Aktivitäten der Sowjetflotte im Indischen Ozean, die nun auch über einen Versorgungsstützpunkt auf Mauritius verfügt.)
IN ITALIEN: ENTFÜHRUNGEN WIE AM FLIESSBAND
Rom – Noch haben die Lösegeldverhandlungen für den entführten 27-jährigen Grafen Luigi Rossi di Montelera, den Sohn des Turiner „Wermut-Königs", nicht begonnen, und schon fragen sich ltaliens Reiche bereits angstvoll: Wer von uns wird der nächste sein? Kidnapping gehört mittlerweile zum italienischen Alltag. Von 1960 bis heute sind 320 Personen entführt worden.
Von ihnen wurden 312 für zusammen 60 Millionen Mark freigelassen. Für die restlichen acht wurde nichts bezahlt, und von ihnen wurde nie mehr etwas gesehen. Wer es sich leisten kann, umgibt sich heute mit einer Leibwache. Mailänder Industrielle drangen bei italienischen Versicherungsgesellschaften darauf, eine Versicherung gegen Entführungen einzuführen.
Früher war Menschenraub in Italien auf die armen ländlichen Gebiete der Apenninenhalbinsel beschränkt. Oft war es das Geschäft der Mafia. Heute jedoch sind vornehmlich kaltblütige Professionelle am Werk, die ihr Betätigungsfeld im norditalienischen Industrie-Dreieck haben. Kindesentführungen und Kidnapping aus politischen Motiven sind selten. Dat sich Graf Rossi auch für die italienischen Monarchisten begeisterte, wird die Gangster wahrscheinlich kaum interessiert haben.
Entführungen sind heute einfacher als Banküberfalle. Vor allem haben die Verbrecher einen sicheren Komplizen: die Familie der Betroffenen. Diese setzen alles daran, um eine Einmischung der Polizei auszuschalten. Durch Anwälte handeln die betroffenen Familien die Erpressungssumme aus. Erst nach der Freilassung greift die Polizei ein. So bleibt das Berufsrisiko der Kidnapper außerordentlich gering. Nur selten geht einer der Polizei ins Netz.
KURZ BERICHTET
Rom – In einem offenen Brief machte Gail Harris, die Mutter des entführten Paul Getty, ihrem ehemaligen Mann das Angebot, ihm ihre drei kleinen Kinder zu unterstellen, wenn er eine Million Dollar Lösegeld an die Kidnapper bezahlen würde. Die Kidnapper wollen zwar 3,6 Millionen Dollar haben, doch erklärte Frau Harris, dass sie und ihr Ex-Ehemann bereit wären, das Lösegeld vor der Freilassung ihres Sohnes zu übersenden. Der Großvater des Jungen, der Multimillionär Paul Getty, weigert sich standhaft, die Summe zu bezahlen, da sonst das Leben seiner anderen 14 Enkel und seiner Verwandten in Gefahr käme. Der Junge ist jetzt schon seit fünf Monaten verschwunden.
Chicago – Die Richter dieser zweitgrößten nordamerikanischen Stadt forderten letzte Woche eine Untersuchung durch einen unabhängigen Rat nach angeblichen Brutalitäten und Gewaltakten der örtlichen Polizei. Die „Chicago Tribune" hatte diese Terrorakte, die hauptsächlich gegen Schwarze gerichtet waren, mit Schlagzeilen bedacht und so die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht.
Windhoek – Zum letzten Mal dirigierte Ernst Scherer gestern Abend seinen Kinderchor. Scherer verlässt Windhoek, um sich in der Bundesrepublik niederzulassen. Wie Dirk Mudge, MdE, in einer Abschiedsansprache im Kreise der Chormitglieder und ihrer Eltern betonte, hat Ernst Scherer einen unübersehbaren Beitrag zur kulturellen Entwicklung in Südwestafrika geleistet. Für viele Chormitglieder und Eltern war es ein Abschied mit vielen Tranen. Besonders in den letzten Jahren hatte der Chor künstlerische Höhen erreicht, was nur durch die enge Zusammenarbeit zwischen Chorleiter und Mitgliedern möglich war. Vor einem Jahr war der Chor zum ersten Mal in die Bundesrepublik gereist. Dort hat er eine besonders erfolgreiche Tournee absolviert. Nach dem gestrigen Abschiedskonzert des Kinderchores hatte der Südwestafrikanische Rat für Ausübende Künste eine kleine Abschiedsparty arrangiert, die die Chormitglieder und ihre Eltern und einige Gaste miteinander verbanden. Dirk Mudge, der stellvertretende Vorsitzende von SWARAK und außerdem Vorsitzender des Kinderchorkomitees, sagte, der Beifall am Schluss des Konzertes habe Scherer besser als irgendwelche Worte bewiesen, wie man ihn hier schätzt. Mudge wünschte Scherer Glück auf seinem künftigen Posten in der Bundesrepublik, betonte aber gleichzeitig nachdrücklich, dass Scherer in Südwestafrika stets wieder willkommen sei.
KONSOLIDIERUNG DER KARAKULINDUSTRIE
Windhoek – Vor kurzem wurde angekündigt, das Hudson's Bay und Annings, London, sowie die F.C.U. je einen 50 prozentigen Anteil in der neuen Firma Hudson's Bay en Annings (S.W.A.) (Elms) Bpk. erhalten haben. Dazu heißt es in einem redaktionellen Kommentar der ,,swakara-nuus":
„Diese neu gegründete Firma wird in Zukunft die volle Verantwortung für die Sortierung aller SWAKARA-Felle aus dem Produktionsgebiet im Sortierungszentrum Windhoek übernehmen.
Diese neue Regelung ist eine logische Entwicklung des jahrelangen Partnerschaftsabkommens, das seit 1950 zwischen Hudson's Bay Co und F.C.U. besteht. Nach dem Zusammenschluss der Firmen Hudson's Bay Co und Annings, Chadwick & Kiver in London mit dem Namen Hudson's Bay and Annings bleibt diese Übereinkunft noch stets bestehen.
Die Gründung dieser neuen Firma ändert also absolut nichts an der Bemarktung der SWAKARA-Felle Die einzige Änderung ist, dass das Partnerschaftsabkommen der Firma F.C.U. jetzt ersetzt wird durch eine direkte Beteiligung in einer eingetragenen Firma, wodurch die F.C.U. auch im Direktorium der Firma Hudson's Bay and Annings, London, vertreten sein wird.
MEHR US-PATROUILLEN IM INDISCHEN OZEAN
Washington – Die amerikanische Flotte wird künftig öfters und regelmäßig Patrouillenfahrten im Indischen Ozean unternehmen, sagte Verteidigungsminister James Schlesinger am letzten Freitag in Washington. Während des Vietnam-Krieges habe die amerikanische Flotte regelmäßig den Indischen Ozean besucht. Diese Fahrten sollen wieder aufgenommen und häufiger durchgeführt werden. (Der amerikanische Beschluss steht in Zusammenhang mit den Aktivitäten der Sowjetflotte im Indischen Ozean, die nun auch über einen Versorgungsstützpunkt auf Mauritius verfügt.)
IN ITALIEN: ENTFÜHRUNGEN WIE AM FLIESSBAND
Rom – Noch haben die Lösegeldverhandlungen für den entführten 27-jährigen Grafen Luigi Rossi di Montelera, den Sohn des Turiner „Wermut-Königs", nicht begonnen, und schon fragen sich ltaliens Reiche bereits angstvoll: Wer von uns wird der nächste sein? Kidnapping gehört mittlerweile zum italienischen Alltag. Von 1960 bis heute sind 320 Personen entführt worden.
Von ihnen wurden 312 für zusammen 60 Millionen Mark freigelassen. Für die restlichen acht wurde nichts bezahlt, und von ihnen wurde nie mehr etwas gesehen. Wer es sich leisten kann, umgibt sich heute mit einer Leibwache. Mailänder Industrielle drangen bei italienischen Versicherungsgesellschaften darauf, eine Versicherung gegen Entführungen einzuführen.
Früher war Menschenraub in Italien auf die armen ländlichen Gebiete der Apenninenhalbinsel beschränkt. Oft war es das Geschäft der Mafia. Heute jedoch sind vornehmlich kaltblütige Professionelle am Werk, die ihr Betätigungsfeld im norditalienischen Industrie-Dreieck haben. Kindesentführungen und Kidnapping aus politischen Motiven sind selten. Dat sich Graf Rossi auch für die italienischen Monarchisten begeisterte, wird die Gangster wahrscheinlich kaum interessiert haben.
Entführungen sind heute einfacher als Banküberfalle. Vor allem haben die Verbrecher einen sicheren Komplizen: die Familie der Betroffenen. Diese setzen alles daran, um eine Einmischung der Polizei auszuschalten. Durch Anwälte handeln die betroffenen Familien die Erpressungssumme aus. Erst nach der Freilassung greift die Polizei ein. So bleibt das Berufsrisiko der Kidnapper außerordentlich gering. Nur selten geht einer der Polizei ins Netz.
KURZ BERICHTET
Rom – In einem offenen Brief machte Gail Harris, die Mutter des entführten Paul Getty, ihrem ehemaligen Mann das Angebot, ihm ihre drei kleinen Kinder zu unterstellen, wenn er eine Million Dollar Lösegeld an die Kidnapper bezahlen würde. Die Kidnapper wollen zwar 3,6 Millionen Dollar haben, doch erklärte Frau Harris, dass sie und ihr Ex-Ehemann bereit wären, das Lösegeld vor der Freilassung ihres Sohnes zu übersenden. Der Großvater des Jungen, der Multimillionär Paul Getty, weigert sich standhaft, die Summe zu bezahlen, da sonst das Leben seiner anderen 14 Enkel und seiner Verwandten in Gefahr käme. Der Junge ist jetzt schon seit fünf Monaten verschwunden.
Chicago – Die Richter dieser zweitgrößten nordamerikanischen Stadt forderten letzte Woche eine Untersuchung durch einen unabhängigen Rat nach angeblichen Brutalitäten und Gewaltakten der örtlichen Polizei. Die „Chicago Tribune" hatte diese Terrorakte, die hauptsächlich gegen Schwarze gerichtet waren, mit Schlagzeilen bedacht und so die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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