Vor 50 Jahren
1974-01-15
HUASFRAUEN KLAGEN: KEIN BROT
Windhoek – Aufgeregte Hausfrauen riefen bereits heute früh bei der AZ an und beschwerten sich darüber, dass in Windhoek plötzlich kein Brot zu bekommen sei. Angeblich standen Lastwagen voll Brot vor der Oryx Bäckerei. Das Brot dürfe jedoch nicht verteilt werden, weil keine Plastikverpackung vorhanden sei.
Hier einige Hausfrauenstimmen:
„Wir wollen Brot essen, kein Plastik."
„Über Generationen ist das Brot in Südwestafrika ohne Plastikverpackung geliefert worden. Das hat keinem geschadet."
„Erst die Teuerung und jetzt kein Brot."
Schnell war man geneigt, die Schuld der Bürokratie der Stadtverwaltung zuzuschieben. Die Gesundheitsbehörde bestätigt zwar das Vorliegen bestimmter Verpackungsvorschriften. Es wird doch nachdrücklich betont, dass keine Bäckerei mit der städtischen Gesundheitsbehörde in Verbindung getreten sei, um eventuell einen Ausweg aus dem Dilemma zu suchen. Das war Vormittag um 10 Uhr.
Die Oryx Bäckerei hatte bereits am 11. Januar eine Anzeige in der AZ veröffentlicht. Darin heißt es u.a.: „Wegen Zentralisierung unserer Betriebe könnten unvorhergesehene Schwierigkeiten die Auslieferung von Backwaren kurzfristig beeinträchtigen“.
Heute Vormittag wurde von Oryx erklärt, es bestehe jetzt ein Mangel an Plastiksäcken. Wegen der Ölkrise seien bestellte Lieferungen kurzfristig abgesagt worden. Es seien keine Plastiksäcke mehr vorhanden. Auch der Versuch, auf Papierverpackung auszuweichen, sei fehlgeschlagen. In Papierverpackung werde das Brot überdies erhitzt und breche. Die Gesundheitsbehörde habe unverpackte Lieferungen verboten.
127 NACH WIE VOR IN HAFT
Windhoek – 127 Nichtweiße, meist Ovambos, erschienen gestern kurz vor dem Hauptbantukommissar in Windhoek, D. S. Aucamp. Sie waren am Sonntag auf der Fahrt nach Rehoboth von der Polizei verhaftet worden.
Bei einer Polizeikontrolle zeigten sie ihre Ausweise nicht vor. Zurzeit wird geprüft, ob die Verhafteten gültige Ausweise haben oder nicht. Ferner wird die Identität der Verhafteten überprüft. Dabei wird untersucht, ob sie möglicherweise gefälschte Ausweise oder die Ausweise anderer Personen. besitzen.
Unter den 127 Personen in Haft befinden sich sieben Frauen. Sie hatten sich am Sonntag in einem Konvoi befunden, um in Rehoboth an einer Versammlung teilzunehmen, die von der militanten SWAPO-Jugendliga einberufen worden war. Diejenigen Personen, die sich ausweisen konnten, haben ihre Fahrt nach Rehoboth ungehindert fortgesetzt:
Gestern wurde vor Gericht die Entlassung gegen Kaution beantragt. Der Distriktskommandant der Polizei in Windhoek, Oberst Schädle, widersprach dem Antrag, da die Mehrheit der Personen noch festgestellt werden müsse. Weitere Untersuchungen seien im Gange. Neue Anklagen seien möglich. Der Vorsitzende, Hauptbantukommissar Aucamp, entsprach dem Antrag der Polizei.
SONDERKOMMISSIONEN SOLLEN ERPRESSER STELLEN
Münster/München – Zwei Sonderkommissionen der Polizei arbeiten jetzt in Münster an der Aufklärung von zwei spektakulären Erpressungen: der des Bischofs von Münster, Heinrich Tenhurnberg (58) und der des Regierungspräsidenten von Münster, Dr. Egbert Möcklinghoff (49). Die Polizei geht aufgrund mehrerer Tathinweise davon aus, dass die Erpresser – der eine forderte vom Bischof 1,5 Millionen, der andere vorn Regierungspräsidenten eine Million – getrennt voneinander „Kasse" machen wollen und sich wahrscheinlich nicht kennen.
Beide Erpresser haben sich heimtückische Drohungen ausgedacht, um ihre Opfer gefügig zu machen: In dem am 28. Dezember durch einen Unbeteiligten dem Bischof überbrachten, zwei Seiten langen, maschinengeschriebenen Drohbrief wurden die Entführung und Tötung eines Kindes sowie Giftanschläge mit Zyankali auf Hostien in den katholischen Kirchen angekündigt, falls der kirchliche Würdenträger nicht zahlen sollte. Möcklinghoffs Erpresser hat vor etwa sechs Wochen dem Regierungspräsidenten mit Autofallen aus Ziegelsteinen gedroht, die er in Augenhöhe an Nylonfaden von Brücken aus über den Fahrbahnen anbringen will.
Die Polizei hat inzwischen die Überwachung der Straßen verstärkt. Neuerdings werden such Kinderspielplatze und Kirchen besonders sorgfältig beobachtet.
NACH DER ÖLMARKTKONFUSION NEUE HOFFNUNG
Hamburg – Die Sicherheit aus dem ÖIgeschäft ist verschwunden, die Konfusion ist nahezu vollkommen. Im Augenblick erscheinen zwar die Versorgung und das Preisniveau im Großen und Ganzen stabil, doch das Bild trügt. Noch besteht keine Klarheit, wie sich die Kosten für die Rohölversorgung aufgrund der jüngsten Preissprünge durch die Organisation ölexportierender Länder (OPEC) entwickeln werden, zumal das neue Preisniveau nur bis Ende März gelten und offenbar die Preiswilligkeit und Zahlungsfähigkeit der Industrienationen abtasten soll. Gleichgültig aber, ob sich die OPEC bis dahin auf ein langfristiges, überschaubares Preisniveau einigen kann, bleibt immer noch die Unsicherheit, welche Rohölmengen den großen Verbraucherländern zur Verfügung gestellt werden. Denn bei der Festlegung der Förderquoten spielen politische und nicht wirtschaftliche Fragen die grate Rohe.
So wird vor allem zurzeit Westeuropa demonstriert, in welche Abhängigkeit diese Lander in ihrem Wohl und Wehe geraten sind. Fest steht schon, dass die Wachstumsraten in der Industrie abnehmen werden, da sich die Energie enorm verteuert. Daher ist es zwingend notwendig, so rasch wie möglich alternative Energiequellen wie Kohle und Kernenergie sowie Ölvorkommen außerhalb der OPEC-Länder zu erschIießen. Fachleute sprechen von bevorstehenden sieben mageren Jahren und einem späteren Übergang zu einem ausgewogeneren Weltenergiemarkt.
Windhoek – Aufgeregte Hausfrauen riefen bereits heute früh bei der AZ an und beschwerten sich darüber, dass in Windhoek plötzlich kein Brot zu bekommen sei. Angeblich standen Lastwagen voll Brot vor der Oryx Bäckerei. Das Brot dürfe jedoch nicht verteilt werden, weil keine Plastikverpackung vorhanden sei.
Hier einige Hausfrauenstimmen:
„Wir wollen Brot essen, kein Plastik."
„Über Generationen ist das Brot in Südwestafrika ohne Plastikverpackung geliefert worden. Das hat keinem geschadet."
„Erst die Teuerung und jetzt kein Brot."
Schnell war man geneigt, die Schuld der Bürokratie der Stadtverwaltung zuzuschieben. Die Gesundheitsbehörde bestätigt zwar das Vorliegen bestimmter Verpackungsvorschriften. Es wird doch nachdrücklich betont, dass keine Bäckerei mit der städtischen Gesundheitsbehörde in Verbindung getreten sei, um eventuell einen Ausweg aus dem Dilemma zu suchen. Das war Vormittag um 10 Uhr.
Die Oryx Bäckerei hatte bereits am 11. Januar eine Anzeige in der AZ veröffentlicht. Darin heißt es u.a.: „Wegen Zentralisierung unserer Betriebe könnten unvorhergesehene Schwierigkeiten die Auslieferung von Backwaren kurzfristig beeinträchtigen“.
Heute Vormittag wurde von Oryx erklärt, es bestehe jetzt ein Mangel an Plastiksäcken. Wegen der Ölkrise seien bestellte Lieferungen kurzfristig abgesagt worden. Es seien keine Plastiksäcke mehr vorhanden. Auch der Versuch, auf Papierverpackung auszuweichen, sei fehlgeschlagen. In Papierverpackung werde das Brot überdies erhitzt und breche. Die Gesundheitsbehörde habe unverpackte Lieferungen verboten.
127 NACH WIE VOR IN HAFT
Windhoek – 127 Nichtweiße, meist Ovambos, erschienen gestern kurz vor dem Hauptbantukommissar in Windhoek, D. S. Aucamp. Sie waren am Sonntag auf der Fahrt nach Rehoboth von der Polizei verhaftet worden.
Bei einer Polizeikontrolle zeigten sie ihre Ausweise nicht vor. Zurzeit wird geprüft, ob die Verhafteten gültige Ausweise haben oder nicht. Ferner wird die Identität der Verhafteten überprüft. Dabei wird untersucht, ob sie möglicherweise gefälschte Ausweise oder die Ausweise anderer Personen. besitzen.
Unter den 127 Personen in Haft befinden sich sieben Frauen. Sie hatten sich am Sonntag in einem Konvoi befunden, um in Rehoboth an einer Versammlung teilzunehmen, die von der militanten SWAPO-Jugendliga einberufen worden war. Diejenigen Personen, die sich ausweisen konnten, haben ihre Fahrt nach Rehoboth ungehindert fortgesetzt:
Gestern wurde vor Gericht die Entlassung gegen Kaution beantragt. Der Distriktskommandant der Polizei in Windhoek, Oberst Schädle, widersprach dem Antrag, da die Mehrheit der Personen noch festgestellt werden müsse. Weitere Untersuchungen seien im Gange. Neue Anklagen seien möglich. Der Vorsitzende, Hauptbantukommissar Aucamp, entsprach dem Antrag der Polizei.
SONDERKOMMISSIONEN SOLLEN ERPRESSER STELLEN
Münster/München – Zwei Sonderkommissionen der Polizei arbeiten jetzt in Münster an der Aufklärung von zwei spektakulären Erpressungen: der des Bischofs von Münster, Heinrich Tenhurnberg (58) und der des Regierungspräsidenten von Münster, Dr. Egbert Möcklinghoff (49). Die Polizei geht aufgrund mehrerer Tathinweise davon aus, dass die Erpresser – der eine forderte vom Bischof 1,5 Millionen, der andere vorn Regierungspräsidenten eine Million – getrennt voneinander „Kasse" machen wollen und sich wahrscheinlich nicht kennen.
Beide Erpresser haben sich heimtückische Drohungen ausgedacht, um ihre Opfer gefügig zu machen: In dem am 28. Dezember durch einen Unbeteiligten dem Bischof überbrachten, zwei Seiten langen, maschinengeschriebenen Drohbrief wurden die Entführung und Tötung eines Kindes sowie Giftanschläge mit Zyankali auf Hostien in den katholischen Kirchen angekündigt, falls der kirchliche Würdenträger nicht zahlen sollte. Möcklinghoffs Erpresser hat vor etwa sechs Wochen dem Regierungspräsidenten mit Autofallen aus Ziegelsteinen gedroht, die er in Augenhöhe an Nylonfaden von Brücken aus über den Fahrbahnen anbringen will.
Die Polizei hat inzwischen die Überwachung der Straßen verstärkt. Neuerdings werden such Kinderspielplatze und Kirchen besonders sorgfältig beobachtet.
NACH DER ÖLMARKTKONFUSION NEUE HOFFNUNG
Hamburg – Die Sicherheit aus dem ÖIgeschäft ist verschwunden, die Konfusion ist nahezu vollkommen. Im Augenblick erscheinen zwar die Versorgung und das Preisniveau im Großen und Ganzen stabil, doch das Bild trügt. Noch besteht keine Klarheit, wie sich die Kosten für die Rohölversorgung aufgrund der jüngsten Preissprünge durch die Organisation ölexportierender Länder (OPEC) entwickeln werden, zumal das neue Preisniveau nur bis Ende März gelten und offenbar die Preiswilligkeit und Zahlungsfähigkeit der Industrienationen abtasten soll. Gleichgültig aber, ob sich die OPEC bis dahin auf ein langfristiges, überschaubares Preisniveau einigen kann, bleibt immer noch die Unsicherheit, welche Rohölmengen den großen Verbraucherländern zur Verfügung gestellt werden. Denn bei der Festlegung der Förderquoten spielen politische und nicht wirtschaftliche Fragen die grate Rohe.
So wird vor allem zurzeit Westeuropa demonstriert, in welche Abhängigkeit diese Lander in ihrem Wohl und Wehe geraten sind. Fest steht schon, dass die Wachstumsraten in der Industrie abnehmen werden, da sich die Energie enorm verteuert. Daher ist es zwingend notwendig, so rasch wie möglich alternative Energiequellen wie Kohle und Kernenergie sowie Ölvorkommen außerhalb der OPEC-Länder zu erschIießen. Fachleute sprechen von bevorstehenden sieben mageren Jahren und einem späteren Übergang zu einem ausgewogeneren Weltenergiemarkt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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