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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-02-13
ÜBERSCHWEMMUNGSGEFAHR IM SÜDEN

Keetmanshoop – Auf der Farm Hartebeespan, etwa 130 km südöstlich Keetmanshoops, halt eine riesige Pfanne zurzeit schätzungsweise 5,1 Millionen Kubikmeter Wasser, die nach schwerem Regen dort hineingeströmt sind. Außerdem wird diese Pfanne auch noch aus überlaufenden Staudämmen oberhalb gespeist. Die Wassermassen werden von einem natürlichen Schutzwall, der inzwischen aus Gründen der Sicherheit mit Erdbewegungsmaschinen erhöht worden ist, gestaut.

Nach Angaben des Farmbesitzers, Piet Conradie, sowie der Polizei besteht die Gefahr, dass der Wall durch die aufgesogene Feuchtigkeit brechen kann. Falls er die gestauten Wassermassen schlagartig freiläßt, werden mindestens acht Farmen unterhalb dieser Pfanne überschwemmt. Das Wasser fließt dann zunächst in einen Nebenarm des Gaiab-Riviers. Die Polizei hat die Bewohner dieser Farmen und die unmittelbaren Anlieger des Riviers in einen Zustand der Alarmbereitschaft versetzt, damit sie kurzfristig ihre Wohnungen räumen können. Polizeihubschrauber werden ebenfalls in Bereitschaft gehalten.

BAADER-MEINHOF-SCHLUPFWINKEL GESTÜRMT

Hamburg/Frankfurt – In einer Überraschungsaktion hat eine Spezialgruppe der Polizei in der Nacht zum 4. Februar in Hamburg und Frankfurt sieben zum harten Kern gehörende Mitglieder einer Nachfolgeorganisation der Baader-Meinhof-Bande festgenommen.

Dazu gehören Margrit Schiller (24), Ilse Stachowiak (19), Helmut Pohl (29) und Christa Eckes (23). Während Margrit Schiller und zwei weitere Bandenmitglieder in Frankfurt gefasst wurden, hielten sich Stachowiak, Pohl und Eckes zur Zeit der Festnahme in einer Wohnung im Hamburger Stadtteil Winterhude auf.

Die in Hamburg Festgenommenen wurden am 4. Februar morgens um vier Uhr von der Polizei im Schlaf überrascht. Das mobile Einsatzkommando brachte an der Tür der im siebten Stock eines großen Wohnblocks gelegenen Wohnung Sprengstoff an, zündete die Ladung und entwaffnete die Baader-Meinhof-Mitglieder, noch bevor sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten. Die Anarchisten trugen alle entsicherte Pistolen bei sich.

In der Wohnung, die schon seit längerer Zeit beobachtet worden war, fanden die Polizisten zwei Maschinenpistolen, zwei Schrotflinten mit abgesagtem Lauf, zehn Neun-Millimeter-Pistolen (Parabellum), Rohrbomben, Handgranaten und außerdem 50 falsche Pässe.

EXPLOSION IM „LIBERATION CENTRE“ LUSAKAS

Lusaka/London – Ein Vertreter des African National Congress (ANC) aus Südafrika, John Dube, ist am Dienstag bei einer Explosion im sogenannten „Liberation Centre" in Lusaka getötet worden. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Das verlautet aus unterrichteten Quellen. Der ANC ist in Südafrika verboten.

Die Polizei war bisher lediglich bereit, die Explosion als solche zu bestätigen. In dem Zentrum sind verschiedene sogenannte Befreiungsbewegungen beherbergt, die im südlichen Afrika einen Guerillakampf gegen Rhodesien, die portugiesischen Besitzungen sowie Süd- und Südwestafrika führen. Nähere Einzelheiten über den Umfang der Explosion sowie den entstandenen Schaden konnte oder wollte die Polizei nicht bekanntgeben. Aus zuverlässiger Quelle verlautet jedoch, dass es sich um eine schwere Explosion gehandelt haben muss, die vor allem erheblichen Sachschaden angerichtet hat. So soll ein riesiges Loch in das Dach des Gebäudes gerissen worden sein, während ein beachtlicher Teil der Inneneinrichtung zerstört wurde.

WHISKY WÄRMT NICHT

Tel Aviv – Armeeärzte warnten die Frontsoldaten auf den schneebedeckten Golan-Höhen Whisky zu trinken, um sich warm zu halten. Das Wärmegefühl sei nur von kurzer Dauer und eine Illusion, denn in Wirklichkeit verliere man durch Alkohol an Wärme. Frontsoldaten sollten bei Kälte keinen Alkohol genießen, da er „apathisch und schläfrig" mache.

VERHAFTUNG DES NOBELPREISTRÄGERS SOLSCHENIZYN

Moskau – Der 55-jährige Sowjetdichter Alexander Issajewitsch Solschenizyn, der 1970 den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, ist am Dienstagabend in Moskau von fünf uniformierten Polizisten verhaftet worden. Der Verhaftung ging seit sechs Wochen eine gegen ihn gerichtete Pressekampagne voraus, weil er im Ausland das Buch „Gulag Archipelago" veröffentlicht hatte, dass in einer autobiographie-ähnlichen Form die Geschichte der Greuel in sowjetischen Arbeitslagern schildert. Solschenizyn hatte vor einigen Tagen eine Vorladung des Staatsanwaltes erhalten, der er jedoch keine Folge leistete. Auch eine zweite Vorladung beachtete er nicht. Daraufhin wurde er verhaftet.

In einer vorbereiteten Erklärung, die von seiner Frau den ausländischen Pressevertretern in Moskau übergeben werden sollte, wenn er verhaftet wurde, heißt es, wenn er ins Gefängnis komme, müssten die Behörden ihn rasch töten, weil er die Wahrheit über die russische Geschichte geschrieben habe. Wenn er vor Gericht gestellt werde, so werde er keine Fragen beantworten. Er erkläre zum Voraus, daß kein Gericht kompetent sei, über die russische Literatur oder über die Werke eines Schriftstellers zu urteilen. Er werde nicht freiwillig vor Gericht erscheinen. Da er schon acht Jahre seines Lebens in staatlichen Zwangsarbeitslagern verbracht habe, wo er an Krebs erkrankte, werde er keine halbe Stunde für seine Unterdrücker arbeiten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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