Vor 50 Jahren
1974-04-02
FERNSEHEN AUCH FÜR SÜDWESTAFRIKA
Windhoek – In Windhoek kann man wahrscheinlich ab heute 14 Uhr die Versuchssendungen des südafrikanischen Fernsehens hören, wenn auch nicht sehen, es sei denn, man besitzt ein Fernsehgerät. Bei Redaktionsschluss war die Sendefrequenz der Versuchssendungen noch nicht bekannt. Die Versuchssendungen erfolgen auf Ultrakurzwelle. Die Frequenz wird voraussichtlich zwischen denen der Sendekanäle von Afrikaans und Englisch liegen. Die Frequenz soll so ausgesucht werden, dass sie den ohnehin nicht störungsfreien Empfang nicht noch mehr in Mitleidenschaft zieht.
Wie das Hauptquartier der südafrikanischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft heute in Johannesburg bekanntgab, soll das Fernsehen in Teilen Südwestafrika, darunter in Windhoek, Walvis Bay und Oshakati, ab 1. April 1975 eingeführt werden. Ein transportabler Fernsehturm für Versuchssendungen wurde während des Wochenendes auf einem Wasserreservoir in Windhoek installiert. Der Fernsehturm, der so massiv aussieht, besteht in Wirklichkeit aus einer selbsttragenden Leichtmetall- und Plastikkonstruktion, die nach der Art der Fertigbauweise zusammengesetzt wird, wobei die oberste „Glocke“ von einem Hubschrauber in Position gebracht wird.
LETZTE MELDUNG
Lusaka – Bischof Colin Winter, der aus Südwestafrika ausgewiesen wurde und der sich kürzlich mit Suffraganbischof Wood in Botswana getroffen hatte, erlitt in Lusaka einen Herzanfall. Der militante Bischof, der u.a. zusammen mit SWAPO demonstrierte, muss sich einige Wochen Ruhe gönnen.
NEUE MACHTPROBEN IN ÄTHOPIEN
Addis Abeba – Die äthiopische Armee ist durch die neuen Militärunruhen in der Provinz Eritrea zum ersten Mal in zwei feindliche Lager gespalten worden. Ein Zusammenstoß wird in Addis Abeba nicht mehr ausgeschlossen. Die Armee, die vor einem Monat geschlossen zum Sturz der alten kaiserlichen Regierung beitrug, spricht nicht mehr mit einer Stimme. Aus der Nordprovinz Eritrea meldete sich jetzt ein Radiosender der „Streitkräfte des Nordens". Die Sendung kam aus Asmara, wo jüngere Offiziere der zweiten Division zum zweiten Mal in vier Wochen mit ihren folgsamen Truppen die politische Macht ergriffen. Diesmal soll es nicht um höheren Sold, sondern um die Einlösung politischer Versprechen der neuen Regierung gehen. Überraschende Festnahmen im Offizierskorps scheinen die Atmosphäre noch angeheizt zu haben.
Höhere Offiziere anderer Truppenteile folgen aber offenbar nicht mehr den Maximalforderungen der jungen Leutnants und Obersten. Wie ferner von gutunterrichteter Seite in Addis Abeba verlautete, sollen kaisertreue Truppenführer bereit sein, „gegen Rebellen vorzugehen". Das war bei der Militärrevolte von Ende Februar nicht der Fall.
FLITTERWOCHE FÜR KISSINGER
Acapulco (Mexiko) – Der amerikanische Außenminister Henry Kissinger ist mit seiner Frau in Acapulco eingetroffen, wo das neuvermählte Paar eine Woche verbringen wird. Die streng geheim gehaltene Hochzeit fand am Samstag im Arlingtoner Gericht statt, wobei nur einige Verwandte und Freunde sowie Kissingers Kinder aus erster Ehe, die fünfzehnjährige Elizabeth und der zwölfjährige David anwesend waren. Die Heirat Kissingers mit Nancy Maginnes, einer Dame aus New Yorker Gesellschaftskreisen, kam überraschend und wurde erst bekanntgegeben, als das Paar nach Mexiko abgeflogen war.
BLUTIGES WOCHENENDE IN NORDIRLAND
Belfast/London – In drei nordirischen Städten sind über das Wochenende sechs Personen getötet und 28 verletzt worden. In Bangor wurden durch sechs Brandbomben mehrere Geschäfte zerstört. Die ganze Hauptstraße stand in Flammen. Zwei Personen wurden getötet und 20 verletzt. In Belfast wurden zwei Manner getötet und 15 verletzt, als eine Bombe von einem vorbeirasenden Auto in eine vollbesetzte Bar im protestantischen Stadtteil geworfen wurde. Einige Stunden vorher kamen zwei Personen ums Leben, als diese versuchten, Explosivstoffe aus einer von Katholiken besuchten Bar zu entfernen. Im Zentrum von Lisburn explodierten zwei Bomben, durch die Häuser beschädigt wurden. Es wurde nur ein Soldat verletzt, da rechtzeitig Warnungen ausgegeben wurden, so dass die gefährdeten Straßen geräumt werden konnten. In Strabane, in der Nähe der irischen Grenze, wurde ein Armeeposten beschossen. Dabei wurde ein zwölfjähriger Junge versehentlich getroffen und an der Hüfte verletzt.
FÜR INDIRA GANDHI GIBT ES KEINE ALTERNATIVE
Neu-Delhi – Die jüngsten Unruhen im indischen Unionsstaat Gujerat haben wieder Diskussionen darüber ausgelöst, welche Aussichten für eine gewaltsame Machtveränderung in diesem riesigen Entwicklungsland bestehen. Doch trotz der Schüsse auf vom Hunger verzweifelte Demonstranten in Gujerat sind sich Beobachter weiterhin einig, dass auf absehbare Zeit kein ernst zu nehmender Angriff auf die Demokratie in Indien zu befürchten ist – weder von links noch von rechts.
So ist es um die linksextremen Revolutionäre, die vor einigen Jahren noch die Industrieprovinz Westbengalen unsicher gemacht hatten, still geworden. Diese prochinesischen „Naxaliten", auf deren Konto nach Meinung der Polizei Tausende von politischen Morden gehen, sind vorerst dem Druck der Exekutive gewichen, die sich dabei nach allgemeiner Überzeugung allerdings auch keine besonderen Verdienste um die Erhaltung der Grundrechte erworben hat.
Windhoek – In Windhoek kann man wahrscheinlich ab heute 14 Uhr die Versuchssendungen des südafrikanischen Fernsehens hören, wenn auch nicht sehen, es sei denn, man besitzt ein Fernsehgerät. Bei Redaktionsschluss war die Sendefrequenz der Versuchssendungen noch nicht bekannt. Die Versuchssendungen erfolgen auf Ultrakurzwelle. Die Frequenz wird voraussichtlich zwischen denen der Sendekanäle von Afrikaans und Englisch liegen. Die Frequenz soll so ausgesucht werden, dass sie den ohnehin nicht störungsfreien Empfang nicht noch mehr in Mitleidenschaft zieht.
Wie das Hauptquartier der südafrikanischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft heute in Johannesburg bekanntgab, soll das Fernsehen in Teilen Südwestafrika, darunter in Windhoek, Walvis Bay und Oshakati, ab 1. April 1975 eingeführt werden. Ein transportabler Fernsehturm für Versuchssendungen wurde während des Wochenendes auf einem Wasserreservoir in Windhoek installiert. Der Fernsehturm, der so massiv aussieht, besteht in Wirklichkeit aus einer selbsttragenden Leichtmetall- und Plastikkonstruktion, die nach der Art der Fertigbauweise zusammengesetzt wird, wobei die oberste „Glocke“ von einem Hubschrauber in Position gebracht wird.
LETZTE MELDUNG
Lusaka – Bischof Colin Winter, der aus Südwestafrika ausgewiesen wurde und der sich kürzlich mit Suffraganbischof Wood in Botswana getroffen hatte, erlitt in Lusaka einen Herzanfall. Der militante Bischof, der u.a. zusammen mit SWAPO demonstrierte, muss sich einige Wochen Ruhe gönnen.
NEUE MACHTPROBEN IN ÄTHOPIEN
Addis Abeba – Die äthiopische Armee ist durch die neuen Militärunruhen in der Provinz Eritrea zum ersten Mal in zwei feindliche Lager gespalten worden. Ein Zusammenstoß wird in Addis Abeba nicht mehr ausgeschlossen. Die Armee, die vor einem Monat geschlossen zum Sturz der alten kaiserlichen Regierung beitrug, spricht nicht mehr mit einer Stimme. Aus der Nordprovinz Eritrea meldete sich jetzt ein Radiosender der „Streitkräfte des Nordens". Die Sendung kam aus Asmara, wo jüngere Offiziere der zweiten Division zum zweiten Mal in vier Wochen mit ihren folgsamen Truppen die politische Macht ergriffen. Diesmal soll es nicht um höheren Sold, sondern um die Einlösung politischer Versprechen der neuen Regierung gehen. Überraschende Festnahmen im Offizierskorps scheinen die Atmosphäre noch angeheizt zu haben.
Höhere Offiziere anderer Truppenteile folgen aber offenbar nicht mehr den Maximalforderungen der jungen Leutnants und Obersten. Wie ferner von gutunterrichteter Seite in Addis Abeba verlautete, sollen kaisertreue Truppenführer bereit sein, „gegen Rebellen vorzugehen". Das war bei der Militärrevolte von Ende Februar nicht der Fall.
FLITTERWOCHE FÜR KISSINGER
Acapulco (Mexiko) – Der amerikanische Außenminister Henry Kissinger ist mit seiner Frau in Acapulco eingetroffen, wo das neuvermählte Paar eine Woche verbringen wird. Die streng geheim gehaltene Hochzeit fand am Samstag im Arlingtoner Gericht statt, wobei nur einige Verwandte und Freunde sowie Kissingers Kinder aus erster Ehe, die fünfzehnjährige Elizabeth und der zwölfjährige David anwesend waren. Die Heirat Kissingers mit Nancy Maginnes, einer Dame aus New Yorker Gesellschaftskreisen, kam überraschend und wurde erst bekanntgegeben, als das Paar nach Mexiko abgeflogen war.
BLUTIGES WOCHENENDE IN NORDIRLAND
Belfast/London – In drei nordirischen Städten sind über das Wochenende sechs Personen getötet und 28 verletzt worden. In Bangor wurden durch sechs Brandbomben mehrere Geschäfte zerstört. Die ganze Hauptstraße stand in Flammen. Zwei Personen wurden getötet und 20 verletzt. In Belfast wurden zwei Manner getötet und 15 verletzt, als eine Bombe von einem vorbeirasenden Auto in eine vollbesetzte Bar im protestantischen Stadtteil geworfen wurde. Einige Stunden vorher kamen zwei Personen ums Leben, als diese versuchten, Explosivstoffe aus einer von Katholiken besuchten Bar zu entfernen. Im Zentrum von Lisburn explodierten zwei Bomben, durch die Häuser beschädigt wurden. Es wurde nur ein Soldat verletzt, da rechtzeitig Warnungen ausgegeben wurden, so dass die gefährdeten Straßen geräumt werden konnten. In Strabane, in der Nähe der irischen Grenze, wurde ein Armeeposten beschossen. Dabei wurde ein zwölfjähriger Junge versehentlich getroffen und an der Hüfte verletzt.
FÜR INDIRA GANDHI GIBT ES KEINE ALTERNATIVE
Neu-Delhi – Die jüngsten Unruhen im indischen Unionsstaat Gujerat haben wieder Diskussionen darüber ausgelöst, welche Aussichten für eine gewaltsame Machtveränderung in diesem riesigen Entwicklungsland bestehen. Doch trotz der Schüsse auf vom Hunger verzweifelte Demonstranten in Gujerat sind sich Beobachter weiterhin einig, dass auf absehbare Zeit kein ernst zu nehmender Angriff auf die Demokratie in Indien zu befürchten ist – weder von links noch von rechts.
So ist es um die linksextremen Revolutionäre, die vor einigen Jahren noch die Industrieprovinz Westbengalen unsicher gemacht hatten, still geworden. Diese prochinesischen „Naxaliten", auf deren Konto nach Meinung der Polizei Tausende von politischen Morden gehen, sind vorerst dem Druck der Exekutive gewichen, die sich dabei nach allgemeiner Überzeugung allerdings auch keine besonderen Verdienste um die Erhaltung der Grundrechte erworben hat.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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